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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lohnt es sich, Internistin zu werden?



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Nara1
02.02.2021, 10:47
Hallo an alle!
Ich bin 26 und ganz am Anfang meiner Karriere. Ich habe mich für eine Stelle im Bereich der Innere Medizin entschieden.

Jetzt bin ich verzweifelt ob meine Entsheidung richtig war und ob diese Belastung (58 Std./Woche, Dienste) zu viel im Laufe der Zeit wäre, ganz zu schweigen von dem Stress und der Zeit zu Hause, wo mann immer was neues zu lesen hat.. Ich wundere mich, ob mir ein solcher Lebensstill passt.
Ich bin ein Mensch, der gerne reist, ich möchte über meine Zeit verfügen, vllt eine Familie gründen usw. Ich habe Freunde, die schon im 2./3./4. Weiterbildungsjahr sind und sich komplett burnt-out fühlen. Das macht mir Angst... Des Weiteren fühle ich mich noch zu jung um mein Leben nur in dem KKH zu verbringen und auf den Urlaub zu warten.

Es geht nicht um durchhalten sondern um Wohlgefühl.
Würde auf Ihre Kommentare sehr freuen :-)

Matzexc1
02.02.2021, 10:58
Hallo, ich kann deine Situation gut verstehen.

Ein paar Fragen zum Einstieg

Wieviel Spass macht dir dein Job? Wieso hast du dich dafür entschieden? Wolltest du es oder war das die Variante" nichts besseres eingefallen"?

Die Auswahl die du mit 1-2 Jahren in einem klinischen Fach hast ist sehr groß, allein schon wegen Arbeitsmedizin, Allgemeinmedizin und den mehr theoretischen Fächern lohnt sich es vielleicht 1 jahr Innere zu machen. Die verdienstmöglichkeiten sind unterschiedlich aber allgemein zählen wir nicht zu den Armen

davo
02.02.2021, 11:04
Innere ist nicht bei jedem Arbeitgeber gleich stressig.

Die Frage ist halt auch, was dein langfristiges Ziel ist. Internistin mit Subspezialisierung im stationären Bereich? Hausärztliche Internistin? Etc.

nie
02.02.2021, 11:13
Zuerst sollte dir klar sein, dass Innere nicht automatisch 60 h/Woche und 1000 Dienste bedeutet. Je mehr ich hier mitlese desto öfter habe ich das Gefühl, dass viele glauben, dass Innere einfach so sein muss und deshalb in Arbeitsverhältnissen verharren, die auf sämtliche Arbeitszeitgesetzen scheißen.


Macht dir das Fach denn Spaß? Siehst du dich später als Internistin? Was sind deinen (Langezeit-) Ziele?
Wenn du die Innere Medizin als Fach magst und dir vorstellen kannst, dieses Fach langfristig zu machen solltest du nicht an einen Fachwechsel denken sondern an einen Stellenwechsel. Such dir bessere Arbeitsbedigungen. Es gibt sie.

Nara1
02.02.2021, 11:44
Danke an euch alle!

Die Innere fand ich immer interessant, ich hatte keine vorherigen Berufserfahrungen gemacht und ich dachte warum nicht. Aber Mitarbeiterin zu sein ist was komplett anders als PJ-lerin zu sein.
"nichts besseres eingefallen" - das auch. Ich hatte auch an Gyn Interesse, aber ich dachte, dass es zu stressig wäre.. Oh well

Um eine neue Stelle zu suchen, bräuchte ich Zeit für Vorstellungsgespräche usw und ich habe sie nicht. Weiß ich nicht, ich fühle mich überfordert.

tarumo
02.02.2021, 12:01
Was heißt "lohnen"? Geld? Lebensarbeitszeit? Patientendank? Die Frage ist viel zu allgemein.
Daß eine internistische Weiterbildung mit späterem Schwerpunkt auf Intervention/Kardiologie mit Stand 2021 lukrativ ist, kann Dir, denke ich mal, jeder bestätigen. Wenn man einen Rheumatologen fragt, sieht es schon wieder ganz anders aus.

daCapo
02.02.2021, 12:32
Innere Medizin ist auf jeden Fall ein guter Einstieg, und dann kann man ja im Verlauf und mit der Erfahrung schauen was man machen möchte. Man kann es sich fast überall anrechnen lassen und brauch die Basics fast überall.

nie
02.02.2021, 12:44
Um eine neue Stelle zu suchen, bräuchte ich Zeit für Vorstellungsgespräche usw und ich habe sie nicht. Weiß ich nicht, ich fühle mich überfordert.

joa, dann nicht :-nix

Absolute Arrhythmie
02.02.2021, 12:54
Angeblich hat man ja auch mal frei nach Dienst, Freizeitausgleich oder gar Urlaub. Unglaublich was man da alles machen kann - zum Beispiel Vorstellungstermine!

Ich bin im 2. Jahr als WBA in der Inneren und ja, man hat viel Arbeit. Aber ich hab auch mindestens zwei Wochenenden frei, ich hab nicht mehr als 4 Nachtdienste, Überstunden werden erfasst und bezahlt oder in Freizeit ausgeglichen.
Und wenn man will kann man auch in der Inneren zu einer humanen Zeit nach Hause gehen. Selbstorganisation, Delegation und Abgrenzung sind da gute Stichworte.

tarumo
02.02.2021, 13:04
Angeblich hat man ja auch mal frei nach Dienst, Freizeitausgleich oder gar Urlaub. Unglaublich was man da alles machen kann - zum Beispiel Vorstellungstermine!


Als kleiner Exkurs: ich würde never ever ein Vorstellungsgespräch bei "Z.n. Dienst" ausmachen. "Vor Dienst" schon eher...

Absolute Arrhythmie
02.02.2021, 13:11
Als kleiner Exkurs: ich würde never ever ein Vorstellungsgespräch bei "Z.n. Dienst" ausmachen. "Vor Dienst" schon eher...

In meiner Abteilung würde das in der Regel gehen. Ich kann im Dienst durchschnittlich mindestens 3 Stunden ungestört schlafen (wir sind zu zweit und wechseln uns in der Nacht ab). Ist auch kein 24h Dienst. Da wäre ich am Tag danach schon in der Lage zu einem Gespräch zu gehen, vor allem Nachmittags.

npspammer
02.02.2021, 13:15
Innere lohnt sich imo für ein Verständnis der Physiologie und Pathophysiologie und zum Erwerb von Problemlösungskompetenzen. Das prädestiniert z.B. auch für Intensiv- und Notfallmedizin, life science Forschung und Abwanderung in patientenferne Bereiche. Wo der Chirurg am Feierabend OPs lernt lernst du die Geheimnisse des Körpers und wetzt den Geist statt das Messer, trade off. /thread

Wie seht ihr btw die Verdienstmöglichkeiten/Work-Life-Finance-Balance für niedergelassene Hämatologen/Onkologen? Hat da jemand Einblick?

tarumo
02.02.2021, 13:17
In meiner Abteilung würde das in der Regel gehen. Ich kann im Dienst durchschnittlich mindestens 3 Stunden ungestört schlafen (wir sind zu zweit und wechseln uns in der Nacht ab). Ist auch kein 24h Dienst. Da wäre ich am Tag danach schon in der Lage zu einem Gespräch zu gehen, vor allem Nachmittags.

Na ja, Murphys Law sagt , daß es genau dann in diesem Dienst mit den 3h Schlaf nix wird und man dann übermüdet und ungepflegt womöglich noch stundenlang mit dem Auto oder Zug wohin gurken muß. Dann lieber ausgeschlafen und mit gutem Frühstück aufbrechen... Ich glaube, ich hatte auch ausschließlich vormittags Vorstellungstermine, was vielleicht auch am Fach liegen mag.

davo
02.02.2021, 13:19
Ich hab schon mehrere Vorstellungsgespräche (oder auch Präsentationen, oder auch Heimwerken in der Wohnung) nach dem Dienst gemacht. War nie ein Problem. Wir haben 25-Stunden-Dienste, aber meist kann man mindestens 3x1 Stunde schlafen, meist sind es 3+1 oder 3+1+1 Stunden.

Ich werd nach dem Dienst auch fast immer erst am späten Nachmittag müde. Am Vormittag nach dem Dienst bin ich nie müde.

Jeder Mensch ist anders.

Der wesentliche Punkt: Für Vorstellungsgespräche hat man immer Zeit. Wenn es nicht nach dem Dienst geht, dann halt an einem ZA-Tag oder an einem Urlaubstag. Wo ein Wille, da ein Weg.

daCapo
02.02.2021, 13:40
Als kleiner Exkurs: ich würde never ever ein Vorstellungsgespräch bei "Z.n. Dienst" ausmachen. "Vor Dienst" schon eher...

ja dann ist man etwas müde...nachmittags gehts aber

kartoffelbrei
02.02.2021, 14:45
Was seid ihr denn alle für Übermenschen? :D Also ich bin nach drei Stunden Schlaf einfach nur völlig zermatscht...

Melina93
02.02.2021, 15:31
Ich bin damals zu meinem ersten Vorstellungsgespräch ohne ansatzweise gut geschlafen zu haben, da ich in einer fremden Stadt mit einer extrem lauten Schnarcherin im Zimmer war. War vielleicht auch nicht so schlau in ein Hostel zu gehen, aber hatte finanziell wenig Optionen. War auch trotzdem machbar. So geistig und körperlich anspruchsvoll ist ein Vorstellungsgespräch auch wieder nicht. Und man ist ja aufgeregt und entsprechend wacher. Anders sieht es bei Hospitationen aus.

Wenn du die Stelle wechseln willst, musst du da halt mal durch. Langfristig ist das ja trotzdem ein Gewinn. Dann ist man halt zwei Tage mal müde. Kann man sich ja danach erholen.
Oder du meldest dich krank oder tauscht mit jemanden.

Mr. Pink online
02.02.2021, 17:33
Mal Hand aufs Herz Leute... Innere ist die Müllabfuhr der Medizin: es gibt immer Arbeit, aber die Sahnestückchen bekommt man nicht zugeschoben. Die Patienten sind häufig multimorbide und alt. Der Berufsstart ist meistens anstrengend bis horror-stressig und leider muss man da durch. Klar kann man sich auch weniger arbeitsintensive Bereiche der Inneren suchen, aber die Lernkurve ist dann dementsprechend flacher und der Zenit schnell erreicht. Nach ein paar Jahren Berufserfahrung und v. a. Intensiv/Notfall-Erfahrung, Funktion usw. kann es tatsächlich auch mal Spaß machen. Dahin muss man halt kommen. Wer keine Lust auf potentiel stressige Dienste und arbeitsreiche Woche hat, aber gleichzeitig "spannende" Medizin machen will, sollte sich nicht in der Inneren umschauen.

Evil
02.02.2021, 18:11
Oh, da bist Du aber internistisch schwer traumatisiert. Möchtest Du darüber sprechen? ;-)

daCapo
02.02.2021, 18:31
Oh, da bist Du aber internistisch schwer traumatisiert. Möchtest Du darüber sprechen? ;-)

Das war aber gemein.


Mal Hand aufs Herz Leute... Innere ist die Müllabfuhr der Medizin: es gibt immer Arbeit, aber die Sahnestückchen bekommt man nicht zugeschoben. Die Patienten sind häufig multimorbide und alt. Der Berufsstart ist meistens anstrengend bis horror-stressig und leider muss man da durch. Klar kann man sich auch weniger arbeitsintensive Bereiche der Inneren suchen, aber die Lernkurve ist dann dementsprechend flacher und der Zenit schnell erreicht. Nach ein paar Jahren Berufserfahrung und v. a. Intensiv/Notfall-Erfahrung, Funktion usw. kann es tatsächlich auch mal Spaß machen. Dahin muss man halt kommen. Wer keine Lust auf potentiel stressige Dienste und arbeitsreiche Woche hat, aber gleichzeitig "spannende" Medizin machen will, sollte sich nicht in der Inneren umschauen.

Ach, es gibt auch andere Abteilungen, wo man...leicht morbide Patienten hinverlegen kann.
Aber grundsätzlich hast du Recht. Vllt mal im ambulanten Bereich arbeiten?
Zum Berufseinstieg bei Orientierungslosigkeit und zum Lernen von Basics finde ich es aber gut, manch ein Arzt weiß nicht wie man eine Pneumonie, Vorhofflimmern, dekompensierte Herzinsuffizienz behandelt, was man bei kleineren Beschwerden von Patienten auf der Station macht als Abhilfe. Eigentlich sollte sowas jeder können.
Auf Dauer Innere im Krankenhaus würde ich persönlich auch nicht machen wollen.