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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie "glänzt" man als Bewerber in der Chirurgie?



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yentlmendel
29.03.2021, 10:36
Hallo an alle fertigen Ärzte, ich hoffe ich poste das hier im richtigen Forum.
Ich habe vor kurzem mein Physikum bestanden und mache mir jetzt Gedanken, wie ich in der Zeit des klinischen Abschnittes einen anständigen Lebenslauf aufbauen kann.
Die Chirurgie war die Motivation mein Studium zu beginnen und ist auch noch jetzt mein großer Traum.
Neben Famulaturen, die ich dann auch in chirurgischen Fachbereichen absolvieren möchte, würde ich gerne die Zeit nutzen um irgendwas zu tun, was mir hinterher bei der Bewerbung helfen würde - nur weiß ich nicht recht was dabei sinnvoll ist.
Gibt es spezielle Kurse die man neben der Uni besuchen kann? Soziales Engagement? Studentenjobs? Eine klinische Doktorarbeit? Worauf achten die Chefärzte bei der Bewerbung?
Hoffe dass mir da jemand weiterhelfen kann / seinen eigenen Lebenslauf schildern kann 😅
Lg

Spriggan
29.03.2021, 10:44
Ist jetzt ein etwas anderer Rat aber wie wäre es solche Dinge, die du aufgezählt hast, für dich zu tun anstatt Personen zu gefallen die du nicht kennst und erst in 4-5 Jahren triffst? Medizin ist häufiger pragmatischer als du denkst. Mach doch auf jeden Fall eine Doktorarbeit in der Chirurgie mit einem Thema das dich interessiert. Und lass dir in PJ ein gutes Arbeitszeugnis geben. Niemand kann dir hier zu 100% sagen was einem Chefarzt an deiner zukünftigen Wunschklinik wichtig ist und gute Punkte hast du ja schon selbst aufgezählt.

Kackbratze
29.03.2021, 10:46
Korrekte Rechtschreibung, deutsche Approbation.
Ausserdem liegen zwischen Physikum und Examen noch ein paar Jahre, da wird noch eine Menge passieren.
Ruhe bewahren, Studium erfolgreich beenden.

t0rchy
29.03.2021, 15:13
Wenn man weder an eine bestimmte Klinik noch spezifisches Fachgebiet gebunden ist, gibt es wohl nur wenige Fächer in denen man leichter an eine Stelle kommt als Chirurgie und Innere.

Zu beachten ist, dass es „die Chirurgie“ nicht gibt. Zum Beispiel sind HNO, Gynäkologie und Urologie auch sehr schöne chirurgische Fächer. Auch Augenärzte können primär chirurgisch tätig sein und so manch ein Orthopäde/Unfallchirurg arbeitet rein konservativ in der Praxis (und verdient da ggf. mehr als der frische Facharzt nachts am Tisch).

Sait
29.03.2021, 15:52
Kriegst überall eine Stelle, reicht dass du deutsch kannst und eine Approbation hast. Die meisten wollen sich die chirurgische Fächer nicht mehr antun, vor allem nicht in Deutschland. Würde die Zeit lieber nutzen um zu überlegen, welches Fach du in der Chirurgie anstreben willst.

daCapo
29.03.2021, 16:39
Also bei plastischer Chirurgie läuft viel über Connections.

In allen anderen Disziplinen sollte man auch als Quereinsteiger reinkommen, auch in der Plastischen Chirurgie ist das letztendlich möglich, wenn man deutschlandweit es versucht.

Ansonsten Promotion, Famulaturen und PJ mit dem Schwerpunkt Chirurgie.

nie
29.03.2021, 16:46
Eine Stelle wirst du finden. Egal was du vorher gemacht hast.

Ich würde mir weniger Gedanken darüber machen, was potentielle Arbeitgeber wollen sondern den Fokus mehr darauf legen, was du machen willst. Gestalte deine Famulaturen sehr breit, schau dir die verschiedenen chirurgischen Fachrichtungen an, schau dir Maximalversorger und kleine Häuser an. Mach dir ein möglichst genaues Bild davon, was dich später in der Chirurgie erwarten wird und was deine Optionen sind. Damit kann man dann später sein PJ-Haus gezielter aussuchen und da dann optimaler Weise schon Kontakz für eine potentielle Stelle knüpfen.

CYP21B
29.03.2021, 19:06
Dieses in der Chirurgie kriegt jeder eine Stelle der eine Approbation hat und halbwegs Deutsch spricht kann ich langsam echt nicht mehr hören. Die meisten dieser Stellen will man geschenkt nicht haben. Und gerade gute chirurgische Stellen sind teilweise extreme Mangelware. Deswegen braucht man nicht zwingend die absolut fancy Doktorarbeit, bzw muss sein gesamtes Leben seit Kindergarten auf die Chirurgie ausgerichtet haben. Aber es schadet eben nicht wenn man sich bei den Famulaturen bereits einen Überblick über die Abteilungen in der Nähe gemacht hat oder ggf schon mal Kontakte über Hakenhalterjobs oä geknüpft hat. Es erwartet keiner dass man als fertiger Chirurg startet, aber es wäre eben gut wenn man sicher im Nadellegen ist und Blut abnehmen kann. Wenn man den für den Bereich passenden Teil der körperlichen Untersuchung halbwegs drauf hat und sich im Mikrokosmos OP sicher bewegen kann in Bezug auf Sterilität. Wenn man sonst nicht völlig blind durchs Studium gegangen ist passt das schon. Sachen wie Pj in verwandten Bereichen sind sicher immer gerne gesehen aber auch nicht obligat.

Trendafil
29.03.2021, 19:27
Ich würde Dir aus eigener Erfahrung auch raten, offen für andere Fächer zu bleiben. Man fällt unerwartet tief, wenn das auserkorene Traumfach in der Realität eher alptraumhaft ist.

mbs
29.03.2021, 19:57
Mach dir auf jeden Fall ein Bild von dem Fach mit allen möglichen Spezialisierungen indem du jede durch Famulaturen abdeckst. Um zu sehen was genau du machen willst beziehungsweise ob du Chirurgie überhaupt machen willst. Kenne einige die wussten dass sie das schon immer machen wollen und die sich am Ende des Studiums dann für was anderes entschieden haben. Und welche, wenn auch weniger, die das eigentlich nicht machen wollten und durch positive Erfahrungen z.B. im PJ dann doch in der Chirurgie angefangen haben.

Egal was du letztlich machen wirst, wenn es dir auf einen guten Lebenslauf ankommt ist vor allem wichtig nicht zu viel hin und her zu wechseln. Um das zu vermeiden sollte man praktische Erfahrungen im Studium schon als Orientierung nutzen und nicht erst spätere Stellen brauchen um sich zu orientieren. Du wirst nie wieder so viel "ungestraft" ausprobieren können wie im Studium, das solltest du nutzen.

Man darf ja nicht vergessen, dass man das was man macht dann sein Leben lang aushalten können sollte; und dass es gut wäre gleich im wirklich richtigen Fach anzufangen - wenn man vom Idealfall ausgeht.

Anne1970
31.03.2021, 21:58
Wow. Selten soviel wenig Sinngebendes auf einmal gelesen.

anignu
01.04.2021, 00:10
Na Danke! Jetzt hast du mich faktisch dazu gezwungen den Beitrag von mbs doch noch ganz zu lesen...

mbs
02.04.2021, 01:45
Was genau stört dich denn an dem Beitrag, dass du das Bedürfnis hast mich (übrigens nicht zum ersten mal) persönlich anzugreifen?

Kaas
02.04.2021, 06:56
Ich würde den schon genannten Vorschlag unterstützen, offen für andere Fachgebiete zu bleiben. Wir hatte da so eine Jungsclique in meiner Kursgruppe, die wollten die komplette Vorklinik durch alle Chirurgen werden. Waren alles richtige Hotshots. Einer wollte Herzchirurg werden, einer Neurochirurg, einer Viszeralchirurg und einer Unfallchirurg. Die kannten sich schon aus der Schulzeit und hatten das seit der Jugend als ihren Traum auserkoren. Nach Famulaturen und PJ in der Chirurgie waren die dann allesamt geläutert. Zwei von denen machen jetzt Labormedizin, einer Anästhesie und einer Radiologie.;)

Verwirrt
02.04.2021, 10:35
Die meisten wollen sich die chirurgische Fächer nicht mehr antun, vor allem nicht in Deutschland.

Warum sagst Du das? Welche Fächer sind Deiner Meinung nach in Deutschland am meisten gefragt?

cartablanca
02.04.2021, 11:04
Mach dir ein Bild darüber was du später mit "Chirurgie" machen willst. Willst du dich niederlassen? Dann mach einen Bogen um Viszeral- und Allgemeinchirurgie. Wer "Chirurgie" wählt und sich nicht niederlässt, der wählt am Ende ein Leben, das er größtenteils im Krankenhaus verbringt. Tagsüber, Nachts, am Wochenende... bis zum Verrecken schuften. Mit Unfall/Ortho kann man sich zwar ganz gut niederlassen, aber man muss erst einmal eine Niederlassungsmöglichkeit finden. Und eine eigene Praxis mit OP-Säälen zu führen geht mit hohem Risiko und Verantwortung einher. Außerdem kann es sein, dass du dann jeden Tag mit 15.000 Infiltrationen verbringst. Es kann auch sein, dass sich irgendwann, wenn du mal eine Familie hast oder einfach älter wirst, sich deine Prioritäten verschieben. Ich kenne einige Chirurgen, die noch einen Facharzt für Allgemeinmedizin dran gehangen haben.
Mit Gyn/Uro kann man sich ganz gut niederlassen, hat die Möglichkeit sich operativ und konservativ zu entfalten. Und wenn man keine Lust mehr auf operativ hat, sich auf konservativ zu fokussieren.

daCapo
02.04.2021, 16:12
Ich kenne einige Chirurgen, die noch einen Facharzt für Allgemeinmedizin dran gehangen haben.
Mit Gyn/Uro kann man sich ganz gut niederlassen, hat die Möglichkeit sich operativ und konservativ zu entfalten. Und wenn man keine Lust mehr auf operativ hat, sich auf konservativ zu fokussieren.

Yo habe ich auch viele im Bekanntenkreis. Erst Viszeral-Chirurgie - Facharzt, Uniklinik und dort weitere Karriere geplant, aber mit der Familiengründung kam dann der Wechsel zur Allgemeinmedizin. Meist ortsgebundene Personen.
Letztendlich wird es einem in DE auch leicht gemacht mit dem Quereinstieg dort.

Sait
02.04.2021, 17:13
Warum sagst Du das? Welche Fächer sind Deiner Meinung nach in Deutschland am meisten gefragt?

Alle Fächer, die einem die Möglichkeit geben sich später niederzulassen, oder zumindest in denen man nicht sein eigenes Leben aufgeben muss, wie z.B. Dermatologie, HNO, Radiologie, plastische Chir. usw.

Ein anderes für die Chirurgie sehr kennzeichnendes Druckmittel ist die Erpressung der zu weiterbildenden Ärzte, dass durch dokumentierte Überstunden eine regelrechte Operationssperre folgt, womit man eventuell bis zu 8-10 Jahren brauchen kann, um seinen Facharzt fertig zu machen - oder eben nie fertig wird; da gibt es genug Kandidaten in der Herzchirurgie/Neurochirurgie usw.

mbs
02.04.2021, 18:41
Letzteres findet man tatsächlich leider noch sehr häufig. Man muss zu seinen Eingriffen kommen, und selbst dann hat man das Problem dass man in einer ziemlich hierarchischen Struktur festhängt. Chirurgie wählen weil man gern im OP ist und gern operiert ist vielleicht nicht so eine gute Idee wie es auf den ersten Blick scheint, da man die meiste Zeit letztlich mit anderen Dingen verbringen muss. Klar ist die Hoffnung dass man, sofern man durchhält und nur lange genug dabeibleibt, irgendwann mehr als genug zum operieren kommt, aber dafür muss man vorher erstmal verdammt viel schlucken. Wer Stationsarbeit und Sprechstunden hasst wird letztlich auch in der Chirurgie nicht glücklich. In so einem Fall ist es vielleicht wirklich am besten eher was Patientenfernes zu machen.

Allgemeinmedizin scheint für viele eine gute Exit-Strategie geworden zu sein, kenne da auch Beispiele. Für mich wäre das wahrscheinlich nichts, wenn dann hätte ich eher Interesse daran in die Industrie zu gehen oder ein theoretisches Fach wie Radiologie oder Pathologie zu machen. Zumindest bei letzterem scheint der Quereinstieg aber schwieriger zu sein.

daCapo
02.04.2021, 21:29
Letzteres findet man tatsächlich leider noch sehr häufig. Man muss zu seinen Eingriffen kommen, und selbst dann hat man das Problem dass man in einer ziemlich hierarchischen Struktur festhängt. Chirurgie wählen weil man gern im OP ist und gern operiert ist vielleicht nicht so eine gute Idee wie es auf den ersten Blick scheint, da man die meiste Zeit letztlich mit anderen Dingen verbringen muss. Klar ist die Hoffnung dass man, sofern man durchhält und nur lange genug dabeibleibt, irgendwann mehr als genug zum operieren kommt, aber dafür muss man vorher erstmal verdammt viel schlucken. Wer Stationsarbeit und Sprechstunden hasst wird letztlich auch in der Chirurgie nicht glücklich. In so einem Fall ist es vielleicht wirklich am besten eher was Patientenfernes zu machen.

Allgemeinmedizin scheint für viele eine gute Exit-Strategie geworden zu sein, kenne da auch Beispiele. Für mich wäre das wahrscheinlich nichts, wenn dann hätte ich eher Interesse daran in die Industrie zu gehen oder ein theoretisches Fach wie Radiologie oder Pathologie zu machen. Zumindest bei letzterem scheint der Quereinstieg aber schwieriger zu sein.

Was machst du eigentlich für eine Weiterbildung und seit wann? Und in welche Industrie willst du gehen?
Naja in den meisten chirurgischen Fächern wird man schon irgendwann im OP eingeteilt.
Neurochirurgie und Herzchirurgie sind tatsächlich an manchen Orten etwas special, das wurde hier bereits diskutiert.
Wenn man deutschlandweit sucht, wird man auch in Patho oder Radio etwas bekommen, allerdings hat man da nahezu die volle Weiterbildung abzuleisten, während es in der Allgemeinmedizin 2 Jahre sind, wenn man einen Facharzt der unmittelbaren Patientenversorgung hat (wie Chirurgie)