Geheimtipp Chirurgie für frustrierte Leichengänger

[Cinnafly]

Okay, bevor ich es jetzt versuche, die Sache irgendwie schön zu reden à la „NEIIIN, ich bin nicht unmotiviert!! Ich möchte ja unbedingt was mitnehmen, obwohl ich den OP nicht leiden kann, aber ich kann halt nicht lang stehen, hab die und die körperliche Einschränkung, bla bla“,
bin ich einfach brutal ehrlich, auf die Gefahr hin, mich durch diese Hochnäsigkeit verdammt unbeliebt zu machen:

Ich HASSE die Chirurgie.
Ich BIN unmotiviert und möchte nichts „mitnehmen" (bzw. faul oder „Prinzessin auf der Erbse"?!)
Ich BIN gefrustet, so lange die kostenlose Arbeitskraft zu spielen.
Ist eigentlich auch schon in den anderen Tertialen eine Frechheit, aber kann einigermaßen damit leben da als „Auf-Abruf-Blutabnehmer“ genutzt zu werden.

Vielleicht hab ich in den KPPs und Famulaturen einfach zu schlechte Erfahrung gemacht, aber ich bin jetzt schon am Punkt angekommen, im Chirurgie-Tertial notfalls über Leichen zu gehen.
Deswegen ganz offen:
Ja, ich weiß das Chirurgie in jedem Facharzt (wenn man überhaupt einen machen möchte) wichtig ist und
ja, das wird später eh im M3 nochmal abgefragt, aber:
vielleicht gibt es ja IRGENDJEMANDEN mit Geheimtipp (wahlweise in irgendeinem Ost-europäischen Land),
in der die Betreuung/Lehre absolut das Letzte ist, ihnen komplett egal ist, wann und ob du überhaupt erscheinst,
man dich aber genommen hat, weil du die „Praktikumsgebühr“ gezahlt hast (oder du mit dem Chefarzt geschlafen hast, *cave: ironie!*).

Auf dass dieser Post nicht allzu schnell gelöscht wird, weil man denkt, ich bin ein Troll!

[Feuerblick]

Ich glaube eher, dass Postings, in denen man dir Orte nennt, an denen man gegen Bestechung seine PJ-Bescheinigung Chirurgie bekommt, sehr schnell gelöscht werden. Illegal und so.
Nur, um entsprechenden Aussagen gleich mal vorzubeugen.

[Nessiemoo]

Also wegen Corona schwierig alles, aber paar Kommilitonnen hatten so eine ähnliche Erfahrung in Indonesien. Ich empfehle PJ-ranking.de für die Erfahrungsberichte. Karibik, Australien, Mikronesien sind prinzipiell dafür gut geeignet.

[Evil]

Mein PJ-Tertial in Irland war überwiegend theoretisch, im OP hieß es bloß zuschauen, kaum Blutentnahme auf Station, und war meist bis 15 Uhr zuende. Danach konnte man sich dann auf Hiking, Sailing und die ganzen Pubs konzentrieren.
Allerdings war das vor 17 Jahren.

[Cinnafly]

das dachte ich mir schon. War wohl eher dazu, mal meinen Frust rauszulassen, ohne etwas oder jemanden in meiner direkten Reichweite zu zerstörten oder eine insgeheime Hoffnung, verstanden zu werden und evtl. an hilfreiche Tipps zu kommen ��

[h3nni]

Als ich in Slowenien im Erasmus war, haben alle anderen Medizinstudis (nicht-deutsche EU) dort einen Teil der Rotationen im PJ gemacht. Die waren oft um 12 aus der Klinik raus, weil es den Ärzten einfach relativ egal war.

Ob man allerdings einen Erasmus-Praktikum-Platz bekommt, weiß ich nicht. Und PJ ist kein Studium im engeren Sinne mehr (im Sinne du wirst von der Uni im SMS und nicht SMP geschickt), das könnte die Möglichkeiten auch einschränken...

Und: es ist halt weiter entferntes Ausland, ich würde mich da aktuell mit potentiellen Einreiseregeln und Quarantänen nicht drauf verlassen...

Was ist denn mit rein elektiven Häusern, die Plastische und Ortho machen oder so? Da ist wahrscheinlich weniger zu machen. Aber gibt es solche Häuser überhaupt?

[Dooly]

WTF, was für schlechte Erfahrungen mit der Chirurgie hast du denn gemacht, dass du so abgehst?

[Anne1970]

Sagen:“mir geht’s nicht gut“ und vom Tisch abzutreten, hätte nicht in der akuten Situation (?) geholfen?.

[PrinzessinAmygdala]

Ich bin auch nicht so der Chirurgie-Fan, weil ich am Tisch gerne umkippe. Dabei ist das Fach jetzt auch nicht so uninteressant. Such dir doch einfach ein Haus, wo man nicht so viel in den OP muss, sondern auch viel Stationsarbeit machen kann. Funktioniert vor allem auch da gut, wo viele PJler sind. Drei bis vier Monate kann man durchaus überleben.

Mich würde ja zudem interessieren, welches Fach du denn später mal machen möchtest, Cinnafly.

[Dooly]

Such dir doch einfach ein Haus, wo man nicht so viel in den OP muss, sondern auch viel Stationsarbeit machen kann. Funktioniert vor allem auch da gut, wo viele PJler sind. Drei bis vier Monate kann man durchaus überleben.Dazu möchte ich auch noch was ergänzen: Ich hatte noch nie irgendeine Beziehung zur Chirurgie und stand bis zum PJ auch noch nie steril am Tisch. Hätte vorab auch gedacht, dass das legendäre Klappe und Haken halten das schlimme am Chirurgie Tertial wird, so dass eines der Kriterien, nach denen ich das Tertial geplant hatte, auch „wenig OP“ war. Ich kann alle ohne chirurgische Erfahrung nur ermuntern offen für OPs zu sein und euch für konkrete Häuser zu informieren. Das operative Spektrum in der ACH meines PJ Hauses (Grundversorgung in der Peripherie in Nähe mehrerer Großstädte) umfasst z. B. hauptsächlich kleine kurze OPs, Hernien u.ä., da arbeitet man sich als PJ nicht tot. Die OP Kapazität ist auch stark begrenzt bei mehreren operativen Disziplinen fällt da für die einzelne Abteilung nicht super viel an. Manche unkollegiale PJs (nicht meine aktuellen) haben auch raus, dass man morgens einfach in eine OP geht, somit die BEs und Visite samt tausend Helferlein Jobs überspringt, danach zu Mittag isst und dann abhaut.

[Cinnafly]

naja, über sexuelle Belästigung bis zu „ach, ist das dumme Mädel mal wieder umgekippt? Dann soll sie bitte gleich zur Strafe in den längeren OP eingeteilt werden, damit sie mal lernt, sich besser zusammenzureißen“.
Habe gedacht, dass das halt eine Ausnahme ist, ist aber leider öfter vorgekommen. Dabei habe ich ihnen wirklich nichts getan...

[Cinnafly]

Ich habe schon seit Anfang des Studiums mit Psychiatrie geliebäugelt, jetzt würde ich allerdings am liebsten ganz von der Klinik weg in Richtung Wissenschaftsjournalismus/ freie Wirtschaft

[Matzexc1]

Ich habe schon seit Anfang des Studiums mit Psychiatrie geliebäugelt, jetzt würde ich allerdings am liebsten ganz von der Klinik weg in Richtung Wissenschaftsjournalismus/ freie Wirtschaft

Ja das Gefühl hatte ich auch schon mehrfach.

Bist du bereits im PJ? Ich würde dir zu einem kleineren haus raten und dann das aktive gespräch mit dem chefarzt suchen. Meist findet sich eine Lösung. Häuser mit grottiger Lehre kenne ich leider genug, darunter ist nur keines das dir einfach ein Tertial bescheinigt.

[D.Hollywood]

will dich ja nicht entmutigen, aber in der inneren wirst du mehr stehen, als in der chirurgie... wenn ich im op umgekippt bin, und ja das kam sowohl in der famulatur und blockpraktikum als auch einmal im pj vor, sind alle sofort gesprungen und haben sich um einen gekümmert. ich war auch äußerst skeptisch gegenüber der ch. im nachhinein hat mir das so viel spaß gemacht, wie mein wahlfach. bis dato hatte ich chirurgie echt nicht sehr mit begeisterung angesehen...

[PrinzessinAmygdala]

naja, über sexuelle Belästigung bis zu „ach, ist das dumme Mädel mal wieder umgekippt? Dann soll sie bitte gleich zur Strafe in den längeren OP eingeteilt werden, damit sie mal lernt, sich besser zusammenzureißen“.
Habe gedacht, dass das halt eine Ausnahme ist, ist aber leider öfter vorgekommen. Dabei habe ich ihnen wirklich nichts getan...

Mmh ok. Diese Erfahrungen habe ich noch nicht gemacht. Im Blockpraktikum in unserer Uniklinik wurde ich in der Thoraxchirurgie sehr nett behandelt. Auch als ich umgekippt bin.
Jetzt im PJ war ich durch die Anästhesie im OP. Mittelgroßes Haus in einer mittelgroßen Stadt. Alle sehr nett. Kein PJler der Chirurgie wurde gezwungen in den OP zu gehen. Man durfte auch einfach nur so mit ohne am Tisch zu stehen.
Ich würde an deiner Stelle Großstädte meiden. Die können sich alles erlauben, weil sie wissen, dass immer Nachschub aufgrund der Lage kommt. Kleinere Häuser in der Peripherie müssen eher um PJler und potentiellen Nachwuchs buhlen.

[incisura_tentorii]

In Österreich gibt es mehr als genug Chirurigie-KPJ-Stellen wo man nicht in den OP muss wenn man nicht will, bzw. jedem egal ist ob man was macht / was man macht.
Vor allem dann wenn es nicht unbedingt Allgemeinchirurgie sein muss sondern auch ein anderes chirurgisches Fach geht (keinen Plan wie das bei euch aussieht, bei uns kann man NCH oder Uro als Chirurgietertial machen).

Zu dem kann man in vielen Spitälern um 13:00 heim.
Wenns nicht grade eine große Stadt sein muss kommt man in irgendeinem Haus am Land immer unter.