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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizin & BWL - Karrierewege & WLB



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HamsterChurchill
21.11.2020, 13:40
Salut a tous,

ich bin gerade im PJ und habe ein BWL Studium plus Jura Master in der Tasche.
Gibts hier Leute mit ähnlichem Lebensweg und welche Karrieren habt ihr dann eingeschlagen?

Wenn es nach mir ginge, heißt das entweder ein angenehmes Fach (habt ihr Vorschläge / Empfehlungen? Chirurgie definitiv nicht.... Operative Derma und Arbeitsmedizin finde ich interessant) oder eine Möglichkeit meine Kombi-Fähigkeiten gezielt einzubringen?

Je gezielter der Vorschlag desto mehr freue ich mich (Beratung war ich schon und hab ich schon auf dem Schirm) - am besten von jemanden, der den Weg selbst schon gegangen ist und nicht nur frei kommentiert...

Merci!

davo
21.11.2020, 13:54
Deine Vorkenntnisse sind IMHO für eine Niederlassung in jedem Fach wertvoll. Allgemeinmedizin ist also eine naheliegende Option.

Nachdem Management, Qualitätssicherung, Verwaltung bei Labormedizin besonders bedeutsam sind, wäre das auch eine Option. Ist allerdings ein sehr spezielles Fach, in dem man unbedingt man hospitiert haben sollte, bevor man es näher in Erwägung zieht. (Viele Fachärzte sehen die Zukunft des Fachs eher negativ, und/oder bedauern den großen betriebswirtschaftlichen/administrativen Fokus.)

Ansonsten stellt sich die Frage ob es überhaupt sinnvoll ist, ein Fach nach deinen Vorkenntnissen auszuwählen. Die hast du ja schon erworben, daran kannst du jetzt nichts mehr ändern. Sinnvoller wäre es IMHO, unter allen Medizin-Optionen die auszuwählen, die dir am besten gefällt. Und das ist dann halt eine andere Frage.

escitalopram
21.11.2020, 14:08
Sinnvoller wäre es IMHO, unter allen Medizin-Optionen die auszuwählen, die dir am besten gefällt. Und das ist dann halt eine andere Frage.

Richtig. Ich bin Physiker und mache Auge (okay, Physik-Kenntnisse sind gerade in diesem Fach nicht verkehrt), aber man sollte eine Spezialisierung auswählen, die einem an erster Stelle wirklich gefällt. Und natürlich realistisch bleiben. "Operative Derma" :-wow gibt es als Fach nicht und in den meisten seriösen Kliniken dürfen Assistenten 1) nicht am Anfang der WB operieren und 2) keine komplizierten Eingriffe wie große Plastiken etc. machen. Meine Freundin ist Dermatologin und wenn du das Fach nur wegen des angenehmen Lebens als FA machen möchtest, kann ich dir definitiv davon abraten. Ganz abgesehen davon, dass die Derma-Plätze jetzt nicht zahlreich vorhanden sind. Zudem viele vor der Derma-Stelle 1-2 Jahre Innere oder Chirurgie machen müssen. Und Chirurgie schließt du ja definitiv aus. Ob da "operative Dermatologie" so toll wäre?

Und warum gilt Arbeitsmedizin hier im Forum bei vielen als die BWL-Alternative bei Nicht-Medizinern? Man weiß quasi nicht was man machen möchte, also nimmt man BWL/Arbeitsmedizin. Mag entspannt sein, aber wenn man ein Fach nur deswegen macht, kommt wie bei allen anderen Sachen nur Mist raus.

GelbeKlamotten
21.11.2020, 14:55
So einen ganz herausragenden Vorteil werden dir die BWL/Jurakenntnisse in keiner Fachrichtung bringen.

Deswegen sehe ich es auch immer kritisch, wenn Leute denken, sie müssten neben Studium oder Weiterbildungszeit unbedingt noch nen MBA oder sonst was machen. Das bringt in der Regel nur was, wenn man ein ganz konkretes Ziel hat, das man damit erreichen will. Die Vorstellung „BWL-Kenntnisse sind immer wichtig und gut für die Karriere“ geht meistens nicht auf und man stellt fest, dass es reine Zeitverschwendung war.

Und ganz ehrlich, so viel praktisch sinnvolles lernt man im BWL Studium doch gar nicht. Bei der Niederlassung mag man anfangs ein paar Vorteile haben gegenüber jemandem, der von wirtschaftlichen Dingen wirklich überhaupt keinen Plan hat, aber das ist nicht kriegsentscheidend.

Ich würde mir die Fachrichtung daher auch einfach nach Interesse raussuchen. Oder eben doch bei der UB einsteigen, wenn du da eh schon einen Fuß in der Tür hast.

HamsterChurchill
21.11.2020, 17:17
..... Ich hatte in der operativen Derma famuliert - gefiel mir ganz gut. Bin derzeit in der Chirurgie im PJ und da ist mir definitiv der körperliche Anteil zu hoch und der intellektuelle zu gering. Arbeitsmediziner gibts viele glückliche Menschen in meinem Umfeld bei denen ich mal mitgelaufen bin und da ich aus der Beratung viele Betriebsbegehungen und Prozessoptimierungen schon kenne, wäre die medizinische Perspektive darauf ein anknüpfen...

Aber ich höre da raus, das ihr alle in der Medizin geblieben seid und nicht viele Kontakte außerhalb der klassischen Karrierewege habt. Oder tummeln sich hier noch Leute, die Krankenhäuser bauen?

escitalopram
21.11.2020, 18:21
Magst du vielleicht erklären, was du unter "operativer Derma" verstehst? :-oopss Diesen FA gibt es nämlich nicht. Wie gesagt, als Assi wirst du in seriösen Kliniken am Anfang wenig bis gar nicht operieren dürfen. Und später als FA wirst du in der Niederlassung, falls du ambulant arbeiten möchtest, entweder wahrscheinlich nicht rein operativ arbeiten können oder dann nicht zufrieden sein, denn ambulant macht man meistens nur die kleinsten OPs und die "komplizierten" (für Derma-Verhältnisse) Eingriffe laufen ohnehin stationär. Außerdem: Falls du Derma ernsthaft in Erwägung ziehst, würde ich es wirklich nicht des einfachen FA-Lebens wegen machen. Da wird man schnell desillusioniert. Such dir einfach eine Disziplin aus, die dir gefällt. Nur dann ist man zufrieden.

BXL
21.11.2020, 19:40
Naja, also ich empfinde dein Urteil bezüglich deines jetzigen chirurgie tertials als sehr unglücklich. Vielleicht hast du die Intellektuellen pitfalls einfach selbst noch nicht erkannt....
Dermatochirurgie ist sicherlich kein eigener Facharzt jedoch natürlich tägliches Geschäft in der derma und wohl auch in einigen plastischen Abteilungen. Was hier jedoch intellektuell anspruchsvoller sein soll im Vergleich zur sehr viel breiteren Chirurgie müsstest du vielleicht nochmal dezidiert darlegen.
Wenn du derma machen möchtest und eine Klinik findest, die dich ab dem ersten Jahr operativ ausbildet, ist dies übrigens einfach nur super und nicht unseriös wie hier zuvor tituliert. Es gibt natürlich derma Abteilungen da wird die dermatochirurgie als Atomphysik verkannt, die nur von den allerwenigsten beherrscht werden kann und deshalb nicht wirklich ausgebildet wird (dies v.a. An den renommierten Unikliniken).
Ich sehe in deinem bisherigen Werdegang keinen großen Vorteil in einer klinischen Fachrichtung. Wenn die Abschlussnoten stimmen und der Dr. Steht wäre UB sicherlich zu überlegen, wenn es denn keine Klinik werden soll

HamsterChurchill
21.11.2020, 19:40
Also an meiner Heimatuni ist das eine zusätzliche Rotation.... du kannst entweder 6-12 Monate Forschungsfrei nehmen oder du kannst kleine Lappen / Naevi Exzision ect machen....also ganz normaler Facharzt für Derma - aber mit der operativen statt der Forschungsrotation... vgl. mit meinem PJ in der Plastischen sind das aber mini Eingriffe unter Lokalanästhesie.... Ich will mir halt das manuelle nicht komplett verschließen und fände die Rotation besser. Wäre doch schade, wenn man jeden Nävus oder ein Mini Basalium sofort stationär schicken muss, nur weil man unbedingt forschen wollte.... Das endet bei uns bei der verschiebelappenplastik - alles andere gestielte Lappen oder so gehen direkt in die Plastische.... Stundenmäßig habe ich übrigens durchaus den Eindruck, dass die Dermatologen nicht so lange am Tisch stehen....sondern, dass das eher entspannte 30 Minuten und weniger Eingriffe im Sitzen sind.... nicht mein PJ mit Verkehrsunfällen von der Autobahn, bei denen man stundenlang im aufgeheiztem OP steht.... oder diese ätzenden Verbrennungssuizidversuche,.... ab 5 Stunden Spalthaut hobeln kann man mein Gehirn abschalten.... ich tacker in der Medizin ja gerade mehr als in der BWL....

HamsterChurchill
21.11.2020, 19:45
Wie ist denn so der Tag deiner Freundin, dass du ihn als so anstrengend wahrnimmst? Ist ihre Klinik so kompetitiv drauf?

anignu
21.11.2020, 20:48
Vielleicht hast du die Intellektuellen pitfalls einfach selbst noch nicht erkannt...
Davon geh ich auch aus... meine gefäßchirurgischen Patienten sind da schon immer wieder eine Herausforderung. Schwanken vom Wasserstand her immer zwischen Nierenversagen und Herzinsuff und mit KM-Gabe und Revaskularisierungsödemen wird das nicht besser. Um mal einen winzigen Nebenaspekt zu nennen, und davon gibt es viele.

"5h Spalthaut hobeln" ist halt auch ungefähr null repräsentativ. Da muss man sich wirklich überlegen wie viele Kliniken es gibt in denen das 1. überhaupt und 2. regelmäßig vorkommt.


ich bin gerade im PJ und habe ein BWL Studium plus Jura Master in der Tasche.
Irgendwo Richtung Krankenhausleitung, stellvertretende Leitung, Krankenkassenvorstand oder sowas würde doch sinnvoll passen. Wie man da hin kommt kann ich dir aber nicht sagen.

HamsterChurchill
21.11.2020, 21:29
Sorry, wollte nicht die Chirurgie insgesammt beleidigen, war schlecht ausgedrückt. Ist einfach nicht meines.

Danke aber für deine Vorschläge....

Autolyse
21.11.2020, 21:39
Salut a tous,

ich bin gerade im PJ und habe ein BWL Studium plus Jura Master in der Tasche.[...]
Du bist nicht postulationsfähig, richtig?

anignu
21.11.2020, 23:58
Referendariat nicht gemacht und damit keine Anwaltszulassung meinst du, oder? (also laienhaft ausgedrückt)

mbs
22.11.2020, 03:15
Gleich drei Fächer gleichzeitig studiert? Oder hast du das nacheinander gemacht?

Wenn du alle drei Studiengänge irgendwie "nutzen" willst wäre ein Job in einer Unternehmensberatung oder der Pharmaindustrie am besten.

Falls du aber erstmal klinisch tätig werden willst, dann wäre vielleicht etwas sinnvoll was den Weg in diese beiden Bereiche ebnen würde. Innere Medizin ist zwar alles andere als stressfrei, würde diese Kriterien aber erfüllen. Vor allem Leute mit Erfahrungen in der Hämatologie/Onkologie, Kardiologie oder Nephrologie werden in der Industrie öfter gesucht. Und fast jedes theoretische Fach verlangt ein Fremdjahr in der Inneren Medizin. Auch für Arbeitsmedizin würdest du das brauchen. Insofern wäre es vielleicht wirklich erstmal die sinnvollste Option - nur leider wie schon erwähnt nicht unbedingt stressfrei. Nur musst du da ja nicht ewig bleiben.

HamsterChurchill
22.11.2020, 07:26
Gleich drei Fächer gleichzeitig studiert? Oder hast du das nacheinander gemacht?

Wenn du alle drei Studiengänge irgendwie "nutzen" willst wäre ein Job in einer Unternehmensberatung oder der Pharmaindustrie am besten.

Falls du aber erstmal klinisch tätig werden willst, dann wäre vielleicht etwas sinnvoll was den Weg in diese beiden Bereiche ebnen würde. Innere Medizin ist zwar alles andere als stressfrei, würde diese Kriterien aber erfüllen. Vor allem Leute mit Erfahrungen in der Hämatologie/Onkologie, Kardiologie oder Nephrologie werden in der Industrie öfter gesucht. Und fast jedes theoretische Fach verlangt ein Fremdjahr in der Inneren Medizin. Auch für Arbeitsmedizin würdest du das brauchen. Insofern wäre es vielleicht wirklich erstmal die sinnvollste Option - nur leider wie schon erwähnt nicht unbedingt stressfrei. Nur musst du da ja nicht ewig bleiben.

Ich habe in UK studiert, weil ich dort die Aufnahmeprüfungen bestanden hatte und entsprechende Stipendien bekam. Medizin erst in Deutschland und danach. Jura und BWL gleichzeitig war schon anstrengend genug.... ;)

Vielen lieben Dank für den Innere Tipp. Das klingt tatsächlich nach einer guten Option um von da aus die Weichen zu stellen.....

Arrhythmie
22.11.2020, 07:47
Also ich bin Zweitstudentin und hab erst int. Management/BWL studiert (1 Bachelor, 2 Master) und gestern kam meine Approbation. Ich habe vor den Facharzt zu machen und später, sollte ich keinen Bock mehr auf Klinik haben, zurück in die Beratung/Wirtschaft zu gehen. Aber keine Ahnung wann das eintreten wird, ob es eintreten wird. Erstmal möchte ich in der Medizin arbeiten.

HamsterChurchill
22.11.2020, 07:53
Ich war schon in der Beratung.... was mich initial an der Medizin gereizt hat war die Selbstständigkeit und die Autonomie...

Btw: Gratulation zur Approbation!!!

Welchen Facharzt planst du?

Um ehrlich zu sein, freut es mich sehr, mal jemanden mit einem ähnlichen Lebensweg hier zu finden. :)

hebdo
22.11.2020, 11:30
Ich habe BWL als Erststudium abgeschlossen. Während der Weiterbildungszeit bringen dir die Zusatzkenntnisse wenig. Auch später in der Klinik in leitender, nicht-Chef, Position bist wirtschaftlich der Verwaltung untergeordnet und hast nach meiner Vorstellung wenig Freiheiten.

Aber in der Niederlassung ist es sehr hilfreich. Gerade wenn du in ein MVZ einsteigst, gibt es viele interessante Projekte, wo du deine Kenntnisse einbringen kannst.

Alternativ würde (nach dem FA) auch eine Karriere in der Pharmabranche passen. Sinnvoll ist es während der Weiterbildung Erfahrung in Forschung und klinischen Studien zu sammeln.

HamsterChurchill
22.11.2020, 12:04
Und warum nach dem Facharzt? Ginge auch sofort? Und muss es dann ein inhaltlich passender Facharzt sein?

Autolyse
22.11.2020, 12:38
Ich habe in UK studiert, weil ich dort die Aufnahmeprüfungen bestanden hatte und entsprechende Stipendien bekam. Medizin erst in Deutschland und danach. Jura und BWL gleichzeitig war schon anstrengend genug.... ;) [...]
Also hast Du keine bar examination und kannst damit nicht per Anerkennung zur Rechtsanwaltschaft zugelassen werden (bist also im Anwaltsprozess nicht postulationsfähig)?

Mit Anwaltszulassung, Facharzt (Fach der unmittelbaren Patientenversorgung bevorzugt), (idealerweise Doppel-)Promotion und einem Interesse am Recht des geistigen Eigentums würdest Du für ein Chefarztgehalt morgens nicht mehr aufstehen...