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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erfahrung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie?



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SophaL90
11.08.2020, 20:16
Hallo! Nachdem mir bei meinen letzten Beitrag einige von euch von der Inneren in Deutschland abgeraten haben, bin ich derzeit auf der Suche nach Alternativen
Dabei bin ich auf die Kinder- und Jugendpsychiatrie gestoßen und habe einige offene Stellen entdeckt und mir gedacht, vielleicht wäre das auch etwas für mich. Mein Plan B damals war es, Lehramt zu studieren, ich kann also ganz gut mit Kindern und Jugendlichen umgehen würde ich jetzt mal von mir behaupten :-D. Psychiatrie für Erwachsene kann ich eher ausschließen, da ich die Arbeit mit Suchtkranken sehr mühsam finde.

Ich hab' die Forensuche schon benutzt, aber wenig Beiträge über dieses Fach gefunden..

Kann mir jemand von euch Näheres erzählen? Arbeitsbelastung? Arbeitsbedingungen? Sehr belastend? (Sexuell misshandelte Kinder, Kriegstraumata, etc..)

Ich weiß, das Ansehen eines Psychiaters ist generell nicht sehr hoch. Aber das wäre mir ziemlich egal.. Ich will einfach nicht in der Inneren im Burnout landen..

Danke!

Reflex
11.08.2020, 20:57
Hast Du jemals in einer Kinder-und Jugendpsychiatrie famuliert oder gearbeitet? Psychisch kranke Kinder und Jugendliche unterscheiden sich schon erheblich von den gesunden Altersgenossen. Das muss man schon können und wollen und kann auch zum Teil sehr belastend sein.

vanilleeis
11.08.2020, 21:02
Was genau willst du wissen?

ehem-user-21-08-2020-1502
11.08.2020, 21:07
https://wisephants.com/pj-wahltertial-kinder-und-jugendpsychiatrie/

Dem schließe ich mich an, trotzdem mal ein Bericht in Schriftform, den ich ganz gut dafür finde

GelbeKlamotten
11.08.2020, 21:11
Ich musste da mal ne woche im studium hin. Wenn du was suchst, das nicht „mühsam“ ist, glaub ich eher nicht, dass es das richtige ist. Die waren schon richtig RICHTIG durch die Kinder dort. Mühsam ist gar kein Ausruck. Das gehört zu den wenigen Sachen, die ich auch für sehr viel Geld nicht längerfristig machen würde. Dann lieber ein paar Erwachsene Suchtis betreuen.

vanilleeis
11.08.2020, 21:13
.........

GelbeKlamotten
11.08.2020, 21:15
Instagram und Tiktok Entzug? :)

vanilleeis
11.08.2020, 21:18
:-wand

ehem-user-21-08-2020-1502
11.08.2020, 21:41
"Mühsam" definitiv, aber ich habe das Arbeiten in der KJP als deutlich angenehmer empfunden als in der Inneren, wo alle nur am rennen waren. Auch die Arbeit mit anderen Berufsgruppen habe ich an der KJP geschätzt, obwohl es da natürlich auch Spannungen geben kann. Man hat schon genug Zeit für Therapiegespräche und Untersuchungen ohne jeden Tag 3 Überstunden zu machen (ÜS gibt es natürlich auch mal)

Schorsche
11.08.2020, 21:46
Die Arbeitsbedingungen sind in der KJP im Vergleich zu den „somatischen“ Fächern idR schon deutlich besser, weniger Arbeit in der Nacht, mehr im Regeldienst. Den Inhalt der Arbeit _muss_ man wollen, sonst nervt es Bach kurzer Zeit nur oder - noch schlimmer - man kann sich von den Geschichten, die man sehr nah mitbekommt, nicht distanzieren. Abgesehen davon, dass ich auch als Fachfremder der Ansicht bin, dass niemand gute Psychotherapie machen kann, der nicht gute Selbsterfahrung gemacht hat - mit allen Konsequenzen, die daraus entstehen könn(t)en. Leichen und Keller und so.

ehem-user-21-08-2020-1502
11.08.2020, 22:02
Was ich noch vergessen habe: Die Bürokratie und der "Schreibkram". Das sollte man nicht unterschätzen. Man hat viel zu telefonieren (z.B. mit Ämtern, Lehrern, Richtern etc.) und viel zu diktieren. Dafür kommt aber nicht mehrmals am Tag ein lebensbedrohlicher Notfall. Intoxikation und einige vom. Dinge gibt es natürlich

ehem-user-21-08-2020-1502
12.08.2020, 00:23
Vielleicht kann jemand mal von den Selbsterfahrungsseminaren berichten. Da kann ich mir noch nicht so viel darunter vorstellen. Wird da vor der Gruppe (mit Leuten die man evtl. kennt) die ganze Autobiographie besprochen mit Beziehungen, Verlusten, Jobwechseln, finanziellen Ressourcen besprochen?

rafiki
12.08.2020, 05:24
Wird da vor der Gruppe (mit Leuten die man evtl. kennt) die ganze Autobiographie besprochen

Besprochen? Nee, man kommt auf den heißen Stuhl und wird stundenlang gegrillt! Und das über Monate!:-blush

BoBWheeler
12.08.2020, 07:37
Wie oben angesprochen, musst du dich von der "somatischen" Medizin verabschieden. Je länger du dort bleibst, desto mehr wirst du zu der erwähnten Chimäre aus "Arzt" (mit großem PsyTh-Anteil) und "Sozialarbeiter"/"Lehrer". Wirkfaktor, noch stärker als in anderen Fächern, bist dann du mit deinem Charakter und Erfahrungen. Gibt aber AWMF-Leitlinien. Vielen wirst du nicht helfen können, weil das Milieu es nicht zulässt.

ehem-user-21-08-2020-1502
12.08.2020, 18:13
Besprochen? Nee, man kommt auf den heißen Stuhl und wird stundenlang gegrillt! Und das über Monate!:-blush

Jetzt mal im Ernst, wie läuft es ungefähr ab? Kann mir da wenig darunter vorstellen?

ehem-user-21-08-2020-1502
12.08.2020, 20:28
Wieviel Kinder hat man als Anfängerin auf Station zu betreuen?

SophaL90
13.08.2020, 08:57
Danke für eure Antworten. Natürlich würd ich das nicht „einfach mal so“ beginnen, sondern mir das wirklich gut überlegen. Ich habe nächste Woche ein Gespräch+ Hospitation.
Einerseits würde ich es schon traurig finden, dass an mir wahrscheinlich eine gute Allgemeinmediziner dann verloren gegangen wäre, aber andererseits „brenne“ ich nicht so für die Medizin wie ich das von anderen kenne. Heißt: Obwohl ich viele Wissensdefizite habe, habe ich nach der Arbeit keine Lust und Motivation, noch Dinge nachzulesen. Wie soll man dann besser werden?
Im Großen und Ganzen ist mir meine Lebensqualität wichtiger als der Beruf. Kinder möchte ich auch mal, alles was in der Inneren/Allgemeinmedizin schwer zu vereinbaren ist

Feuerblick
13.08.2020, 09:00
Wenn du große Wissenslücken hast, aber nicht die Motiviation, durch Lesen und Lernen besser zu werden, dann bezweifle ich, dass aus dir eine gute Allgemeinmedizinerin würde. :-nix
Du wirst deine Wissenslücken in jedem Fach irgendwie schließen müssen. Das passiert nicht einfach im Alltag, da ist auch Eigeninitiative gefordert. „Brennen“ muss man auch als Mediziner nicht für den Job. Aber man sollte zumindest den Willen haben, sich bestmöglichst weiterzubilden, damit man seinen Patienten keinen Schaden zufügt. Ich fürchte, da wirst du (auch in der KJP) deine Einstellung überdenken müssen.

rafiki
13.08.2020, 09:18
Obwohl ich viele Wissensdefizite habe, habe ich nach der Arbeit keine Lust und Motivation, noch Dinge nachzulesen.

Ach, das ist in der KJP auch nicht notwendig, da geht es nur um schwergeschädigte Kinder.

DA1994
13.08.2020, 10:08
Mit dieser großartigen Einstellung wirst du in wirklich jedem Job eine tolle Figur machen!