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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Linz oder Graz fürs Studium?



medizinstudiumincoming
08.08.2020, 15:03
Welche Uni würdet ihr für EU-ler empfehlen? Stimmen die Vorurteile, dass die Uni in Linz schwieriger ist?

davo
08.08.2020, 16:02
Ich bin fest davon überzeugt, dass man, wenn man sich im Studium normal engagiert, an jeder österreichischen Uni problemlos durchs Studium kommt. Genau wie auch in Deutschland. Hab von diesem Gerücht bisher auch noch nichts gehört. In Wien soll man besonders billig davonkommen können, das haben mir doch schon viele Wiener Studenten und Absolventen erzählt.

In Linz hast du halt den Ortswechsel fix im Studium integriert. Das kann denke ich lästig sein. Wenn man sich in Graz eingelebt hat, eine schöne Wohnung gefunden hat, Freunde außerhalb der Uni gefunden hat, und dann nach Linz muss.

Ansonsten sind beides ganz schöne Städte. Graz ist größer und hat eine schönere und größere Altstadt, dafür ist die Luft und die Verkehrsanbindung in Graz deutlich schlechter als in Linz. Graz hat teilweise den Flair einer kleinen Hauptstadt, einer Studentenstadt, erinnert vom Lebensgefühl und der Architektur her etwas an Ljubljana. Linz hingegen ist stark industriell geprägt, viele Pendler, viele gut bezahlte Facharbeiterjobs, viel wohlhabenderes Umland.

In Graz hat das Medizinstudium eine große Tradition, während in Linz alles neu ist. Und z.B. das Hörsaalgebäude gerade erst im Bau ist. Das hat Vor- und Nachteile.

Ich würd mir einfach mal beide Städte anschauen und dann nach dem Bauchgefühl entscheiden.

medizinstudiumincoming
08.08.2020, 16:40
Ich bin fest davon überzeugt, dass man, wenn man sich im Studium normal engagiert, an jeder österreichischen Uni problemlos durchs Studium kommt. Genau wie auch in Deutschland. Hab von diesem Gerücht bisher auch noch nichts gehört. In Wien soll man besonders billig davonkommen können, das haben mir doch schon viele Wiener Studenten und Absolventen erzählt.

In Linz hast du halt den Ortswechsel fix im Studium integriert. Das kann denke ich lästig sein. Wenn man sich in Graz eingelebt hat, eine schöne Wohnung gefunden hat, Freunde außerhalb der Uni gefunden hat, und dann nach Linz muss.

Ansonsten sind beides ganz schöne Städte. Graz ist größer und hat eine schönere und größere Altstadt, dafür ist die Luft und die Verkehrsanbindung in Graz deutlich schlechter als in Linz. Graz hat teilweise den Flair einer kleinen Hauptstadt, einer Studentenstadt, erinnert vom Lebensgefühl und der Architektur her etwas an Ljubljana. Linz hingegen ist stark industriell geprägt, viele Pendler, viele gut bezahlte Facharbeiterjobs, viel wohlhabenderes Umland.

In Graz hat das Medizinstudium eine große Tradition, während in Linz alles neu ist. Und z.B. das Hörsaalgebäude gerade erst im Bau ist. Das hat Vor- und Nachteile.

Ich würd mir einfach mal beide Städte anschauen und dann nach dem Bauchgefühl entscheiden.


Hallo davo, vielen Dank für deine Antwort. https://www.studycheck.at/hochschulen/jku Das ist die Quelle von der ich die Info von Linz habe.

davo
09.08.2020, 23:04
Interessant. Ich kannte diese Reviews bisher noch nicht.

Ich hab vor ein paar Monaten mit einem der Studenten (inzwischen Absolventen) des ersten Jahrgangs gesprochen. Der meinte, dass fast jeder problemlos durchs Studium gekommen ist, und dass nur ganz wenige abgebrochen haben. Zeitungsberichten zufolge sind von den 60 Studienanfängern des ersten Jahrgangs (Start 2014) 2016 immerhin 42 ohne Verzögerung ins dritte Studienjahr gestartet, also 70%. Ich kenne zwar keine Vergleichszahlen der anderen österreichischen Unis, aber verglichen mit den 55% in Deutschland (Zahl derer, die H19 lt. IMPP das mündliche Physikum nach Regelstudienzeit bestanden haben - für die Gesamtprüfung gibt es leider keine separaten Ergebnisse für die Referenzgruppe - dividiert durch die Zahl der Medizin-Studienplätze zum WS 2017/18 lt. Hochschulstart) ist das ja doch ein ziemlich hoher Prozentsatz.

Und ganz ehrlich, viele der dort genannten Kritikpunkte sind auch an deutschen Unis Gang und Gebe. Es klingt fast so, als hätten da einige Leute mit dem Medizinstudium angefangen, ohne sich Gedanken darüber zu machen, wie das Medizinstudium ist.

Ich muss auch sagen, dass ich die Durchschnittsbewertungen der österreichischen Unis dort allgemein recht überraschend finde. Innsbruck und Wien gemeinsam am ersten Platz, deutlich vor Graz - ich hab mittlerweile echt schon viele Studenten und Absolventen dieser drei Unis kennengelernt, und von den Wienern war kein einziger mit dem Studium zufrieden. Die, die in Graz und in Innsbruck studieren, waren VIEL zufriedener. Deshalb frage ich mich dann natürlich, wieviel Bedeutung man den Linzer Bewertungen beimessen soll.

Aber nachdem fast niemand zwei Medizin-Unis aus eigener Erfahrung kennt, wird es schwer sein, das zu objektivieren. Ich bin mir sicher, dass die Unis ihre Abbrecherquoten sehr diskret für sich behalten werden. (Was natürlich eigentlich nicht erlaubt sein sollte, nachdem sie mit Steuergeld arbeiten. Aber quod licet Iovi...)

Du kannst ja mal versuchen, dich in den Linzer Facebook-Gruppen umzuhören. Vielleicht kannst du so Zugang zu mehr ungefiltertem und weniger verzerrtem Feedback erlangen.

medizinstudiumincoming
10.08.2020, 08:58
Wieso sind die Studenten in Wien mit ihrem Studium nicht zufrieden, wenn sie „problemlos“ durchgekommen sind?
Wo liegt (nach deinem Gefühl) die Abbrecherquote in Graz und Innsbruck? Welche MedUni würdest du empfehlen? Wohin würdest du eher gehen (vom schwieriger zu erlangenden Studienplatz in Innsbruck abgesehen)?

davo
10.08.2020, 17:41
Es kommt IMHO eine SEHR große Mehrheit aller Medizinstudenten in Deutschland und Österreich problemlos durchs Studium. Das ist IMHO an "jeder" Uni so. Trotzdem gibt es genug Studenten, die unzufrieden sind. Das hat glaub ich nur wenig miteinander zu tun.

Wien ist halt eine alteingesessene Medizinuni, die sich für superwichtig hält, und Lehre für eine lästige Zeitverschwendung. Es gibt im Wiener Medizinstudium unendlich viel völlig sinnlose Bürokratie. Fürs (K)PJ gibt es beispielsweise einen dicken A4-Ordner zur Dokumentation unzähliger sinnloser und weniger sinnvoller Dinge. Alles muss dokumentiert werden, für alles braucht man eine Unterschrift, ganz egal ob es sinnvoll oder realistisch ist oder nicht. Dasselbe im Tertialunterricht im 5. Studienjahr (entspricht ungefähr den deutschen Blockpraktika). Unendlich viel Papierkram, der einem nichts bringt.

Die meisten Wiener Studenten meinten, dass man mit sehr wenig Lernaufwand durchs Studium kommt. Man lernt einmal pro Jahr Altfragen, und das wars dann im Wesentlichen. Das finden manche dann halt etwas enttäuschend.

Lass dich nicht verrückt machen von Abbrecherquoten. OK, von Linz hab ich keine Ahnung (neue medizinische Fakultät, geringe Stichprobengröße, usw.), aber ansonsten ist die Abbrecherquote IMHO an "jeder" deutschen und österreichischen Uni verschwindend gering. Wer sich halbwegs engagiert, schafft das Studium auch. Jeder andere Studiengang, egal ob BWL, Soziologie, Informatik, Kunstgeschichte oder Maschinenbau, hat eine viel höhere Abbrecherquote.

Wo du studieren "sollst" ist relativ. Wien hat als Stadt sehr viel zu bieten, ist viel günstiger als vergleichbare deutsche Großstädte, aber dafür ist das Studium eben anscheinend nicht so toll. Graz ist deutlich kleiner, Innsbruck nochmal deutlich kleiner, bieten ein gutes Studium mit sehr vielen sehr zufriedenen Studenten, aber dafür ist das Kultur- und Kulinarikangebot natürlich deutlich kleiner. Linz ist größer als Innsbruck aber kleiner als Graz, das Medizinstudium dort ist relativ neu, kann schon sein, dass es da am Anfang gewisse Friktionen gab oder gibt. Keine Ahnung. Kann ich nicht beurteilen, da ich dort nicht studiert hab. Der Student/Absolvent, mit dem ich gesprochen hab, war jedenfalls sehr zufrieden mit dem Studium und meinte, dass es keine ernsthaften Stolpersteine gab. Hat sich alles sehr ähnlich wie in Deutschland angehört.

Bonnerin
10.08.2020, 20:26
OK, von Linz hab ich keine Ahnung (neue medizinische Fakultät, geringe Stichprobengröße, usw.), aber ansonsten ist die Abbrecherquote IMHO an "jeder" deutschen und österreichischen Uni verschwindend gering. Wer sich halbwegs engagiert, schafft das Studium auch. Jeder andere Studiengang, egal ob BWL, Soziologie, Informatik, Kunstgeschichte oder Maschinenbau, hat eine viel höhere Abbrecherquote.


Ziemlich OT, aber ich finde, das ist Äpfel mit Birnen vergleichen, tatsächlich wegen des Vorhandenseins des NCs. Die Leute, die problemlos durch Maschinenbau/VWL/Info/whatever durchkommen, kämen auch genauso problemlos durchs Medizinstudium. Die Abbrecher würden aber meist schon am NC scheitern und gar nicht erst nen Studienplatz für Medizin bekommen.

davo
11.08.2020, 07:47
Nicht nur, nein. Dasselbe galt nämlich auch für die Wartezeitstudenten. Und warum? Weil das Medizinstudium hochstrukturiert ist, man eine Art Klassenverband hat, die Staatsexamen sehr niedrige Durchfallquoten haben (und sich sehr berechenbar bestehen lassen, anders als z.B. die Lehramt-Staatsexamen, die oft große Überraschungen bieten), sich viele Uni-Klausuren mit dem Kreuzen von Altfragen bestehen lassen, usw. Umgekehrt glaube ich, dass auch die NC-selektierten Medizinstudenten, v.a. die aus dem AdH, in vielen anderen Studiengängen höhere Durchfall- und Abbruchquoten hätten. Sehr anspruchsvoll ist das Medizinstudium halt nicht, so ehrlich muss man sein. Eigentlich muss man nur fleißig sein. Man muss weder ein Organisationstalent sein noch besonders gut schreiben können noch besonders gut reden können noch besonders gut rechnen können noch besonders intellektuell begabt sein. Die Präsentationen und Handouts der meisten Medizinstudenten in den Seminaren, auch von denen mit gutem Abi, waren z.B. im Durchschnitt deutlich schlechter als in meinem NC-freien Erststudium.

Ich will damit einfach nur verdeutlichen, dass sich der Threadersteller IMHO keine nennenswerten Sorgen machen muss bzgl. der Durchfallquoten. Wenn er es schafft, auf den MedAT-H ein gutes Ergebnis zu erzielen, wird er mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch das Studium schaffen. Egal ob in Graz oder Innsbruck oder Wien. (In Linz eben mit dem Caveat, dass das Medizinstudium dort relativ neu ist, und es deshalb durchaus noch Friktionen geben könnte oder gegeben haben könnte.)

Atana
11.08.2020, 11:04
Man kann doch ganz einfach sagen, wie "anspruchsvoll" das Studium ist, wenn man sich sein eigenes Lernpensum und das seiner Mitstudenten ansieht. Und da lernt man nun mal einen großen Teil des Tages Dinge auswendig. Zeitintensiv - ja extrem, anspruchsvoll - naja. Aber man muss auch erstmal so diszipliniert arbeiten können. Es ist ein trügerisches Bild von der Abbrecherquote auf die Lockerheit im Studium zu schließen. Die Leute lernen im Studium einfach krass viel, weshalb es so wenig Abbrecher gibt. Ja, man muss "nur" fleißig sein. Aber Fleiß ist ein extrem großer Faktor wieso Menschen in anderen Studienfächern reihenweise exmatrikuliert werden, nicht weil deren Studium so einen extrem hohen Intellekt fordert. Das maßgebliche Kriterium ist doch Fleiß in unserer Gesellschaft. Von daher weiß ich nicht, warum das als etwas triviales abgetan wird.

Die niedrige Abbruchsquote kommt mMn sicher nicht dadurch zustande, dass das Med Studium einfacher ist als andere Studienfächer. Es liegt am NC. Wartezeitler brechen deutlich öfter ab. Aber selbst die haben eine niedrige Quote. Klar, wer sieben Jahre auf seinen Studienplatz warten, der hat eine andere Motivation ;). Es ist nunmal auch bekannt, wie viel man lernen muss für das Studium. Wer das nicht will, der wartet keine sieben Jahre.