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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bitten um Beratung als Nicht-EU-Radiologe, der eine Karriere in Deutschland anstrebt.



dell86
03.10.2020, 19:57
Hallo

Ich bin Radiologe in Indien und habe meine gesamte medizinische Ausbildung in Indien absolviert. Nach meiner Facharztausbildung (Facharztausbildung) habe ich fast 5 Jahre Erfahrung in der Radiologie. Ich bin daran interessiert, meine Karriere in Deutschland fortzusetzen. Ich habe alle Sprach- und Prüfungsanforderungen gelesen und gründlich verstanden, die ich erfüllen muss, bevor ich eine Stelle bekommen kann (Assistenzarzt-/Facharztausbildung). Ich habe kein Problem damit, alle 5 Jahre der Ausbildung zum Assistenzarzt noch einmal zu wiederholen oder mit dem Gehalt. Die Gründe dafür, dass ich Deutschland als Berufswahl in Betracht ziehe, sind eine gesunde Work-Life-Balance, eine stabile und friedliche Gesellschaft. Das sind die Gründe. Keine Ambitionen auf Geld, beruflichen Ruhm oder ähnliches. Nur ein bescheidenes, friedliches und glückliches Privat- und Berufsleben. Allerdings hatte ich gewisse Zweifel hinsichtlich des derzeitigen Standes der Dinge in Bezug auf Ärzte aus Nicht-EU-Ländern. Es wird eine große Hilfe sein, wenn Sie mir dabei helfen können.

1: Deutschland hat wegen des Ärztemangels ab 2012 seine Türen für ausländische Ärzte großzügig geöffnet. In dieser früheren Phase waren die Anforderungen nicht sehr streng, und die Einreise war relativ einfach. Im Laufe der Jahre wurden die Anforderungen jedoch zu Recht verschärft, um die strikte Einhaltung von Sprache und Qualität zu gewährleisten. Ich kenne Leute, die in den Jahren 2012-13 nicht einmal die Fachsprachprufüng geben mussten. Nach und nach wurden diese jedoch obligatorisch, und jetzt umfassen die Anforderungen für Nicht-EU-Ärzte medizinisches Deutsch B2/C1-Niveau, Fachsprachprufüng (medizinisches Deutsch), Kenntnisprüfung (medizinischer Kenntnistest), um eine Approbation (unbefristete ärztliche Approbation) zu erhalten. Erst nach Erhalt der Approbation kann ein Nicht-EU-Ärzt eine Assistenzarzttätigkeit (äquivalent zum Facharztauszubildenden/ Facharztanwärter) erhalten, um die erforderliche Ausbildung zu absolvieren und Facharzt zu werden. Ursprünglich waren die Erfolgsquoten bei diesen Prüfungen auch höher, aber jetzt sind auch diese Prüfungen sehr hart und unsicher geworden. Mich interessiert, wie hart es jetzt genau ist, diese Prüfungen für einen Nicht-EU-Arzt zu bestehen?

2: Wie wettbewerbsfähig ist es für einen Nicht-EU-Arzt, eine Stelle in einer radiologischen Abteilung zu bekommen? Ich habe kein Problem mit dem Land oder ländlichen Gebieten. Da die Radiologie überall auf der Welt konkurrenzfähig ist, gibt es auch in der Radiologie viele offene Stellen für Assistenzarzt-Stellen? Ich habe 10 Veröffentlichungen in von Fachkollegen begutachteten, publizierten und indexierten Zeitschriften und hatte bisher eine anständige akademische Karriere hier in Indien. Ich habe sogar ein europäisches Diplom in Radiologie (EDiR). Viele Leute sagen jedoch, dass sich die Türen für Ärzte aus Nicht-EU-Ländern jetzt zu schließen beginnen. Ich möchte nur wissen, wie die tatsächlichen Chancen für einen Nicht-EU-Arzt stehen, irgendwo in Deutschland eine Assistenzarztstelle in der Radiologie zu bekommen.

3: Wie ist die Work-Life-Balance für einen Assistenzarzt in der Radiologie? Eine gute Work-Life-Balance und Seelenfrieden sind meine einzigen Prioritäten, nicht Geld oder beruflicher Erfolg. Wenn ich dies im Hinterkopf behalte, ist Deutschland eine gute Wahl für mich? Was würden Sie empfehlen?

PS: Ich bin mir der strengen und hohen Sprachanforderungen voll bewusst und bereit, sie anzugehen. Was mich jedoch beunruhigt, ist der Mangel an Informationen über die Chancen, Schwierigkeiten beim Bestehen/Unsicherheiten für Ärzte aus Nicht-EU-Ländern im Hinblick auf die Prüfungen. Ich weiß, dass Vorbereitung und harte Arbeit der Schlüssel ist, aber es ist immer besser, die Situation vollständig und genau einzuschätzen, bevor man sich auf eine solche lebensverändernde Entscheidung einlässt.

Ich bitte um Hilfe.

Danke

mbs
03.10.2020, 20:08
Bin kein Radiologe, aber die Worklife Balance der Radiologen die ich kenne scheint ganz gut zu sein, die meisten sind mit ihrer Arbeit zufrieden. Hängt aber sicher auch von der konkreten Klinik ab. Falls es bei dir nicht so sein sollte kannst du immer noch die Klinik wechseln, das steht jedem frei. Ein indischer Kollege hat das auch getan und das ging problemlos; insofern denke ich nicht dass die Herkunft eine Rolle spielt. So viel auch zum Thema Karrierechancen - wenn alle Sprach-und Kenntnisprüfungen bestanden und mindestens eine Berufserlaubnis, besser noch eine Approbation, vorliegt wirst du eine Stelle finden - wahrscheinlich nicht nur eine; ich denke du wirst mehrere zur Auswahl haben wenn du dich öfter bewirbst.

Wie schwer genau die noch ausstehenden Sprach-und Kenntnisprüfungen sind kann ich dir leider nicht sagen da ich in Deutschland studiert und Examen gemacht habe. Ich denke mir aber, dass es keinen Unterschied machst ob du dir darüber Sorgen machst oder nicht. Du hast keinen Einfluss darauf wie schwierig es wird, du kannst es nicht ändern. Deshalb halte ich es für das Beste wenn du dich einfach nach bestem Wissen und Gewissen gründlich vorbereitest und dich für die Prüfung einfach anmeldest.

Mach es einfach - viele vor dir haben es geschafft (hatte auch schon insgesamt mehrere indische Kollegen die das hingekriegt haben) und ich bin mir sicher dass du es mit guter Vorbereitung auch schaffen wirst. Sei zuversichtlich.

Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute!

daCapo
03.10.2020, 20:57
I Mich interessiert, wie hart es jetzt genau ist, diese Prüfungen für einen Nicht-EU-Arzt zu bestehen?


Ein Großteil der Kollegen aus dem Ausland besteht diese Prüfungen. Das Ausmaß der Prüfung hängt auch davon ab, an welcher Uni du im Ausland warst und inwiefern das hier anerkannt wird.



2: Ich möchte nur wissen, wie die tatsächlichen Chancen für einen Nicht-EU-Arzt stehen, irgendwo in Deutschland eine Assistenzarztstelle in der Radiologie zu bekommen.


Die sind gut, vor allem mit Vorerfahrung. Wie auch in Indien, gibt es gute und schlechte Chefs und Kliniken.
Kleiner Tipp: Man kann übrigens auch in einem Institut für Neuroradiologie anfangen (hier noch mehr Stellen frei) und dann rotieren (meist haben die Chefs Rotationsprogramme)




3: Wie ist die Work-Life-Balance für einen Assistenzarzt in der Radiologie? Eine gute Work-Life-Balance und Seelenfrieden sind meine einzigen Prioritäten, nicht Geld oder beruflicher Erfolg. Wenn ich dies im Hinterkopf behalte, ist Deutschland eine gute Wahl für mich? Was würden Sie empfehlen?


Da wird es viele Unterschiede geben. Die Work-Life Balance ist als Facharzt in der Praxis sicherlicher besser als in einer großen Uniklinik mit 24h Betrieb.
An den großen Kliniken gibt es Dienste und Schichtarbeit (bei der Bewerbung fragen). An kleineren Häusern ist möglicherweise weniger Nacht und Schichtarbeit. In Praxen gibt es auch manchmal Schichtbetrieb, aber praktisch nie Nachtarbeit oder Notfälle wie Stroke CT / Trauma CT o.ä.

Gibt hier einige Leute im Forum, die in großen radiologischen Kliniken arbeiten oder Praxisinhaber sind.

tarumo
03.10.2020, 21:09
1. Die Tür für nicht EU-Ärzte wird gefühlt und entgegen allen Beteuerungen immer weiter aufgemacht, weil D zunehmend unattraktiv für EU-Ausländer wird

2. Die Sprachprüfung ist teilweise ein Witz, es bestehen Leute, mit denen man kaum ein Gespräch führen kann. Geschweige denn ein Fachgespräch. Mag natürlich örtlich unterschiedlich sein. In Thüringen sind sie m.W. sogar ganz ausgesetzt. Falls der Post vom TE selbst verfaßt wurde, sehe ich da gar keine Probleme. Spezielle Kenntnisprüfungen gibt es ja nicht.

3. Speziell in der Radiologie besteht das Problem mit der deutschen Strahlenschutzverordnung, also erst mal Kurse und monatelange Zeiten für die Fachkunde absolvieren, bevor man z.B. Dienste machen oder alleine arbeiten darf. Kann unbefriedigend sein, wenn man anderswo schon weiter war. Im konkreten Fall würde der TE vermutlich als Anfänger im 1. Jahr eingestellt und bezahlt werden, mit Diensten nach 1 Jahr oder so, je nachdem wie der Arbeitgeber sich an die Gesetze hält. Anerkennung von fachlichen Qualifikationen ist nochmal eine andere Baustelle

4. Die Anzahl der Ärzte aus Indien ist in Deutschland eher gering, und in der Radiologie erst recht. Tatsächlich habe ich 2,3 Kollegen kennengelernt, die aus privaten Gründen nach Deutschland gekommen sind und retrospektiv lieber nach UK oder in ein anderes Commonwealth-Land gewechselt wären. Vielleicht mal in einem Expat-Forum nachfragen, wie man die Situation hier so einschätzt?

5. Für die Arbeit in einer Praxis oder eine besser dotierte Stelle in einem Krankenhaus ist der Facharztstatus zwingend. Wie schwer sich die Anerkennung eines indischen Abschlusses darstellt, kann ich nicht abschätzen.

daCapo
03.10.2020, 21:40
4. Die Anzahl der Ärzte aus Indien ist in Deutschland eher gering, und in der Radiologie erst recht. Tatsächlich habe ich 2,3 Kollegen kennengelernt, die aus privaten Gründen nach Deutschland gekommen sind und retrospektiv lieber nach UK oder in ein anderes Commonwealth-Land gewechselt wären. Vielleicht mal in einem Expat-Forum nachfragen, wie man die Situation hier so einschätzt?



Ja die Erfahrung habe ich auch gemacht.

WackenDoc
04.10.2020, 07:55
Ganz wichtig ist, dass du das System der Ärztekammern in Deutschland verstehst. In jedem Bundesland gibt es eine Landesärztekammer (in manchen zwei). Welche für dich zuständig ist, hängt davon ab, wo du arbeitest, wenn du keinen Job hast, dann die wo du wohnst.
Sobald man in Deutschland als Arzt arbeitet ist man Pflichtmitglied (muss sich aber anmelden).

Die Homepages sind inzwischen ganz gut sortiert und man kann einfach die Regelungen für die Anerkennung von ausländischen Ärzten finden. Die Informationen genau durchlesen und bei Bedarf den zuständigen Sachbearbeiter anrufen oder mailen. Es können ausländische Weiterbildungszeiten, aber auch der ganze Facharzttitel anerkannt werden. Das wird im Einzelfall geklärt.

Dann solltest du dir genau anschauen, was in der Weiterbildungsordnung steht. Das braucht in Deutschland ein Assistenzarzt bevor er sich zur Facharztprüfung anmeldet. Für dich kann es hilfreich sein, damit du dir schon in Indien die notwendigen Bescheinigungen organisieren kannst.

Wenn der obere Beitrag von dir selbst geschrieben ist, ist das mit dem Sprachtest kein Problem. Dafür gibt es aber glaube ich auch Gruppen für Kandidaten auf Facebook.

Wenn das alles funktioniert, kannst du ja mal hier einen Erfahrungsbericht schreiben.

dell86
04.10.2020, 10:07
Ich danke Ihnen allen für Ihre Antworten und Hinweise. Ich weiß das wirklich zu schätzen. Es gibt nur noch einen Zweifel.

Eine der oft erwähnten Realitäten für Nicht-EU-Ärzte ist, dass sie in "ländlichen Gebieten" und/oder Ostdeutschland höhere Chancen haben, eine Assistenzarzt-Stelle zu bekommen, da die einheimischen Ärzte in der Regel Städte und Westdeutschland bevorzugen. In einem Land wie Indien bedeutet "ländlicher Raum" eine sehr unregelmäßige Strom- und Wasserversorgung, den Kampf um selbst grundlegende Einrichtungen und Gesundheitsversorgung, eine sehr konservative und stammesbezogene Denkweise der Menschen. Hier werde ich nie mehr leben wollen. Ich glaube jedoch, dass in einem Land wie Deutschland "ländlich" immer noch weitaus besser sein wird als die U-Bahn-Städte hier in Indien. In diesem Zusammenhang wollte ich auch wissen, was genau das Problem mit Ostdeutschland und den ländlichen Gebieten ist. Warum die Menschen (nicht nur Ärzte) es nicht vorziehen? Sind die Einrichtungen und die Infrastruktur dort zu schlecht? Die Oberflächlichkeiten der modernen Gesellschaft wie Mall-Kultur, Konsumismus und Materialismus interessieren mich sowieso überhaupt nicht. Wenn die grundlegenden Einrichtungen und Annehmlichkeiten vorhanden sind, die Menschen nett und friedlich sind, die Bezahlung anständig genug ist, um ein erfülltes (nicht verschwenderisches) Leben ohne finanzielle Sorgen zu führen, kann ich mein ganzes Leben in einer solchen Stadt verbringen, egal wie "ländlich" und wie tief in Ostdeutschland sie liegt. Ich würde eher ein ländliches Gebiet der Stadt vorziehen, da meine oben genannten Prioritäten dort eher erfüllt werden. Städte haben im Allgemeinen ein eher hektisches Leben und sind in der Regel überfüllt. Ich liebe ein ruhiges und gelassenes Leben, vorausgesetzt, es sind grundlegende Annehmlichkeiten vorhanden. Können Sie bitte erläutern, warum die ländlichen Gebiete und Ostdeutschland in der Regel von den Menschen gemieden werden?

hebdo
04.10.2020, 11:01
Generell gilt, bevor du dich dauerhaft in einem Land niederlässt, solltest du es dir vorher genau angeschaut haben und deine Erfahrungen dort machen. Warst du schon einmal in Deutschland? Theorie alleine hilft nicht. Zwar gibt es keine Schwierigkeiten bei den Grundbedürfnissen, dennoch wirst du auch in Deutschland Konservativismus, Ressentiments, kulturelle Unterschiede und Schwierigkeiten bei der gesellschftlichen Intergration erleben. Es ist ein großer und mutiger Schritt - nicht nur wegen der fachlichen Anerkennung.

Ich glaube auch, dass es einfacher ist bspw. in GB oder den USA Fuß zu fassen.

daCapo
04.10.2020, 11:06
n "ländlichen Gebieten" und/oder Ostdeutschland höhere Chancen haben, eine Assistenzarzt-Stelle zu bekommen, da die einheimischen Ärzte in der Regel Städte und Westdeutschland bevorzugen. In einem Land wie Indien bedeutet "ländlicher Raum" eine sehr unregelmäßige Strom- und Wasserversorgung, den Kampf um selbst grundlegende Einrichtungen und Gesundheitsversorgung, eine sehr konservative und stammesbezogene Denkweise der Menschen.

a) Strom und Wasserversorgung, auch Telefon sind gewährleistet. Internet immer mehr/im Ausbau (vor Miete fragen)
b) Diese Passage stellt meine Meinung dar und beruht auf eigenen Erfahrungen (selbst in Sachsen-Anhalt gewohnt für 1 Jahr). Nach dem Ende der DDR Wirtschaft, sind viele Leute (jung, gebildet) von dort weggezogen. Die anderen sind geblieben. Es sind also erstmal sehr viele ältere Leute dort (die ihr Leben in der DDR verbracht haben und durchaus Sympathien für dieses Land hegen können). Auch trifft man viele sozial schwache Personen dort und letztendlich sieht man auch sehr viel Verbitterung. Es gibt immer noch viel Leerstand, die Bevölkerung ist geschrumpft. Nebenbei ist das ländliche Ostdeutschland bei vielen Ausländern eher "unbeliebt", weil man dort vielen Vorurteilen gegenüber stehen kann. Hierbei kann auch schon "Westdeutsch" als Ausländisch gelten.
Das ganze gilt nicht für die wachsenden Regionen: Leipzig/Dresden und den Speckgürtel von Berlin.
c) Um es zusammenzufassen, die grundlegende Infrastruktur ist vorhanden, aber die Leute sind nicht unbedingt immer nett und friedlich. Am besten man schaut es sich selbst an.



Ich glaube auch, dass es einfacher ist bspw. in GB oder den USA Fuß zu fassen.

Oder Australien/Neuseeland.

anignu
04.10.2020, 12:27
In einem Land wie Indien bedeutet "ländlicher Raum" eine sehr unregelmäßige Strom- und Wasserversorgung, den Kampf um selbst grundlegende Einrichtungen und Gesundheitsversorgung, eine sehr konservative und stammesbezogene Denkweise der Menschen.
In "normalen" Bereichen in Deutschland kann man davon ausgehen dass Wasser, Abwasser, Strom, Heizung, Internet und befestigte Straßen vorhanden sind. Und bei Strom und Wasser ist die Verfügbarkeit auch quasi bei 100%. Auf dem Dorf auf dem ich wohne gab es vor ca. zwei Jahren mal einen Stromausfall für eine Stunde weil ein Bagger ein Stromkabel abgerissen hat. Das ist der einzige Stromausfall an den ich mich die letzten 5 Jahre erinnern kann. Insofern: die Infrastruktur ist schon sehr gut.
Internet ist ein gewisses Thema in Deutschland, da reden wir aber von Geschwindigkeiten >50MBit/sec. Das ist nicht überall vorhanden. 16MBit schon. Sofern man also nicht auf hohe Geschwindigkeiten zwangsweise angewiesen ist, ist das auch kein Problem.
Mit "normalen" Bereichen meine ich alles was Stadt und Dorf ist. Wenn man danach sucht findet man sicherlich Einzelhäuser irgendwo im Wald oder auf dem Berg bei denen zum Beispiel kein fließend Wasser vorhanden ist. Aber wie gesagt: Einzelhäuser.

Gesundheitsversorgung in Deutschland ist meiner Meinung nach auch sehr gut. Vor allem wenn man ein Auto hat. Dann sind in relativ kurzer Zeit alle relevanten Fachrichtungen gut zu erreichen.

Können Sie bitte erläutern, warum die ländlichen Gebiete und Ostdeutschland in der Regel von den Menschen gemieden werden?
Aus genau dem gleichen Grund warum in Indien immer mehr Leute in die Stadt ziehen und weg vom Land: da es dort Arbeit gibt oder zumindest die Hoffnung auf Arbeit. In größeren Städten hat man mehr Möglichkeiten Arbeit zu finden als auf dem Land. Und zum Beispiel die Arbeitslosenquote in Ostdeutschland liegt bei 7,5% in Westdeutschland bei 5,9%.

Ich würde auch empfehlen einfach mal zu kommen und dir alles selbst anzusehen :-)

roxolana
05.10.2020, 13:09
Leider gibt es in Ostdeutschland viele Leute, die gerne "den Ausländern" die Schuld an Allem geben und dann auch noch bei der Wahl das Kreuzchen bei entsprechenden Parteien setzen. Als Inder würde ich daher persönlich nicht nach Ostdeutschland ziehen wollen. Wenn ländlich, dann lieber Westdeutschland...

tarumo
05.10.2020, 18:58
Ähm, es geht um eine Weiterbildung in Radiologie und nicht um eine "Landarzt"stelle. Die Kliniken mit voller oder längerer Weiterbildungsermächtigung in Radiologie gehören normalerweise mindestens zur mittleren Versorgungsstufe. Und die findet man üblicherweise in Städten ab ca. 45.000 Einwohnern (Ausnahmen gibt es natürlich).
Auch wenn das in Indien vielleicht die Einwohnerzahl einer längeren Straße ist... "ländlich" ist dann doch was anderes.
Das Internet ist aber sicherlich insgesamt schlechter und weniger flächendeckend als in Indien (meine ich völlig ernst) , dafür sind die Arbeitnehmerrechte hier besser , außer in der HTC (Achtung: Ironie)

daCapo
05.10.2020, 19:05
Ähm, es geht um eine Weiterbildung in Radiologie und nicht um eine "Landarzt"stelle. Die Kliniken mit voller oder längerer Weiterbildungsermächtigung in Radiologie gehören normalerweise mindestens zur mittleren Versorgungsstufe. Und die findet man üblicherweise in Städten ab ca. 45.000 Einwohnern (Ausnahmen gibt es natürlich).


Ähhh...die Mentalität trifft man auch in Oberzentren und Landeshauptstädten.

tarumo
05.10.2020, 19:25
Ähhh...die Mentalität trifft man auch in Oberzentren und Landeshauptstädten.

ich beziehe mich auf die Infrastruktur


. Das ist der einzige Stromausfall an den ich mich die letzten 5 Jahre erinnern kann. Insofern: die Infrastruktur ist schon sehr gut.
Internet ist ein gewisses Thema in Deutschland, da reden wir aber von Geschwindigkeiten >50MBit/sec. Das ist nicht überall vorhanden. 16MBit schon. Sofern man also nicht auf hohe Geschwindigkeiten zwangsweise angewiesen ist, ist das auch kein Problem.
Mit "normalen" Bereichen meine ich alles was Stadt und Dorf ist. Wenn man danach sucht findet man sicherlich Einzelhäuser irgendwo im Wald oder auf dem Berg bei denen zum Beispiel kein fließend Wasser vorhanden ist. Aber wie gesagt: Einzelhäuser.


Wobei der größte Stromausfall der letzten beiden Jahre in Berlin war.

Was die behauptete Mentalität angeht: es gibt auch Leute, die Inländern für alles die Schuld geben. ich z.B.: Jens Spahn, Marburger Bund, AOK, Merkel, Lauterbach, dem bösen Wolf usw....:-D

roxolana
05.10.2020, 20:48
Für mich als Großstädter ist alles unter 200.000 Einwohnern ländlich :-))

flopipop
10.10.2020, 10:49
3: Wie ist die Work-Life-Balance für einen Assistenzarzt in der Radiologie? Eine gute Work-Life-Balance und Seelenfrieden sind meine einzigen Prioritäten, nicht Geld oder beruflicher Erfolg. Wenn ich dies im Hinterkopf behalte, ist Deutschland eine gute Wahl für mich? Was würden Sie empfehlen?


Das kommt darauf an, was man unter einer guten Work-Life-Balance versteht, auch der Seelenfrieden ist bei jedem anders definiert. Der eine braucht Anerkennung und verwirklicht sich am besten in der Angio, wo er Held sein darf. Der Preis dafür ist jahrelange harte Arbeit in einer großen Klinik, auch nachts. Die ganz harten "Machttypen" habilitieren sich noch dabei und dürfen irgendwann vielleicht mal Chef sein. Der andere wiederum würde am liebsten den ganzen Tag nichts tun, sie scheuen Arbeit und kämpfen nicht um Macht. Das sind Kandidaten für das typische Wald und Wiesenkrankenhaus auf dem Land. Dort überarbeiten sie sich nicht, lesen zwischendurch Zeitung und versiechen so langsam vor sich hin bis sie in die ruhmlose Rente dürfen. Viele lassen sich auch in einer Praxis anstellen, wo sie von profitstrebenden Ketten wie Zitronen ausgepresst werden, dafür kann man oft Teilzeit arbeiten. Und es gibt noch den "Geldtypen", der Niedergelassene. Er macht keine Angios, dafür bewältigt er täglich eine hohe Schlagzahl an Untersuchungen mit ähnlichen Krankheitsbildern im Akkord, dadurch kommt man in einen gewissen Monotoniestress. Dafür stimmt die Kohle am Ende des Tages. Wie man sieht, es gibt verschiedene Wege, sich in der Radiologie zu verwirklichen, man muss nur wissen, was man will.

tarumo
12.10.2020, 21:33
Viele lassen sich auch in einer Praxis anstellen, wo sie von profitstrebenden Ketten wie Zitronen ausgepresst werden, dafür kann man oft Teilzeit arbeiten. Und es gibt noch den "Geldtypen", der Niedergelassene. Er macht keine Angios, dafür bewältigt er täglich eine hohe Schlagzahl an Untersuchungen mit ähnlichen Krankheitsbildern im Akkord, dadurch kommt man in einen gewissen Monotoniestress. Dafür stimmt die Kohle am Ende des Tages. Wie man sieht, es gibt verschiedene Wege, sich in der Radiologie zu verwirklichen, man muss nur wissen, was man will.

Viel Meinung, wenig Ahnung, ein bißchen Klischee und dann ´rumrühren.
Die Krankheitsbilder erst mal sind so vielfältig wie die Patienten und wenn sich bestimmte Gerätschaften halt nicht gegenfinanzieren lassen, dann muß man halt passen. Im Krankenhaus stellt das Land die Geräte hin und für Verluste aus dem Betrieb kommt der Träger auf...so easy...wenn die KHs ihre Investitionen zu 100% selbst stemmen müßten, dann würde es ganz anders aussehen...

Die wenigsten Niedergelassenen (egal welches Fach) strampeln sich freiwillig im Akkord "Hamsterrrad" ab. Sondern weil die Fachrichtung Radiologie wie die meisten anderen auch budgetiert ist, und wenn die Kosten steigen, muß man halt mehr arbeiten, um das wieder hereinzubekommen.
Ganz aktuell sind das 20% Umsatzverlust durch Honorarabsenkung im April, ein Vergütungssteigerung auch dieses Jahr unter Inflation plus erheblich gestiegene Materialkosten, Strom usw. Heißt für 2021 dann 30% mehr Arbeit, wenn man seinen Umsatz halten will. IGEL oder reine Privatpraxen spielen kaum eine Rolle. Und daß immer weniger sich das antun, und ihre Sitze an ein MVZ verkaufen, hast Du ja selbst bemerkt. Die Anstellung ist dann nur noch mehr oder weniger Bedingung aus dem "Sitzverkauf".

Andere Rechnung: für einen CA an einem nichtuniversitären Krankenhaus kann man von 250- 300.000 EUR p.a. Vergütung ausgehen (siehe den Habil-Thread). Ein Praxisinhaber ist gleich qualifiziert. Das übliche Unternehmereinkommen soll gemeinhin mindestens das Doppelte des Angestelltengehalts betragen (Unternehmerrisiko, Altersvorsorge, Krankheitsrisiko, Urlaub, Ärger mit KV etc..) . Das macht dann theoretisch für einen Niedergelassenen 600.000 EUR/a aus. Ich glaube, die allerwenigsten Praxen werfen heutzutage soviel ab, daß sich der Inhaber eine solche Summe nur für sich genehmigen kann.
Der erwähnte "Geldtyp" nimmt also heutzutage eher im Vergleich zu einem angestellten CA gewisse finanzielle Einbußen plus das Risiko in Kauf, nur um nicht nochmal in der Anstellung arbeiten zu müssen. Die wöchentliche Arbeitszeit dürfte mit den teils verpflichtenden Abend- und Samstagsprechstunden sowie KV-Diensten auch noch höher liegen.

Aber Du glaubst vermutlich auch, daß Shisha-Bars extrem lukrativ sind, weil die Inhaber regelmäßig Lambos und. Co vor der Tür stehen haben...

Der TE sollte vielleicht auch mal die Vergütungssätze aus Indien posten, damit man sich einen Überblick verschaffen kann. Die deutschen Sätze sind mittlerweile teils schon unter dem rumänischen Niveau angekommen, bei deutschem Steuersatz und US-amerikanischen Versicherungsprämien, versteht sich.

Ob der TE hier seine persönliche work-life-balance findet, wenn er dann als FA die erwarteten 50 Schnittbilder pro Tag liefern muß, das kann er selbst entscheiden.

anignu
12.10.2020, 21:53
Viel Meinung, wenig Ahnung, ein bißchen Klischee und dann ´rumrühren.
Das Zitat behalt ich mir für die nächste Diskussion ;-)

Andere Rechnung: für einen CA an einem nichtuniversitären Krankenhaus kann man von 250- 300.000 EUR p.a. Vergütung ausgehen (siehe den Habil-Thread). Ein Praxisinhaber ist gleich qualifiziert. Das übliche Unternehmereinkommen soll gemeinhin mindestens das Doppelte des Angestelltengehalts betragen (Unternehmerrisiko, Altersvorsorge, Krankheitsrisiko, Urlaub, Ärger mit KV etc..) . Das macht dann theoretisch für einen Niedergelassenen 600.000 EUR/a aus.
Ganz ganz großer Schmarrn.
CA in nicht universitären Krankenhäuser entsprechen einem Praxisinhaber? Ernsthaft? Da weiß ich gar nicht wo ich wirklich anfangen soll so großer Schmarrn ist das. Das ist ungefähr so wie "jeder Praxisinhaber einer internistischen Einzelpraxis könnte genausogut CA in einem städtischen Haus mit 30 Internisten unter sich sein". Formal stimmt das. Die Qualifikationsstufe "Facharzt" ist erreicht. Aber es ist einfach Schmarrn. Bei anderen Fachrichtungen ist es doch das Gleiche: Chefarzt Orthopädie im Vergleich zu einem niedergelassenen Orthopäden, Neurologie, Gyn, was willst du noch für Fächer?

tarumo
12.10.2020, 22:23
Die Qualifikationsstufe "Facharzt" ist erreicht. Aber es ist einfach Schmarrn. Bei anderen Fachrichtungen ist es doch das Gleiche: Chefarzt Orthopädie im Vergleich zu einem niedergelassenen Orthopäden, Neurologie, Gyn, was willst du noch für Fächer?

Ich sehe nicht, was einen FA für Radiologie (um den geht es hier), mit WBE, öfters mit Habil und evt. der einen oder anderen Zusatzbezeichung wie Neuroradiologie von dem Anforderungsprofil eines CA unterscheiden sollte. Zumal der Niedergelassene sicher kaufmännisch und organisatorisch besser bewandert ist (oder es sein sollte). Zahlreiche Wechsler auch von universitären CA-Posten in die Niederlassung unterstreichen dies- wenn es zwei völlig unterschiedliche Welten sein sollten, dann wäre der Wechsel hier nicht so einfach- und man wechselt ja auch nicht für ein fachliches Downgrade.
Daß sich in anderen Fächern die verlangte Struktur um 100% unterscheidet (z.B. operativ vs. nicht operativ) ist dann wieder eine andere Baustelle.

flopipop
13.10.2020, 18:17
Die Krankheitsbilder erst mal sind so vielfältig wie die Patienten

theoretisch ja, lehrt man im studium so. hast du schon mal eine radiologische praxis von innen gesehen? praktisch ist es oft so, dass 80% der praxisliste aus suspraspinatusrissen, meniskusrissen und bandscheibenhernierungen besteht. gut, mal ist der vorfall rechts, mal links...super vielfalt



Ganz aktuell sind das 20% Umsatzverlust durch Honorarabsenkung im April

im schnitt sind es 13%, inklusive aufwertung der mammographie.


Das macht dann theoretisch für einen Niedergelassenen 600.000 EUR/a aus. Ich glaube, die allerwenigsten Praxen werfen heutzutage soviel ab, daß sich der Inhaber eine solche Summe nur für sich genehmigen kann.

die summe ist etwas zu hoch gegriffen, aber immerhin realistisch. nicht jeder chefarzt kommt da dran.


Der erwähnte "Geldtyp" nimmt also heutzutage eher im Vergleich zu einem angestellten CA gewisse finanzielle Einbußen plus das Risiko in Kauf, nur um nicht nochmal in der Anstellung arbeiten zu müssen. Die wöchentliche Arbeitszeit dürfte mit den teils verpflichtenden Abend- und Samstagsprechstunden sowie KV-Diensten auch noch höher liegen.

risiko ja, finanzielle einbußen im vergleich zum chefarzt nein. wenn es finanziell unattraktiv wäre, hätten sich die kapitalstarken investoren nicht in diese branche begeben. labor, dialyse und radiologie, das kaufen die auf. warum machen die das? können sie nicht rechnen?


Ob der TE hier seine persönliche work-life-balance findet, wenn er dann als FA die erwarteten 50 Schnittbilder pro Tag liefern muß, das kann er selbst entscheiden.

monotoniestress und das unternehmerische risiko, das ist der preis. dafür mehr kohle (trotz aller restriktionen durch die kv ist jeder inhaber unterm strich immer reicher, als sein angestellter) und nicht in anstellung arbeiten müssen. hast kollegen und/oder angestellte. keiner ist über dir.
alternative: oberarzt oder chef im krankenhaus (muss man erst mal werden). dienste. angio. mta's haben formell eine eigene verwaltung... und über dir ist einer.
was ist besser? typfrage (s.o.)