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Bluej
08.04.2021, 23:46
Hallo,
So langsam geht mein Studium dem Ende entgegen und ich bin am überlegen, welche Fachrichtung ich wählen soll. Mir ist natürlich klar das es nicht die eierlegende Wollmilchsau gibt, trotzdem möchte ich langfristig die beste Entscheidung treffen.

Interesse hätte ich an folgenden Fachrichtungen: Allgemeinmedizin, Innere besonders Kardiologie, Radiologie, MKG und Auge

Arbeitszeiten: Grundsätzlich habe ich kein Problem 5 Jahre richtig viel zu arbeiten mit 24h Schicht,etc.. Aber langfristig möchte ich definitiv halbwegs geregelte Arbeitszeiten ohne Schichtsystem und Hintergrunddienste. Ich kann mir einfach nicht vorstellen mit 55 nachts um 2 im Hintergrunddienst in die Klinik zu fahren und dann am nächsten morgen normal weiter zu arbeiten. Langfristig stelle ich mir eine Arbeitszeit so zwischen 45h und 50h vor.

Gesundheit: Kann jemand etwas zu der Strahlenbelastung in den verschiedenen Fachrichtungen berichten, bzw. zu dem Umgang mit gesundheitsschädlichen Stoffen.

Niederlassung: Ist eine Niederlassung in dem Fachbereich realistisch möglich? Meine Gedanken dazu sind, dass es relativ leicht ist, sich als Allgemeinmediziner und MKGler niederzulassen. Bei Augenärzten ist mein bisheriger Eindruck, dass es noch einige Einzelkämpfer auf dem Land gibt, aber immer mehr große nichtinhabergeführte MVZs, die gefühlt alle Sitze aufkaufen. Daher wäre ich hier eher skeptisch. Bei Radiologie sehe ich eine ähnliche Entwicklung. Bei Kardiologie gibt es gefühlt relativ wenige Sitze, sprich häufig nur ein niedergelassener Kardiologe in einer mittleren Stadt. Wie viel klinische Erfahrung benötigt man für die Niederlassung? Allgemeinmediziner und MKGler scheinen sich häufig direkt nach der Facharztprüfung niederzulassen.

Karriere/ Verdienst: An der Uni wird häufig gesagt, wenn man Karriere machen will muss man forschen, bzw. an die Uniklinik gehen. Ich hab mir mal einige Beispiel Oberarzt Stellen angeschaut https://ukaachen.concludis.de/prj/shw/51a62ca0b1205fd7144f29e468393531_0/28851/Oberaerztin_Oberarzt_w_m_d.htm?b=0
Dann stand eigentlich immer dabei Bezahlung nach TVÄ3, gibt es hier häufig außertariflich verhandelte Bestandteile, weil die Arbeitsbelastung an der Uniklinik durch Wissenschaft und klinischer Tätigkeit sehr hoch ist. Ich kenne den Tarifvertrag, dennoch würde mich interessieren mit welchem Gehalt allin (Pool, Hintergrunddienste, etc.) man an einem kommunalen Haus als Oberarzt rechnen kann? Wie lange dauert es eurer Meinung nach bis man nach abgeschlossener Facharztprüfung Oberarzt wird?


Mir ist klar, dass das Ganze natürlich noch weit in der Zukunft liegt, aber ich möchte nicht mehrmals die Fachrichtung wechseln und würde mich über etwas Input von erfahrenen Ärzten freuen.

Haffi
09.04.2021, 00:22
Deine Einschätzungen zur Niederlassung sind ja schon relativ realistisch. Wenn ich sehe, wieviele MKG-Praxen mittlerweile aus dem Boden sprießen, gehe ich davon aus, dass auch diese langfristig in die Bedarfsplanung mit einfließen werden.

Das notwendige Ausmaß an klinischer Erfahrung für die Niederlassung ist natürlich vom Fach und dem Spektrum, welches du anbieten möchtest, abhängig. Das lässt sich so pauschal nicht sagen. In meinem Fach (Urologie) kenne ich einige, die sich relativ zeitnah nach dem FA niedergelassen haben. Die sind dann aber auch rein konservativ tätig oder beschränken ihre operative Tätigkeit auf Vasektomie und Zirkumzision. Auf der anderen Seite gibt es ehemalige langjährige Oberärzte, die durch Belegbetten endourologische Eingriffe bis hin zu roboter-assistierten Prostatektomien und Zystektomien anbieten.

Bei den OA-Gehältern ist es ähnlich. Fach, Angebot/Nachfrage und individuelle Fähigkeiten/Erfahrungen bestimmen die Rahmenbedingungen.

Vielleicht täuscht mich mein Eindruck aber auf den ersten Blick vermittelst du schon den Wunsch nach einer schnellen Niederlassung und ein bisschen wirkt es auch so, als wäre das Konstrukt Einzelpraxis bzw. eher kleine Praxis vorwiegend interessant für dich. Sollte dem tatsächlich so sein, würde ich uneingeschränkt zur Allgemeinmedizin raten. Finanziell fällst du da als selbständiger Hausarzt hinter dem konservativ tätigen Augenarzt und dem im MVZ angestellten Radiologen nicht weit ab. Der MKG schwebt finanziell zumindest Stand heute durch Implantologie und plastische Chirurgie in anderen Sphären, erfordert aber halt auch nochmal ein zweites Studium und viel "Engagement".

Markian
09.04.2021, 06:57
Ich finde es interessant, dass du dir ein chirurgisches, ein eher theoretisches und 2 patientennahe eher konservative Fächer ausgesucht hast (ich gehe mal davon aus du willst kein eigenes Herzkathetherlabor aufmachen).

Wenn du schnell aus der Klinik willst, dann ist sicherlich Allgemeinmedizin die richtige Wahl. Da könntest du nach 1,5 Jahren aus der Klinik. Was spricht dagegen mal mit Kardio zu starten? Dann kannst du immer noch zur Allgemeinmedizin switchen und 1 Jahr Innere machen schadet eh nie.

Cor_magna
09.04.2021, 08:35
Ich finde es interessant, dass du dir ein chirurgisches, ein eher theoretisches und 2 patientennahe eher konservative Fächer ausgesucht hast (ich gehe mal davon aus du willst kein eigenes Herzkathetherlabor aufmachen).



Die Fächerwahl beruht auf monetären Kriterien. Bluej ist hauptsächlich finanziell motiviert. Er stellt das hier nicht so klar dar, aber es erweckt hart den Eindruck. Wer mir nicht glaubt: Einfach seine Beiträge mal nachverfolgen. 25 Prozent der Beiträge oder mehr drehen sich um Verdienst.


Mein Rat Nummer 1 an dich: Zumindest mal versuchen Geld nicht als das wichtigste zu sehen.

Nummer 2: Wenn man es sich grundsätzlich vorstellen kann, Allgemeinmedizin. So schnell wirst du nirgends selbstständig bzw kommst aus den Tarifverträgen raus und verdienst 150k aufwärts. Noch dazu werden dir heuzutage viele Praxen mit mehr oder weniger Komplettausstattung nachgeschmissen. Viel Spaß im Gegensatz beim Einrichten einer Augenarztpraxis oder, himmel, Radiopraxis. Das Verhältnis von Investitionskosten zu Gewinn ist also verdammt lukrativ in der Allgemeinmedizin.

Würde ich jedenfalls so machen, wenn ich Bock auf das Fach Allgemeinmedizin hätte oder mir Geld am wichtigsten wäre.

Viel Spaß im Berufsalltag.

Edit: Die Bestbezahlte Innere Disziplin ist übrigens Gastro, nicht Kardio, nur so als Tipp :D

HalloPerryDoll
09.04.2021, 13:05
Die Fächerwahl beruht auf monetären Kriterien. Bluej ist hauptsächlich finanziell motiviert. Er stellt das hier nicht so klar dar, aber es erweckt hart den Eindruck. Wer mir nicht glaubt: Einfach seine Beiträge mal nachverfolgen. 25 Prozent der Beiträge oder mehr drehen sich um Verdienst.

Gott bewahre, dass jemand nach 6 Jahren Medizinstudium und 6 weiteren Jahren Facharztausbildung Karriere machen bzw. gutes Geld mit wenig Stress verdienen möchte. Ist es wirklich etwas schlechtes, dass Menschen die bald ihren (vielleicht auch ersten) Job aussuchen müssen, darüber sehr gut belehrt sein möchten? Es gibt wirklich sehr wenig Information darüber im Internet - wenn mann über das Einkommen/Arbeitsstunden der verschiedenen Fachrichtungen googlet, findet mann nur nutzlose Informationen über Assistenzärzte (0815 TVÄ) oder über Niedergelassene (was für viele Fachrichtungen recht nutzlos ist). Wenn mann dann auch endlich nicht mehr Assistenzarzt ist, ist sogar der TV-Ärzte nicht immer so nützlich, da mann oft bessere Arbeitsverhältnisse verhandeln kann.
Ständig wird gesagt, dass jemand die Fachrichtung "die ihm gefällt" aussuchen soll, aber für viele Studenten gibt es wirklich keinen großen Unterschied ob sie jetzt Kardiologe/Pneumologe/Nephrologe/etc. werden und würden lieber die Fachrichtung verfolgen, die ihnen auch eine gute Work-Life Balance verspricht. Für viele Ärzte ist der Ärzteberuf am Ende halt nur ein Beruf und sie möchten Zeit mit ihren Kindern/Partner verbringen.
Warum sind so viele Ärzte in Deutschland gegen Transparenz in der Medizin? Mehr Information hilft nur Menschen bessere Entscheidungen zu treffen.
Als ich mein Medizinstudium beendet habe, habe ich auch erstmal über fast alle Fachrichtungen recherchiert um eine gute Entscheidung treffen zu können.

GelbeKlamotten
09.04.2021, 14:18
Gott bewahre, dass jemand nach 6 Jahren Medizinstudium und 6 weiteren Jahren Facharztausbildung Karriere machen bzw. gutes Geld mit wenig Stress verdienen möchte. Ist es wirklich etwas schlechtes, dass Menschen die bald ihren (vielleicht auch ersten) Job aussuchen müssen, darüber sehr gut belehrt sein möchten? Es gibt wirklich sehr wenig Information darüber im Internet - wenn mann über das Einkommen/Arbeitsstunden der verschiedenen Fachrichtungen googlet, findet mann nur nutzlose Informationen über Assistenzärzte (0815 TVÄ) oder über Niedergelassene (was für viele Fachrichtungen recht nutzlos ist). Wenn mann dann auch endlich nicht mehr Assistenzarzt ist, ist sogar der TV-Ärzte nicht immer so nützlich, da mann oft bessere Arbeitsverhältnisse verhandeln kann.
Ständig wird gesagt, dass jemand die Fachrichtung "die ihm gefällt" aussuchen soll, aber für viele Studenten gibt es wirklich keinen großen Unterschied ob sie jetzt Kardiologe/Pneumologe/Nephrologe/etc. werden und würden lieber die Fachrichtung verfolgen, die ihnen auch eine gute Work-Life Balance verspricht. Für viele Ärzte ist der Ärzteberuf am Ende halt nur ein Beruf und sie möchten Zeit mit ihren Kindern/Partner verbringen.
Warum sind so viele Ärzte in Deutschland gegen Transparenz in der Medizin? Mehr Information hilft nur Menschen bessere Entscheidungen zu treffen.
Als ich mein Medizinstudium beendet habe, habe ich auch erstmal über fast alle Fachrichtungen recherchiert um eine gute Entscheidung treffen zu können.


Sehe ich genau so. Finanziell motiviert ist sogut wie jeder bei der Berufsauswahl. Aber wehe man lässt das zu offen erkennen, dann wird man sofort öffentlich gesteinigt. Eine der vielen Absurditäten der deutschen Gesellschaftskultur. Meiner Erfahrung nach sind die stark finanziell motivierten Kollegen oft die, die fachlich die beste Arbeit machen.

hebdo
09.04.2021, 14:50
.................

Edit: Die Bestbezahlte Innere Disziplin ist übrigens Gastro, nicht Kardio, nur so als Tipp :D

Falsch, nach Radiologie kommt mit dem größten Umsatz eine kleine innere Disziplin, die sich hauptsächlich um Erkrankungen und Ersatz eines meist paarig angelegten Bauchorgans beschäftigt - so als Tipp

hebdo
09.04.2021, 14:52
...Meiner Erfahrung nach sind die stark finanziell motivierten Kollegen oft die, die fachlich die beste Arbeit machen.

Das kann ich nicht bestätigen. Für die erfolgreichsten trifft das bestimmt zu, aber keinesfalls für die fachlich besten Kollegen.

Evil
09.04.2021, 15:19
Das kann ich nicht bestätigen. Für die erfolgreichsten trifft das bestimmt zu, aber keinesfalls für die fachlich besten Kollegen.
Das stimmt. Gutes Beispiel dafür Dr. L. aus L., der ein großes MVZ gegründet hat, was immer weiter überregional expandierte. Dummerweise kam es irgendwann zu Überschneidungen beim Einkauf mit der Firma seiner Frau, weswegen da mittlerweile Gerichtsverfahren anhängig sind.
Das Risiko ist leider groß, daß stark finanziell motivierte Kollegen auf Abwege geraten und um der Finanzen willen die Legalität großzügig auslegen.

Ich will für meine Arbeit gut bezahlt werden, aber mein Ehrgeiz, gute Arbeit zu leisten, ist ebenso groß.
:-meinung

Christoph_A
09.04.2021, 15:40
Sehe ich genauso wie ihr. Geld ist nicht die beste Motivation für Qualität, die größten Gewinnmaximierer in der Medizin sind nicht unbedingt auch die klinisch oder qualitativ besten Kollegen, sondern oft einfach nur geschäftstüchtig. Mit reinem Altruismus reißt man allerdings auch nichts, wie so oft ist der Mittelweg der Richtige, denke ich.

amazonja0701
09.04.2021, 15:56
Hallo,
So langsam geht mein Studium dem Ende entgegen und ich bin am überlegen, welche Fachrichtung ich wählen soll. Mir ist natürlich klar das es nicht die eierlegende Wollmilchsau gibt, trotzdem möchte ich langfristig die beste Entscheidung treffen.

Interesse hätte ich an folgenden Fachrichtungen: Allgemeinmedizin, Innere besonders Kardiologie, Radiologie, MKG und Auge

Arbeitszeiten: Grundsätzlich habe ich kein Problem 5 Jahre richtig viel zu arbeiten mit 24h Schicht,etc.. Aber langfristig möchte ich definitiv halbwegs geregelte Arbeitszeiten ohne Schichtsystem und Hintergrunddienste. Ich kann mir einfach nicht vorstellen mit 55 nachts um 2 im Hintergrunddienst in die Klinik zu fahren und dann am nächsten morgen normal weiter zu arbeiten. Langfristig stelle ich mir eine Arbeitszeit so zwischen 45h und 50h vor.

Gesundheit: Kann jemand etwas zu der Strahlenbelastung in den verschiedenen Fachrichtungen berichten, bzw. zu dem Umgang mit gesundheitsschädlichen Stoffen.

Niederlassung: Ist eine Niederlassung in dem Fachbereich realistisch möglich? Meine Gedanken dazu sind, dass es relativ leicht ist, sich als Allgemeinmediziner und MKGler niederzulassen. Bei Augenärzten ist mein bisheriger Eindruck, dass es noch einige Einzelkämpfer auf dem Land gibt, aber immer mehr große nichtinhabergeführte MVZs, die gefühlt alle Sitze aufkaufen. Daher wäre ich hier eher skeptisch. Bei Radiologie sehe ich eine ähnliche Entwicklung. Bei Kardiologie gibt es gefühlt relativ wenige Sitze, sprich häufig nur ein niedergelassener Kardiologe in einer mittleren Stadt. Wie viel klinische Erfahrung benötigt man für die Niederlassung? Allgemeinmediziner und MKGler scheinen sich häufig direkt nach der Facharztprüfung niederzulassen.

Karriere/ Verdienst: An der Uni wird häufig gesagt, wenn man Karriere machen will muss man forschen, bzw. an die Uniklinik gehen. Ich hab mir mal einige Beispiel Oberarzt Stellen angeschaut https://ukaachen.concludis.de/prj/shw/51a62ca0b1205fd7144f29e468393531_0/28851/Oberaerztin_Oberarzt_w_m_d.htm?b=0
Dann stand eigentlich immer dabei Bezahlung nach TVÄ3, gibt es hier häufig außertariflich verhandelte Bestandteile, weil die Arbeitsbelastung an der Uniklinik durch Wissenschaft und klinischer Tätigkeit sehr hoch ist. Ich kenne den Tarifvertrag, dennoch würde mich interessieren mit welchem Gehalt allin (Pool, Hintergrunddienste, etc.) man an einem kommunalen Haus als Oberarzt rechnen kann? Wie lange dauert es eurer Meinung nach bis man nach abgeschlossener Facharztprüfung Oberarzt wird?


Mir ist klar, dass das Ganze natürlich noch weit in der Zukunft liegt, aber ich möchte nicht mehrmals die Fachrichtung wechseln und würde mich über etwas Input von erfahrenen Ärzten freuen.


Ich finde das alles völlig legitim, da man ja während des Studiums ja wirklich gar nichts zu den verschiedenen Fachrichtungen lernt, als die medizinischen Inhalte.

Letztendlich hat die Medizin einen großen Vorteil: Im Vergleich zu anderen Bereichen fällt es im Lebenslauf nie negativ auf, wenn man unterschiedliche Erfahrungen gesammelt hat. Wenn man für die Allgemeinmedizin zB in 3 Kliniken und 2 Praxen war, ist das am Ende sogar hilfreich bei jeglicher Bewerbung, da man einen großen Erfahrungsschatz vorweisen kann. Quereinsteigern in Kardio oder MKG, die vorher was ganz anderes gemacht haben, wird das auch nicht negativ ausgelegt. Also empfehle ich dir: Mut zum Ausprobieren! Nach dem Studium dachte ich auch, ich will Gastroenterologe werden. Nach 2,5 Jahren Klinik mit Diensten und Co wusste ich allerdings, dass das nichts für mich ist. Notfallmedizin fand ich im Studium auch immer super spannend und konnte mir vorstellen, später auch als Notarzt zu arbeiten. Nach 6 Monaten Intensivstation war mir aber klar, dass ich das trotz allem Mehrverdienst nicht kann und möchte, weil es bei mir keinen "tollen Nervenkitzel", sondern nur Stress ausgelöst hat.
Ich hab dann sogar ein halbes Jahr in der ambulanten Chirurgie gearbeitet und nähe mittlerweile mit Freude Wunden oder Abszess. Hätte ich mir im Studium nie vorstellen können.. das PJ Chirurgie hab ich gehasst ;-)

Was ich damit sagen will: Mach dir nicht so viele Gedanken. Fang einfach irgendwo an und schau wie es dir gefällt. Vielleicht mit der Inneren in einem mittelgroßen Haus, das bringt dir für alle deine Wünsche etwas. Bleib nicht 5 Jahre im gleichen Haus, sondern wechsel mal und schau dir etwas anderes an. Häufig ändern sich deine Vorstellungen von einem guten Arbeitsfeld mit der Zeit.

Allgemeinmedizin geht immer und ist sicherlich mit einer guten Work Life Balance verbunden. Aber eins muss ich dann doch loswerden: 45-50h/Woche finde ich extrem ambitioniert. Davon kommst du sicher noch weg ;-) Mir reichen mittlerweile schon 35... haha.

daCapo
09.04.2021, 17:41
Sehe ich genau so. Finanziell motiviert ist sogut wie jeder bei der Berufsauswahl. Aber wehe man lässt das zu offen erkennen, dann wird man sofort öffentlich gesteinigt. Eine der vielen Absurditäten der deutschen Gesellschaftskultur. Meiner Erfahrung nach sind die stark finanziell motivierten Kollegen oft die, die fachlich die beste Arbeit machen.

Kann ich nicht so bestätigen. Kenne gerade einige radiologische Praxen mit hohem Durchsatz, aber sehr mäßiger Qualität bzgl. Bilder und Befund. Für Klinker und Patienten immer ärgerlich,wenn man das dann wiederholen lassen muss.

Ich würde auch ausprobieren.Einfach mit Innere anfangen und schauen wie es einem gefällt. Kann man überall fast anrechnen lassen.

Cor_magna
09.04.2021, 17:50
Falsch, nach Radiologie kommt mit dem größten Umsatz eine kleine innere Disziplin, die sich hauptsächlich um Erkrankungen und Ersatz eines meist paarig angelegten Bauchorgans beschäftigt - so als Tipp

Nephro, echt? Dann hat mir da mein Steuerberater Unsinn aus den Praxen erzählt die er betreut. Oder er hat keine Nephro Praxis dabei.

Cor_magna
09.04.2021, 17:55
Gott bewahre, dass jemand nach 6 Jahren Medizinstudium und 6 weiteren Jahren Facharztausbildung Karriere machen bzw. gutes Geld mit wenig Stress verdienen möchte. Ist es wirklich etwas schlechtes, dass Menschen die bald ihren (vielleicht auch ersten) Job aussuchen müssen, darüber sehr gut belehrt sein möchten? Es gibt wirklich sehr wenig Information darüber im Internet - wenn mann über das Einkommen/Arbeitsstunden der verschiedenen Fachrichtungen googlet, findet mann nur nutzlose Informationen über Assistenzärzte (0815 TVÄ) oder über Niedergelassene (was für viele Fachrichtungen recht nutzlos ist). Wenn mann dann auch endlich nicht mehr Assistenzarzt ist, ist sogar der TV-Ärzte nicht immer so nützlich, da mann oft bessere Arbeitsverhältnisse verhandeln kann.
Ständig wird gesagt, dass jemand die Fachrichtung "die ihm gefällt" aussuchen soll, aber für viele Studenten gibt es wirklich keinen großen Unterschied ob sie jetzt Kardiologe/Pneumologe/Nephrologe/etc. werden und würden lieber die Fachrichtung verfolgen, die ihnen auch eine gute Work-Life Balance verspricht. Für viele Ärzte ist der Ärzteberuf am Ende halt nur ein Beruf und sie möchten Zeit mit ihren Kindern/Partner verbringen.
Warum sind so viele Ärzte in Deutschland gegen Transparenz in der Medizin? Mehr Information hilft nur Menschen bessere Entscheidungen zu treffen.
Als ich mein Medizinstudium beendet habe, habe ich auch erstmal über fast alle Fachrichtungen recherchiert um eine gute Entscheidung treffen zu können.

Ich finde es auch wichtig. Aber ich habe eine leichte Abneigung gegen Menschen, die alles für Geld machen bzw alles in Geld bemessen. Wobei ich nicht denke, dass bluej so jemand ist, deswegen kam das wrs falsch bzw zu angreifend rüber.

Thomas24
09.04.2021, 18:14
Nephro, echt? Dann hat mir da mein Steuerberater Unsinn aus den Praxen erzählt die er betreut. Oder er hat keine Nephro Praxis dabei.

Kann daran liegen, dass ein Großteil der Nephro/Dialysepraxen von Ketten aufgekauft worden ist und nicht mehr inhabergeführt wird.

davo
10.04.2021, 09:32
Du hast tatsächlich fünf sehr unterschiedliche Fächer gewählt. Und das Geld hat in deinen Überlegungen ja tatsächlich schon immer eine sehr große Rolle gespielt.

Wenn du dich in deiner Arbeit wohlfühlen willst, und man verbringt als Arzt in einem typischen Arbeitsjahr ja nunmal ca. 30-45% (!!!) seiner Wachzeit in der Arbeit, dann würde ich mir doch eher mal überlegen, welcher Arbeitsalltag eher was für dich ist. Der ist ja doch völlig anders, wenn du Allgemeinmediziner bist als wenn du MKG-Chirurg bist als wenn du Radiologe bist. Es ist IMHO recht unwahrscheinlich, dass einem Menschen alle drei Jobs ähnlich gut gefallen.

(Ganz davon abgesehen, dass der Weg zum MKG-Chirurgen, wenn man sich niederlassen will, nicht unbedingt sehr effizient ist.)

milz
10.04.2021, 10:07
Ich würde primär nach Interesse und erträglichen Arbeitsbedingungen gehen. Das Gehalt lässt sich dann in diesem Rahmen immer noch optimieren (meist sowieso erst ab Facharzt) und wirklich arm wird man als Arzt sowieso nicht, wenn man sich nicht ganz blöd dranstellt.

daCapo
10.04.2021, 11:11
Ich würde primär nach Interesse und erträglichen Arbeitsbedingungen gehen. Das Gehalt lässt sich dann in diesem Rahmen immer noch optimieren (meist sowieso erst ab Facharzt) und wirklich arm wird man als Arzt sowieso nicht, wenn man sich nicht ganz blöd dranstellt.

Die ausgesuchten Fächer sind vom Verdienst alle ganz gut. Und was bringt einem "etwas mehr" Geld, wenn man das Fach den ganzen Tag als langweilig empfindet.

Heraisto
13.04.2021, 19:31
Wenn du schnell aus der Klinik willst, dann ist sicherlich Allgemeinmedizin die richtige Wahl. Da könntest du nach 1,5 Jahren aus der Klinik. Was spricht dagegen mal mit Kardio zu starten? Dann kannst du immer noch zur Allgemeinmedizin switchen und 1 Jahr Innere machen schadet eh nie.


Wieso nur 1,5 Jahre Krankenhaus? Die KV fördert ja nur 2 Jahre maximal in der ambulanten Niederlassung. Wo kann man neben dem Krankenhaus sonst hingehen, um die Weiterbildungszeit nach WBO Allgemeinmedizin voll zu bekommen?

Heerestorte
13.04.2021, 20:33
Wieso nur 1,5 Jahre Krankenhaus? Die KV fördert ja nur 2 Jahre maximal in der ambulanten Niederlassung. Wo kann man neben dem Krankenhaus sonst hingehen, um die Weiterbildungszeit nach WBO Allgemeinmedizin voll zu bekommen?

Na in eine Praxis?


60 Monate Allgemeinmedizin unter Befugnis an Weiterbildungsstätten, davon
• müssen 24 Monate in Allgemeinmedizin in der ambulanten hausärztlichen Versorgung abgeleistet werden; eine Weiterbildung bei einer/einem hausärztlich tätigen Internistin/Internisten, die/der für die ambulante hausärztliche Versorgung im Gebiet Allgemeinmedizin befugt ist, kann angerechnet werden.
• müssen 12 Monate im Gebiet Innere Medizin in der stationären Akutversorgung abgeleistet werden
• müssen 6 Monate in mindestens einem anderen Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung abgeleistet werden
- können zum Kompetenzerwerb bis zu 18 Monate Weiterbildung in Gebieten der unmittelbaren Patientenversorgung erfolgen

80 Stunden Kurs-Weiterbildung in Psychosomatische Grundversorgung