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cartablanca
26.08.2020, 23:04
Hab mal eine Frage. Wenn man einen Facharzttitel in einem Fach hat (zB Chirurgie) und dann eine Weiterbildung in einem anderen Fach beginnt (zB Innere), erhält man dann Facharztgehalt oderwie funktioniert das?

daCapo
26.08.2020, 23:55
Ja genau, wie du vermutest. Du wirst entsprechend eingestuft, sprich deutlich attraktiver als der Arzt im 1. WBJ Chirurgie, der gerade anfängt. z.B. an der Uniklinik wie im Link beschrieben

https://oeffentlicher-dienst.info/aerzte/uniklinik/

urinbeutel
27.08.2020, 15:50
mein HNO-Arzt war früher Anästhesist (wechseln suspekt viele aus diesem Fach raus) und meinte er wurde als Facharzt bezahlt.

GelbeKlamotten
27.08.2020, 16:24
Es muss einen aber halt auch erst mal jemand zu diesen Konditionen einstellen. Nicht in jedem Fachbereich und jeder Klinik leistet man sich den Luxus eines fachlichen Anfängers mit Facharztgehalt.

FirebirdUSA
27.08.2020, 17:19
Das würde ich gar nicht verhandeln sondern auf Tarifvertrag bestehen und damit ist die Sache eindeutig. Kenne einige Wechsler die alle FA Gehalt erhalten haben.
Und in der Regel ist ein FA in einem anderen Fach nicht mit einem Berifsanfänger zur vergleichen

anignu
28.08.2020, 01:15
Das würde ich gar nicht verhandeln sondern auf Tarifvertrag bestehen und damit ist die Sache eindeutig.
Korrekt, da heißt es immer:
"Arzt mir entsprechender Tätigkeit" oder "Facharzt mit entsprechender Tätigkeit". Es geht also darum ob du als Arzt gearbeitet hast, und auch in Fächern wie Anästhesie oder Radiologie arbeitet man als "Arzt". Oder ob du als "Facharzt mit entsprechender Tätigkeit" gearbeitet hast. Und mal ganz ehrlich: Als Anästhesist kannst du nicht verlangen bezahlt zu werden wie ein Chirurg. Denn dann arbeitest du zwar vielleicht als Facharzt (für Anästhesie) aber sicherlich nicht mit entsprechender Tätigkeit...

GelbeKlamotten
28.08.2020, 08:21
Korrekt, da heißt es immer:
"Arzt mir entsprechender Tätigkeit" oder "Facharzt mit entsprechender Tätigkeit". Es geht also darum ob du als Arzt gearbeitet hast, und auch in Fächern wie Anästhesie oder Radiologie arbeitet man als "Arzt". Oder ob du als "Facharzt mit entsprechender Tätigkeit" gearbeitet hast. Und mal ganz ehrlich: Als Anästhesist kannst du nicht verlangen bezahlt zu werden wie ein Chirurg. Denn dann arbeitest du zwar vielleicht als Facharzt (für Anästhesie) aber sicherlich nicht mit entsprechender Tätigkeit...

Das Argument würde für so gut wie alle Fachrichtungen gelten, nicht nur für deine tolle Chirurgie.

Als Neurochirurg arbeitest du nicht wie ein Facharzt für Anästhesie. Als Internist arbeitest du nicht wie ein Facharzt für Radiologie und als HNO-Arzt arbeitest du nicht wie ein Facharzt für Augenheilkunde.

daCapo
28.08.2020, 09:29
Das würde ich gar nicht verhandeln sondern auf Tarifvertrag bestehen und damit ist die Sache eindeutig. Kenne einige Wechsler die alle FA Gehalt erhalten haben.
Und in der Regel ist ein FA in einem anderen Fach nicht mit einem Berifsanfänger zur vergleichen

Habe noch nie gesehen in meiner bisherigen Tätigkei, dass ein FA (NC, Radio, Internist) dann in Ä1 eingruppiert wurde, es wäre auch nicht vereinbar mit dem entsprechenden Tarifrecht. In der Regel ist ein FA auch nicht mit einem Berufsanfänger zu vergleichen. Ausnahmen (sprich nicht die besten) bestätigen die Regel.

anignu
28.08.2020, 23:50
Habe noch nie gesehen in meiner bisherigen Tätigkei, dass ein FA (NC, Radio, Internist) dann in Ä1 eingruppiert wurde, es wäre auch nicht vereinbar mit dem entsprechenden Tarifrecht. In der Regel ist ein FA auch nicht mit einem Berufsanfänger zu vergleichen. Ausnahmen (sprich nicht die besten) bestätigen die Regel.
Was bitteschön ist Ä1? Es geht üblicherweise um Gruppen (römische Zahlen) und Stufen (arabische Zahlen).
Um wieder mein Beispiel von vorher zu nehmen: als Facharzt für Anästhesie der in der Chirurgie anfängt hat man für den Facharzt für Anästhesie ja offiziell als Arzt gearbeitet. Und für diesen Facharzt braucht es dafür mindestens 5 Jahre. Also müsste man laut Tarifvertrag in Gruppe I und da in Stufe 6 eingestuft werden. Mindestens. Tarifvertrag sind ja Mindestanforderungen nach unten. Und dann kann man ggf. verhandeln dass man höher eingestuft wird.
Keiner hat behauptet dass man als Facharzt für irgendwas tarifvertraglich gleichgestellt wird mit einem Anfänger.

Auf der anderen Seite muss man auch sagen dass ein Facharzt für Anästhesie einfach nicht das Gleiche KANN wie ein Facharzt für Chirurgie. Ich finde es wäre vermessen wenn ein solcher Mensch, der quasi chirurgisch nichts kann, automatisch gleich bezahlt wird wie ein chirurgischer Facharzt. Der kann keine Hintergrunddienste machen, den muss man in der Notaufnahme beaufsichtigen, den kann man nicht mal die einfachsten Operationen alleine machen lassen etc. Insofern finde ich Gruppe I Stufe 6 völlig angemessen.

Espressa
29.08.2020, 07:08
Ich denke, als FA hat man dennoch eine steilere Lernkurve im neuen Fach, und in den nebentätigkeiten ist man immerhin fit. Da ist es schon ok, dass die Bezahlung dann höher ist. Aber klar, eine Abteilung muss sich ja nicht drauf einlassen.

cartablanca
29.08.2020, 08:09
Es ist etwas verwirrend jetzt. Also alle stimmen überein, dass man das FA Gehalt kriegt, aber lehnen es ethisch ab.

Reflex
29.08.2020, 08:19
Ich glaube, das Problem ist eher, dass es CA gibt, die dass so definieren und deshalb kein FA Gehalt zahlen wollen. Wenn man direkt bei der Einstellung darum kämpfen muss, sollte man das abwägen, ob es sinnvoll und attraktiv ist die Stelle anzutreten. Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass ein FA Gehalt in den meisten Vorstellungsgesprächen ohne Stress verhandelbar war. Aber im Bereich Neurologie und Psychiatrie sind da die fachlichen Grenzen auch fließend.

Muriel
29.08.2020, 08:23
Facharutgehalt, also Stufe II, kann ich auch als Problem verstehen, I6 sollte aber definitiv drin sein und das auch aus meiner Sicht heraus nicht ethisch problematisch ;-)

GelbeKlamotten
29.08.2020, 08:53
Facharutgehalt, also Stufe II, kann ich auch als Problem verstehen, I6 sollte aber definitiv drin sein und das auch aus meiner Sicht heraus nicht ethisch problematisch ;-)

Macht aber schon einen großen Unterschied. Am Ende der zweiten FA Ausbildung kriegt man über 1000 Euro mehr Brutto im Monat allein beim Grundgehalt, wenn man von Anfang an als FA eingestuft wurde. Da würde ich schon versuchen, das so auszuhandeln.

Mukopolysaccharid
29.08.2020, 08:55
Es ist etwas verwirrend jetzt. Also alle stimmen überein, dass man das FA Gehalt kriegt, aber lehnen es ethisch ab.

Ich fände es ethisch nicht korrekt, wenn die Unfallchirurgin mit Wechsel in die Psychiatrie FA Gehalt kriegt, der Psychiater aber mit Wechsel in die UC nicht.
Der UCler, der in die Gefäßchirurgie geht, ist zwar auch kein Neuling. Aber selbst hier sind dort ist es doch nochmal ein ganz anderes arbeiten, oder nicht?!...

GelbeKlamotten
29.08.2020, 09:05
Ich fände es ethisch nicht korrekt, wenn die Unfallchirurgin mit Wechsel in die Psychiatrie FA Gehalt kriegt, der Psychiater aber mit Wechsel in die UC nicht.

Wieso sollte denn auch jemand auf so eine Idee kommen?
Ich denke das Gelaber in der Psychiatrie muss man auch erstmal lernen, vor allem wenn man Unfallchirurg ist und bisher nur mit Hammer und Meißel umgehen kann.

Laraloo
29.08.2020, 09:14
Bestes Beispiel, warum in der Ärzteschaft gehaltsverhandlungstechnisch nichts vorangeht, weil man sich gegenseitig "ethisch betrachtet" gegenseitig klein hält. Die Grundannahme ist schon falsch: Egal welche Stufe oder Gruppe: Die Gehälter sind für die Schinderei sowieso zu niedrig veranlagt. Wenn also jemand gleich etwas mehr bekommt, als auf dem Papier festgelegt, dann würde ich genau das für "ethisch korrekt" halten, auch wenn es vom formalen Aspekt her eine Variation darstellt.
Dass der Geringerbezahlte immer heult und sich in seinem Minderwertigkeitskomplex besser fühlt, wenn andere auch weniger bekommen, anstatt selbstbewusst aufzutreten und für seine Arbeit mehr zu verlangen, erschließt sich mir nicht.

Anignu hat es doch schon sehr präzise umrissen: In den meisten Tarifverträgen steht bei der Eingruppierung die explizite Formulierung "ein Facharzt in ENTSPRECHENDER Tätigkeit". FA für Neurologie, der frisch in der HNO anfängt, ist keine entsprechende Tätigkeit, dann wird also nur geschaut, wie viele Jahre man als Arzt tätig war und in der höchsten Assistenzarzt-Stufe bezahlt.
Übrigens sind Ä1, Ä2 etc. die Eingruppierungsbezeichnung an Unikliniken (öffentlicher Dienst). Der unakademische Rest schmückt sich mit römischen Ziffern ;-)

Trotzdem sollte man das nicht als gegeben ansehen und gleich ein FA Gehalt fordern. Wenn es nicht funktioniert, kann man sich immernoch auf die 6. Stufe berufen.

daCapo
29.08.2020, 14:48
Was bitteschön ist Ä1? Es geht üblicherweise um Gruppen (römische Zahlen) und Stufen (arabische Zahlen).

-->Da ist die Antwort:




Übrigens sind Ä1, Ä2 etc. die Eingruppierungsbezeichnung an Unikliniken (öffentlicher Dienst). Der unakademische Rest schmückt sich mit römischen Ziffern ;-)




(...)
Auf der anderen Seite muss man auch sagen dass ein Facharzt für Anästhesie einfach nicht das Gleiche KANN wie ein Facharzt für Chirurgie. Ich finde es wäre vermessen wenn ein solcher Mensch, der quasi chirurgisch nichts kann, automatisch gleich bezahlt wird wie ein chirurgischer Facharzt. Der kann keine Hintergrunddienste machen, den muss man in der Notaufnahme beaufsichtigen, den kann man nicht mal die einfachsten Operationen alleine machen lassen etc. Insofern finde ich Gruppe I Stufe 6 völlig angemessen.

Yo. Das stimmt, unfair. Trotzdem können sie FA Gehält erhalten. An der Uniklinik im öffentlichen Dienst bisher immer erlebt, dass FA anderer Richtungen in die FA-Besoldungsstufe Ä2 kommen trotz Low-Performance (also in ihrem eigentlichen Fachgebiet und im neuen Fachgebiet nicht die besten). Möglicherweise je nach Fachrichtung und Chef anders gehandhabt.

Cor_magna
29.08.2020, 15:12
Macht es einfach wie alle anderen Berufsgruppen auch: Schaut, dass ihr für euch selbst das meiste rausholt, also in eurem Interesse handelt, das treibt den Schnitt für alle nach oben, und hilft auf Dauer auch euren Kollegen.

Bei Geld einen auf ethisch zu machen hilft niemanden um euch rum, höchstens dem Chef oder dem kaufmännischem Direktor, aber der ihr Interesse ist es auch, dass ihr möglichst viel und möglichst umsonst arbeitet. Ach ja: darauf zu hoffen, dass die Arbeit-/Geldgeber so ethisch sind und aus Rücksicht auf euch ihre Interessen hintenanstellen wäre reichlich naiv...


Bestes Beispiel, warum in der Ärzteschaft gehaltsverhandlungstechnisch nichts vorangeht, weil man sich gegenseitig "ethisch betrachtet" gegenseitig klein hält. Die Grundannahme ist schon falsch: Egal welche Stufe oder Gruppe: Die Gehälter sind für die Schinderei sowieso zu niedrig veranlagt. Wenn also jemand gleich etwas mehr bekommt, als auf dem Papier festgelegt, dann würde ich genau das für "ethisch korrekt" halten, auch wenn es vom formalen Aspekt her eine Variation darstellt.
Dass der Geringerbezahlte immer heult und sich in seinem Minderwertigkeitskomplex besser fühlt, wenn andere auch weniger bekommen, anstatt selbstbewusst aufzutreten und für seine Arbeit mehr zu verlangen, erschließt sich mir nicht.



So ist es.

Schorsche
29.08.2020, 19:50
Ein Beispiel aus der Realität: ich habe als Facharzt mit Schwerpunkt und als Anfänger in einem neuen Fach bei einem kommunalen Maximalversorger 2 Jahre Assistentengehalt 6. Jahr und dann Facharzt Stufe 1 aushandeln können. Ab dem zweiten Facharzt wird es dann Stufe 2. Wenn es nach den Personalern gegangen wäre, hätte ich die nächsten vier Jahre nur das Assistentengehalt bekommen, aber mein neuer Chef hat dann wohl noch ein Wörtchen mitgeredet. Mehr ging aber definitiv nicht.