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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was wurde aus den Zweiflern?



Kugelfisch95
06.12.2020, 09:03
Hallo Leute,

mich würde einmal interessieren, was aus den Medizinern geworden ist, die im Laufe ihres Studiums bemerkt haben, dass die Medizin nicht das Richtige für sie ist? Habt ihr nach der Approbation eine gute Alternative gefunden oder hat euch der Beruf später doch besser gefallen als gedacht?

Ich habe leider erst spät bemerkt, dass mein medizinisches bzw. naturwissenschaftliches Interesse sehr begrenzt ist, dementsprechend ist mir das Studium ziemlich schwer gefallen und jetzt ein halbes Jahr vor dem M2 fehlt es an Motivation. Mich interessieren v.a. die Themen Pädagogik, Wirtschaft, IT und Mediengestaltung.

Vielen Dank für eure Unterstützung *gefaelltmir*

tarumo
06.12.2020, 09:09
Der Anteil derjenigen, der abbricht, dann aber hier jahrelang weiter mitliest und schreibt, dürfte sich doch sehr in Grenzen halten. Der bekannteste Abbrecher dürfte übrigens Carsten Maschmeyer sein.

Kugelfisch95
06.12.2020, 09:15
Vielen Dank für deine Antwort tarumo.
Ich hoffe natürlich gleichermaßen auf Kommentare von Menschen, die ihr Interesse erst später im Arztberuf wiederentdeckt haben oder die von ehemaligen Kollegen/ Kommilitonen berichten können :)

Bonnerin
06.12.2020, 09:45
Ich mache gerade einen Facharzt (weil man ohne den leider in quasi jedem Bereich an ne glass ceiling stößt) und arbeite parallel im Labor um so dann nen PD zu bekommen und (mit wissentlichen Gehaltseinbußen) Vollzeit in die Forschung/Lehre gehen zu können, sobald das möglich ist.

Versuche nebenbei ganz langsam noch nen Bachelor in Informatik zu machen, weils da im Forschungsbereich der AG Überschneidungen gibt, aber wenn das nicht klappt ist es auch kein Weltuntergang.

WackenDoc
06.12.2020, 09:52
Zieh´s durch. Ich hab den Spass an der Medizin erst spät gefunden. Und jetzt bin ich ganz froh, dass ich es durchgezogen habe.
Ich habe einen Job gefunden, der mir Spass macht und irgendwie auch liegt. Mittelfristig ist aber geplant, dass ich meine Arbeitszeit reduziere und in mein Steckenpferd wiedereinsteige.

Ich habe aber auch echt Glück mit meinem Chef. Da stimmt einfach die Chemie. Der Job davor wäre genau das richtige für mich gewesen, aber da bin ich wegen Mobbing weg.

Kugelfisch95
06.12.2020, 09:59
Danke euch für die Antworten.
@WackenDoc in welchem Bereich bist du denn gelandet :) ?

daCapo
06.12.2020, 10:33
Vielen Dank für deine Antwort tarumo.
Ich hoffe natürlich gleichermaßen auf Kommentare von Menschen, die ihr Interesse erst später im Arztberuf wiederentdeckt haben oder die von ehemaligen Kollegen/ Kommilitonen berichten können :)

In meiner ehemaligen Inneren Klinik war ein Kollege, der mit Mitte 40 den Internisten machen wollte. Zuvor hatte er das Medizinstudium abgeschlossen (ca. 2000), aber dann im Bereich Informatik gearbeitet.

Evidence based
06.12.2020, 11:08
Ich mache gerade einen Facharzt (weil man ohne den leider in quasi jedem Bereich an ne glass ceiling stößt) und arbeite parallel im Labor um so dann nen PD zu bekommen und (mit wissentlichen Gehaltseinbußen) Vollzeit in die Forschung/Lehre gehen zu können, sobald das möglich ist.

Versuche nebenbei ganz langsam noch nen Bachelor in Informatik zu machen, weils da im Forschungsbereich der AG Überschneidungen gibt, aber wenn das nicht klappt ist es auch kein Weltuntergang.
Das ist aber auch ein mutiges Unterfangen oder hast du da schon Garantien, dass du nach dem PD (den man ja auch nicht gerade geschenkt bekommt) eine unbefristete, reine Forschungsstelle erhältst, die nicht über Drittmittel finanziert ist? Die Konkurrenz in dem Bereich ist doch enorm.

WackenDoc
06.12.2020, 11:26
Ich mache jetzt Arbeitsmedizin. Aber nicht mit einer eigenen Praxis, sondern überbetrieblicher Dienst.

Arrhythmie
06.12.2020, 12:04
Ich bin Zweitstudentin und gerade frisch approbiert.
Bis zum Facharzt werde ich es durchziehen mit der Medizin und danach evtl wieder in die Beratung oder einen anderen Bereich der Wirtschaft zurück gehen. Mit Approbation und Doppelmaster (deutscher und internationaler Abschluss) könnte das gut hinhauen.
Auf dauerhaft Klinik hab ich keine Lust, konnte mir das früher immer vorstellen, jetzt nicht mehr.

Bonnerin
06.12.2020, 13:25
Das ist aber auch ein mutiges Unterfangen oder hast du da schon Garantien, dass du nach dem PD (den man ja auch nicht gerade geschenkt bekommt) eine unbefristete, reine Forschungsstelle erhältst, die nicht über Drittmittel finanziert ist? Die Konkurrenz in dem Bereich ist doch enorm.

Die Originalarbeiten als Erst- oder Letztautor für die kumulative Habilitation werden natürlich ne Weile dauern, sind aber in der Arbeitsgruppe, in der ich bin grundsätzlich erstmal problemlos möglich, weil mehr als genug geforscht und publiziert wird. Ist tatsächlich eine ziemliche Nische, methodentechnisch, darum habe ich nicht sonderlich viel Konkurrenz, auch wenn eigentlich alle mit Betreuung für die Diss etc. extrem zufrieden sind. Die Lehrstunden zusammen kriegen sollte auch nicht das Problem sein. Tatsächlich ist am ehesten das Einwerben von Drittmitteln das Problem, das ich am Offensichtlichsten finde. Kann mir aber keine klinische Tätigkeit vorstellen und der Ausstieg ist nicht so leicht wie einem das immer vorgegaukelt wurde. Darum der Versuch über diesen Weg.

roxolana
06.12.2020, 14:06
Ich habe nach dem Studium zuerst für die Pharmaindustrie gearbeitet und bin jetzt bei einer Behörde gelandet. Ich mag Medizin auch weiterhin, aber kann mich mit der Fließbandarbeit in Krankenhaus und Praxis nicht anfreunden. Ich strebe allerdings langfristig doch noch irgendeinen FA an, um mir später mehr Optionen (MDK etc.) offen zu halten.

Evidence based
06.12.2020, 14:23
Die Originalarbeiten als Erst- oder Letztautor für die kumulative Habilitation werden natürlich ne Weile dauern, sind aber in der Arbeitsgruppe, in der ich bin grundsätzlich erstmal problemlos möglich, weil mehr als genug geforscht und publiziert wird. Ist tatsächlich eine ziemliche Nische, methodentechnisch, darum habe ich nicht sonderlich viel Konkurrenz, auch wenn eigentlich alle mit Betreuung für die Diss etc. extrem zufrieden sind. Die Lehrstunden zusammen kriegen sollte auch nicht das Problem sein. Tatsächlich ist am ehesten das Einwerben von Drittmitteln das Problem, das ich am Offensichtlichsten finde. Kann mir aber keine klinische Tätigkeit vorstellen und der Ausstieg ist nicht so leicht wie einem das immer vorgegaukelt wurde. Darum der Versuch über diesen Weg.

Danke für die Erklärung :) Ich war tatsächlich auch mal auf diesem Pfad unterwegs (hatte eine reine Forschungsstelle an der Uni), hab es letztendlich aber nicht durchgezogen und es bislang auch nicht bereut.

bonziusbilatis
06.12.2020, 14:28
@Arrhythmie was hast du vorher studiert?

Arrhythmie
06.12.2020, 17:01
@Arrhythmie was hast du vorher studiert?

BWL und int. Management (das im Ausland)

mbs
08.12.2020, 01:56
Jeder hier scheint fest davon überzeugt zu sein dass ein Facharzttitel sein muss. Nur ist das wirklich so? Wenn man sich Stellenanzeigen beispielsweise im Pharma oder Consulting Bereich ansieht scheint das oft ja gar nicht mal zwingend gefordert zu werden.
Wenn ein FA gefordert wird dann kommt es ja auch oft darauf an, dass das im "richtigen" Fach ist, also meist konservativen Fächern mit sehr breitem Spektrum wie Innere Medizin oder Allgemeinmedizin.

Was haltet ihr denn von MBA oder MHBA Abschlüssen? Wenn man im Business Bereicht tätig werden will ist das vermutlich sogar noch "besser" als ein Facharzttitel. Auf anderem Weg betriebswirtschaftliche Kenntnisse nachzuweisen ist wahrscheinlich sehr schwierig bis unmöglich.

Arrhythmie
08.12.2020, 06:30
Was haltet ihr denn von MBA oder MHBA Abschlüssen? Wenn man im Business Bereicht tätig werden will ist das vermutlich sogar noch "besser" als ein Facharzttitel. Auf anderem Weg betriebswirtschaftliche Kenntnisse nachzuweisen ist wahrscheinlich sehr schwierig bis unmöglich.

Medizin-Uni-Chefs stehen jedenfalls drauf. Ich werde zu jedem Vorstellungsgespräch eingeladen und es wird immer über meine Abschlüsse geredet. Meist dann noch über die Dr. Arbeit. War bisher in 5 Vorstellungsgesprächen so (2 davon Uni). Kleinere Häuser hat es weniger interessiert, aber haben trotzdem immer noch Interesse gezeigt. Uni Chefs sind richtig drauf eingestiegen bisher. In einem kleinen Haus wurde ich gefragt was ich überhaupt bei denen will, ich wäre ja prädestiniert für die Uni etc...

Ansonsten ist ein richtiges Wirtschaftsstudium schon was anderes und nein, das macht man nicht einfach so nebenher, mich hat das auch 5 Jahre gekostet.

davo
08.12.2020, 06:52
Jeder hier scheint fest davon überzeugt zu sein dass ein Facharzttitel sein muss. Nur ist das wirklich so? Wenn man sich Stellenanzeigen beispielsweise im Pharma oder Consulting Bereich ansieht scheint das oft ja gar nicht mal zwingend gefordert zu werden.

Mein Eindruck ist, dass er für die meisten wirklich interessanten (und auch gut bezahlten) Jobs sehr wohl nötig ist. Und nur weil etwas nicht zwingend gefordert ist, heißt das noch lange nicht, dass es nicht trotzdem de facto notwendig ist, weil man sonst halt keine realistische Chance hat.


Was haltet ihr denn von MBA oder MHBA Abschlüssen? Wenn man im Business Bereicht tätig werden will ist das vermutlich sogar noch "besser" als ein Facharzttitel. Auf anderem Weg betriebswirtschaftliche Kenntnisse nachzuweisen ist wahrscheinlich sehr schwierig bis unmöglich.

"im Business Bereich tätig" kann alles und nichts heißen. Das muss man schon konkretisieren, um sinnvoll darüber reden zu können. Wenn man Chefarzt an einem größeren oder großen nichtuniversitären Haus werden will, ist so ein Abschluss heute sicher ein sinnvolles Mosaiksteinchen einer kompetitiven Bewerbung. Manchmal wird er sogar explizit verlangt.

Sinnvoll ist, wie immer im Leben, sich zuerst zu überlegen, was man eigentlich erreichen will, und sich dann zu überlegen, was man dafür braucht. Statt einfach planlos über alles, was man so machen könnte, zu sinnieren.