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ehem-user-12-02-2021-1343
15.01.2021, 20:23
Hallo zusammen,

ich mache mir z.Zt. ein paar Gedanken zur Planung meines PJ. Da ich lange in einem therapeutischen Beruf gearbeitet habe und sozusagen als Späteinssteiger zum Medizinstudium gekommen bin, bin ich mit 38 nicht mehr der jüngste. Hinzu kommt, dass ich sehr große Schwierigkeiten habe länger im OP zu stehen und dabei statische Arbeit zu leisten. Mir wird sehr schnell schlecht und schwindelig, hinzu kommen Schweißausbrüche und meine Arme zittern. Mit der Zeit ist es zwar besser geworden, aber 3 Stunden sind Maximum. Nach einer OP fühle ich mich IMMER schwindelig. Hatte auch Probleme danach Auto zu fahren. Zum Glück hatten die Orthopäden an unserer Uniklinik aber Verständnis in meinem Blockpraktikum. War Endoprothetik, dass ging.

Im PJ scheint dass aber oft nicht so zu sein, da PJler als feste OP-Kräfte eingeplant sind. Gut Essen und Trinken ist ja auch nicht wirklich möglich, wenn man von morgens bis abends im OP steht ohne Mittagspause. Zumal man bei viel trinken sicherlich nach ein paar Stunden zur Toilette muss, was dann ja auch nicht geht. Und dann noch Röntgenschürze und FFP2-Maske bei Hyperhidrose?

Um Ärger im PJ zu vermeiden, wollte ich fragen, wie man Kliniken ausfindig macht, bei denen prinzipiell weniger zeitaufwendige OP´s gemacht werden. Also z.B. keine Whipple-OP´s?
Ich muss dazu sagen, dass ich durchaus chirurgie-interessiert bin und mir auf keinen Fall ein Attest holen oder mich vor dem OP drücken will. Natürlich mache ich später nix mit OP.
Es geht hier bei mir um NICHT KÖNNEN und nicht um nicht wollen.

Aegagrus
15.01.2021, 21:08
Das hängt von deiner Kollegen ab. Aufgrund von Covid sind wir in meiner Uniklinik relativ viele PJler gleichzeitig auf Station (3-5). Dementsprechend kannst du dich schon mit denen absprechen. Wenn jemand besonders chirurgisch interessiert ist, könntet ihr es so ausmachen, dass er dann öfters bei den OPs mitmacht, während du mehr auf Station arbeitest.

Ich habe mir das Tertial in der Chirurgie auch ziemlich schlecht vorgestellt, ist aber am Ende halbwegs so schlimm.

][truba][
15.01.2021, 21:48
Einfach den verantwortlichen ansprechen und dein Problem schildern.

Arrhythmie
16.01.2021, 06:02
Ich war wärend der ersten Covid-Welle und des Lockdowns (März letzten Jahres) in der Allgemeinchirurgie-Rotation: Ich war 1-3 x pro Woche in `ner OP. Da war fast alles elektive abgesagt.

Leolinaa03
16.01.2021, 08:19
Ich würde auch mal einen Blick bei PJ-Ranking.de reinwerfen. Da kannst du ja schauen, welche von den Kliniken in deinem
Umkreis eher viel OP-Einsatz abverlangen und welche Studenten kaum bis gar nicht im OP einsetzen. Ich zB war chirurgisch sehr interessiert und stehe am liebsten den ganzen Tag im OP, mein PJ Haus hatte in der ACh allerdings alle Assistentenstellen besetzt und es wurde sich dort schon um die OPs gekloppt. Als Student war man daher nie eingeteilt. Fand ich sehr schade, aber für jeden der auch gut auf Op verzichten kann natürlich optimal. Habe nach dem Tertial dann auch eine PJ-Bewertung bei PJ-Ranking abgegeben und es so formuliert :)
Um einen Eindruck zu bekommen, also sicher keine schlechte Idee mal da zu schauen.

Wie viel OP Erfahrung hast du denn bisher? Viele haben am Anfang Probleme, aber je mehr man im OP steht, desto eher gewöhnt man sich auch dran. Vllt also gar kein Grund sich so sehr zu sorgen :)

voland
16.01.2021, 09:38
Hier stand mal was.

ehem-user-12-02-2021-1343
16.01.2021, 13:41
Wie viel OP Erfahrung hast du denn bisher? Viele haben am Anfang Probleme, aber je mehr man im OP steht, desto eher gewöhnt man sich auch dran. Vllt also gar kein Grund sich so sehr zu sorgen :)

Meine OP-Erfahrung begrenzt sich auf 2 Blockpraktika (jeweils 2 Wochen). Ich musste abtreten, sonst wäre ich kollabiert und theoretisch auch in den Situs gefallen. Es ist bei mir durchaus Interesse an Chirurgie vorhanden, ich erfülle aber aus den o.g. Gründen nicht die körperlichen Voraussetzungen. PJ wäre erst nach dem Herbstexamen. Im PJ-Ranking ist sehr uneinheitlich in meiner Gegend. Die Berichte sind z.T. ein Widerspruch in sich. Das zur fast gleichen Zeit der eine PJler den Himmel auf Erden und der Andere die Hölle auf Erden beschreibt ist schon verdächtig. Am besten wäre für mich wohl ein eher kleines Haus ohne die Marathon-OPs. Da ist man aber oft der einzige PJler und muss dann in den OP.

Mich würde extrem stören, wenn man mir quasi verbietet, mich auslösen zu lassen. Kommt laut PJ_Ranking ja durchaus vor. Und was soll man machen, wenn man aufgrund extremen schwitzen vor der OP ne Flasche Wasser trinken muss und dann zwangsläufig zur Toilette muss?

ehem-user-12-02-2021-1343
16.01.2021, 13:43
@OP:

Aktiviere mal deine Nachrichtenfunktion.

Ist jetzt aktiviert ;)

davo
16.01.2021, 14:17
Auf die Toilette wirst du nicht gehen müssen. Wer viel schwitzt, hat wenig Harn.

Außerdem solltest du dir in so einer Situation mal den Blutdruck messen lassen. Vielleicht brauchst du einfach Stützstrümpfe. Obwohl ich finde, dass es eher psychogen klingt.

Und von der Früh bis zum Abend ohne Mittagspause im OP zu stehen, darf man einfach nicht machen. Dann sagt man einfach rechtzeitig, dass man jetzt etwas essen geht und abgelöst werden muss. Wenns nicht anders geht, dann halt von einem Arzt. Das kann zwar schnell mal zu Gemecker führen, aber davon darf man sich nicht beeindrucken lassen. Wenn man darauf besteht, klappt es auch. Und jeder Medizinstudent, jeder Arzt sollte frühzeitig lernen, darauf zu bestehen. Auch wenn sich manche Chirurgen ganz toll vorkommen, wenn sie den ganzen Tag im OP stehen und ja keine Pausen machen :-p

Bzgl. deines Anliegens "keine langen OPs" gibt es mehrere unterschiedliche Ansätze, die alle zum Ziel führen können. Du könntest z.B. in ein kleines Haus gehen, das keine ungewöhnlichen Spezialisierungen hat. Da besteht zwar die Gefahr, dass du oft im OP eingesetzt wirst, aber dafür wird es keine langen OPs geben. Ich hab z.B. mein Chirurgie-Tertial in einem kleinen Haus gemacht, da lag das Maximum sowohl unfallchirurgisch als auch allgemein-/viszeralchirurgisch bei ca. 2,5 Stunden. Der andere Ansatz ist, dass du in ein sehr großes Haus mit vielen PJlern gehst - an meiner Uniklinik gabs zwar regelmäßig sehr lange viszeralchirurgische OPs (wie z.B. Whipple), aber dafür gab es so viele PJler, dass man eigentlich auch mal komplett abtauchen konnte und es niemandem aufgefallen wäre. Und es gab natürlich immer Chirurgie-Begeisterte, die sich förmlich um jene OPs gerissen haben. Da war es also sehr leicht, entweder zu den kleinen OPs zu gehen, oder was für die Stationen zu machen, oder auch einfach gar nichts zu machen.

Mittlere/größere Häuser mit wenigen PJlern solltest du hingegen meiden.

ehem-user-12-02-2021-1343
16.01.2021, 18:04
Auf die Toilette wirst du nicht gehen müssen. Wer viel schwitzt, hat wenig Harn.

Außerdem solltest du dir in so einer Situation mal den Blutdruck messen lassen. Vielleicht brauchst du einfach Stützstrümpfe. Obwohl ich finde, dass es eher psychogen klingt.

Und von der Früh bis zum Abend ohne Mittagspause im OP zu stehen, darf man einfach nicht machen. Dann sagt man einfach rechtzeitig, dass man jetzt etwas essen geht und abgelöst werden muss. Wenns nicht anders geht, dann halt von einem Arzt. Das kann zwar schnell mal zu Gemecker führen, aber davon darf man sich nicht beeindrucken lassen. Wenn man darauf besteht, klappt es auch. Und jeder Medizinstudent, jeder Arzt sollte frühzeitig lernen, darauf zu bestehen. Auch wenn sich manche Chirurgen ganz toll vorkommen, wenn sie den ganzen Tag im OP stehen und ja keine Pausen machen :-p

Bzgl. deines Anliegens "keine langen OPs" gibt es mehrere unterschiedliche Ansätze, die alle zum Ziel führen können. Du könntest z.B. in ein kleines Haus gehen, das keine ungewöhnlichen Spezialisierungen hat. Da besteht zwar die Gefahr, dass du oft im OP eingesetzt wirst, aber dafür wird es keine langen OPs geben. Ich hab z.B. mein Chirurgie-Tertial in einem kleinen Haus gemacht, da lag das Maximum sowohl unfallchirurgisch als auch allgemein-/viszeralchirurgisch bei ca. 2,5 Stunden. Der andere Ansatz ist, dass du in ein sehr großes Haus mit vielen PJlern gehst - an meiner Uniklinik gabs zwar regelmäßig sehr lange viszeralchirurgische OPs (wie z.B. Whipple), aber dafür gab es so viele PJler, dass man eigentlich auch mal komplett abtauchen konnte und es niemandem aufgefallen wäre. Und es gab natürlich immer Chirurgie-Begeisterte, die sich förmlich um jene OPs gerissen haben. Da war es also sehr leicht, entweder zu den kleinen OPs zu gehen, oder was für die Stationen zu machen, oder auch einfach gar nichts zu machen.

Mittlere/größere Häuser mit wenigen PJlern solltest du hingegen meiden.

Das Schwitzen ist nicht permanent, aber im Frühling/Sommer unter einer Röntgenschürze ist es schon oft der Fall. Hinzu kommt, dass ich Medikamente nehmen muss, die u.a. die Schweissausbrüche begünstigen und ja, evtl. ist das auch psychisch. RR ist sonst bei mir normal. Ich werde versuchen an ein Haus mit vielen PJlern zu kommen, allerdings hat man oft keine Möglichkeit zu erfahren wieviele PJler pro Station eingesetzt sind. Da kann man schnell auch mal alleine dastehen. In der Endoprothetik war ich der einzige Blockpraktikant, in der gesamten Orthopädie gab es ca. 8. Und was Mittagessen angeht, so will ich schon darauf bestehen. Ich kenne aber Chirurgen, die wie du auch schreibst damit kokettieren, ohne Pause von Morgens bis Abends im OP zu stehen. Zumal ja das Hakenhalten als statische Arbeit nicht minder anstrengend ist.

WackenDoc
16.01.2021, 18:46
Ich würde nicht die Wahl des Hauses davon abhängig machen, ob man als PJler vielleicht länger am OPTisch steht oder nicht. Das lässt sich eh nicht zuverlässig planen.

Du wirst aber Eigenverantwortung übernehmen. Entweder ergibt sich das passend oder du sagst klar Bescheid, dass du Vorerkrankungen hast, mit denen du nicht allzu lange am Stück im OP stehen kannst. Aber ohne den ganzen Sermon mit Trinken und Schwitzen und so.
Und natürlich musst du lernen für dich selber zu sorgen- regelmäßig essen und trinken und Toilettengänge.

][truba][
16.01.2021, 18:53
Ich kenne nicht einen Chirurgen der so ist (sich toll finden schon). Gehört hab ich von denen. Im Studium natürlich.
Falls es die wirklich geben sollte, werden diese wohl bekannt sein und auf einschlägigen Portalen oder über Mundpropaganda bekannt sein. Dann muss man vorher gut recherchieren und es dann einfach ansprechen. Wäre bei mir weder im PJ noch in einer meiner bisherigen Abteilungen ein Problem gewesen. Die "Klappe" ist heutzutage auch in der Chirurgie nicht mehr nur zum "halten" da.

ehem-user-12-02-2021-1343
16.01.2021, 19:32
Vielen Dank erstmal für eure Rückmeldungen und die guten Ratschläge. Ich werde es auf mich zukommen lassen und auch von Beginn an mit offenen Karten spielen, dass ich gewisse Vorerkrankungen habe (@Wackendoc: Natürlich werde ich da keine Einzelheiten nennen ;)
Die "körperliche Eignung" kann man ja leider nicht wirklich erlernen, fachlich bin ich glaube ich ganz gut.
Ich frage mich nur, wie Chirurgen z.T. 8 Stunden im OP stehen, ohne zur Toilette zu gehen. Die trinken ja vorher auch genug Wasser

][truba][
16.01.2021, 21:00
Das schwitzt man einfach aus.

Trendafil
16.01.2021, 21:54
ich würde nach sehr sehr kleinen Häusern Ausschau halten.

In der Nähe meiner jetzigen Klinik gibt es ein "partner KH" in dem im Endeffekt nur kleine Dinge wegoperiert werden, um uns im größeren Haus zu entlasten. das sind vorwiegend Hernien, Lipome, Narbenkorrekturen.

WackenDoc
16.01.2021, 22:48
Die meisten Chirurgen machen Pausen zwischendurch. Oder sie exsikkieren einfach.
Aber ja geht mit wenig Urinproduktion.Wenig trinken, viel Schwitzen.
Ist halt nur weder zweckmäßig noch gesund.

ehem-user-12-02-2021-1343
17.01.2021, 22:51
Die meisten Chirurgen machen Pausen zwischendurch. Oder sie exsikkieren einfach.
Aber ja geht mit wenig Urinproduktion.Wenig trinken, viel Schwitzen.
Ist halt nur weder zweckmäßig noch gesund.

Eben, sag ich auch immer wieder. Aber ein mit mir befreundeter Chirurgie-Asse meinte letztens als wir uns privat getroffen haben: Bei uns machen die OÄ keine Pause, deshalb auch die Assistenten und PJs nicht. Die stehen da trotzdem "wie ne eins", was ich mir kaum vorstellen kann, aber vielleicht ist es die Übung. In meinen Blockpraktika hatte ich glücklicherweise sehr verständnisvolle Operateure, insbesondere die Chefs, was ich sehr gut fand.

Nessiemoo
18.01.2021, 17:15
Und suche dir einen Haus, wo du vielleicht eben auch andere chirurgische Fächer anguckst. z.B da wo ich PJ gemacht habe gab es eine Rotation in Neurochirurgie, da konnte man nur daneben sitzen und in Mikroskop mitgucken, dasselbe in Herzchirurgie, auch konnte man eine Woche in Pathologie hospitieren. In Urologie gab es auch wenige lange OPs. (Während Viszeralchirurgie kamen aber schon häufiger 3-6h OPs vor, also so ganz optimal wars nicht). Aber letztendlich wird ich glaube keine Abteilung dich ins OP zwingen, wenn du da regelmäßig abtrittst weil dir schwindlig wird.

Kensington
18.01.2021, 18:41
Ich bin Assistentin in der Ortho, vorher Unfallchirurgie. Bei uns macht niemand Pause, auch nicht bei 12h Ops. Jedoch ist es kein Problem, wenn man das als Student nicht kann/will. Reden hilft immer. Keiner ist einem böse, wenn man abtritt.

WackenDoc
18.01.2021, 18:42
Spätestens wenn du das zweite Mal wegen Kreislaufproblemen abtreten musstest, wird dich niemand mehr für längere OPs einteilen.