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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : CK/CK-MB Kontrollen nach Herzkatheter - welche Konsequenzen ?



LasseReinböng
08.01.2021, 02:26
Mich würde interessieren, wie Kollegen der Kardiologie die CK/CK-MB Kontrollen bei Patienten nach PTCA/ Stentimplantation bewerten.

Welche Konsequenz haben z.B. Erhöhungen der Werte nach PTCA und Stentimplantation ? Welches Delta zwischen prä- und post HK sollte einen aufhorchen lassen ?

Was ich bislang als Anästhesist, der nur gelegentlich solche Patienten betreut, gelernt habe, ist dass die Nachkontrollen null Aussagekraft haben und ergo völlig irrelevant sind, aber dennoch aus forensisch(/historischen?)-Gründen bestimmt werden. Was sagen die Kardiologen ?

Evil
08.01.2021, 12:17
Meines Wissens korreliert die Höhe der CK mit dem Ausmaß der myokardialen Schädigung, hat also eine prognostische Aussagekraft bezüglich des Auftretens einer DCM, bzw. HFREF und insofern Konsequenzen, dass Medikamente wie Sacubitril und Eplerenon niederschwellig gegeben werden. Konkrete Richtwerte gibt es dafür aber nicht, das macht man dann eher an der Höhe des pro-BNP fest, zumindest ich als kardiologisch interessierter Hausarzt ;-)

ninakatharina
08.01.2021, 18:31
Würde man aldosteron-AG bzw das Arni nicht trotzdem erst bei nachgewiesener HFrEF mit entsprechenden NYHA-Stadium geben? Sonst wäre es doch offlabel oder?

LasseReinböng
08.01.2021, 19:43
Danke für die Antworten. Ich denke allerdings nicht, daß die CK auf der IMC bzw. kardiologischen Normalstation / an der Telemetrie deswegen bestimmt wird, es geht hier doch um die Akutsituation nach PTCA + Stentimplantation mit der Frage z.B. Reinfarkt ?! Nur kann eben die CK nach Intervention so hoch sein wie sie will, inwiefern nützt mir die Bestimmung zum Monitoring in der Akutphase ? Troponine werden erst gar nicht bestimmt da die natürlich weiter erhöht sein werden.
Ich hätte es etwas präziser formulieren müssen, die Bestimmung der CK erfolgt nach hausinternem Standard 4h post Herzkatheter und dann noch einmal am Morgen des Folgetags.

Rahmspinat
08.01.2021, 23:12
Würde man aldosteron-AG bzw das Arni nicht trotzdem erst bei nachgewiesener HFrEF mit entsprechenden NYHA-Stadium geben? Sonst wäre es doch offlabel oder?


Es gibt Daten, bei denen der Einsatz von Aldosteronantagonisten selbst bei STEMIS ohne reduzierte EF einen Benefit hinsichtlich der Mortalität bringt: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6145720/

kartoffelbrei
09.01.2021, 10:02
In der Herzchirurgie würde man bei einem postoperativen Explodieren der Herzenzyme aus Sorge vor einem Bypass-Verschluss eine Herzkatheteruntersuchung zumindest diskutieren.
Ist das in der Kardiologie wirklich so, dass das keinerlei Konsequenz hätte? Eine frühe In-Stent-Thrombose kann doch sicher mal vorkommen, oder?

Rahmspinat
09.01.2021, 10:46
In der Herzchirurgie würde man bei einem postoperativen Explodieren der Herzenzyme aus Sorge vor einem Bypass-Verschluss eine Herzkatheteruntersuchung zumindest diskutieren.
Ist das in der Kardiologie wirklich so, dass das keinerlei Konsequenz hätte? Eine frühe In-Stent-Thrombose kann doch sicher mal vorkommen, oder?

Hat schon eine Konsequenz. Routinemäßig haben wir an meinem Haus jedoch nur die CK bestimmt, als Parameter, wie groß der Muskelschaden ist und ob der sich erholt. Diese dann dafür täglich bis sie nur noch leicht erhöht bzw. im Normbereich war.
Eine In-Stent-Thrombose habe ich einmal in einem Jahr Kardiologie erlebt, da haben wir uns aber auf das EKG bezogen. Die meisten Patienten haben deutlich regrediente ST-Hebungen bis nicht nachweisbare Hebungen mehr nach PCI. Manchmal hat man jedoch persistierende Hebungen, welche aber in der Regel im Verlauf sistieren. Besagter Patient hatte etwa 4h nach Koro erneut pektanginöse Beschwerden, jedoch nicht so stark wie beim STEMI. Tatsächlich haben wir dann ein EKG geschrieben, in welchem die Hebungen sogar wieder prominenter waren --> Koro und Aufdehnung der In-Stent-Thrombose.

Weißes_Rössel
09.01.2021, 11:33
Wir haben die routinemäßigen Laborkontrollen nach Standard-PCI komplett wegen fehlender Konsequenz abgeschafft. Eine akute Stentthrombose ist mit den aktuellen DES zum Glück ultraselten geworden und wird auch ohne Laborkontrolle nicht unbemerkt bleiben. CK wird nur kontrolliert, wenn die PCI komplikativ war und es z.B. einen akuten Gefäßverschluss gab. Dann ist die CK bezüglich des Myokardschadens und des Heilungsverlaufs interessant. Das gilt auch für die STEMIs, ein Patient, dessen Verschluss zeitnah eröffnet werden konnte und dessen CK fast normwertig ist, hat natürlich eine ganz andere Prognose als der mit der CK von 5000. Den letzteren Patienten würde man wahrscheinlich auch noch länger/sorgfältiger monitoren.

mbs
10.01.2021, 04:36
Gäbe es denn keine andere bildgebende Modalität um einen koronaren Gefäßverschluss auszuschließen? Mesenterialgefäße kann man beispielsweise ja auch einfach so mit CT-Angio darstellen. Das hat mich schon immer irgendwie gewundert warum das in der Kardiologie scheinbar keinen wirklichen Stellenwert hat und man mehr auf Laborwerte vertraut und Durchleuchtungen braucht - für die Intervention klar, aber nur zur Diagnostik?

Weißes_Rössel
10.01.2021, 10:11
Bei vermuteter akuter Stentthrombose mit Gefäßverschluss wird der Patient stärkste Beschwerden und ST-Hebungen haben. Da wird niemand auf eine CK warten, da braucht er dann eine umgehende Koro mit der Option das Gefäß so schnell wie möglich wieder zu eröffnen. In der CTA wird man das natürlich auch sehen, aber dafür hat der Patient dann KM und Strahlung abbekommen und der Stent ist immer noch zu und es ist einiges an Zeit vergangen. Auch bei sonstigen vermuteten Problemen mit dem Stent bietet sich eine Koro an, da es neben der Angio auch die Möglichkeit eines intravaskulären Ultraschalls oder OCT gibt, wo man sich den Stent noch mal sehr genau bezüglich Expansion und Sizing angucken und das Problem dann nachbearbeiten kann. In der gewöhnlichen CTA kann man das schlechter beurteilen und man hat wieder die Strahlungsexposition ohne das Problem direkt lösen zu können.

Das Cardio-CT hat übrigens in den ACS-Leitlinien einen sehr guten Empfehlungsgrad - nur halt bei anderen Indikationen. Bei Patienten mit Brustschmerz und intermediärem Risiko werden da, wenn verfügbar, relativ viele CTs gefahren.

Und ansonsten halte ich die regelhafte CK-Bestimmung für ein Relikt aus vergangenen Pionierzeiten der Koronarinterventionen und in der Routinediagnostik für obsolet.

nie
10.01.2021, 10:17
Arbeite nicht in der Kardio und die Anzahl der Patienten, die ich nach Coro betreut habe, ist eher übersichtlich aber von postinterventioneller Bestimmung der Herzenzyme hab ich noch nie gehört.

Macht man das nur bei akuten Beschwerden? Bei allen Patienten, die gestentet werden? Hab halt bisher nur Patienzen betreut, die ne elektive Coro zur Listungsuntersuchung bekommen haben. Da waren dann auch mal welche dabei, die Stents bekommen haben aber da wurden weder vorher noch danach Herzenzyme bestimmt....

Muss Montag direkt mal unsere Kardiologen fragen, was die dazu sagen.

LasseReinböng
10.01.2021, 15:32
Ich habe es in 2 Häusern so kennengelernt daß die CK postinterventionell bestimmt wurde, die Intervalle waren unterschiedlich, eine unmittelbare Relevanz hatte die Bestimmung jedoch nie, nur die Klinik bzw. das EKG...daher die Frage nach der Sinnhaftigkeit routinemäßiger CK- Kontrollen.

_calendula_
18.01.2021, 14:38
Ich kenne ein Verlegen von der internistischen ITS nach Erreichen des CK-Peaks bei klinisch gutem postinterventionellem Verlauf.

inglebird
26.01.2021, 11:21
Ich kenne ein Verlegen von der internistischen ITS nach Erreichen des CK-Peaks bei klinisch gutem postinterventionellem Verlauf.

Hier ebenfalls, wir verlegen STEMI-Patienten am 1. Postinterventionstag auf die "IMC" (ist Normalstation mit Telemetrie), wenn beschwerdefrei, keine Komplikationen bislang, vom "Interventionsaspekt" unkompliziert und die CK fällt.
Troponinpeak korreliert ebenfalls ganz gut mit Infarktgröße und post-MI-Pumpfunktion, s. z.B. hier https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19268731/

Ob die CK-Kinetik-gesteuerte Verlegung, insbesondere der CK-MB, wirklich evidenzbasiert ist, weiß ich aber auch nicht...