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Sealwolf
08.09.2020, 18:00
Guten Abend liebe Community!

Ich bin gerade (zum ersten Mal!) in Vertragsverhandlungen mit einem MVZ eingestiegen (FA Allgemeinmedizin, 40 h Woche). Da keine Erfahrungen damit, wollte ich mal Fragen, ob es im Vertrag irgendwelche besonderen Stolperfallen/Tipps gibt (derzeit steht z.B. keine Probezeit drin, dafür ist die ordentliche Kündigung für 6 Mo ausgeschlossen; also quasi eine Anti-Probezeit.. das würde ich noch ändern wollen).
Gehaltsvorschlag sind 100k (Vollzeit, Überstunden werden laut Vertrag nicht ausgezahlt; bedeutet das automatisch, wird in Freizeit ausgeglichen...?) Was haltet Ihr vom Gehaltsvorschlag, ist das ok?

Vielen Dank, schönen Abend und beste Grüße!
S.

freak1
08.09.2020, 18:03
Für sowas lohnt es sich durchaus auch in den MB einzutreten. Da bekommst du eine hervorragende Rechtsberatung zu diesem Thema von Anwälten die sich nur mit Medizinern beschäftigen.

Sealwolf
08.09.2020, 19:27
Danke für den Tipp, ich hab dort auf die Schnelle immerhin einen Mustervertrag gefunden. Gibt es sonst noch Tipps? Muss z.B. die Haftpflicht drinstehen; der potentielle Arbeitgeber meint man sei so oder so über den Arbeitgeber versichert, da gäbs nix zu regeln. Schönen Abend noch!

vanilleeis
08.09.2020, 19:33
Teilnahme an KV-Diensten (wie viele? Vergütung? Wer zahlt Ausstattung? )
Hausbesuche: Praxisauto? Erstattung bei Nutzung des Privatwagens?
Überstunden würde ich dringend klären. Es könnte auch heißen, dass Überstunden pauschal abgegolten sind

Evil
08.09.2020, 20:23
Meines Wissens sind über den Arbeitgeber nur Weiterbildungsassistenten haftpflichtversichert, jeder Facharzt sollte eine eigene Berufshaftpflichtversicherung haben!

Feuerblick
08.09.2020, 20:35
Japp. Es sei denn, der Arbeitgeber zahlt explizit die Berufshaftpflicht.
Überstundenregelung, beim Gehalt auch an künftige Gehaltssteigerungen denken. KV-Dienste sollten geregelt sein. Wer haftet bei Regress?

DrSkywalker
08.09.2020, 20:52
Ich bin selbst Praxisinhaber und 100k€ würde ich auch bei einer echten 40 Stunden Woche nur einen Top Performer zahlen können.

Wäre interessant ob du die 100000 € im Jahr bekommst tatsächlich, sag mal bescheid.

Frisko
09.09.2020, 07:46
..., beim Gehalt auch an künftige Gehaltssteigerungen denken...

Das hat im Nachhinein beim Büsumer Modell für ordentlich Unruhe gesorgt.
Den Kollegen wurden damals Gehaltserhöhugen verwehrt. Da ging es dann doch in die eigene Praxis.

freestyler
09.09.2020, 15:30
Ich bin selbst Praxisinhaber und 100k€ würde ich auch bei einer echten 40 Stunden Woche nur einen Top Performer zahlen können.

Wäre interessant ob du die 100000 € im Jahr bekommst tatsächlich, sag mal bescheid.


Bei 40h reiner Sprechzeit, was ich übrigens ganz schön viel finde, sind 100k€ Brutto für einen angestellten Allgemeinmediziner eher wenig. Oder was verstehst du unter Top Performer?

Cor_magna
09.09.2020, 18:06
Bei 40h reiner Sprechzeit, was ich übrigens ganz schön viel finde, sind 100k€ Brutto für einen angestellten Allgemeinmediziner eher wenig. Oder was verstehst du unter Top Performer?

Hä , hatte das so verstanden, dass hiermit die komplette Wochenarbeitszeit gemeint war?

freestyler
09.09.2020, 18:25
Hä , hatte das so verstanden, dass hiermit die komplette Wochenarbeitszeit gemeint war?

Ja, ok. Finde ich trotzdem viel. Auch wenn es inkl. Hausbesuche ist. (exkl.KV Dienste)

Sealwolf
09.09.2020, 19:33
? Standard-Verträge gehen doch meist 38 bis 40 Wochenstunden, ist doch nicht besonders viel? Naja da fällt keinerlei Bürokratie für mich an, von daher Arbeitszeit=Sprechstundenzeit.
Die wollen mir partout keine Fortbildungstage gewähren. Hab überlegt, falls ich da anfange, eben aus Rache jährlich Bildungsurlaub zu nehmen, sind auch 5 Tage ;-)

Sealwolf
09.09.2020, 19:34
Das ist n großer Laden, Öffungszeit tgl. von 7 bis 19 Uhr

freestyler
09.09.2020, 19:41
Das ist n großer Laden, Öffungszeit tgl. von 7 bis 19 Uhr

Hmm, wäre mir zu viel Arbeit für zu wenig Geld. Dafür gibt es Sicherheit wenn man angestellt ist. Muss man mögen.

Ich finde ja 2 Nachmittage reichen aus :) So machen wir es jedenfalls.

DrSkywalker
09.09.2020, 20:33
Bei 40h reiner Sprechzeit, was ich übrigens ganz schön viel finde, sind 100k€ Brutto für einen angestellten Allgemeinmediziner eher wenig. Oder was verstehst du unter Top Performer?

Unter top Performance verstehe ich keine fehlzeiten, gute Patientenansprache, fachlich top, die Fähigkeit zügig, gründlich und wirtschaftlich zu arbeiten, mitzudenken im Sinne der Praxis, sich ins Team zu integrieren, etc.

So jemanden könnte man evtl 100k zahlen.

Jemand der gemütlich halbtags 3 bis 4 Patienten pro Stunde behandelt, immer wieder kleine oder größere fachliche Defizite zeigt und regelmäßig ausfällt wegen Kind oder selbst krank, so jemand kann man sich eigentlich gar nicht erlauben anzustellen.

Ich würde bei gehaltsforderungen ein Facharztgehalt nach tv vorschlagen, bei richtig guten Leuten Oberarztgehalt.

40h meinte die gesamte Woche Arbeitszeit.

Manche Bewerber fordern ja Tarif Gehalt und wollen dann bei einer halben Stelle 15 h pro Woche arbeiten...

Ehem-User-46687482
09.09.2020, 20:49
Klingt nicht wirklich lukrativ, da man ja als selbstständiger Allgemeinmediziner z.T. das Doppelte bekommt. Und auch als OA in der Klinik meist mehr als 100k. Ich will nicht sagen, dass das wenig Geld ist, aber das jemand zum FA-Tarifgehalt in der Praxis arbeitet (was ja unter 100k ist) stelle ich mir nicht sonderlich attraktiv vor, auch wenn es nur 40 Stunden sind. Aber das kann jeder handhaben wie er will

Cor_magna
09.09.2020, 21:02
Klingt nicht wirklich lukrativ, da man ja als selbstständiger Allgemeinmediziner z.T. das Doppelte bekommt. Und auch als OA in der Klinik meist mehr als 100k. Ich will nicht sagen, dass das wenig Geld ist, aber das jemand zum FA-Tarifgehalt in der Praxis arbeitet (was ja unter 100k ist) stelle ich mir nicht sonderlich attraktiv vor, auch wenn es nur 40 Stunden sind. Aber das kann jeder handhaben wie er will

Viele sind bereit für die meist deutlich besseren Arbeitsbedingungen in der Praxis monetär Abstriche zu machen.

Und wie DrSkywalker schon sagte: Er könnte selbst wenn er unbedingt wollte nur sehr schwer 100k bezahlen.

Da ich nur Student bin, kann ich das nur sehr schwer beurteilen wie sehr da der Umsatz zwischen den verschiendenen Praxen schwankt und ob manche das anscheinend mal locker bezahlen können.

freak1
09.09.2020, 21:04
Zumal 100k Brutto für den Arbeitnehmer den Arbeitgeber nochmal deutlich mehr kosten wegen der Sozialabgaben.

GelbeKlamotten
09.09.2020, 21:05
Viele sind bereit für die meist deutlich besseren Arbeitsbedingungen in der Praxis monetär Abstriche zu machen.

Und wie DrSkywalker schon sagte: Er könnte selbst wenn er unbedingt wollte nur sehr schwer 100k bezahlen.

Da ich nur Student bin, kann ich das nur sehr schwer beurteilen wie sehr da der Umsatz zwischen den verschiendenen Praxen schwankt und ob manche das anscheinend mal locker bezahlen können.


Es ist auch nicht das gleiche, ob man 100k Bruttogehalt bekommt oder ob man sie bezahlen muss. Für den Arbeitgeber kommt da noch einiges an Lohnnebenkosten dazu, ich nehme an das hat DrSkywalker mit eingerechnet.

// Ok, da war freak schneller :)

DrSkywalker
09.09.2020, 21:08
Klingt nicht wirklich lukrativ, da man ja als selbstständiger Allgemeinmediziner z.T. das Doppelte bekommt. Und auch als OA in der Klinik meist mehr als 100k. Ich will nicht sagen, dass das wenig Geld ist, aber das jemand zum FA-Tarifgehalt in der Praxis arbeitet (was ja unter 100k ist) stelle ich mir nicht sonderlich attraktiv vor, auch wenn es nur 40 Stunden sind. Aber das kann jeder handhaben wie er will

Finanziell lukrativer ist es natürlich sich selbstständig zu machen allerdings darf man dann nicht vergessen dass man sehr viel Verantwortung trägt und sich außerhalb der Sprechstunde noch um tausend andere Dinge kümmern muss.

Man ist verantwortlich für sein komplettes Personal, für die Patienten der Praxis und ist endverantwortlich wenn ein Angestellter etwas falsch macht.

ich muss mich mit Krankenkassen rumärgern, mit Vermietern, dem Steuerberater, Finanzamt, dann kommt eine hygienebegehung dann darf man nicht vergessen dass jedes Jahr der elektrocheck für Elektrogeräte ansteht dann muss man seine Angestellten was Datenschutz angeht, dann iss mal was an der EDV kaputt, den Drucker repariert auch eher der Praxisinhaber oder eine teure Firma etc.

mir macht es sehr viel Spaß und eine eigene Praxis kann sehr erfüllend sein aber es hat schon einen Grund warum ein Praxisinhaber deutlich mehr verdient als ein Angestellter Facharzt.