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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Panik vor dem Arbeitsbeginn in Deutschland



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SophaL90
05.08.2020, 17:25
Hey,
ich habe ein kleines „Problem“ und suche ein bisschen nach Erfahrungswerten.
Ich habe vor ein paar Wochen mein Studium in Wien abgeschlossen und würde nun gerne nach Deutschland zu meinem Freund ziehen (Brandenburg). Nun habe ich mich informiert und ich muss echt sagen: shit.
Ich bin dermaßen eingeschüchtert von den Anforderungen, was man in Deutschland als Assistenzarzt alles machen muss. Dann vergleiche ich das „gemütlichere“ Arztleben in Österreich und überlege hier zu bleiben. Kernarbeitszeit ist in den meisten Häusern in Wien und Umgebung so bis 13.30. als Turnusarzt ist man mehr Sekretär als Arzt. Die Verantwortung also um Einiges weniger.

Dinge die mich einschüchtern:
- Oberarzt zuhause während ich als Assistenzärztin die Station, Notaufnahme und Intensiv schmeiße (so gesehen bei einigen Häusern die ich mir angesehen habe)
- Intubieren, ZVK, Notfall-Sonographie: kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass ich das so leicht schaffe wenn kein Oberarzt in der Nähe ist

Ich muss dazu auch sagen, dass ich mir während des Studiums es eher gemütlich gemacht habe (Altfragen lernen, Praktika so halbherzig absolviert) Und daher kann ich praktisch UND theoretisch wenig. EKG lesen, Labor befunden, etc, .. noch immense Lücken. und irgendwie bekomme ich dafür jetzt die Rechnung präsentiert..

Was meint ihr? Ich wollte im Dezember/Jänner beginnen aber ich weiß nicht, ob ich mich zu Bewerbungen überwinden kann.
Merci :)

WackenDoc
05.08.2020, 17:39
Welche Fachrichtung willst du denn machen?

davo
05.08.2020, 17:49
Aktivier mal in deinen Einstellungen den Erhalt privater Nachrichten (das geht am PC über "Aktionen" -> "Einstellungen" -> "Einstellungen ändern", dort dann "Private Nachrichten aktivieren" und "Von allen Benutzern" auswählen). Hab in beiden Ländern Erfahrung gesammelt und würde dir meine Sicht dazu gerne privat mitteilen.

Markian
05.08.2020, 18:22
Es gibt so viele Ärzte, die nicht mal adäquat Deutsch sprechen. Dann sollte für dich der Einstieg auch möglich sein. Selbst in der Inneren hast du doch eigentlich jeden Tag Kurvenvisite mit den OA.
Was du nicht kannst, lernst du halt dann learning by doing.

Bonnerin
05.08.2020, 19:00
Auf rein persönlicher Ebene: Warum will man freiwillig aus Wien weg und nach D ziehen?!?

Aber gut, da dein Entschluss ja doch "fix" ist:

1. Du sprichst fehlerfrei deutsch und hast eine EU-Approbation. Damit bist du schonmal soviel "wert" wie die Mitbewerber aus D.

2. Man kommt auch hier mit Nichtstun und wenig Lernen zur Approbation. Ich behaupte nicht, dass ich fachlich gut bin, sondern eher so halbwegs okay. Aber wenn ich bedenke, was für Klopper Kommilitonen von mir im PJ gebracht haben bezüglich "Dinge, die ich nicht weiß"...na, mach dir mal nicht allzu viele Gedanken.

3. Welches Fach möchtest du machen? Da spielt ja auch immer einiges mit rein, was Arbeitsbedingungen, Dienste, etc. angeht. In der Radio oder Anästhesie wirds dir in den meisten Kliniken nicht passieren, dass du für Intensiv + Normalstation + Notaufnahme im Dienst zuständig bist, in Innere oder Chirurgie ist das gelegentlich leider so.

4. Die von dir erwähnten Arbeitsbedingungen sind, so wie sie klingen, mies. Das wäre keine Abteilung, in der ich jetzt unbedingt anfangen wollen würde, wenn ich ehrlich bin. Da würde ich an deiner Stelle noch ein wenig suchen, bis ich was annehmbareres finde.

daCapo
05.08.2020, 19:21
Hey,

Dinge die mich einschüchtern:
- Oberarzt zuhause während ich als Assistenzärztin die Station, Notaufnahme und Intensiv schmeiße (so gesehen bei einigen Häusern die ich mir angesehen habe)
- Intubieren, ZVK, Notfall-Sonographie: kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass ich das so leicht schaffe wenn kein Oberarzt in der Nähe ist

Ich muss dazu auch sagen, dass ich mir während des Studiums es eher gemütlich gemacht habe (Altfragen lernen, Praktika so halbherzig absolviert) Und daher kann ich praktisch UND theoretisch wenig. EKG lesen, Labor befunden, etc, .. noch immense Lücken. und irgendwie bekomme ich dafür jetzt die Rechnung präsentiert..

Was meint ihr? Ich wollte im Dezember/Jänner beginnen aber ich weiß nicht, ob ich mich zu Bewerbungen überwinden kann.
Merci :)

Hmm, also wenn es wegen der Liebe ist geht es nicht anders. Sonst würde ich nicht von Wien weggehen. Das Pflegepersonal übernimmt in DE weniger Aufgaben als in ÖR. Ich kenne nicht den Umgangston in ÖR, hier ist es eher schroff bis respektlos-unverschämt insb. gegenüber WB Assistenten.


a) Für die Intensiv gibt es eigentlich einen Extra-Arzt, in kleineren Häusern machen die Anfänger nach einigen Monaten NOTA und Stationen zusammen: Ja macht man alles nach RS mit OA oder nimmt im Zweifel Patient auf. Nachts ist auf den Stationen auch nicht immer so viel los. Man wächst in sowas rein.

b) Intubieren machst du immer zusammen, wenn Routine da ist möglicherweise auch allein, ZVK ist auch eine Sache, den man einfach lernen kann, am Anfang natürlich zusammen, bis man es kann. Das sind so große Venen, dass man sie nicht verfehlen kann, Notfall-Sonographie kann man auch erlernen und später alleine anwenden. Bei Unsicherheiten muss man immer jmd. rufen. Immer alles absprechen mit dem OA, vor allem am Anfang.

c) Im Labor werden einem die path. Werte farbig angezeigt. Ist auch Erfahrungssache + Hintergrund/Basiswissen. Das EKG wird auch vom Gerät befundet (allerdings nicht zuverlässig), hier gibt es auch Bücher, die ein Basiswissen bieten.
Am Anfang ist es auch normal sehr viele Fragen zu haben.

Irgendwann muss man ja mal anfangen zu arbeiten. 6-12 Monate Innere kann man für alles fast gebrauchen und schadet nicht. Dauerhaft würde ich das Fach nicht machen, vor allem nicht in einem deutschen KH.



4. Die von dir erwähnten Arbeitsbedingungen sind, so wie sie klingen, mies. Das wäre keine Abteilung, in der ich jetzt unbedingt anfangen wollen würde, wenn ich ehrlich bin. Da würde ich an deiner Stelle noch ein wenig suchen, bis ich was annehmbareres finde.


sehe ich auch so

urinbeutel
05.08.2020, 19:54
Also hier sind jetzt auch nicht alle Anfänger Genies. In manchen Orten musst du nicht mal Deutsch können.

Markian
05.08.2020, 20:05
2. Man kommt auch hier mit Nichtstun und wenig Lernen zur Approbation. Ich behaupte nicht, dass ich fachlich gut bin, sondern eher so halbwegs okay. Aber wenn ich bedenke, was für Klopper Kommilitonen von mir im PJ gebracht haben bezüglich "Dinge, die ich nicht weiß"...na, mach dir mal nicht allzu viele Gedanken.

War das bei dir so? Gib mal ein paar Beispiele.

Bei mir waren bisher alle Mit-PJler fachlich eigentlich recht fit.

Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass es soooo viel einfacher in Österreich ist als in Deutschland. Dienste macht man ja erst nach Einarbeitung und im Endeffekt bringt man niemanden um, wenn man Therapie xy erst später einleitet weil man sich unsicher war. Zumindest auf den meisten Normalstationen.

davo
05.08.2020, 20:14
Bei uns im Semester gabs auch einige wirklich recht ahnungslose. Glaub also nicht, dass es da einen großen Unterschied D vs. Ö gibt.

Und ja, der Anfang IST in Österreich SEHR viel einfacher. Weil du VIEL mehr fachärztliche Präsenz hast. Der Unterschied ist wirklich enorm. (Der dadurch entstehende Nachteil ist, dass man am Anfang auch nur wenig selbst entscheiden kann/muss/soll.)

Das mit den pathologischen Werten im Labor ist IMHO nur wenig sinnvoll, da manche Abweichungen praktisch gesehen irrelevant sind, während andere hochrelevant sind. Um das zu wissen, muss man entweder im Studium sehr viel mitgenommen haben oder klinische Erfahrung haben.

Und das mit den EKGs, die selbst befunden... das kann man sehr oft komplett vergessen. Hatte schon einen "Myokardinfarkt" - völlig ohne ST-Hebungen. Auch sonst keine Ischämiezeichen, kein Blockbild, kein gar nichts. Die Logik dieses Algorithmus würde ich echt gerne verstehen. Die Pflege ist fast völlig dekompensiert, als sie das gelesen hat. Einem Gerät wird oft mehr vertraut als einem Arzt :-p

Und ja, es gibt durchaus Dinge, die man zeitnah machen sollte. Z.B. bei einer Hypo- oder Hyperkaliämie, z.B. bei einer ausgeprägten Hyponatriämie, z.B. bei einem postoperativen Patienten, der auf einmal tachykard und blass wird. Da hat man dann im Dienst schnell mal ein Problem, wenn man keine Ahnung hat.

In der Theorie kann man natürlich immer zu allem den Oberarzt fragen. Aber im realen Leben wirst du das nicht lange durchziehen können. Deshalb ist es eben wichtig, sich ein Arbeitsumfeld zu suchen, in dem Einarbeitung kein Fremdwort ist. Sonst sind die ersten paar Monate wie bei "Jugend forscht", und man muss jeden Abend hoffen, dass am nächsten Morgen noch alle leben. Kein sehr angenehmes Gefühl.

SophaL90
05.08.2020, 20:26
@WackenDoc: Habe mich noch nicht ganz entschieden und schwanke zwischen Allgemeinmedizin und Innere. Jedoch könnte ich mir auch Public Health später gut vorstellen.. Mal sehen.

@davo: Danke! Das wäre super, ich habe die Einstellungen geändert. Hoffe es hat geklappt da ich mich noch nicht so auskenne hier.

@Bonnerin und @Markian: Ja, das stimmt schon. Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich wirklich wenig Fachwissen habe. Mich erschreckt das ziemlich oft selbst. Worin ich wirklich gut bin ist meine Empathie und der Umgang mit Patienten und Kollegen.. Wenigstens etwas...
Ich habe die Arbeitsbedingungen der Kliniken jetzt mal so hingenommen und dachte, das wäre in Deutschland normal. Würdest du jetzt mal sagen, dass das keine "fairen" Arbeitsbedingungen sind?
Ich gehe nicht wirklich freiwillig aus Wien weg, aber mir ist die Nähe zu meinem Freund dann irgendwie doch wichtiger. Gerade jetzt, sollte eine 2. Welle kommen und wieder teilweise Reisewarnungen etc..

In dem ersten Haus das ich mir bisher angesehen habe macht man als Innere-Assi nachts (12 Std): - 8 Intensivbetten, ca. 40 Innere Betten und die Notaufnahme
Im 2. Haus ist man zu zweit. Einer auf der Intensiv, der andere Station und Notaufnahme. Aber das klingt dennoch stressig. Je nachdem wie viel los ist in der Nacht.

@daCapo: Ja es stimmt. :( In Österreich ist es glaub ich wirklich einfach als Berufsanfänger. Aber: Man lernt hier (in Weiterbildung für Allgemeinmedizin) wirklich sehr wenig.
Ich weiß nicht wieso ich mich nicht beim Intubieren oder ZVK-Anlage sehe. Mir kommt das wie eine unmögliche Hürde vor. @

@davo: Genau, möchte nach nem langen Dienst/Arbeitstag dann doch einigermaßen mit gutem Gefühl nachhause gehen, ohne dass ich mir den ganzen Abend den Kopf darüber zerbreche, ob ich irgendeinem Patienten soeben geschadet habe.

ps: Ich habe bereits mit 2 Kliniken telefoniert bzgl näheren Infos. Anscheinend sind beide dringend auf der Suche nach neuen Assistenzärzten (sind beides eher ländlichere Krankenhäuser, aber dennoch nicht allzu weit zu größeren Städten). Nur die Aufgaben, die mich erwarten, haben mich während des Gesprächs so eingeschüchtert, dass ich nicht mehr wusste was ich eigentlich fragen wollte. Und jetzt sitze ich hier mit einigen Fragen. :-D

WackenDoc
05.08.2020, 20:29
Also willst du in dem Krankenhaus in der Inneren anfangen?
Nein, verlangt nicht von einem Anfänger, dass er eigenständig intubieren oder ZVK legen kann.

Es ist normal, dass der Hintergrund im Nahctdienst nicht im Haus ist. Die Frage ist halt, wer sonst noch da ist und für was du zuständig bist.

SophaL90
05.08.2020, 20:34
Also willst du in dem Krankenhaus in der Inneren anfangen?
Nein, verlangt nicht von einem Anfänger, dass er eigenständig intubieren oder ZVK legen kann.

Es ist normal, dass der Hintergrund im Nahctdienst nicht im Haus ist. Die Frage ist halt, wer sonst noch da ist und für was du zuständig bist.

Das stresst mich einfach.. Ich bin einfach verwöhnt aus dem PJ, da hatte ich 3 Mal einen Beidienst und ich fand das sehr angenehm, dass im Haus der zuständige Oberarzt schlief und man ihn im Fall des Falles sofort wecken kann.
Das persönliche Gespräch in dieser Klinik habe ich erst Ende August.

In diesem Haus wären noch da: - Gynäkologischer Assi, chirurg. Assi

SophaL90
05.08.2020, 20:36
Und in dem zweiten Krankenhaus mit dem ich telefoniert hatte: - chir. Assist., gyn. Assistent + 2 Innere (1 Intensiv, 1 Notaufnahme + Station)

Gibt's dann in solchen "kleineren" Häusern dann auch so etwas wie einen Herzalarm? Wo dann erfahrene Anästhesisten dabei sind?

Feuerblick
05.08.2020, 20:43
Ich frage mich gerade, ob du in der Inneren gut aufgehoben bist, wenn du Dinge wie ZVK und Intubieren für dich als unüberwindliche Hürde siehst und auch ansonsten vor allem Angst hast, was einem in der Inneren so an Problemen begegnen könnte (incl. Rea, die ein Internist schon hinbekommen sollte).
Vielleicht wäre es für dich tatsächlich besser,
entweder ein anderes Fach zu wählen, in dem man behüteter ist
oder in Österreich zu bleiben, bis du zumindest etwas klinische Routine hast und dann in Richtung Allgemeinmediziner zu gehen.
Beides allerdings unter der Voraussetzung, dass du zumindest das theoretische Wissen zeitnah in deinen Kopf bekommst. Sonst bist du leider in keinem Fach gut aufgehoben.

davo
05.08.2020, 20:59
You've got mail.

ehem-user-21-08-2020-1502
05.08.2020, 21:11
Das mit den pathologischen Werten im Labor ist IMHO nur wenig sinnvoll, da manche Abweichungen praktisch gesehen irrelevant sind, während andere hochrelevant sind. Um das zu wissen, muss man entweder im Studium sehr viel mitgenommen haben oder klinische Erfahrung haben.


Das ist aber in meinen Augen ein großes Problem. Ich war mit mehreren PJlern auf einer klassischen Innere-Station als Famulantin tätig. Auf Frage der Ärzte bzgl. Handlung bei erhöhten Entzündungswerten folgten erstmal lange Gesichter. Ich habe dann Ausführungen zur Fokussuche gemacht, bin mir aber sicher, dass ich die ohne gute Einarbeitung und Hilfe so nicht hinbekommen würde. Die gleichzeitige Zuständigkeit für sämtliche Stationen plus Notaufnahme finde ich persönlich einfach Wahnsinn, weil in die Notaufnahme neben Bagatellfällen eben oft wirkliche Notfälle kommen. Auf internistischen Stationen ist es laut sämtlichen AÄ mit denen ich gesprochen habe in der Nacht (von einigen Ausnahmen abgesehen) eben nicht ruhig. Da liegen multimorbide Patienten, die sehr schnell "kritisch" werden. So sehr ich innere im Studium gemocht habe, in Deutschland würde ich das Fach nicht machen wollen. Abgesehen davon, dass ich mich nicht respektlos-unverschämt behandeln lasse, wobei es das auch in anderen Fächern gibt. Die Innere Medizin ist aber IMHO das Fach mit den flächendeckend schlechtesten Arbeitsbedingungen. Man stelle sich vor, der AA in der Notaufnahme ist noch sprachlich überfordert. Es ist ja nicht so, dass brenzliche Situationen immer gut ausgehen. Es sterben in Deutschland einfach zu viele Patienten, weil Notfälle nicht oder zu spät erkannt wurden. Gibt ja genug offizielle Zahlen dazu und unzählige Fachanwälte, die darauf spezialisiert sind. Wenn du Innere machen willst, würde ich von Deutschland abraten. Ich habe in Famulaturen und Blockpraktika die verständliche Überforderung der neuen AÄ und den Umgang damit erlebt. Es kommt der Tag, wo der Fehler ernsthafte Folgen haben wird und es nicht "nochmal gutgegangen" ist

SophaL90
05.08.2020, 21:20
Das ist aber in meinen Augen ein großes Problem. Ich war mit mehreren PJlern auf einer klassischen Innere-Station als Famulantin tätig. Auf Frage der Ärzte bzgl. Handlung bei erhöhten Entzündungswerten folgten erstmal lange Gesichter. Ich habe dann Ausführungen zur Fokussuche gemacht, bin mir aber sicher, dass ich die ohne gute Einarbeitung und Hilfe so nicht hinbekommen würde. Die gleichzeitige Zuständigkeit für sämtliche Stationen plus Notaufnahme finde ich persönlich einfach Wahnsinn, weil in die Notaufnahme neben Bagatellfällen eben oft wirkliche Notfälle kommen. Auf internistischen Stationen ist es laut sämtlichen AÄ mit denen ich gesprochen habe in der Nacht (von einigen Ausnahmen abgesehen) eben nicht ruhig. Da liegen multimorbide Patienten, die sehr schnell "kritisch" werden. So sehr ich innere im Studium gemocht habe, in Deutschland würde ich das Fach nicht machen wollen. Abgesehen davon, dass ich mich nicht respektlos-unverschämt behandeln lasse, wobei es das auch in anderen Fächern gibt. Die Innere Medizin ist aber IMHO das Fach mit den flächendeckend schlechtesten Arbeitsbedingungen. Man stelle sich vor, der AA in der Notaufnahme ist noch sprachlich überfordert. Es ist ja nicht so, dass brenzliche Situationen immer gut ausgehen. Es sterben in Deutschland einfach zu viele Patienten, weil Notfälle nicht oder zu spät erkannt wurden. Gibt ja genug offizielle Zahlen dazu und unzählige Fachanwälte, die darauf spezialisiert sind. Wenn du Innere machen willst, würde ich von Deutschland abraten. Ich habe in Famulaturen und Blockpraktika die verständliche Überforderung der neuen AÄ und den Umgang damit erlebt. Es kommt der Tag, wo der Fehler ernsthafte Folgen haben wird und es nicht "nochmal gutgegangen" ist

Ja die gleichzeitige Zuständigkeit für die Station und Notaufnahme ist wirklich heftig. Kaum zu glauben, dass das in einem vergleichsweise sehr gutem Gesundheitssystem in Deutschland so gibt. Es reichen 2 kritische Patienten und dann noch ein wirklicher Notfall in der Notaufnahme - und dann?

Gut- weiß jemand Alternativen, was der Allgemeinmedizin ähnlich ist und ich alternativ machen kann, damit ich da nicht durch diese Wahnsinns-Monate durchmuss? :-)) (Leider liegen mir chirurgische Fächer nicht so) Auf der Urologie hat's mir gut gefallen, vielleicht wäre das noch was für mich :-)

Feuerblick
05.08.2020, 21:30
Ich empfehle ja die Augenheilkunde. Kleines, übersichtliches Fach. Interessant, spannend. Wer will, kann über den Tellerrand schauen. Dienste können zwar stressig sein, aber selbst wenn da mehrere Notfälle auf einmal kommen, ist nix so bedrohlich, dass man sich überschlagen muss. Lebensbedrohliche Notfälle kommen selten vor (das Klientel kann zwar alt sein, ist aber selten so multimorbide, dass man sich Sorgen machen müsste... und falls doch, legt man die Leute auf die Innere und betreut sie dort mit :-)) ). Invasive Eingriffe muss man nur in Maßen durchführen und nach der Facharztprüfung nur noch, wenn man unbedingt möchte. An große Chirurgie oder solche Dinge wie ZVK und Intubation kommt das alles nicht ran. Wenn du also Augen nicht grundsätzlich eklig findest, wäre das klar eine Option.

][truba][
05.08.2020, 22:10
Augenheilkunde. No!

Urologie ist 'ne super Idee!
Da gibt es (fast) keine Notfälle und im Zweifelsfall hilft erstmal ein Schlauch!

Go for it. Wir sind übrigens auch die Lustigsten und Hübschesten (auch wenn das meistens Allgemeinchirurgen behaupten)

Feuerblick
05.08.2020, 22:24
Urologie ist aber sehr viel chirurgischer als Augenheilkunde :-))