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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : COX1 und COX2: Wo und wer macht was?



Fabelino
24.08.2020, 14:46
Moin,

habe mich in letzter Zeit etwas mehr mit der Wirkungsweise von Aspirin beschäftigt, und bin dabei immer wieder auf unterschiedliche bzw. widersprüchliche Lehrmeinungen gestoßen, die ich im Folgenden aufzähle. Vielleicht kann mir Jemand, der sich mit dem Thema befasst hat, sagen, welche Lehrmeinung denn nun die aktuelle ist. Danke!



1) COX1 konstitutiv und fast überall vorhanden: Produktion von PGE2("Magenschutz"), Nierenfunktion
Thromboxan und Prostacyclin: Sowohl in Endothelzellen als auch in
Thrombozyten



COX2 adaptiv physiologisch : Niere, Magen, ZNS, Uterus, Wundheilung
COX2 adaptiv inflammatorisch: Makrophagen, betroffenes Gewebe: Fieber, Schmerz, Schwellung


vs.



2)(Vereinfacht auf Endothel und Thrombozyten bezogen) COX 1 (Konstitutiv): Thrombozyten: Thromboxan
COX 2 (Im Endothel, nicht aber im Thrombozyten): Prostacyclin





Nun bezogen auf die gerinnungshemmende Wirkung von ASS: Nach 1) müsste ASS die COX1 hemmen, womit sowohl die Prostacyclin-Synthese im Endtothel als auch die Thromboxan-Synthese gehemmt werden würde. (Thromobzyten können den Enzymverlust nicht mehr ausgleichen, die antikoagulatorische und vasodilatorische Wirkung überwiegt also).


Nach 2) müsste ASS die COX1 in den Thrombozyten und die COX2 im Endothel hemmen (Mit dem letztendlich gleichen Effekt)


Zudem gibt es ja noch dosierungsabhängige Wirkungsunterschiede von ASS: Also niedrige Dosierung= Gerrinnungshemmend

Hohe Dosierung= Gerinnungsfördernd

Wie kommt das zustande?
Vielen Dank im Voraus!

FirebirdUSA
27.08.2020, 21:48
Woher hast du das ASS in hoher Dosierung Gerinnungsfördernd sein soll (und wie hoch?)? Hör ich zum ersten mal.

mbs
29.08.2020, 04:01
Rein empirisch betrachtet kann das nicht stimmen; wenn ich mal mehr ASS wegen Kopfschmerzen brauche muss ich höllisch aufpassen dass ich mich nicht schneide weil das sonst nicht mehr aufhört zu bluten...

Dosisabhängige Wirkung bedeutet in dem Zusammenhang, dass für unterschiedliche Dosierungen unterschiedliche Wirkungen in den Vordergrund treten, die Wirkungen die bei niedrigerer Dosierung noch da waren aber nicht grundsätzlich verloren gehen. Die sind dann nur nicht mehr der Grund warum man das Zeug nimmt (weil dafür deutlich weniger ja schon reichen würde).

Die Gerinnung ist übrigens ein sehr komplexes Phänomen, dass sich nicht nur auf Prostacycline und Thromboxane reduzieren lässt. Viele Wirkkaskaden sind ja nach wie vor unbekannt. Man kann letzten Endes also nur bei empirischen Tests bleiben was die Wirkung verschiedener Medikamente angeht. Klar kann man teilweise Angriffspunkte identifizieren, aber das sind nur Modelle, Vereinfachungen der Realität - man darf das Modell nie mit der Realität verwechseln - ebensowenig wie man die Landkarte mit der realen Landschaft verwechseln darf.

mbs
29.08.2020, 04:01
Rein empirisch betrachtet kann das nicht stimmen; wenn ich mal mehr ASS wegen Kopfschmerzen brauche muss ich höllisch aufpassen dass ich mich nicht schneide weil das sonst nicht mehr aufhört zu bluten...

Dosisabhängige Wirkung bedeutet in dem Zusammenhang, dass für unterschiedliche Dosierungen unterschiedliche Wirkungen in den Vordergrund treten, die Wirkungen die bei niedrigerer Dosierung noch da waren aber nicht grundsätzlich verloren gehen. Die sind dann nur nicht mehr der Grund warum man das Zeug nimmt (weil dafür deutlich weniger ja schon reichen würde).

Die Gerinnung ist übrigens ein sehr komplexes Phänomen, dass sich nicht nur auf Prostacycline und Thromboxane reduzieren lässt. Viele Wirkkaskaden sind ja nach wie vor unbekannt. Man kann letzten Endes also nur bei empirischen Tests bleiben was die Wirkung verschiedener Medikamente angeht. Klar kann man teilweise Angriffspunkte identifizieren, aber das sind nur Modelle, Vereinfachungen der Realität - man darf das Modell nie mit der Realität verwechseln - ebensowenig wie man die Landkarte mit der realen Landschaft verwechseln darf.