PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Psychiatrie/Psychosomatik BW



docno7
05.08.2020, 16:29
Hallo liebe Forengemeinde,

Ich bin aktuell auf Stellensuche im Bereich Psychiatrie/Psychosomatik in Baden-Württemberg und wäre dankbar für Tips, welche Kliniken empfehlenswert sind und welche eher nicht so. Gerne auch per PN...
Sehe ich das richtig, dass eher eine Stelle in der Psy empfehlenswert wäre, um sich mehr Optionen/ein breiteres Einsatzgebiet und mehr Wissen zur Pharmakotherapie zu erarbeiten?
Vielen Dank :)

docno7
06.08.2020, 17:23
Niemand? :/

Nulllinie
06.08.2020, 17:55
Naja... die Frage ist ja unter anderem was dich mehr interessiert (Psychiatrie vs. Psychosomatik) und in welche Region du wollen würdest?

docno7
06.08.2020, 20:29
Von der Region her soll es BaWü oder (notfalls) Bayern werden.
Beim Fach bin ich mir noch nicht ganz sicher...
Psychosomatik bietet denke ich angenehmere Arbeitsbedingungen, wobei es in der Psychiatrie mehr Stellen gibt und man mit Psychiatrie ja später auch in der Psychosomatik arbeiten kann...
Die Krankheitsbilder überschneiden sich ja zum Teil und Interesse ist für beide Fächer vorhanden.
Leider hab ich nie famuliert oder PJ gemacht, denkt ihr das wird zum Problem bei der Stellensuche?

rafiki
06.08.2020, 21:05
wobei es in der Psychiatrie mehr Stellen gibt und man mit Psychiatrie ja später auch in der Psychosomatik arbeiten kann...

Ja, das ist noch so, ändert sich aber zunehmend, da die Psychosomatik sich derzeit eigenständig weiterentwickelt - auch deshalb, weil die Psychiatrie völlig verkrustet einseitig im Biologismus stecken geblieben ist. Zumindest in einigen LÄK braucht man kein psychiatrisches Fremdjahr mehr für die Psychosomatik (was ich nicht gut finde!). Und zunehmend werden für verantwortliche Positionen in guten Psychosomatiken tatsächlich ausdrücklich Psychosomatiker gesucht, übrigens gerne als Doppel-FA, sei es mit Psychiatrie oder einem somatischen Fachgebiet. Es gibt viel zu wenige (gute) Psychosomatiker.



Die Krankheitsbilder überschneiden sich ja zum Teil und Interesse ist für beide Fächer vorhanden.


Richtig, und daher sind vertiefte Kenntnisse in beiden Richtungen für das jeweils andere Fach essentiell, am besten gleich den Doppelfacharzt (oder sogenannte "große Psychomedizin", dauert ca. 8 Jahre, ggf. ist Verkürzung möglich).



Leider hab ich nie famuliert oder PJ gemacht, denkt ihr das wird zum Problem bei der Stellensuche?

Ganz klar: nein.

davo
07.08.2020, 05:40
...weil die Psychiatrie völlig verkrustet einseitig im Biologismus stecken geblieben ist.

Das stimmt natürlich nicht.

Psychosomatik hat IMHO sehr viele Nachteile: du kannst damit nicht ins Ausland, du hast Patienten, die zum Gutteil sehr anstrengend sind, und alle wirklich interessanten und akuten Fälle entgehen dir. Und falls einen als Psychiater später mal die psychotherapeutische Medizin ohne Akutversorgung, ohne Psychosen und ohne Intoxikationen interessieren sollte, gibt es viele psychiatrische Kliniken, die sich ohnehin auf ein ähnliches Spektrum spezialisiert haben.

Stellen gibt es in beiden Fächern ohne Ende und wirst du auch ohne Famulatur oder PJ völlig problemlos finden.

rafiki
07.08.2020, 06:14
und alle wirklich interessanten und akuten Fälle entgehen dir.

Diese Ansicht ist ja süß, aber zeigt, dass du keinen blassen Schimmer von dem Fachgebiet hast. Also bitte nicht überall Senf dazu geben, wovon man nur Hörensagenahnung hat.

davo
07.08.2020, 06:24
Und diese Art der Kommunikation hast du in deinen Psycho-Kursen gelernt? :-))

Ja panisch
07.08.2020, 06:48
Aber was gibt es in der Pscychosomatik denn an akuten Fällen (frage aus Neugier)?
Bevor der Patient dort hin kommt, muss er somatisch (organisch) ja schon mal gesund sein. der Patient mit dem chronischen Schmerz wird auch der Schmerzmedizin zugewiesen, und die haben ja selbst ihre Therapeuten und Psychologen. Mir fällt nur die 29 Jährige Depressive ein, die seit Jahren nicht mehr arbeiten gehen kann, weil Bauchschmerzen bekommt, wenn sie zur Arbeit fahren soll. Vielleicht auch der Patient, der Stammgast in der NA ist, weil er denkt, er habe einen Herzinfarkt. Aber akut ist das ja nicht, bis die in die Psychosomatik kommen. Und spannend ? Für mich nicht, aber bin auch eher der handwerkliche Typ.

rafiki
07.08.2020, 09:13
Und diese Art der Kommunikation hast du in deinen Psycho-Kursen gelernt? :-))

Durchaus, nämlich für den Umgang mit Patientenattitüden, die den deinen ähneln.;-)

rafiki
07.08.2020, 10:40
Bevor der Patient dort hin kommt, muss er somatisch (organisch) ja schon mal gesund sein.

Leider ein weit verbreiteter Irrtum.
Ein großer Teil der psychosomatischen Klientel sind körperlich real schwer krank, aber die somatische Seite der Therapie allein reicht eben nicht aus. Ein anderer Teil können z. B. schwerste Traumafolgestörungen sein mit ständigen massiven Dekompensationen, Dissoziationen, Wahrnehmungsstörungen etc. pp.

docno7
07.08.2020, 11:13
Vielen Dank erstmal für die Antworten...
Ich glaube es kommt in beiden Fächern auch ziemlich auf die Klinik an, wie das Fach dort umgesetzt wird, oder?

Es gibt ja auch psychosomatische Abteilungen, die der Inneren zugeordnet sind? An der PSO hat mich wie ich ehrlich zugeben muss ursprünglich das Innere Jahr abgeschreckt, aber das wurde ja nach der neuen WBO durch ein beliebiges somatisches Fach ersetzt....Das Jahr hätte ich sogar voll.

Vielleicht ist es das Beste, in beiden Fächern zu hospitieren und dann zu entscheiden?
Für mich hängt halt auch viel vom Team, der Atmosphäre etc pp ab.

Freue mich auch über weitere Gedanken/Anregungen/Tips zum Thema!

Ja panisch
07.08.2020, 16:26
ah ok, dann verstehe ich iwie nicht den Sinn eines Doppelfacharztes mit psychiatrie und psychosomatik. da find ich anästhesie passender. aber das würde wahrscheinlich kein Mensch machen :D
Leider ein weit verbreiteter Irrtum.
Ein großer Teil der psychosomatischen Klientel sind körperlich real schwer krank, aber die somatische Seite der Therapie allein reicht eben nicht aus. Ein anderer Teil können z. B. schwerste Traumafolgestörungen sein mit ständigen massiven Dekompensationen, Dissoziationen, Wahrnehmungsstörungen etc. pp.

h3nni
07.08.2020, 17:08
Richtig, und daher sind vertiefte Kenntnisse in beiden Richtungen für das jeweils andere Fach essentiell, am besten gleich den Doppelfacharzt (oder sogenannte "große Psychomedizin", dauert ca. 8 Jahre, ggf. ist Verkürzung möglich).

Hast du den Doppel-FA gemacht? Wie läuft das eigentlich mit der Bezahlung? Bleibt man da dann 3 Jahre länger in Ä1? Das ist ja auch als Facharzt schon wieder ne Erfahrungsstufe, die fehlen würde. Frage mich das auch bei "Nervenheilkunde", in denen es auch 8-Jahres-Modelle mit jährlichen Rotationen gibt. Man ist ja dann nicht nach 5 Jahren FA-reif.

Nulllinie
07.08.2020, 18:10
Bei uns kann man Doppelfacharzt Innere und Psychosomatik machen. Sind dann 9 Jahre. Du steigst vom Gehalt während der Assistentarztzeit jährlich auf und nach dem ersten Facharzt (also wenns nach Plan läuft nach 5 Jahren) wirst du auch als Facharzt bezahlt. Bei uns an det Klinik ist der Doppelfacharzt kein Muss, erhöht aber die Chancen auf eine OA-Stelle.
Allerdings kostet die Therapeutenausbildung bei uns einiges.

rafiki
07.08.2020, 18:31
Hast du den Doppel-FA gemacht? Wie läuft das eigentlich mit der Bezahlung? Bleibt man da dann 3 Jahre länger in Ä1?

Nein, ich habe durchgehend als OA (also während der gesamten Weiterbildungszeit) den zweiten FA gemacht in einem Haus, wo beides parallel läuft. Wäre ja schön blöd, solange Assistent zu sein. Muss man sich natürlich selbst so organisieren.

rafiki
07.08.2020, 18:41
ah ok, dann verstehe ich iwie nicht den Sinn eines Doppelfacharztes mit psychiatrie und psychosomatik.

Der Sinn ist ungefähr ähnlich dem, weshalb die Anästhesiologie aus Anästhesie, Schmerz-, Intensiv- und Notfallmedizin besteht und nicht in ihre Teile zerrissen ist zu Einzelfachärzten. Genau das ist mit der Psychomedizin aus historischen, gesundheitspolitischen und ideologischen Gründen in Deutschland geschehen. Und es ist sinnig, diesen Unfug zu überwinden, um in der gesamten Breite psychische Störungen ärztlich behandeln zu können, möglichst ohne Scheuklappen.