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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Laborstudie vs Humanstudie



mulder94
02.12.2020, 20:03
Hey ihr Lieben :),

ich habe eine Zusage für eine experimentelle Doktorarbeit im Rahmen eines Graduiertenprogramms erhalten (mit Stipendium und guter Betreuung). Ich habe mich dafür beworben, weil ich zum einen das Thema spannend finde und zum anderen, weil es die einzig freie Stelle war. Jedenfalls dachte ich das. Es hat sich herausgestellt, dass es noch freie Stellen gibt, diese wurden nur noch nicht ausgeschrieben. Jetzt bin ich ein wenig ins grübeln gekommen, da ich die anderen Projekte nicht weniger interessant finde und ich schon gerne alle Möglichkeiten ausloten möchte.

Dazu meine Fragen:

a) Ist eine placebo-kontrollierte Humanstudie von Vorteil im Hinblick auf klinische Forschung?

b) Die anderen Themen sind Zellkultur/Maus-Studien. Mein Laborerfahrung beschränkt sich auf das Biochemie-Praktikum, welches Corona beding stark gekürzt wurde. Ich hab mich dabei auch nicht sehr gut angestellt (bin ein wenig linkshändisch). Nimmt man uf so etwas Rücksicht? Wie sind da eure Erfahrungen dazu?

c) Wie sehr legt man sich mit einer Doktorarbeit fest? Meine Arbeit ist für eine medizinische Doktorarbeit sehr neuropsychologisch (pharmakologische EEG-Studie). Wie kommt so etwas bei einem Neurologie-Chefarzt an?

Vielen lieben dank schon mal und bleibt gesund!

h3nni
02.12.2020, 20:49
Beides ist, wenn man es richtig macht, extrem aufwändig. Um Zellen und Mäuse muss man sich quasi jeden Tag kümmern, zu gewissen Uhrzeiten usw. Bei Patienten kann man das freier einteilen, ist aber auf die Rekrutierung angewiesen und muss entsprechend flexibel sein, wenn ein Proband da und dort kommen will.

Placebo-kontrollierte Studien sind ziemlich gut, was klinische Forschung angeht, auf jeden Fall besser als retrospektiv was statistisch zusammenzuklöppeln (kann auch nervig sein).

Bezüglich DrArbeit im Allgemeinen bin ich mir nicht so sicher, ob das wirklich so einen großen Unterschied macht. Man wird eh irgendwo nen Job finden und kein Internist sagt "ey mulder, du hast nicht zu Herzinfarkt promoviert, vom Hof mit dir". Keiner, bei dem du arbeiten wolltest zumindest.

Und zum Graduiertenprogramm: überleg dir die Anforderungen von denen ganz genau. Skill-Workshops schön und gut, Stipendium, nice. Aber Pflicht zur Publikation, wenn du nicht unbedingt hart in die Forschung willst? Kann vieles extrem verzögern, was, wenn keine guten Ergebnisse rauskommen?

Und das Thema sollte allgemein umrissen sein. Wenn du "Epilepsie bei Mäusen" als allgemeines Oberthema hast, kann sich immer mal noch ein Anknüpfungspunkt oder eine neue Methode finden, die du "ja schnell probieren" könntest. Und dann gehts immer weiter und das konkrete Ziel Promotion verschwimmt irgendwie.

mulder94
02.12.2020, 20:59
Beides ist, wenn man es richtig macht, extrem aufwändig. Um Zellen und Mäuse muss man sich quasi jeden Tag kümmern, zu gewissen Uhrzeiten usw. Bei Patienten kann man das freier einteilen, ist aber auf die Rekrutierung angewiesen und muss entsprechend flexibel sein, wenn ein Proband da und dort kommen will.

Placebo-kontrollierte Studien sind ziemlich gut, was klinische Forschung angeht, auf jeden Fall besser als retrospektiv was statistisch zusammenzuklöppeln (kann auch nervig sein).

Bezüglich DrArbeit im Allgemeinen bin ich mir nicht so sicher, ob das wirklich so einen großen Unterschied macht. Man wird eh irgendwo nen Job finden und kein Internist sagt "ey mulder, du hast nicht zu Herzinfarkt promoviert, vom Hof mit dir". Keiner, bei dem du arbeiten wolltest zumindest.

Und zum Graduiertenprogramm: überleg dir die Anforderungen von denen ganz genau. Skill-Workshops schön und gut, Stipendium, nice. Aber Pflicht zur Publikation, wenn du nicht unbedingt hart in die Forschung willst? Kann vieles extrem verzögern, was, wenn keine guten Ergebnisse rauskommen?

Und das Thema sollte allgemein umrissen sein. Wenn du "Epilepsie bei Mäusen" als allgemeines Oberthema hast, kann sich immer mal noch ein Anknüpfungspunkt oder eine neue Methode finden, die du "ja schnell probieren" könntest. Und dann gehts immer weiter und das konkrete Ziel Promotion verschwimmt irgendwie.

Hey:), danke für deine Antwort.

Zum letzten Absatz: Wie meinst du das? Meinst du, dass das Thema nicht zu speziell sein sollte?

Ich bin eigentlich schon zufrieden mit meinem Thema, aber irgendwie seh ich nicht die klinische Relevanz.

h3nni
02.12.2020, 21:27
Der letzte Absatz sollte ausdrücken, dass du "Einfluss von Schlafrhythmen, gemessen durch kardiale Marker, bei Mäusen auf Epilepsie" als Thema haben solltest.

Wenn nicht, kommt dein Betreuer und sagt "hey, mach mal noch ein EEG", "Cortisol wäre auch spannend" und dann geht es immer weiter und du sequenzierst und dann machst du Proteindiagnostik und immer weiter und man kommt zu keinem Ende. Für eine Doktorarbeit (finde ich und viele mit denen ich geredet habe) sollte das Thema relativ klar umrissen sein, damit man auch fertig werden kann (was für viele ja das Ziel ist, wenn wir ehrlich sind).

Klinische Relevanz ist am Anfang nicht unbedingt relevant, das ergibt sich vielleicht im Verlauf. Wenn es trotzdem spannend ist und du dir vorstellen kannst, da zu arbeiten, macht das nicht viel aus.

mulder94
02.12.2020, 21:36
Ah okay, ich verstehe.

Könntest du noch auf b) eingehen? Sollte man das vielleicht ganz offen kommunizieren?

h3nni
02.12.2020, 21:52
Dazu gabs schon nen Thread (https://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?104182-Laborerfahrung-sammeln)

Ich selber bin nicht im Labor aktiv, denke aber, dass man mit gewisser Einarbeitungsphase schon reinkommen wird. Ich denke, die Minderheit der Medizinstudenten hat schon extensive Laborvorerfahrung.

mulder94
02.12.2020, 22:08
Im Moment denke ich, dass mein derzeitiges Projekt die vernünftigere Wahl wäre. Ich bin schon froh drüber, dass es eine Humanstudie ist und glaube nicht das ich im Labor eine gute Figur machen werde (kann mich hier nur auf meine Erfahrungen aus dem BC-Praktikum stützen).

Aber, weil du meintest es bestehe die Möglichkeit, dass keine verwertbaren Daten rauskommen: Das hat bisher niemand so angesprochen. Passiert soetwas denn oft?

h3nni
05.12.2020, 18:35
Ich hab keine Zahlen dazu, aber es gibt nicht wenige Kommilitonen, die ihre promotionsprojekte abgebrochen haben oder abbrechen hätten sollen.
Und irgendwas kriegt man bestimmt aus irgendwelchen Daten,die man irgendwie erhoben hat,ob das aber für eine Publikation reicht,die Graduiertenschulen fordern könnten, ist bei weitem nicht garantiert. Kann ja sein, dass es keinen Unterschied zwischen den Gruppen gibt. Und dann? Publiziert wird cooles und neues und nicht "alles beim alten, keine neuen Erkenntnisse"