PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Blutentnahme für Betriebsärztin durchführen



Koelnerinho
04.01.2021, 19:55
Hallo zusammen,

Bei uns im KH ist es gang und gäbe, dass die/der Betriebsarzt/ärztin bei bspw. Einstellungsuntersuchungen die Blutentnahme nicht selber durchführt. Diese wird auch nicht wirklich aktiv delegiert, sondern dem/die Einzustellende/n die Monovetten mitgegeben und ihr/ihm mitgeteilt, dass er/sie sich ein/e Arzt/Ärztin auf Station zur BE suchen soll.

0) Ist ein solchen Vorgehen auch in anderen KH üblich?

Mir kommen spontan folgende Bedenken auf:
1) Wenn ich die Blutentnahme als Arzt in Weiterbildung erledige nicht weiß, welche Untersuchungen angefordert wurden (bspw. wäre eine HIV Abnahme ja untersagt).
2) Ich das Risiko (wenn auch minimal) von Komplikationen der Blutentnahme trage (Ist dies überhaupt rechtlich abgedeckt).
3) Meine Arbeitszeit für den/die Betriebsarzt/ärztin gebe (welche nicht mein/e Chef/in oder Teil des Teams ist) und hier ggf. die/der Betriebsarzt/ärztin sogar Geld für abrechnet (das weiß ich nicht, ist nur Spekulation). Die Aufklärung und Indikation für die BE habe ich ebenfalls nicht gestellt.
4) Ist natürlich auch ein etwaiges Betrügen (vorheriges Tauschen von Monovetten, oder BE von einer/m gesundem Freund/in zur Verschleierung eigener Krankheitszustände) Raum und Tür geöffnet.

Bis jetzt habe ich dies aus goodwill nie abgelehnt aber gut finde ich es nicht...

LG

Feuerblick
04.01.2021, 19:57
*grins* Im ersten KH, in dem ich gearbeitet habe, war das auch Usus. Und zwingend notwendig, weil der Betriebsarzt selbst so unfähig war, dass er meine „Übungsvene“ senkrecht durchstochen hat und sich wunderte, weil kein Blut kam... :-))

abcd
04.01.2021, 20:24
Kenn ich nicht so und empfinde ich als Unding.

WackenDoc
04.01.2021, 20:27
Wenn der BA im Rahmen der Einstellungsuntersuchung Blut will, dann soll er bzw. seine Assistenz das selber abnehmen. ABER: Es gibt eigentlich keinen Grund Blut abzunehmen. Zumindest nicht im Rahmen der eigentlichen Einstellungsuntersuchung.
Was möglich ist, ist bei Einwilligung des Probanden ggf. erforderliche Titerbestimmungen im Rahmen einer arbeitsmed. Vorsorge (ehem. G42) oder bei Bedarf Titer im Rahmen des Infektionsschutzgesetzes gleich mitzumachen.

Feuerblick
04.01.2021, 20:32
Genau das wurde bei meinen bisherigen Einstellungsuntersuchungen gemacht.

CYP21B
05.01.2021, 13:54
Bei uns läuft das auch so ab. Bzw. es wird zumindest die Option angeboten. Mit der Grippeimpfung ist es ähnlich. Man kann Termin zum impfen haben oder alternativ Impfstoff holen und selbst. Da zweiteres deutlich flexibler ist machen das glaube ich fast alle.

WackenDoc
05.01.2021, 14:37
Bei der Impfung ist das ja noch eher nachvollziehbar. Aber bei der Blutentnahme im Rahmen der Einstellungsuntersuchung? Was soll da der Sinn sein?

Espressa
05.01.2021, 14:42
Ich meine dass bei uns auch nach Infektionskrankheiten geschaut wurde - damit später eindeutig zu klären ist ob man dich während der Arbeit angesteckt hatte oder ggf. vorher schon was hatte. Meine für chirurgische Fächer sei das auch relevant. (?)

Der Betriebsarzt stellte eine Anforderung aus, und man ging damit ins interne Labor und die hatten es abgenommen.

jijichu
05.01.2021, 14:59
Mir wurde an einer Stelle vor dem Termin beim BA von den Kollegen explizit abgeraten, die Blutentnahme vom BA machen zu lassen :-oopss
Er hat auch selbst gefragt, ob ich es von einem anderen Kollegen machen lassen möchte. Ich hab mir dann selbst vor Ort schnell Blut abgenommen (ging schneller als das rumgerenne und ich wollte nicht noch einen Termin bei dem Schwätzer haben müssen).

escitalopram
05.01.2021, 16:12
Bei mir hat die Betriebsärztin 3x probieren müssen. :confused: Im Endeffekt habe ich es selber gemacht und sie hat nur die Röhrchen angeschlossen.

Ich weiß nicht, ob es bei den Internisten üblich ist, ich würde aber keinen fremden Pat. auf Station Blut abnehmen... Meiner Meinung nach sollte das der Betriebsarzt entweder alleine machen oder dies an die MFAs delegieren.

Choranaptyxis
05.01.2021, 16:21
Hier wird sowohl BE als auch Impfung vom BA selbst durchgeführt. Impfungen auf Station (z.B. Grippe) wird dann auch für ne Abteilung, wenn es sich lohnt, vor Ort vom BA gemacht, also nicht Impfstoff abholen, sondern immer durch die.
Wobei BE auch mehr so lala war, wie man meine schöne Spendervene verfehlen kann, ist mir immer noch ein Rätsel :-)):-oopss und ich kenne andere mit dem gleichen Problem :-D

tarumo
05.01.2021, 16:29
Ich habe noch nie in einem Krankenhaus gearbeitet, wo dem BA nicht mindestens eine Mitarbeiterin stundenweise zur Seite gestellt war. Schon alleine wegen dem Papierkram, dann für die BE natürlich, den ergänzenden Laboruntersuchungen (Urinstix) und die Untersuchung für Bildschirmarbeitsplätze frißt auch jede Menge bezahlte Arztzeit. Im niedergelassenen Bereich sieht das ein wenig anders aus, wenn der BA mit seinem Köfferchen auf Tour geht.

ehem-user-02-08-2021-1033
05.01.2021, 17:28
Hallo zusammen,

Bei uns im KH ist es gang und gäbe, dass die/der Betriebsarzt/ärztin bei bspw. Einstellungsuntersuchungen die Blutentnahme nicht selber durchführt. Diese wird auch nicht wirklich aktiv delegiert, sondern dem/die Einzustellende/n die Monovetten mitgegeben und ihr/ihm mitgeteilt, dass er/sie sich ein/e Arzt/Ärztin auf Station zur BE suchen soll.

0) Ist ein solchen Vorgehen auch in anderen KH üblich?

Mir kommen spontan folgende Bedenken auf:
1) Wenn ich die Blutentnahme als Arzt in Weiterbildung erledige nicht weiß, welche Untersuchungen angefordert wurden (bspw. wäre eine HIV Abnahme ja untersagt).
2) Ich das Risiko (wenn auch minimal) von Komplikationen der Blutentnahme trage (Ist dies überhaupt rechtlich abgedeckt).
3) Meine Arbeitszeit für den/die Betriebsarzt/ärztin gebe (welche nicht mein/e Chef/in oder Teil des Teams ist) und hier ggf. die/der Betriebsarzt/ärztin sogar Geld für abrechnet (das weiß ich nicht, ist nur Spekulation). Die Aufklärung und Indikation für die BE habe ich ebenfalls nicht gestellt.
4) Ist natürlich auch ein etwaiges Betrügen (vorheriges Tauschen von Monovetten, oder BE von einer/m gesundem Freund/in zur Verschleierung eigener Krankheitszustände) Raum und Tür geöffnet.

Bis jetzt habe ich dies aus goodwill nie abgelehnt aber gut finde ich es nicht...

LG

Einfacher Hinweis: Auch wenn du nun Argumente sammeln möchtest, warum du es nicht machen solltest. Unterm Strich gibt es nur zwei Optionen: Machen oder nicht machen. Die grundlegende arbeitsrechtliche Frage ist, ob es deine Vorgesetzten von dir verlangen. Das ist entscheidend. Wenn sie es verlangen musst du es unter Schilderung deiner Bedenken machen oder dir nen neuen Job suchen. Oder sie wollen es nicht, dann brauchst du es nicht zu machen. Deswegen rede mit deinem Chef.

WackenDoc
05.01.2021, 17:34
Macht der Betriebsarzt dann im Gegenzug bei euch Dienste mit oder so?

Koelnerinho
05.01.2021, 20:45
Klar am Ende entscheidet Arbeitsrecht/Chef/in welche Aufgaben man hat. Und der Thread ist auch keine Frage nach einer Lösung, denn diese würde ich sicherlich nicht in einem Forum suchen, sondern im Gespräch mit eben Chef/in oder BA. Allerdings ist es ja legitim in einem Forum sich auszutauschen und nach anderen Erfahrungen/Meinungen zu fragen :)

Dienste oder andere Gegenleistungen macht er/sie nicht mit (glaube das ist auch der Grund warum er/sie BA geworden ist :D )

WackenDoc
05.01.2021, 20:52
Ist das ein BA der fest im Krankenhaus angestellt ist oder kommt der von einem überbetrieblichen Dienst?

Koelnerinho
05.01.2021, 21:16
Puh... Die Antworten bzgl. des Arbeitsverhältnisses des BA weiß ich leider nicht, aber ich tippe auf: im KH angestellt, aber nicht als Teil einer Abteilung. Auch ob die BE vom BA oder Krankenhaus abgerechnet wird und ob die BE, die ich für ihn/sie übernehme, ggf. wirklich in meinen Aufgabenbereich fallen sollte, müsste ich noch in Erfahrung bringen. Dass dies natürlich relevante Informationen für eingangs gestellte Fragen/Bedenken sind, ist mir bewusst :D

WackenDoc
05.01.2021, 21:56
Das ist alles schon merkwürdig. Irgendwie wäre es doch sinnvoller, wenn es eine feste Stelle gäbe, die dann für die BE zuständig ist, wenn es schon weder der BA selber noch eine dort vorhandene Assistenz macht. Z.B. eine der Ambulanzen oder das Labor selber.Das kann doch nicht sein, dsas der (zukünftige) Mitarbeiter durch´s Haus irren muss auf der Suche nach nem Vampir.

Shizr
06.01.2021, 13:26
Ich finde es ja auch deshalb problematisch, weil der Mitarbeiter so ja letztendlich beliebige Proben als seine eigenen ausgeben kann.

Gut, ja, ist sicherlich recht konstruiert, aber auch noch aus vielen anderen Gründen ist so etwas m.M.n. völlig inakzeptabel.

"Hier sind die Probenröhrchen, sieh zu, wer dir Blut abnimmt" finde ich für einen Betriebsarzt kein angemessenes Verhalten.

WackenDoc
06.01.2021, 14:00
Da im Rahmen der Einstellungsuntersuchungen normalerweise keine Blutentnahmen vorgesehen sind, ist es an sich egal, wessen Blut er abgibt.
Aber das nur am Rande.

Irgendwie ist es kein Wunder, dass wir Betriebsärzte so einen schlechten Ruf haben.