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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Allgemeinmedizin Praxis als WBA - Was kann man verlangen? Ausbeute? AiP 2.0?



Lulu22
09.01.2021, 16:41
Liebes Forum,

ich verstehe die Welt nicht mehr. Während die KV sagt, dass der AG von der Förderung auf das unterste Klinikgehalt aufstocken muss, weil er sonst die Zulassung verliert, habe ich und Kollegen, nur Stellen gefunden, die nur die Förderung weiterreichen. Zugegeben, es ist erst mein 2. Gespräch gewesen, aber mehr ist nicht drin.
Da ich das ganze in TZ leiste und netto bei 1700 rauskomme, trotz 6. Gehaltsstufe, ein Schlag. Der Arzt bekäme einen Klinik und Intensiverfahrenden Arzt.
Ich habe langsam das Gefühl, dass die Praxen das wissen und denken, "die müssen es machen".
Also aus der Not heraus.
Mir geht es nicht um Reichtum und Gehaltssteigerung, sondern nur, dass ich finanziell nicht zurückfalle.
Ich frage mich jetzt, was kann man fordern, wie ist das bei euch?
Beide Praxen recht zentral. Hier vermute ich das Problem.

Über Austausch bin ich dankbar. Ich muss mich schnell zurückmelden und zu und absagen.

Wenn ihr Tipps auf die Vorbereitung in der Praxis habt, her damit. Ich soll auch direkt 2 Altenheime alleine betreuen und werde nur 3 Tage eingearbeitet.
Irgendwie habe ich Angst vor der Umstellung Klinik Praxis, das weiss der AG aber nicht und das begründet nicht das niedrige Gehalt :-))

freak1
09.01.2021, 17:07
Über Austausch bin ich dankbar. Ich muss mich schnell zurückmelden und zu und absagen.

Praxen, die eindeutig zeigen, dass sie dich einfach als kostenlose Arbeitskraft missbrauchen wollen (6. Jahr mit Erfahrung!) um sich direkt selbst in die Tasche zu wirtschaften, kann man auch einfach gar keine Rückmeldung geben.

Oder du sagst mündlich erstmal zu und überlegst es dir bis zur Vertragsunterschrift nochmal. Die kann man ja auch hinauszögern. Bis du was unterschrieben hast, bist du nämlich zu gar nichts verpflichtet.

Was spricht dagegen, erstmal den FA in der Klinik fertig zu machen und dich dann als FA zu bewerben?

Speranza100
09.01.2021, 17:17
Hallo
ich habe auch vor Kurzem eine WBA Stelle Allgemeinmedizin gesucht (und gefunden) und war mir auch unsicher was man verlangen kann. Ich hatte großes Glück muss ich sagen, an eine Praxis zu geraten, bei der ich gar nicht verhandeln musste, sondern die direkt von sich aus gesagt haben, dass sie mir den TArif entsprechend aufstocken (5000€ gibt es von der KV), außerdem wurde mir auch direkt vermittelt, dass man mich dort nicht alleine arbeiten lassen würde, damit die Inhaber früher Feierabend machen können um es überspitzt zu sagen und ich immer Supervision im Hintergrund habe, wenn gebraucht. Die Praxis ist auch in einer Großstadt, ich hatte auch ein weiteres Gespräch in einer anderen Praxis die auf Tarif aufgestockt hätte.
Ich bin auch im 6. Jahr formal, weil ich länger in der stationären Versorgung gearbeitet habe und jetzt noch die 24 Monate Allgemeinmedizin mache.

Mit dem "die müssen es machen" ist ja immer so eine Sache, aber wenn eine Praxis dich direkt nach 3 Tagen Einarbeitung voll einsetzen will und es denen noch nicht mal finanziell etwas wert ist, würde ich mir das auch 3x überlegen. Du bist dann ja für die quasi umsonst bis auf die Arbeitgeberbeiträge, das finde ich schon bedenkenswert.
Viele Grüße

PS: Das Supekte für mich ist weiterhin die Förderung an sich, aber da gibt es wohl keinen anderen Weg wenn man den FA machen möchte für Allgemeinmedizin....

Lulu22
09.01.2021, 17:37
Praxen, die eindeutig zeigen, dass sie dich einfach als kostenlose Arbeitskraft missbrauchen wollen (6. Jahr mit Erfahrung!) um sich direkt selbst in die Tasche zu wirtschaften, kann man auch einfach gar keine Rückmeldung geben.

Oder du sagst mündlich erstmal zu und überlegst es dir bis zur Vertragsunterschrift nochmal. Die kann man ja auch hinauszögern. Bis du was unterschrieben hast, bist du nämlich zu gar nichts verpflichtet.

Was spricht dagegen, erstmal den FA in der Klinik fertig zu machen und dich dann als FA zu bewerben?

Ich muss doch in die Praxis und kann den FA nicht in der Klinik vollmachen.
Danke für deine Antwort v[-::-]

davo
10.01.2021, 07:23
Du hast ja erst zwei Gespräche gehabt. Völlig unsinnig, da gleich so zu tun als wäre das bei allen Praxen der Fall. Es gibt genug Praxen, in denen man als WBA sehr gut verdient. Gerade wenn man in einer Großstadt wohnt, sind Praxen außerhalb oft gleich schnell zu erreichen wie Praxen irgendwo anders in besagter Großstadt - man hat also meist viele Optionen.

DrSkywalker
11.01.2021, 06:59
Die Forderungen von den Weiterbildungsassistenten sind teilweise auch unverschämt.

Wir haben erlebt dass jemand eine 50% Stelle antreten wollte die Arbeitszeit bei 50% allerdings auf 15 Stunden pro Woche definiert wurde. Dafür würde dann ein übertarifliches Gehalt gefordert.

Ein anderer Bewerber hat uns vorgerechnet, dass wenn wir unsere Fachärztin doch kündigen und ihn einstellen, auch wenn wir ihm oberarztgehalt zahlen(!!) , es viel günstiger ist...

Beide hatten einen ziemlich unregelmäßigen Lebenslauf mit vielen Kündigungen und Stellenwechsel schon nach 3 Jahren Weiterbildungszeit.

Man kann ja auch einfach mal noch zwei Jahre die Arschbacken zusammenkneifen und eine Stelle annehmen die halbwegs okay ist. Wobei wir wirklich sehr gute Arbeitsbedingungen bieten und auch ein Tarifgehalt.

hebdo
11.01.2021, 07:55
Ist doch klar, dass es auf dem Bewerbermarkt genauso unverschämte Vollpfosten gibt wie auf der Arbeitgeberseite. Ich denke aber, dass es weit mehr Arbeitgeber gibt, die die Bewerber ausnutzen als anders herum. Habe ich bei mir und in unzähligen Beispielen in meinem Bekanntenkreis erlebt, gerade auch im ambulanten Bereich.

Die zwei o.g. Bewerber sind entweder Beispiele für Selbstüberschätzung und mangelnde Selbstreflexion oder einfach nur Bewerber, die eben mit utopischen Forderungen die Grenzen ausloten wollen.
Übrigens verhält es sich bei vielen Arbeitgebern genauso mit Selbstüberschätzung und Selbstreflexion.

Den Satz "man kann ja mal 2 Jahre den Arsch zusammenkneifen" kann ich schon nicht mehr hören; genauso wie die Versprechungen, dass es im nächstem Monat besser wird.

daCapo
11.01.2021, 12:52
Ich finde das Tarifgehalt okay.



Man kann ja auch einfach mal noch zwei Jahre die Arschbacken zusammenkneifen und eine Stelle annehmen die halbwegs okay ist. Wobei wir wirklich sehr gute Arbeitsbedingungen bieten und auch ein Tarifgehalt.

Wenn es halbwegs okay ist, muss man nix zusammenkneifen. Dann kann man auch 5 Jahre bleiben.

kcl60
11.01.2021, 21:55
Ich bin bald fertig mit dem Facharzt und war in mehreren Praxen zur Bewerbung und hab auf den Seminaren bisschen was gehört. Die erste Praxis (bzw. das erste Gespräch) war auch eine Praxis die mich nur als billige Arbeitskraft wollten. Hab ich mich dann nicht mehr gemeldet.
Die 2. Praxis wollte mich auch als billige Arbeitskraft, haben aber Vollzeit als 30h pro Woche definiert und meinten damit wäre die Förderung ja gutes Geld :D (also 5000 für 32 h oder so im Endeffekt, 1-2 Hausbesuche pro Woche, kein Altenheim). Die fand ich aber sehr umsympathisch. Eine 3. Praxis wollten mich fest als Nachfolger einplanen (die waren ein Ehepaar und wollten gleichzeitig in Rente, wie die Rechnung aufgehen sollte, keine Ahnung).
Habe dann eine für mich perfekt gelegene Praxis mitten in der Stadt gefunden mit 2 sehr netten Kollegen wo man sich auf die Hälfte zwischen Förderung und Tarifgehalt einigen konnte und es am ehesten Richtung 35 h Woche mit wenigen Hausbesuchen bereits inklusive geht. Ich denke sowas wie 75 % Stelle mit für dich akzeptablen Zeiten sollte möglich sein. Da steht keiner mit der Stempeluhr in den Praxen, man muss nur etwas rumfragen :)

GelbeKlamotten
11.01.2021, 23:08
Bekommt ihr da dann noch irgendwelche Zulagen? Privatliquidation? Dürft ihr eigene Igel-Leistungen anbieten? Macht ihr KV-Dienste?
Oder geht ihr tatsächlich nach mehreren Jahren Berufserfahrung mit weniger als dem Tarif-Grundgehalt nach Hause? Oder macht ihr extra nur 50 oder 75%, weil ihr noch einen lukrativeren Nebenjob habt?

Soll jetzt keine Provokation sein oder so sondern ernsthaftes Interesse.

kcl60
12.01.2021, 05:56
Keine Zulagen. Ich mache eine volle Stelle und mein Stundenlohn ist jetzt übertariflich in Anbetracht der Arbeitszeit. Damit kann ich sehr gut leben nach den super Arbeitsbedingungen in der Klinik...

denkstdu
12.01.2021, 17:50
Bei mir gabs damals auch keine Zulagen aber dafür sehr faire Chefs wenn betreuungstechnisch mal eng war und hatte auch nur 26h Sprechstundenzeit und 4h Eigenarbeit zum Lernen Daheim.