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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Infektionsserologie nach Erythrozytenkonzentratgabe?



Relaxometrie
02.11.2020, 21:20
Eine Hausärztin aus meinem Bekanntenkreis zeigte mir kürzlich einen Entlassungsbrief eines ihrer Patienten (um die 60 Jahre), der im Rahmen einer Hüftgelenks-OP Erythrozytenkonzentrate erhielt. Im Brief wurde geschrieben, dass der Hausarzt nach der "Richtlinie Hämotherapie" in 4-6 Wochen eine Infektionsserologie auf Hepatitis B/C und HIV machen soll.
Ich habe jetzt etwas recherchiert, aber diese Info in keiner Leitlinie gefunden und muss sagen, dass ich in der Inneren bisher in keinem meiner Entlassungsbriefe erwähnt habe, dass diese Serologie erfolgen solle. Dass Blutprodukte gegeben wurden, habe ich natürlich immer erwähnt.
Wie ist Euer Vorgehen diesbezüglich? Kennt jemand einen Passus in einer Richtlinie, in welchem erwähnt wird, dass eine Serologie wie oben beschrieben erforderlich ist?

Miss_H
03.11.2020, 06:13
Noch nie gehört. Im Studium war die Lehre in der Transfusionsmedizin sehr gut und es war mein 4. Prüfungsfach. Das hätte mir das über den Weg laufen müssen.
Vielleicht ist es eine nicht notwendig Absicherung der Klinik?

Bille11
03.11.2020, 09:38
Nach Änderung der Querschnittsleitlinie Hämotherapie wird das zunehmend von transfundierenden Kollegen/Abteilungen in die Arztberichtschreibung mit hineingenommen.
In der Leitliniennovelle von 2017 Änderungsversion wird es nicht explizit gefordert, aber: eine Infektionsserologie nach entsprechender Zeit empfohlen, (Vor allem zur Abgrenzung, OB die aktuelle Transfusion an einer späteren Infektionskrankheit (Hepatitis) ursächlich ist.)
Wenn das im Arztbericht steht, ist der Arztberichtschreiber somit forensisch aus der Schuld heraus, nicht ausreichend hierüber aufgeklärt zu haben und handelt im Sinne der bestmöglichen Nachverfolgung.

Evil
03.11.2020, 10:43
Leitlinienempfehlung gut und schön, meines Wissens wird eine Infektionsserologie von der GKV aber nur übernommen vor Therapie mit Biologicals und bei konkretem Verdacht/Symptomen.
Soll ich als Hausarzt in der Realität dann dem Patienten empfehlen, er möchte das als Labor-IGeL (ca 90 Euro) kaufen, damit ich forensisch aus dem Schneider bin, falls mal irgendwann eine Infektion auftritt?

DA1994
03.11.2020, 10:50
Irgendwann ist der Arztbrief dann länger als der Beipackzettel.

MissGarfield83
03.11.2020, 13:02
Irgendwann ist der Arztbrief dann länger als der Beipackzettel.

Textbausteine ist das Zauberwort ;)

DA1994
03.11.2020, 13:42
Das ist schon klar, aber am anderen Ende sitzt ja ein armer Hausarzt, der das alles lesen soll und dabei keine wichtigen Befunde übersehen sollte.

Evil
03.11.2020, 17:32
Schnelllesetechniken sind in der hausärztlichen Versorgung Überlebens-Skills :-))

Muriel
03.11.2020, 19:44
Heute kam eine Patientin mit einem neurologischen Brief an: sieben dicht bedruckte Seiten für die Quintessenz : "alles ok" :-keks Ich liebe ophthalmologische Briefe!

ninakatharina
04.11.2020, 07:29
In meiner Abteilung wird sehr viel transfundiert, noch dazu zum Teil hochgradig immunsupprimierte Patienten. Wir schreiben sowas nicht in die Briefe noch war es in den zahlreichen Fortbildung unserer hauseigenen Transfusionsmedizin mal Thema. Der transfundierende Arzt ist rechtlich insofern ja auch "aus dem Schneider, dass er den Patienten vor der Transfusion (oder im Notfall. danach) schriftlich über die potentiellen Risiken und Nebenwirkungen aufklärt.

LasseReinböng
09.11.2020, 16:11
In meiner Abteilung wird sehr viel transfundiert, noch dazu zum Teil hochgradig immunsupprimierte Patienten. Wir schreiben sowas nicht in die Briefe noch war es in den zahlreichen Fortbildung unserer hauseigenen Transfusionsmedizin mal Thema. Der transfundierende Arzt ist rechtlich insofern ja auch "aus dem Schneider, dass er den Patienten vor der Transfusion (oder im Notfall. danach) schriftlich über die potentiellen Risiken und Nebenwirkungen aufklärt.

Doppelt hält aber besser ;-)

DA1994
09.11.2020, 18:41
Klar bei einem Infektionsrisiko von 1:5 Millionen kann man gar nicht gut genug abgesichert sein. Am besten noch eine Feedbackschleife installieren, wie beim Stoffwechselscreening von Neugeborenen

LasseReinböng
10.11.2020, 20:22
Ich bin auch wirklich erstaunt daß o.g. Empfehlungen jetzt in Arztbriefen gegeben werden...

Klärt ihr eigentlich auch vor Metamizolgabe auf - also mit Diomed-Bogen ? Bei HCT-Gab kann man ja auch aufklären - erhöhte Photosensitivität, erhöhtes Risiko für Basaliome ( Melanome?)...habe ich so in der Inneren erlebt. Eigentlich faszinierend über was man alles so aufklären kann, so wird der Stationsalltag nie langweilig. ;-)

anignu
10.11.2020, 22:04
Eigentlich faszinierend über was man alles so aufklären kann, so wird der Stationsalltag nie langweilig. ;-)
Danke für diesen Satz. Den merk ich mir gleich mal...

mbs
10.11.2020, 23:58
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