PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Karriere außerhalb der Klinik



Seiten : [1] 2 3 4 5 6

Voralpenland
25.10.2020, 09:58
Hallo zusammen!

Ich studiere zwar Medizin im fortgeschrittenen Semester, möchte mich aber mal erkundigen, welche Karrierepfade sich außerhalb der Klinik für einen angehenden Arzt eröffnen. Studiert hier jemand ebenfalls Medizin und hat Praktika oder Werkstudententätigkeiten in der freien Wirtschaft absolviert und kann seine Erfahrungen teilen? Oder ist hier sogar jemand, der direkt nach dem Studium eine nicht-kurative Laufbahn eingeschlagen hat?

Besten Dank!

anfaenger62
25.10.2020, 10:04
Hallo zusammen!

Ich studiere zwar Medizin im fortgeschrittenen Semester, möchte mich aber mal erkundigen, welche Karrierepfade sich außerhalb der Klinik für einen angehenden Arzt eröffnen. Studiert hier jemand ebenfalls Medizin und hat Praktika oder Werkstudententätigkeiten in der freien Wirtschaft absolviert und kann seine Erfahrungen teilen? Oder ist hier sogar jemand, der direkt nach dem Studium eine nicht-kurative Laufbahn eingeschlagen hat?

Besten Dank!

Das ist auch das, was ich mir gerade überlege.

Hab zwar Medizin studiert und wollte eigentlich immer den Allgemeinmediziner machen. Nach kurzer Zeit in der Klinik mit miserablem Klima, Arbeitszeiten täglich bis 19.00 Uhr oder länger, Anschissen von allen Seiten etc. will auch nicht mehr in der Patientenversorgung bleiben. Es ist miserabel gerade in der Inneren. Geht nur noch um Geld, denen ist scheiß egal wer das macht, Hauptsache es macht einer und unverschämte Angehörige, die einen unter Druck setzen. Nie wieder diesen Scheiß. Ist echt furchtbar.

Feuerblick
25.10.2020, 10:06
Wie kann man nach so kurzer Zeit nur so frustriert sein? Ohne auch nur einen einzigen Stellenwechsel mitzumachen? Ohne auch nur einmal geschaut zu haben, ob es nicht doch anderswo besser ist (was hier dann doch einige bestätigen). Oder sich auch nur einen Fachwechsel vorgestellt zu haben.
Mit so einer Einstellung wirst du in der "freien Wirtschaft" leider sang- und klanglos untergehen. Da wird auch nicht grad mit Wattebäuschen geworfen.

cartablanca
25.10.2020, 10:29
Wenn man in der Anästhesie arbeitet kann man den Alltag des Internisten vielleicht nicht so gut einschätzen.

Feuerblick
25.10.2020, 10:34
Wenn man in der Anästhesie arbeitet kann man den Alltag des Internisten vielleicht nicht so gut einschätzen.
Stimmt. Auch wenn ich nicht in der Anästhesie arbeite. :-nix
Aber ich glaube nicht, dass der Alltag in einer Allgemeinchirurgie vor einigen Jahren deutlich netter war. Dennoch empfinde ich diese absolut negative Einstellung von anfänger62 doch als deutlich "drüber".

anfaenger62
25.10.2020, 10:48
Stimmt. Auch wenn ich nicht in der Anästhesie arbeite. :-nix
Aber ich glaube nicht, dass der Alltag in einer Allgemeinchirurgie vor einigen Jahren deutlich netter war. Dennoch empfinde ich diese absolut negative Einstellung von anfänger62 doch als deutlich "drüber".

Wenn du ständig von jemand angeschissen wirst (sowohl eigene Abteilung als auch Nachbarabteilungen), obwohl du in 90% der Fällen überhaupt nichts dafür kannst und ein Fehler, welcher dumm und blöd war aber abseits des Patienten passiert ist, runtergemacht wird wie ein Grundschulkind in der 1. Klasse, dann hat einfach kein Bock mehr angesichts der Tatsache dass der Laden nur läuft wenn die Leute bis 19.00 dableiben, bis auf ein neuer Kollege der um 17.15 geht aber ein Haufen Zeug liegen lässt und so wieder den Unmut der Kollegen auf sich zieht und hier auch schon kritisiert wurde. Ja, da wird man negativ. Wenn ich nur dran denke, dass ich dort in 6 Monaten ZNA machen müsste....da sitzt nämlich die komischste von allen... .

Aber egal: ist off-topic und TE hat nach Möglichkeiten außerhalb der Klinik gefragt!

OhDaeSu
25.10.2020, 11:05
Bin als Arzt zu MBB. Ohne FA stößt man in der Industrie an eine gläserne Decke, siehe auch die Beiträge auf EF.

cartablanca
25.10.2020, 11:07
Stimmt. Auch wenn ich nicht in der Anästhesie arbeite. :-nix
Aber ich glaube nicht, dass der Alltag in einer Allgemeinchirurgie vor einigen Jahren deutlich netter war. Dennoch empfinde ich diese absolut negative Einstellung von anfänger62 doch als deutlich "drüber".

Allgemeinchirurgie ist aber nicht Innere. Während der OP kannst du dich wenigstens auf eine Sache konzentrieren und wirst nicht von allen Seiten terrorisiert. Chirurgen kommen in der Regel auch pünktlicher nach Hause als Internisten.

Melina93
25.10.2020, 11:12
Es gibt sehr gute Innere Abteilungen, wo man durchaus gut durchkommt- mein PJ Haus war so eine Klinik. Klar, gab es da auch mal stressige Tage für die Internisten und ja, manchmal gab es keine Mittagspause damit man pünktlich nach Hause kommt. Aber im Schnitt waren dort alle um 16:30 Uhr fertig.

Und ob man "angeschissen" wird, hängt viel a) von der eigenen Wahrnehmung ab und b) vom Team und hat nicht viel mit dem Fach zu tun.
Das schlimmste Klima hab ich in der KJP erlebt und die sind wirklich nicht überarbeitet gewesen in dieser Region und dieser Klinik...

Dogs4Life
25.10.2020, 11:23
Finde auch, man sollte nicht direkt alles von einer Stelle abhängig machen.

Aber verstehe natürlich auch, dass mittlerweile immer mehr Leute patientenfern arbeiten möchten. Nischenfächer wie Humangenetik, Labormedizin, MiBi, etc. erfreuen sich ja immer mehr an Beliebtheit und bieten einfach die entspanntere Atmosphäre, den 9-5 Job und die freien Wochenenden. Hat definitiv auch seinen Reiz. Und das auch noch bei sehr guten Jobaussichten.

@melina93 Schau mal in deine PNs :)

daCapo
25.10.2020, 11:57
Stimmt. Auch wenn ich nicht in der Anästhesie arbeite. :-nix
Aber ich glaube nicht, dass der Alltag in einer Allgemeinchirurgie vor einigen Jahren deutlich netter war. Dennoch empfinde ich diese absolut negative Einstellung von anfänger62 doch als deutlich "drüber".

Habe dir auch bereits mehrmals gesagt, habe nie einen Weiterbildungsassistent in der Augenheilkunde getroffen, der frustriert war wegen seinem Job.
Innere kann meiner Ansicht nach besonders frustrierend sein. Stell dir vor, du steckst in der Situation. Deine erste Stelle motiviert angetreten und dann läuft nicht alles so, wie du dir das vorstellst. Dann muss man sich erstmal anpassen.
In der Allgemeinchirurgie hat sich viel verbessert. Klar ist immer noch ein rauer Ton dort, aber insgesamt angenehmer als früher. Nebenbei empfinde ich die Arbeit in der Chirurgie als erfüllender.


Es gibt sehr gute Innere Abteilungen, wo man durchaus gut durchkommt- mein PJ Haus war so eine Klinik. Klar, gab es da auch mal stressige Tage für die Internisten und ja, manchmal gab es keine Mittagspause damit man pünktlich nach Hause kommt. Aber im Schnitt waren dort alle um 16:30 Uhr fertig.

Und ob man "angeschissen" wird, hängt viel a) von der eigenen Wahrnehmung ab und b) vom Team und hat nicht viel mit dem Fach zu tun.
Das schlimmste Klima hab ich in der KJP erlebt und die sind wirklich nicht überarbeitet gewesen in dieser Region und dieser Klinik...

Nee so wirklich tolle Innere Abteilungen kenne ich nicht, aber es gibt sicherlich Abteilungen, die Anfänger besser einarbeiten und einen menschlichenlicheren Umgang pflegen als wie beschrieben von Anfaenger. Möglicherweise war das bei dir in der Schweiz.
Wenn in der KJP ein unangenehmes Klima herrscht ist das durch die Leute dort geschuldet, nicht die Arbeitsbelastung oder Arbeitsbedingungen. Wäre jetzt auch nicht mein Fach.

Melina93
25.10.2020, 11:58
Nö, war nicht die Schweiz. War ein kleineres Haus in Münchner Umgebung.

Feuerblick
25.10.2020, 13:09
@daCapo: Glaub mir, in dem Haus, in dem ich Allgemeinchirurgie gemacht habe, war der Job definitiv auch nicht schön. Dann sucht man sich halt ne neue Stelle oder ein anderes Fach. Dieses Dauer-Mimimi und "Alles ist sch***" ist einfach kontraproduktiv.
Und nein, auch die Weiterbildung in Augenheilkunde ist nicht immer schön und mit Glitzer versehen. Auch da hast du miese Strukturen, fiese Chefs, üble Oberärzte. Zum einen hilft da das Erlernen einer gewissen Fsrustrationstoleranz und zum anderen Aufstehen und Wehren. Es ist so einfach. Wirklich!

Um auf den Grund des Threads zurückzukommen: Es gibt nicht so viele Möglichkeiten, ohne Facharzt irgendwo außerhalb der Medizin oder der Klinik unterzukommen. Abgesehen vielleicht von Pharmaindustrie-Klinkenputzerjobs. Ellenbogen und Durchsetzungsvermögen sowie Frustrationstoleranz braucht man im Berufsleben fast immer. Überall wird man sich mehr als einmal durchbeißen müssen.

anfaenger62
25.10.2020, 13:09
Chirurgie ist in der Hütte, in der ich arbeite, genauso der gleiche beschissene Laden wie Innere. Schenkt sich nix. Die ganze Hütte ist ein einziger Scheißladen.

Feuerblick
25.10.2020, 13:12
Dann schmeiss die Brocken hin und lass dich für den Rest der Zeit krank schreiben. Nur schimpfen hilft nicht. Im Gegenteil. Das macht dich selbst kaputt.

Bonnerin
25.10.2020, 13:24
Hallo zusammen!

Ich studiere zwar Medizin im fortgeschrittenen Semester, möchte mich aber mal erkundigen, welche Karrierepfade sich außerhalb der Klinik für einen angehenden Arzt eröffnen. Studiert hier jemand ebenfalls Medizin und hat Praktika oder Werkstudententätigkeiten in der freien Wirtschaft absolviert und kann seine Erfahrungen teilen? Oder ist hier sogar jemand, der direkt nach dem Studium eine nicht-kurative Laufbahn eingeschlagen hat?

Besten Dank!

Ohne Facharzt ist es schwierig. Liegt an der rechtlich miserablen „Staatsexamens“-Struktur von Medizin/Zahnmedizin/Pharmazie. De facto haben wir nach Abschluss des Studiums nämlich eigentlich keinen Abschluss, zumindest hier in Deutschland nicht. Das Studium selbst ist zwar vom Umfang äquivalent zu Bachelor + Master, aber wir haben halt keinen Master. Das wird schön ausgenutzt in allen nicht-klinischen Bereichen. Die fordern halt den Facharzt, darum müssen es leider 5-6 Jahre Klinik sein, bevor man verschwinden kann. Die Leute, die ich kenne, die es ohne FA versucht haben, sind alle wieder in die Klinik zurück. 1 will jetzt doch auch danach erstmal Arzt bleiben, der Rest nach dem FA sofort wieder weg.

anfaenger62
25.10.2020, 13:29
Ohne Facharzt ist es schwierig. Liegt an der rechtlich miserablen „Staatsexamens“-Struktur von Medizin/Zahnmedizin/Pharmazie. De facto haben wir nach Abschluss des Studiums nämlich eigentlich keinen Abschluss, zumindest hier in Deutschland nicht. Das Studium selbst ist zwar vom Umfang äquivalent zu Bachelor + Master, aber wir haben halt keinen Master. Das wird schön ausgenutzt in allen nicht-klinischen Bereichen. Die fordern halt den Facharzt, darum müssen es leider 5-6 Jahre Klinik sein, bevor man verschwinden kann. Die Leute, die ich kenne, die es ohne FA versucht haben, sind alle wieder in die Klinik zurück. 1 will jetzt doch auch danach erstmal Arzt bleiben, der Rest nach dem FA sofort wieder weg.

Gesundheitsamt geht glaub noch! Hab heute mehrere Stellenausschreibungen gesehen, in denen explizit kein Facharzt gefordert wurde. Manchmal hat man bei einem Mittelständler, der sich mit Medizintechnik etc. beschäftigt eventuell auch Glück, muss man aber suchen.

Ansonsten gebe ich dir Recht mit der rechtlich miserablen Struktur. Man wird in diesem Studium und Job verarscht von vorne bis hinten.

Evidence based
25.10.2020, 13:38
Oder man macht halt noch einen Master in Gesundheitsökonomie, Epidemiologie, BWL, Public Health... das geht auch neben der Arbeit. Die Frage ist auch, wo man eigentlich hin will und ob es immer höher und höher gehen muss. Man kann auch ein schönes Leben führen, ohne CEO zu sein. Hab ich zumindest mal gehört...

Trüffel
25.10.2020, 13:52
Ohne Facharzt ist es schwierig. Liegt an der rechtlich miserablen „Staatsexamens“-Struktur von Medizin/Zahnmedizin/Pharmazie. De facto haben wir nach Abschluss des Studiums nämlich eigentlich keinen Abschluss, zumindest hier in Deutschland nicht. Das Studium selbst ist zwar vom Umfang äquivalent zu Bachelor + Master, aber wir haben halt keinen Master. Das wird schön ausgenutzt in allen nicht-klinischen Bereichen.
Nichts hindert die Unikliniken daran, uns nach dem 2. oder 3. Stex einen M.Med. zu verleihen. Würde das etwas ändern? Ich denke nicht. Warum das Staatsexamen + ggf. noch Doktorgrad jetzt "kein Abschluss" sein soll, der Facharzt als Stück Papier ärztlicher Selbstverwaltung dann aber plötzlich so einen gravierenden Unterschied macht, erschließt sich mir auch nicht.


Oder man macht halt noch einen Master in Gesundheitsökonomie, Epidemiologie, BWL, Public Health... das geht auch neben der Arbeit. Die Frage ist auch, wo man eigentlich hin will und ob es immer höher und höher gehen muss. Man kann auch ein schönes Leben führen, ohne CEO zu sein. Hab ich zumindest mal gehört...
Es geht ja beim Aussteigen aus dem Hamsterrad nicht um höher, sondern um besser. Davon ab: Neben der typischen 60/70-Stunden-Assi-Stelle mal eben einen Master in BWL nachschieben erscheint mir auch eine recht naive Vorstellung.

anfaenger62
25.10.2020, 13:59
Nichts hindert die Unikliniken daran, uns nach dem 2. oder 3. Stex einen M.Med. zu verleihen. Würde das etwas ändern? Ich denke nicht. Warum das Staatsexamen + ggf. noch Doktorgrad jetzt "kein Abschluss" sein soll, der Facharzt als Stück Papier ärztlicher Selbstverwaltung dann aber plötzlich so einen gravierenden Unterschied macht, erschließt sich mir auch nicht.


Es geht ja beim Aussteigen aus dem Hamsterrad nicht um höher, sondern um besser. Davon ab: Neben der typischen 60/70-Stunden-Assi-Stelle mal eben einen Master in BWL nachschieben erscheint mir auch eine recht naive Vorstellung.

Dito! Es geht ums Aussteigen.

Und vor allem darum, angehende Medizinstudenten zu warnen das wirklich zu machen. Ich hatte damals auch Respekt vor der Aufgabe und hatte schon auch Bedenken, obwohl es fachlich mich absolut interessiert hat. Im Studium und in den Famulaturen hab ich dann schon gemerkt, dass ich was kann und das gar nicht schlecht gemacht habe. Naja und jetzt erste Stelle, zum Abkotzen sage ich. Jeder der das wirklich machen will, sollte sich die Berichte hier lesen.