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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie viel Chirurgie steckt in der Dermatologie?



Umbie
11.03.2021, 18:35
Hallo allerseits,

gibt es hier Dermatologen, Dermainteressierte oder PJler mit Wahlfach Derma, die mir ein bisschen berichten können wie chirurgisch es in dieser Fachrichtung zugeht?

Hintergrund:
Ich stehe kurz vor dem PJ, suche aktuell noch "meine" Fachrichtung und bin etwas an der Derma hängen geblieben. Leider habe dort nicht famuliert und hadere deshalb etwas mit der Entscheidung es im PJ zu wählen (sozusagen ohne zu wissen, worauf ich mich einlasse).
Einen chirurgischen Anteil sollte das Fach in jedem Fall haben, gerne auch mit Verbindung zu ästhetischen Gesichtspunkten (alternative Interessen meinerseits gehen u.a. in Richtung MKG, HNO, ggf. Plastische Chirurgie). Könnte Derma hier eine echte Option sein oder verbringt man den Großteil des Alltags doch eher mit konservativen Behandlungsmethoden und Allergiediagnostik?

Über Einschätzungen aller Art freue ich mich :)

roxolana
11.03.2021, 18:50
Die operative Ausbildung lässt in vielen Häusern leider sehr zu wünschen übrig. In meinem PJ-Haus durften die Assis 1x im Monat für 2h in den OP und standen dort hauptsächlich rum, denn es musste alles schnell schnell gehen. Dafür gab es 2 Oberärzte, die alles wegoperierten. Den einen habe ich gefragt, wo er eigentlich operieren gelernt hat, und er nannte eine Abteilung, die inzwischen geschlossen ist... Aber vielleicht hat einer der Dermatologen hier ja noch einen Tipp für dich.

Clostridien
11.03.2021, 18:53
Hallo! Ich hab an mehreren Häusern famuliert und das scheint echt von Haus zu Haus unterschiedlich zu sein. Generell sind OP Rotationen schon vorgesehen und werden auch eingehalten, wenn man aber Pech hat, kommt man trotzdem die ersten zwei Jahre gar nicht zum Operieren. An einem anderen (kleinen) Haus hat man nach 6 Wochen direkt mehrere Wochen hintereinander operiert und anschließend wurden alle OPs unter den Assistenzärzten fair verteilt, sodass man alle paar Wochen für 2 Wochen neben der Stationsarbeit in den OP konnte.
Ein paar Assistenzärzte kamen auch aus unterschiedlichen Praxen, in denen auch operiert wurde.
Ich denke also, dass du je nach Klinik/Praxis schon zufrieden sein könntest. Ästhetik spielt auch eine Rolle, in Praxen zwar mehr als in Kliniken, aber gerade wenn z.B im Gesicht operiert wird, wird auch darauf geachtet, dass es am Ende auch schön aussieht.
Bin aber wie gesagt kein Facharzt, sondern kann nur von meinen unterschiedlichen Famulaturen berichten.

juke5489
11.03.2021, 19:03
ganz ehrlich, schau dir einmal das facharzt-logbuch dermatologie an. da sieht man schon an den geforderten eingriffen, dass das alles relativ 'kleine' chirurgie ist, die man braucht. wenn man dann noch davon ausgeht, dass die meisten assistenten ihre geforderten eingriffe eher nicht erreichen sondern nur abgezeichnet kriegen, wird die operative kompetenz zum facharzt nicht besonders sein. jedenfalls nicht konventionell chirurgisch. je nach klinik kann dafür eine ordentliche laserkompetenz vorliegen.

was die konventionelle chirurgie angeht, so fallen mir spontan z.b. die lmu münchen oder die uni leipzig ein, wo die dermatochirurgie an den dermatologischen unikliniken von plastischen chirurgen geleitet wird. auch ziemlich bezeichnend...

daher meine meinung: eher nicht das richtige fach wenn man einen großen chirurgischen fokus setzen möchte.
allerdings sollte gesagt sein, dass auch in der plastischen chirurgie und vielmehr noch in der hno und mkg (da es hier noch eine zusatzbezeichnung plastische operationen gibt, der fokus für den facharzt selbst also noch kleiner ist) ästhetische operationen vor dem facharzt meist eher von wenigen assistenten in den entsprechenden fallzahlen operiert werden.
ich persönlich erreiche zum facharzt meine ästhetischen eingriffe auch nicht über die klassische ästhetik, sondern primär über postbariatrische eingriffe.

BXL
11.03.2021, 20:52
Du solltest dir überlegen, wie dein späterer Arbeitsalltag aussehen sollte. Derma ist schon sehr breit, hier findest du bestimmt deine Nische. Wenn du aber der Spezialist im operieren werden willst, dann mach besser (plastische) Chirurgie.

davo
13.03.2021, 16:03
An meiner Uniklinik war derjenige, der in der Derma-Abteilung alle größeren OPs gemacht hat, ein FA für Plastische Chirurgie. Das sagt glaub ich viel aus.

Umbie
13.03.2021, 19:12
Herzlichen Dank an euch alle!
Insbesondere für den Tipp mit den Logbüchern, das hat tatsächlich einen guten Einblick gegeben.
Ich lege den Gedanken mal noch nicht ganz zur Seite, aber ja...der chirurgische Anteil ist doch arg überschaubar.

urinbeutel
13.03.2021, 20:17
Ich bin in der Dermatologie und habe mein pj in der plastischen gemacht. Finde die Chirurgie in der Dermatologie nicht wirklich ernst zu nehmen. Das gesamte Spektrum können andere Abteilungen auch und meist auch besser operieren.

daCapo
14.03.2021, 09:45
An meiner alten Uniklinik stand in der Derma nun ein altersbedingter CA-Wechsel an. Und es kam zu einem Wechsel von einer "Salben" Dermatologie zu einer Dermatologie mit operativen Aspekt. Da gabs dann direkt Diskussionen, dass plötzlich in der Rufbereitschaft soviel los ist mit den postoperativen Patienten.
Ja und klar gab es dann Gerangel mit Plastischen Chirurgen im Kindergarten.



Hallo! Ich hab an mehreren Häusern famuliert und das scheint echt von Haus zu Haus unterschiedlich zu sein.

So ist es.


ganz ehrlich, schau dir einmal das facharzt-logbuch dermatologie an. da sieht man schon an den geforderten eingriffen, dass das alles relativ 'kleine' chirurgie ist, die man braucht. wenn man dann noch davon ausgeht, dass die meisten assistenten ihre geforderten eingriffe eher nicht erreichen sondern nur abgezeichnet kriegen, wird die operative kompetenz zum facharzt nicht besonders sein.


nur abgezeichnet kriegen....:-)):-top ...
Arbiträre Weiterbildung...

anignu
14.03.2021, 15:01
Das versteh ich voll. Ich war mal an einem Haus von dem aus wir mehrfach Patienten an die Uniklinik-Dermatologie verlegen mussten. Nach 14 Uhr war da kein Oberarzt mehr erreichbar und man durfte sich so blöde Sätze anhören wie "wenns dem Patienten schlecht geht ist er bei uns eh falsch und wenn es ihm gut geht ist es nicht dringend. Rufen Sie doch einfach morgen wieder an". Und wenn dann plötzlich ein Chef kommt mit Anspruch, wo die Kollegen plötzlich mal was tun müssen, dann sorgt das immer für Aufregung...