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MarieVoltz
16.08.2020, 16:59
Hallo!

Ich habe bereits im Herbst 2019 mein Examen abgelegt und wollte eigentlich im Frühling 2020 mit Arbeiten beginnen. Allerdings hatte ich mit Corona Probleme nach Deutschland einzureisen und mir eine Stelle zu suchen (ich bin EU Ausländer). Darum möchte ich jetzt im Oktober beginnen.

An meiner Wohnort habe ich zwei Möglichkeiten. Ich habe in beiden Hospitation absolviert und Bekannte die dort arbeiten.

Möglichkeit 1: ländliches Krankenhaus mit ca. 80 Betten. Sehr eingeschränkte Spektrum (nur Kardio und Gastroentero), kaum Lehre. Man betreut selbst ca. 12 Patienten. Im Tagbetrieb ist man fest der Kardio oder Gastroentero zugeteilt, in den anderen Bereich kommt man nur bei extremen Personalengpässen. Meistens pünktlicher Feierabend, Überstunden werden nicht ausbezahlt sondern nur als Freizeitausgleich gewährt. Es wird erwartet, dass man nach 2-3 Monate alleine Dienste übernehmen kann. Eine Dienstwoche (3 oder 4 16h-Dienste im Monat) Die Dienste sind sehr ruhig, man muss allerdings die andere Fachabteilung mit abdecken sowie ist für vier onkologische Belegbetten verantwortlich. ITS frühestens im 3. WBJ.

Möglichkeit 2: Stadtkrankenhaus, 230 Betten, viele Abteilungen (Kardio, Gastroentero, Pulmo, Endokrino, Nephro). Man rotiert zwischen allen Abteilungen, Lehre auf Universitäts-Niveau (Chef sind alle PD). Überstunden aufschreiben wird eher kritisch gesehen, werden aber anstandslos ausbezahlt. Dienste sind, je nachdem ob ein 3. Dienst anwesend ist (hängt von der Personalsituation ab) sehr anstrengend, fest ein Diensttag pro Woche, nächster Tag frei (offiziell von 20 Uhr bis 8 Uhr, es wird aber erwartet, dass man um 14 Uhr da ist).

Die Arbeitsbedingungen lesen sich im Haus 1 natürlich besser, allerdings lernt man da wohl nicht so viel und muss ziemlich früh eigenständig arbeiten.
Deshalb denke ich, dass für Anfänger das Haus 2 besser ist, oder?


Schöne Grüße
Marie

Kandra
16.08.2020, 17:03
ein Diensttag pro Woche, nächster Tag frei (offiziell von 20 Uhr bis 8 Uhr, es wird aber erwartet, dass man um 14 Uhr da ist).


:-dagegen

Relaxometrie
16.08.2020, 17:07
offiziell von 20 Uhr bis 8 Uhr, es wird aber erwartet, dass man um 14 Uhr da ist

Man arbeitet also planmäßig jede Woche mindestens einmal 6 Stunden lang kostenlos?

freak1
16.08.2020, 17:15
Wie wäre es mal mit einer anonymen Meldung ans Gewerbeaufsichtsamt? Die reißen dem Chef so dermaßen hart den Arsch auf, dass er danach erstmal 1 Monat stationär in der Proktologie liegt...

MissGarfield83
16.08.2020, 17:26
Ist es vielleicht so dass der BD erst ab 20. Uhr beginnt und der Regeldienst ab 14 Uhr?

Mr. Pink online
16.08.2020, 18:18
Ob du 10 Oberärzte mit PD in der Abteilung hast oder nur 2 OÄ ohne Dr. sagt über die "Lehre" übrigens sehr sehr wenig aus. Lehre wird in den meisten Kliniken sehr sehr klein geschrieben. Als Assistent arbeitest du meistens selbstständig und bis auf wirklich invasive Sachen wirst du dir das meiste autodidaktisch erarbeiten.
Kann man sich vielleicht als Ausländer oder frisch gebackener Absolvent in D nicht vorstellen, ist aber die Realität.

davo
16.08.2020, 18:38
Die Habilitation, und somit der PD-Status, ist eine Forschungsqualifikation, keine Lehrqualifikation. (Böse Zungen könnten also behaupten, dass eine höhere PD-Dichte eher mit weniger Lehre assoziiert ist :-p)

Möglichkeit 1 klingt für mich eindeutig besser.

Wenn du viele internistische Subspezialitäten willst, und trotzdem gute Arbeitsbedingungen, wirst du deinen Suchradius wohl ausweiten müssen.

MarieVoltz
17.08.2020, 18:42
Danke für die Antworten :-)

Es gibt im Umkreis nur noch ein anderes Krankenhaus, dieses stellt aber keine Berufsanfänger ein. So beiben nur die beiden Möglichkeiten.
Mit dem Dienst ist es so, dass es von 14 Uhr bis 20 Uhr einen Zwischendienst gibt, der ist aber alleine und schafft meistens nicht alles. Da ist es dann erwünscht, dass man früher kommt und mithilft.
Wenn man erfahrener ist, kann man schneller arbeiten und braucht weniger Überstunden machen. Das war doch schon im PJ so: Wenn man Erfahrung mit BE´s und Viggos hat, ist man schneller fertig und kann früher heim.
Beim Krankenhaus 1 habe ich einfach Angst, dass ich viele Sachen nicht sehe und auch manche Dinge nicht mehr aktuell sind, da der Kontakt zur Uni fehlt.

Relaxometrie
17.08.2020, 19:13
Mit dem Dienst ist es so, dass es von 14 Uhr bis 20 Uhr einen Zwischendienst gibt, der ist aber alleine und schafft meistens nicht alles. Da ist es dann erwünscht, dass man früher kommt und mithilft.
Wird dieses "früher kommen und mithelfen" denn bezahlt?

CYP21B
17.08.2020, 19:50
Ich weiß nicht für mich klingen beide Optionen nicht wirklich erstrebenswert. 80 Bettenhaus finde ich wirklich sehr klein. Zumal ich fachfremde Dienste auch ziemlich kritisch sehe. Früh Dienste finde ich nicht perse schlimm. Es hängt zum einen von der Einarbeitung und den Backupmöglichkeiten ab. Wenn das stimmt hat man damit eine gute Lernkurve. Wenn die Dienste aber eher ruhig sind hat man wenig "kritische" Situationen und wird da nie richtig sicher.
Haus 2 klingt einfach nur mistig bzgl Rahmenbedingungen. Da würde ich nicht anfangen wollen.

pashtunwali
18.08.2020, 13:10
Bis auf dieses komische Dienstmodel finde ich eigentlich das zweite Haus besser.

Ich lebe nach der Philosophie, dass wenn man jung ist viel arbeiten und viel Erfahrung sammeln sollte und große Häuser mit versch. Abteilungen, wo man rotieren kann sind super. Klar ist es auch anstregend, aber dafür lernt und sieht man mehr. Auch in Häusern, wo die Lehre nicht so gross geschrieben wird, ist es wie im PJ auch wichtig, dass man Eigeninteresse und Initiative zeigt, dann wird man fast immer etwas lernen.
Später kann man dann in ein kleines Haus wechseln, wenn man nicht mehr so viel "Action" braucht und erfahrener ist.

GelbeKlamotten
21.08.2020, 10:05
Wie wäre es mal mit einer anonymen Meldung ans Gewerbeaufsichtsamt? Die reißen dem Chef so dermaßen hart den Arsch auf, dass er danach erstmal 1 Monat stationär in der Proktologie liegt...

Aber klar. Kommt ja ständig vor, dass sich das Gewerbeaufsichtsamt Chefärzten und Kliniken anlegt.

Die werden wenn überhaupt vielleicht mal schriftlich bei der klinik anfragen was es damit auf sich hat. Die Antwort der Klinik wird anwaltlich geprüft sein und ein ganz anderes Bild zeichnen.

Falls dann tatsächlich trotzdem noch eine weitere Prüfung stattfinden sollte und man einen Verstoß feststellt, wird man eine Frist setzen, die Probleme zu beheben und wahrscheinlich von einem Bußgeld absehen.

Dann wird die Klinikleitung die Regelung zum Ende der Frist hin ändern und eine andere allenfalls halblegale Möglichkeit finden, die Assistenzärzte kostenlos arbeiten zu lassen.

Feuerblick
21.08.2020, 10:13
Nope... da bist du falsch informiert. Das Gewerbeaufsichtsamt schickt fast sofort ein Ticket an den Chefarzt (gerne mindestens fünfstellig schon bei kleineren Verstößen), das er dann berappen darf.
Nein, kein Hörensagen sondern erlebt. Und genau deshalb bringen solche Meldungen durchaus was.

pineapple
21.08.2020, 10:43
Hallo!

Ich habe bereits im Herbst 2019 mein Examen abgelegt und wollte eigentlich im Frühling 2020 mit Arbeiten beginnen. Allerdings hatte ich mit Corona Probleme nach Deutschland einzureisen und mir eine Stelle zu suchen (ich bin EU Ausländer). Darum möchte ich jetzt im Oktober beginnen.


Man lässt approbierten Arzt nicht ins Land, der gerne arbeiten will und sogar einwandfrei Deutsch kann. Kopfschüttel.