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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Aufwand Dr med vs. Dr rer hum biol



Mr. Fox
04.12.2020, 18:17
Ich befinde mich im 7. Semester und bin gerade dabei mir potentiell eine experimentelle Doktorarbeit in einem außeruniversitären Forschungszentrum an Land zu ziehen. Die Promotionsordnung unser Uni erlaubt neben Dr med und Dr med dent auch die Promotion als Dr rer hum biol für Diplom-/Masterabsolventen - da ich bereits BSc und MSc besitze, könnte ich theoretisch auch als Dr rer hum biol promoviert werden.

Die Anforderungen an Publikationen (jeweils zwei) und begleitendes Trainingsprogramm (jeweils 60h) sind zumindest auf dem Papier dieselben, der Unterschied besteht in der Mindestforschungszeit - für den Dr med mindestens 8 Monate Vollzeit, für den Dr rer hum biol mindestens zwei Jahre - von Vollzeit steht da aber weder in der Promotionsordnung, noch sonst irgendwo was.

Da an unser Fakultät für experimentelle Doktorarbeiten eh mittlerweile überall ein Jahr Vollzeitforschung erwartet wird, und das Ganze oft dann noch ein bisschen ausartet, frage ich mich gerade, wie groß wohl der Mehraufwand für einen Dr rer hum biol wäre - zur Abrundung meiner bisherigen akademischen Laufbahn am Ende mit etwas zumindest auf dem Papier PhD-Äquivalenten dazustehen, statt mit einem Dr med, klingt halt schon sehr reizvoll :-oopss

Wahrscheinlich ist es eher eine fixe Idee, es würde mich aber trotzdem interessieren, ob hier vielleicht schonmal jemand ähnliches angegangen ist, sich gerade dabei befindet, oder jemanden kennt, der mir eine Einschätzung geben kann, ob die Idee komplett bescheuert ist, oder halbwegs realistisch ;-)

Kandra
04.12.2020, 18:44
Dürftest du denn mit dem hum biol auch schon während dem Studium anfangen? Und möchtest du irgendwann auch als Arzt arbeiten? Ich hatte während meiner Bachelor- und meiner Doktorarbeit den Eindruck, dass die Dr rer hum biol von der Dauer der Diss den rer nats in nichts nachstehen. Die dauern ja offiziell 3 Jahre und brauchen dann 5. Bei den Leuten die den rer hum biol gemacht haben, war das ähnlich. Wenn dir das im Zweifel egal ist, dann machs :)

Nessiemoo
05.12.2020, 22:55
Als Arzt würde ich glaube zuerst den Dr.med anstreben, es.geht ja schneller und hat eben den "medizinischen" Titel was ich glaube doch für viele Patienten irgendwie an Euf dazugewinnt. Mit zwei Abschlüssen kannst aber auch zwei Doktorarbeiten machen,.wenn du unbedingt willst.kamnst du ja auch eine zweite Arbeit schreiben und je nach Prof vielleicht auch einfach aus einem Projekt zwei Arbeiten machen. (vorversuche und echte Versuche etc).wird ja bei MD/PhD Programmen nicht anders gehandhabt.

Mr. Fox
06.12.2020, 00:51
Ich frage nach einer Arbeit, und du möchtest mir zwei verkaufen :-)) Nein, also es wird definitiv nur eine. Ich glaube nicht, dass es die Patienten sehr interessiert, ob da Dr. med. oder Dr. rer. hum. biol. steht (wenn die zukünftige Klinik nicht eh nur 'Dr.' auf die Namensschilder druckt). Wenn ich den Dr. med. mache, dann werde ich da nichts mehr draufsatteln.Vier Abschlüsse müssen reichen :-D

Es reizt mich einfach nochmal ein großes Projekt anzugehen (habe für den Master ein Jahr Vollzeit an einem britischen Uniklinikum geforscht, allerdings datenbasiert, statt im Labor). Da ich mittlerweile 30 bin und auch nicht mehr ewig studieren kann (finanziell) und möchte, sondern mittelfristig als Arzt anfangen möchte, kommen drei bis fünf Jahre Vollzeit für 'nen PhD nicht wirklich in Frage. Das an unser Uni eh vorgesehene Projektsemester + ein Freisemester + danach noch neben dem Studium/PJ ist das Maximum, was ich zu investieren bereit wäre. Oder mit ordentlicher Finanzierung als Hilfskraft vielleicht doch zwei Freisemester ... :-oopss

Dass mir aufgrund meines Erststudiums der Dr. rer. hum. biol. offen steht, und dieser von der Promotionsordnung her mit '2 Jahren Forschungstätigkeit' (da steht nichts von 'Vollzeit', und man kann ja auch mit einem Jahr Vollzeit und zwei Jahren Teilzeit auf dasselbe Äquivalent kommen) kürzer als ein PhD oder Dr. rer. nat. angesetzt ist, habe ich durch Zufall entdeckt, und frage mich jetzt halt, ob das machbar wäre.

Versteht mich nicht falsch, es ist nicht mein Ziel mit kleinstmöglichem Aufwand zum pompösesten Titel zu kommen. Aber wenn man ein anspruchsvolleres Projekt angeht, und sich die Möglichkeit ergäbe dafür einen netteren Titel abzugreifen ... warum nicht?

Habe mich auch heute länger mit einem Kommilitonen unterhalten, der kurz vor dem M2 steht, und seit langem an einer sehr aufwendigen experimentellen Arbeit bastelt, tief in der Forschung des Instituts steckt, und meint er arbeite z.B. mit einer nicht-medizinischen (kein Dr. med.) Doktorandin, die ihre eigentliche Arbeit in 1.5 Jahren durchgezogen habe, und jetzt nur noch schreiben und verteidigen müsse. Er meinte im Grunde sei ein Dr. rer. hum. biol. so unrealistisch nicht.

davo
06.12.2020, 06:38
Die Frage ist halt, was eigentlich dein Ziel ist. Die Patienten werden den Dr. med. IMHO bevorzugen. Und der Mehrwert eines Dr. rer. hum. biol. wird sich wahrscheinlich auch an einer Uniklinik stark in Grenzen halten. Da ist jede gute Publikation deutlich wertvoller.

Klingt so als gings dir primär ums Ego. Dafür aber ein ziemlich großer Zusatzaufwand. Würd ich nicht machen.

elastic
06.12.2020, 11:38
Ich finde zum Arzt passt nur Dr. med., alles andere sieht irgendwie "komisch" aus für Patienten oder auf dem Praxisschild. Für eine spätere Karriere bringen dir gute Ergebnisse mit Publikationen mehr als ein Dr. rer. hum. biol. ... meine Meinung.

Mr. Fox
06.12.2020, 16:03
Ja, natürlich geht's teilweise ums Ego - das ist beim Dr med aber doch auch zu 80% der Fall. Die meisten wollen nicht in die Forschung, sondern einfach nur den Titel. Bei Promotionen, auch dem rer. nat. oder PhD, geht es immer auch teilweise darum sich selbst etwas zu beweisen.

Was Patienten von einem Humanbiologiedoktor denken, oder was meine Beweggründe sind, war auch eigentlich nicht meine Frage ;-) Sondern ob es hier Menschen gibt, die sowas schon versucht oder gemacht haben, und einschätzen können, ob es mit einem Jahr Vollzeit und dem Rest der Zeit studienbegleitend realistisch machbar ist. Ob ich aus der Urkunde danach einen Papierflieger baue oder sie nebens Klo hänge, ist dann ja meine Sache :-))

Ich muss am Ende auch vor den Patienten nirgendwo mit dem vollen Titel rumlaufen, ein einfaches 'Dr.' auf dem Schild wird niemanden verwirren.

BillrothII
06.12.2020, 20:58
1. Du schließt eine Forschungskarriere aus (PD etc)
2. Dir ist es nur wichtig ein großes Projekt zu haben
3. Danach willst du einfach als Arzt praktizieren

Wieso ist also ein Dr. rer biol für dich überhaupt erstrebenswerter? Der wird dir ja nur in einer Forscherkarriere überhaupt was bringen (im Sinne von Leute erkennen es als wertiger an), im praktizierenden Setting ist das jedem egal.
Also wenn du ein großes Projekt willst, dann mach eine, wie du schon sagtest, aufwändige medizinische Doktorarbeit.

Mr. Fox
07.12.2020, 00:08
Ich habe nirgendwo gesagt, dass ich ausschließe in Zukunft weiter zu forschen - nur nach mittlerweile zehn Jahren Studium wird es Zeit, mittelfristig in den Beruf einzusteigen, und nicht noch vier Jahre zu promovieren. Ich kann als Assistenzarzt immer noch forschen, und dafür brauche ich auch definitiv keinen PD. Im UK gibt's nichtmal 'nen PD, da kenne ich nur clinician scientists mit PhD, in den USA genauso (MD PhD), und ich schließe auch nicht aus nochmal ins Ausland zu gehen.

Im Endeffekt ist es doch egal, wieso ich Interesse an einem anderen Abschluss habe. Ob aus reinem Ego, oder mir selbst was zu beweisen, oder mir die Möglichkeit einer Forschungskarriere zumindest offen zu halten (ich war nach dem MSc kurz vorm Promovieren, habe mich dann aber für Medizin entschieden).

Ich bedanke mich zwar für die rege Beteilung am Thema, aber bisher hat (mit Ausnahme von Kandra) niemand irgendwas Sinnvolles zu meiner eigentlichen Frage beigetragen, sondern es wurden nur die eigenen Meinunge dazu ausgebreitet, welcher Titel wohl sinnvoller ist und besser zum Arztsein passt, und meine Motivation hinterfragt. Nicht sonderlich hilfreich, um ehrlich zu sein.

elastic
08.12.2020, 05:51
„ nur nach mittlerweile zehn Jahren Studium wird es Zeit, mittelfristig in den Beruf einzusteigen, und nicht noch vier Jahre zu promovieren.“

Das schließt doch eine aufwändige Diss aus (?)

Mr. Fox
08.12.2020, 12:46
„ nur nach mittlerweile zehn Jahren Studium wird es Zeit, mittelfristig in den Beruf einzusteigen, und nicht noch vier Jahre zu promovieren.“

Das schließt doch eine aufwändige Diss aus (?)

Das schließt für mich persönlich 3-5 Jahre PhD aus, aber nicht ein bis zwei Freisemester (plus das sowieso bestehende Projektsemester) :-) Und der biol. Doktor ist hier ja auf mind. 2 Jahre angesetzt.

Evidence based
10.12.2020, 10:16
Meiner Meinung nach sind diese rer hum biol, rer medic und was es da sonst noch alles gibt weder Fisch noch Fleisch. Weder die Patienten, noch die Arbeitgeber können einschätzen, was diese Titel bedeuten. Zusätzlich haben die Unis und Profs selten Erfahrung mit diesen teilweise stark abweichende Promotionsverfahren, sodass man da häufig hinter irgendwelchen Dingen hinterher rennen muss und sich niemand zuständig fühlt.

Ich würde den Dr. med auf Basis einer experimentellen Arbeit machen und möglichst hoch und häufig publizieren (insbesondere als Erstautor). Die Publikationen sind wichtig, denn die zeigen, dass man tatsächlich wissenschaftlich arbeiten kann. Welches Promotionsverfahren man durchläuft, ist letztendlich schnuppe. Ein PhD ohne Publikation (was es in Deutschland massenhaft gibt), ist auch nicht viel wert. Wissemschaft misst sich an Publikationen und Zitierungen, nicht am Titel.

rtb23
11.12.2020, 21:22
Die rer. nat. Doktoranden in meiner Uni melden sich auch nur für 2 Jahre an, und müssen danach jährlich verlängern, - und vor 5-6 Jahren ist zumindest in meiner AG keiner von denen fertig, - vielleicht findest du jemanden, der Erfahrungen mit dem Promotionsverfahren hat und der dir First-Hand Informationen geben kann. Ggf auch das Promotionsbüro

davo
12.12.2020, 11:12
@Mr. Fox:

Du hast u.a. nach einer "Einschätzung [...], ob [deine] Idee komplett bescheuert ist" gefragt. Die hast du nun auch von mehreren Nutzern bekommen. Dass diese Einschätzungen nicht so ausgefallen sind, wie du sie offenbar gerne gehabt hättest, nämlich eine Bestätigung deines innerlich anscheinend bereits fix beschlossenen Vorhabens, ist ein anderes Thema.

Mr. Fox
12.12.2020, 14:17
Du hast u.a. nach einer "Einschätzung [...], ob [deine] Idee komplett bescheuert ist" gefragt. Die hast du nun auch von mehreren Nutzern bekommen. Dass diese Einschätzungen nicht so ausgefallen sind, wie du sie offenbar gerne gehabt hättest, nämlich eine Bestätigung deines innerlich anscheinend bereits fix beschlossenen Vorhabens, ist ein anderes Thema.

Es ist kein fixes Vorhaben, es war eine neugierige Idee, die ich mit 90%iger Wahrscheinlichkeit nicht umsetzen werde. Ich habe nach einer Einschätzung gefragt, ob meine Idee praktisch so umsetzbar ist, nicht danach, was andere von meinen Beweggründen halten, was es mir für die Zukunft bringt und was wohl Patienten davon denken. Ein Großteil der Antworten ging aber in die Richtung. Nur Kandra, Evidence based und rtb23 sind in Ansätzen auf meine Frage eingegangen, du überhaupt nicht.