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kombinat100
06.12.2020, 20:41
Hallo ihr Lieben,

arbeitet einer von Euch aktuell in einer Reha-Klinik und kann ein bisschen von seinem Arbeitsalltag/Dienstbelastung etc erzählen?

Nilani
07.12.2020, 13:05
Hallo,
ich arbeite seit 3 Jahren in einer (bzw. der 2. Reha-Klinik), hab nach 3 Jahren Ortho/Unfall auf Reha-Medizin gewechselt und war dementsprechend in orthopädischen Reha-Kliniken. Da ist es unterschiedlich. Letzte Klinik viel AHB, häufig Knie- und Hüft-TEP, eher unkompliziert, sehr dankbar, gute Fortschritte, dafür alt und multimorbide. Hier gab es auch wenig spektakuläres ... Aufnahmeuntersuchung, Therapieplan erstellen, Visiten, Abschluss und v.a. dann sozialmed. Leistungsbeurteilung, die ich damals noch gar nicht verstanden habe. Keine Diagnostik o.ä., zum Röntgen z.B. bei Unfall, in die Klinik am Ort, bei rehabezogenen Aufnahmen hatten wir Kooperation mit einer anderen Rehaklinik (hier gibts mehr als 10 im Ort), haben aber bis 1 Woche auf Termin gewartet. Ausbildungstechnisch eher mau, ich war die einzige deutschsprachige Kollegin mit Erfahrung, der Rest waren fast immer kurz nach Studium und aus dem Ausland mit dementsprechend wenig Kenntnissen.

Aktuell arbeite ich in einer Rheumaklinik ... bin hier gerade recht zufrieden. Top Therapeuten, Kältekammer, spezielles Fibromyalgie-Programm, gut zusammengesetztes Team aus mehreren Fachbereichen. Man lernt was, eigenes Röntgen, eigenes Labor, wirkliche Teambesprechungen, Möglichkeiten für Sonos, wenn man will auch Ergometrie, Gelenkinfiltrationen oder Akupunktur. Ist zwar immer noch Reha, aber wenn man doch mal wieder einen Rheumatiker rausfischt, ist man auch etwas stolz. Ca. 1/3 Rheuma, Rest ist häufig "chronischer Rücken", wenig AHB, ab und zu nach Schulter-OP oder so. Aber dafür jüngere Pat. und gerade die Rheumapat. sind für jeden Fortschritt dankbar.

Arbeitszeiten in Klinik Nr. 1 38.5, hier jetzt 40h, etwas blöd verteilt, aber naja. Dienste 24h wie üblich, aber eher geringe Belastung. Hier ist es meiner Meinung nach gerade doof gelöst, weil es kein dienstfrei gibt (im Gegensatz zu den meisten Kliniken), aber die Kollegen finden es toll und wollen keine Änderung. Dafür schlagen sie sich um die WE-Dienste, die pro Stunde bezahlt werden (vorher pauschal pro Dienst). Ich vermeide sie und komme mit 3-4 hin, einige machen freiwillig 8, 2 Kollegen verzichten ganz oder springen mal im Notfall ein. Dienstbelastung ist deutlich weniger, man wird alle paar Dienste mal rausgeklingelt, dann ist aber auch meist was (die letzten 3 habe ich dann auch tatsächlich alle verlegt).

Was man wissen muss, es ist sehr sehr viel Schreibarbeit, die sich aber halbwegs gut erledigen lässt, wenn das drumherum stimmt. Aber man hat mehr mit diesem nervigen Schriftkram zu tun, als mit den Pat., die Briefe sind halt 8-9 Seiten lang, aber auch viel Standardformulierungen. Andererseits hab ich hier tatsächlich Zeit, mich um die Pat. zu kümmern. Man bestellt sie sich notfalls nochmal ein, für Aufnahme habe ich 1h geplant (und auch gesperrt im Plan).

Alles in allem bin ich das 1. Mal länger als 2 Jahre in einer Klinik und bis Facharzt werde ich wohl hier bleiben. Danach mal schauen, mich stört die Arbeitstag-Aufteilung und das fehlende dienstfrei. Überstunden derzeit natürlich nicht, letztes Jahr war schon ziemlich ätzend, da eine Station nicht besetzt war und man damit mehr als 1 Station (theoretisch 22 Pat, bei Vertretung ca. 30, max. war aber auch mal 37, was zu viel war). Da durften wir immerhin aufschreiben, wir geben jetzt Monatsabrechnung regelmäßig ab.
Achja, wir sind Klinik der DRV, also öffentlicher Dienst. Während Corona hatten wir 2 Monate keine Pat., aber haben weiter normal gearbeitet (Überstundenabbau war möglich), aber keine Kurzarbeit. Aktuell fahren wir mit ca. 70%, wobei eine Erhöhnung geplant ist. Alles recht gut organisiert und sicher. Die Klinik, wo ich vorher war, hatte mehreren Monate Kurzarbeit und hat jetzt wieder angemeldet (da gibts allerdings auch Kardio und Neuro mit im Haus und gerade letzteres sei wohl ziemlich eingebrochen). Wir bekommen entsprechend auch Tarifgehalt. Im Febr. hab ich mir eine Klinik in Meck-Pom angeschaut, die tatsächlich Mindesturlaub von 26 Tagen und 30% unter Tarif zahlen wollte. Glücklicherweise hat mein OA hier die Weiterbildungsermächtigung verlängert bekommen und ich kann noch etwas hier bleiben.

Kardio und Neuro wird sicher anders sein, insbesondere letzteres mit Frühreha ist sicher anspruchsvoller. Bei Kardio sind vermutlich noch paar Sachen aus der Funktionsdiagnostik möglich und die Pat. sind sicher gefährdeter (also auch im Dienst), als jetzt hier in der Rheumaklinik.
Achja, es ist nicht so einfach Weiterbildungsermächtigte zu finden. Hier gibts knapp 15 Reha-Kliniken, dafür haben 2 die WBE für Reha, die Klinik, wo ich jetzt bin und die, wo ich vorher war. Ansonsten wäre es mit Umzug verbunden gewesen. Die WBE haben meist Oberärzte (oder müssen sie beantragen), weil die CÄ meist Ortho/Internisten/Neurologen usw sind.
Wenn du noch Fragen hast, meld dich.

Mr. Pink online
07.12.2020, 13:20
Bin zwar kein Reha-Arzt, ich glaube ich kann aber bisschen Entwarnung geben, was die kardiologische und neurologische Reha angeht, weil ich früher viel Patienten dorthin verlegt habe. Da kommen hauptsächlich Patienten hin die noch relativ fit sind und für die auch ein "Reha-Ziel" besteht. Kardio sogar noch eher als Neuro. Das heißt, das ist nicht so mega dramatisch wie man es sich vorstellt. Ich glaube das schlimmste sind geriatrische Rehas. Vielleicht gibt's hier jemanden der was dazu berichten kann, aber für mich wäre das der Horror.

Speranza100
07.12.2020, 13:35
Ich kann das so nicht bestätigen mit der geriatrischen Reha, das hängt sehr von der Phase ab, in welcher sich die Patienten befinden. Hatte in einer geriatrischen Reha hospitiert und kenne auch die Verlegungen aus der Akutgeriatrie in die geriatrische Reha, das sind meistens die "fitten" und vor allem kognitiv noch fitten Patienten. (Geht ja nach Barthel ob die da überhaupt "hin dürfen")

Aktuell arbeite ich in einer neurologischen Reha auch mit Phase B Patienten und Weaning Betten, das wiederum sind oft Schwerstkranke mit dieser Standarddiagnose "CIP/CIN" (war mir überhaupt nicht klar bevor ich da anfing welchen Stellenwert diese Diagnose da hat), d.h. da liegen nicht unbedingt neurologisch betroffene Patienten sondern eben welche die monatelange KH und Intensivaufenthalte hinter sich haben (auch Junge) und mit dieser Diagnose dann aber in der neurologischen Reha landen. (da ist man dann halt guter "Abfluss")
Das hängt sehr vom Haus ab glaube ich. Bei weiterem Interesse gerne PN.

xyl15
07.12.2020, 14:41
Ich arbeite seit 1 Jahr in der Ortho-Reha und bin sehr zufrieden, so dass ich sogar plane, anders als ursprünglich gedacht, den Facharzt Physikalische&Reha zu machen. Kann später mal noch mehr schreiben. Hast du konkrete Fragen?

Kaas
07.12.2020, 15:18
Habe auch ein Jahr in einer großen neurologischen Rehaklinik mit Patienten der Phasen B bis D gearbeitet. Neurologische Frührehabilitation ist nicht ohne. Man versorgt oftmals schwer kranke, teils beatmete Patienten, im Dienst ist man alleine auf weiter Flur. Kein Internist, den man dazurufen kann, kein Rea-Team usw. Zudem habe ich nicht selten die Erfahrung gemacht, dass auf Grund des Verlegungs- und Entlassungsdrucks in den Akuthäusern Patienten sehr früh in die Reha verlegt werden. Ein paar mal mussten wir die auch direkt zurückschicken, was oft zu Verständnislosigkeit bei den Kollegen geführt hat. Auch das nächtliche Rumtelefonieren mit den umliegenden Intensivstationen, falls ein Patient mal intensivpflichtig wurde, habe ich in unguter Erinnerung. Neurologische Frührehaptienten werden leider gerne als "Eier" bezeichnet. Falls man ein gutes Team hat und erfahrene Oberärzte, kann man aber auf jeden Fall eine ganze Menge lernen.

kombinat100
07.12.2020, 15:27
Vielen lieben Dank für die ausführlichen Berichte.
Hat noch jemand Erfahrungen in Häusern mit Schwerpunkt Pulmologie gemacht?

abcd
07.12.2020, 15:31
Neurologische Rehabilitation
Es kommt sehr auf das Haus an, was einen erwartet. Die Frührehaabteilungen werden, da lukrativ, i. d. R. vergrößert. Das heißt es sind dort viele schwerkranke Patienten zu finden (nach Bypass-OP, Herzklappenersatz, Z.n. CPR mit hypoxischer Encephalopathie, Aortendissektionen, Polytraumata, ICB, Schlaganfall, Tumoren, komplikative Verläufe nach Sigmadivertikulitiden, etc.). Beatmungsstation, Kanülenstation (Patienten mit Trachealkanülen), Frührehastationen mit komplettem Monitoring, dann weiterführende Reha (Phase C und D, das was der Laie unter Reha versteht).
Viele akute Probleme - Pleuraergüsse, Infekte bis Sepsis, hypertensive Entgleisungen, Hyperglykämien, Tachycardien verschiedenster Entitäten.
Von hauptsächlich fitten Patienten kann man dann nicht reden.

Dienstbelastung in unserem Haus etwa 3 Vordergrunddienste im Monat Mo-Fr 24h-Dienste, Sa/So, geteilte Dienste.

Mr. Pink online
08.12.2020, 08:59
Naja neurologische Frühreha oder Weaning-Stationen sind natürlich der Extremfall. Das würde ich persönlich erst machen, nachdem man zumindest ein bisschen Intensiverfahrung gesammelt hat und zumindest die Beatmungssachen kennt. Denn in den Diensten nachts ist man im Zweifelsfall alleine.

mbs
10.12.2020, 20:49
Was ich an Physikalischer und Rehabilitativer Medizin interessant fände wäre Manuelle Medizin. Der Gedanke mit den bloßen Händen ohne jegliches Equipment einen großen Unterschied machen zu können ist absolut faszinierend, kenne auch einige Leute denen das extrem geholfen hat.

Wenn man sich die Tätigkeitsinhalte dieses Fachgebiets im Logbuch ansieht scheint das jedoch eine untergeordnete Rolle zu spielen. Machen das in der Praxis dann doch eher Physiotherapeuten? Hätte man als Mediziner überhaupt die Option vor allem mit Manueller Medizin und ähnlichem, also vor allem praktisch am Patienten, zu arbeiten? Oder ist die Arbeit in einer Rehaklinik immer unausweichlich mit extrem viel Bürokratie verbunden?

davo
11.12.2020, 05:25
Es gibt eine Zusatz-Weiterbildung Manuelle Medizin.

Bzgl. Arbeit in einer orthopädischen Rehaklinik hab ich keine Ahnung (in der Neuroreha, wo ich famuliert habe, war es viel Bürokratie, aber nicht extrem viel Bürokratie), aber in den Akutkrankenhäusern, in denen ich bisher war, haben die PMR-Ärzte primär entschieden, welcher Patient welche Therapien bekommt, und das in der Regel sehr wenig individualisiert. Für mich wärs nichts.

mbs
12.12.2020, 03:14
Also kann man eher davon ausgehen, dass man in dem Fach keine Chance hätte möglichst viel praktisch zu arbeiten? Wofür machen die dort dann die Ausbildung in Manueller Medizin?

davo
12.12.2020, 08:33
Man kann ja auch in einer Praxis arbeiten. Einfach mal logisch über die Möglichkeiten nachdenken.

Nilani
12.12.2020, 09:10
Was ich an Physikalischer und Rehabilitativer Medizin interessant fände wäre Manuelle Medizin. Der Gedanke mit den bloßen Händen ohne jegliches Equipment einen großen Unterschied machen zu können ist absolut faszinierend, kenne auch einige Leute denen das extrem geholfen hat.

Wenn man sich die Tätigkeitsinhalte dieses Fachgebiets im Logbuch ansieht scheint das jedoch eine untergeordnete Rolle zu spielen. Machen das in der Praxis dann doch eher Physiotherapeuten? Hätte man als Mediziner überhaupt die Option vor allem mit Manueller Medizin und ähnlichem, also vor allem praktisch am Patienten, zu arbeiten? Oder ist die Arbeit in einer Rehaklinik immer unausweichlich mit extrem viel Bürokratie verbunden?

Wie schon geschrieben, für manuelle Therapie brauchst du nicht den Reha-Mediziner, wobei das viele machen und irgendwie voraussetzen, sondern die entsprechende Weiterbildung, die jeder Facharzt machen kann. Letzten Endes ist es, neben dem recht langen Kurs, halt Übungssache. Du musst selbstständig an den Pat. üben und lernen, geht natürlich deutlich besser, wenn man noch jemanden im Haus hat, der das kann und ein Auge drauf hat. Ich fand es toll, hab 2 Kurse gemacht, hatte Oberarzt mit goldenen Händen. Leider hab ich die nicht und die Fingerpolyarthrose meiner Oma "geerbt", so dass ich das Thema für mich abgehakt habe. Gibt hier aber Kollegen im Haus, die es machen, wo ich Pat. hinschicken kann.

Der Reha-Mediziner wird oft "kleiner Orthopäde" genannt, oft etwas abschätzig. Letzten Endes hast du ne menge Möglichkeiten, viele machen Richtung manuelle Medizin, konservative Ortho mit Akupunktur, Neuraltherapie, Schmerztherapie usw. Leider wird es in der Praxis immer noch mies bezahlt. Andererseits hab ich von 3 orthopädischen Praxen Angebote bekommen, einzusteigen, sobald ich FAcharzt hab. Du hast dann z.B. größeres Budget für KG und Physio und die Ortho/Unfallchirurgen wissen halt auch, dass sie nicht alles operieren können und nicht jeder, den sie operieren, wird gut. Da sind sie für die konservativen Kollegen (die gefühlt leider aussterben) recht hilfreich. Hab aber auch schon Kollegen gehabt, die sich mit Allgemeinmediziner zusammentun und halt in Richtung Prävention gehen. In der neurologischen und kardiologischen Reha hab ich bisher eher die entsprechenden fachärztlichen Kollegen gesehen, weniger Rehamedizin, aber Rehabilitation umfasst ja alles.

Zur Bürokratie ... ja, es ist verdammt bürokratisch, aber zumindest in den beiden KLiniken, wo ich gearbeitet habe, war trotzdem genug Zeit für die Pat. Wie schon geschrieben, Aufnahme 1h ... wo hat man dazu noch die Gelegenheit. Viele Pat. sind dafür sehr dankbar, dass sie sich wirklich mal "ausko.." können und bei weitem nicht alle brauchen diese Stunde, oft schaffe ich Briefdiktat in der Zeit, bei manchen komplizierten FÄllen hab ih auch mal 1.5h gebraucht. Geht auch nicht jede Woche, aber eben oft.

Da manuelle Therapie bei mir nicht geht, wirds bei mir z.B. eher in RIchtung Mind Body Medizin gehen (Uni Essen-Duisburg), da gehts um resourcenorientierte Medizin bei chron. Kranken, also eher gucken, was geht und das fördern, statt immer nur zu sehen, was nicht geht. Ist ein komplexes Programm. Möglichkeiten als Reha-Mediziner hat man aber genug, sowohl in Kliniken, als auch niedergelassen in der Praxis, wenn man sich erstmal damit beschäfigt (bin ja auch nach 3 Jahren Ortho/Unfall erst rübergewechselt).

roxolana
12.12.2020, 12:15
Wie ist denn eigentlich die Bezahlung in den Reha-Kliniken? Ich habe von einer Kommilitonin gehört, dass sie ein Grundgehalt bekommt, was sehr deutlich unter dem Niveau ist, was man im Aktukrankenhaus bekommt. Ist das eher die Regel oder die Ausnahme?

abcd
12.12.2020, 13:04
Das kommt auf die Klinik an. Bei uns TV-Ärzte VKA.
Schmieder Kliniken schreiben in ihren Anzeigen, Haustarifvertrag auf Basis Marburger Bund.
Eine Klinik hatte ich kennengelernt mit unterirdischer Vergütung, aber bei Vertragsabschluss war eine Verhandlungsbereitschaft vorhanden, so dass ein Bonus gezahlt wurde, um die Differenz zu VKA auszugleichen.

Nilani
12.12.2020, 13:32
Wie ist denn eigentlich die Bezahlung in den Reha-Kliniken? Ich habe von einer Kommilitonin gehört, dass sie ein Grundgehalt bekommt, was sehr deutlich unter dem Niveau ist, was man im Aktukrankenhaus bekommt. Ist das eher die Regel oder die Ausnahme?

Ist recht unterschiedlich, beim Wechsel von Akut auf 1. Reha (privater Träger) bin ich etwas unter dem vorher gelandet, aber dafür halt weniger Stress, das war ok. Wäre ich dort geblieben, hätte ich auf jeden Fall noch höher verhandelt. Inzwischen wurden sie von Median aufgekauft, die früher Tarif hatten, jetzt sich aber immer mehr aus den TV verabschieden. Im Febr. war ich in Mecklenburg-Vorpommern beim privaten Träger ... 8 Kliniken in ganz Deutschland. Das dort angebotene Gehalt lag unter meinem Einstiegsgehalt in Thüringen (auch "armes" Bundesland) in der Akutklinik vor 7 Jahren. Mein aktuelles (Durchschnittsgehalt öffentlicher Dienst) wäre ein "langjähriges Oberarztgehalt" gewesen. Auf das Gehalt von der 1. Rehaklinik wäre ich runtergegangen, hab ich damals als meine unterste Schmerzgrenze festgelegt ... das wäre "langjähriges Facharztgehalt" ... sie wollten mir entgegenkommen, aber nicht bis zu dieser Summe. Die meisten sind schon verhandlungsbereit, vor allem, weil es teilweise schwierig ist, Leute mit Deutschkenntnissen und Erfahrungen zu finden. Einige haben Tarifverträge, dort waren sie nur dreist, so dass ich mich dagegen entschieden hatte. Da viele von Osteuropa rüberkommen, haben sie dort scheinbar immer noch genug Personal.
Jetzt bin ich im öffentlichen Dienst, einige Rentenversicherungen haben halt einige Kliniken. Gehalt ist halt durchschnittlich, kann für Reha aber eben im Vergleich recht gut sein. Dafür sehr sicherer Arbeitgeber. Achja ... im Ärzteblatt stand letztens eine Anzeige von einem Mutter-Vater-Kind-Haus des DRK, die mit übertariflicher Bezahlung geworben haben. Auch das gibts, wenn das Personal sehr eng wird.

anignu
12.12.2020, 14:22
Man kann ja auch in einer Praxis arbeiten. Einfach mal logisch über die Möglichkeiten nachdenken.
Als niedergelassener Reha-Mediziner? Mit Kassenzulassung? Ohne gleichzeitig noch einen Orthopäden in der Praxis? Spannend. Was (außer manuelle Medizin) macht der dann so?

davo
12.12.2020, 17:09
Es gibt ja auch niedergelassene Orthopäden, die sich auf die konservative Therapie spezialisiert haben. Warum also nicht? Die manuelle Medizin ist meines Wissens nur ein sehr, sehr kleiner Teil der PMR. Stoßwellentherapie und Stanger-Bad wären zwei von vielen Klassikern. Infiltrationen natürlich auch. Das Fach ist halt sehr breit und auf die Verbesserung funktioneller Outcomes ausgerichtet.

Nachdem ich aber nur ein paar Tage in der PMR verbracht habe, kann Nilani sicher deutlich mehr dazu sagen als ich ;-)

anignu
12.12.2020, 22:56
Es gibt ja auch niedergelassene Orthopäden, die sich auf die konservative Therapie spezialisiert haben.
Stimmt. Bei denen gibt es aber auch in der Weiterbildung ganz groß das Thema Diagnostik incl. Röntgen und konservative Behandlung von Frakturen, Distorsionen usw.

Wenn du dir jetzt aber die Inhalte der Weiterbildung zum Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin anschaust dann kommst du eher auf Sachen wie:
- Erstellung von Behandlungs- und Rehabilitationsplänen
- spezielle Verfahren der rehabilitativen Diagnostik
- rehabilitative Interventionen
- funktionsbezogene apparative Messverfahren

Ich hab mir inzwischen ein paar kassenärztlich Niedergelassene rausgesucht incl. deren Tätigkeitsspektrum. Da scheint viel "Alternatives" dabei zu sein, viel chronische Schmerzsachen und viel "Spezial-Sprechstunde mit ausführlicher Anamnese" wo mich nun eigentlich interessieren würde ob das dann für Kassenpatienten auch quasi all-incl. ist oder sich eher an Selbstzahler und Private richtet. Weiß das jemand?