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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Operative Ausbildung und Anfang



Kaido0098
22.01.2021, 13:46
Hallo an alle,

ich mache gerade den COmmon Trunk Chirurgie an einer großen Schweizer Uniklinik. Ich bin 26 Jahre alt und werde in 2 Jahren den Common Trunk beenden. Danach will ich in die Herzchirurgie. Aktuell habe ich meine Promotion kumulativ beendet und bin an weiteren Forschungsprojekten beteiligt. Ich forsche viel und plane auch akademisch tätig zu sein.

Ich arbeite momentan im Notfallzentrum und genieße die Zeit. Die Arbeit ist hart, aber sehr lehrreich und es macht mir Spaß.

Ich hätte eine Frage an euch, die in Deutschland arbeiten. Wie sieht es aus mit eurer operativen Ausbildung.
Ich habe einfach Angst, dass in einem Schweizer Maximalversorge meine operative Ausbildung auf der Strecke bleibt.

Nach der Rotation in der Notaufnahme werden sicherlich 3 weitere OP Rotationen folgen. Ich habe grosse Bedenken, dass ich operativ nicht ausgebildet werde. Mein Traum und Ziel ist die Herzchirurgie und dafür bin ich bereit viel zu opfern.

Denkt ihr, dass ich einen Fehler gemacht habe, nicht erst an einem kleinen Spital angefangen zu haben?

LG Kaido

Melina93
22.01.2021, 13:48
Wie bereits bei anderem Threads von dir erwähnt ist die operative Ausbildung an Schweizer Unikliniken initial eher mau. Aber du wolltest ja auf niemanden hören...

Einen irreversiblen Fehler hast du sicher nicht gemacht. Wenn es dir gar nicht passt, kannst du ja nach einem Jahr zu einem B Spital wechseln. Wäre auch nicht tragisch.

davo
22.01.2021, 13:51
Herzchirurgie ist auch in Deutschland nur etwas für Leute mit seeehr langem Atem.

Lies dir mal diesen Artikel hier durch:

https://link.springer.com/article/10.1007/s00398-014-1112-9

Gibt auch einen neueren Artikel zum Thema, aber den hab ich nicht gelesen:

https://www.springermedizin.de/assistentenbefragung-2016-des-jungen-forums-der-dgthg/16199706

Kaido0098
22.01.2021, 14:09
Wie bereits bei anderem Threads von dir erwähnt ist die operative Ausbildung an Schweizer Unikliniken initial eher mau. Aber du wolltest ja auf niemanden hören...

Einen irreversiblen Fehler hast du sicher nicht gemacht. Wenn es dir gar nicht passt, kannst du ja nach einem Jahr zu einem B Spital wechseln. Wäre auch nicht tragisch.

Ich habe überlegt nach einem Jahr an ein B Spital zu wechseln. Dann kann ich den Common Trunk ja trotzdem beenden?

davo
22.01.2021, 14:11
Karrieremäßig wahrscheinlich nicht die intelligenteste Entscheidung.

Kaido0098
22.01.2021, 14:16
Karrieremäßig wahrscheinlich nicht die intelligenteste Entscheidung.

Hm. Was würdest du mir raten? Ich habe jetzt an der Schweizer Uniklinik angefangen. Das kann ich jetzt nicht rückgängig machen.

davo
22.01.2021, 14:19
Wenn du an der Schweizer Uniklinik die Herzchirurgie-Ausbildung machen willst, dann solltest du meines Erachtens auch den Common Trunk an ebendieser Schweizer Uniklinik beenden.

Du hast dir ohnehin ein Fach ausgesucht, in dem die operative Ausbildung äußerst langwierig ist. Das war dir ja hoffentlich von Anfang an klar.

Kaido0098
22.01.2021, 14:21
Wenn du an der Schweizer Uniklinik die Herzchirurgie-Ausbildung machen willst, dann solltest du meines Erachtens auch den Common Trunk an ebendieser Schweizer Uniklinik beenden.

Du hast dir ohnehin ein Fach ausgesucht, in dem die operative Ausbildung äußerst langwierig ist. Das war dir ja hoffentlich von Anfang an klar.

Jeder, der HCH, oder NCH erwägt, weiß wie der Hase läuft. Aber operative Grunderfahrung in anderen Fächern zu sammeln, ist immer sinnvoll.

davo
22.01.2021, 14:32
Klar. Aber das ist dann halt nur bedingt kompatibel mit dem Wunsch nach Uniklinik und Forschung. Und jetzt wo du schon mal dort bist, wäre ein frühzeitiger Abgang ein schlechtes Signal deinerseits. Jetzt wirst du also wohl dort bleiben "müssen". Außer du gehst nach Deutschland natürlich.

Melina93
22.01.2021, 14:33
Kommt darauf an, was du willst. An die Uni geht man für gewöhnlich nur bedingt für die Ausbildung per se. Sondern für das Fach bzw die Reputation. Wenn du irgendwann forschen willst, macht Uni natürlich Sinn. Herzchirurgie gibt es halt auch überwiegend an Unis.
Bist du in Zürich? Dann schau dir doch auch mal die anderen A Spitäler drumherum an (Triemli ist für Chirurgie zwar extrem rau vom Ton her, aber nicht schlecht von der Ausbildung).

An B Spitälern wird oft nicht so breit operiert (Unsere Unfallchirurgie/Ortho hat bspw keine Prothesen), aber dafür hatte ich nach zwei Wochen meine erste OP.
Letztlich musst du da für dich abwägen.

Kaido0098
22.01.2021, 14:35
Klar. Aber das ist dann halt nur bedingt kompatibel mit dem Wunsch nach Uniklinik und Forschung. Und jetzt wo du schon mal dort bist, wäre ein frühzeitiger Abgang ein schlechtes Signal deinerseits. Jetzt wirst du also wohl dort bleiben "müssen". Außer du gehst nach Deutschland natürlich.

Ich werde erstmal abwarten und schauen wie es weitergeht.

mbs
22.01.2021, 21:18
Aus der Ferne wird dir niemand mit Sicherheit sagen können ob du operativ zum Zug kommen wirst oder nicht. Das hängt von sehr vielen Faktoren ab, vom Ort, welche konkreten Vorgesetzten du hast, wie du dich einbringst, wem du sympathisch bist, teilweise Dingen die man beeinflussen kann, teilweise auch solchen die man absolut null beeinflussen kann. Und letztere können sich schneller ändern als man denkt, beispielsweise bei Chefwechseln etc.

Würde nur nicht den Fehler machen die eingeschlagene Laufbahn zu vorschnell zu beenden oder zu wechseln nur weil mal was nicht so rund läuft. Jeder Neuanfang an einer anderen Klinik bedeutet erstmal dass man sich neu beweisen muss, neu eingeschätzt wird und gewissermaßen fast wieder von vorne anfängt. Habe diesen Fehler selbst gemacht. Dachte woanders sei es besser und mir damit letztlich eher ins eigene Fleisch geschnitten - man verliert durch jeden Wechsel Zeit.

Wenn du in deinem Programm engagiert und bei der Stange bleibst wirst du früher oder später die Laufbahn bekommen die du willst - es wird nur unter Umständen länger dauern als dir lieb ist. Nur würde es bei einem Wechsel auch nicht schneller gehen, und du würdest unter Umständen dann nichtmal so weit kommen. Das Beste ist es sich auf die Aufgaben zu konzentrieren die konkret vor einem liegen, nicht ständig grübeln ob es nicht anderswo besser sein könnte, nicht ständig alles hinterfragen - das zieht Energie von den Bereichen ab auf die man sich eigentlich konzentrieren müsste um voranzukommen.

][truba][
22.01.2021, 21:24
Ich würde auch bezweifeln, dass man in der HTC gerade in Deutschland besser (oder schnell) operativ ausgebildet wird als in der Schweiz. Langen Atem brauch man wohl generell in dieser Fachrichtung und mbs hat etwas wichtiges angemerkt. Bei jedem Wechsel verlierst du das bisschen Vertrauen, welches du von deinen Vorgesetzten erarbeitest hat. In den ersten zwei Jahren sollte man vermutlich nicht so viel erwarten sondern erstmal Grundlagen lernen, den Vorgesetzten zeigen, dass man keine taube Nuss ist. Dann kommen die Aufgaben im OP auch. Hätte man vor der HTC eine breitere "Basis" gewünscht wäre ein Start in der ACH besser gewesen aber nun bleib dabei.