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docdean
18.04.2021, 18:32
Hallo!

Ich will mich nach zwei Jahren in der Chirurgie etwas umorientieren - weg von der Stationsarbeit und den Patienten - und in die Radiologie wechseln. Da scheint es aber nicht ganz so einfach zu sein, eine Stelle zu finden. Auf Facebook hab ich in letzter Zeit oft Werbung für 12-wöchige, von der Arbeitsagentur bezahlte Data-Science-Kurse bekommen und frage mich nun, ob sich das vielleicht für mich lohnen könnte. Ich bin ohnehin Technik-affin und hab Programmierkenntnisse, auf die ich aufbauen kann. Ich stelle mir das so vor, dass ich danach mehr in Richtung Forschung und KI-Entwicklung machen kann, was ich ganz cool fände.

Andererseits weiß ich nicht, ob mich das bei der Bewerberauswahl wirklich weiterbringt. Für Chefärzte, die einen angehenden Radiologen suchen, bin ich dadurch vielleicht gar nicht attraktiver. Die wollen vielleicht eher, dass ich mich auf die Radiologie konzentriere und das gut machen will. Wäre ich auch mit zufrieden, kann man aber ohne Stelle schlecht umsetzen. An einer universitären Karriere hätte ich zwar grundsätzlich Interesse, aber vermutlich nicht den gradlinigen Lebenslauf, das Alter, und die Lust, mich mit 60 Wochenstunden verheizen zu lassen (sonst hätte ich ja gleich in der Chirurgie bleiben können). Aber immerhin wäre das eine vorzeigbare Fähigkeit, für die ich den langweiligen Lockdown genutzt habe.

Deswegen die Frage an euch: Kennt ihr vielleicht Leute, die als Arzt in die Data-Science-Richtung gegangen sind oder sogar im klinischen Betrieb was in der Richtung machen? Glaubt ihr, das macht Sinn? Oder gibts sonst irgendwas, womit man seine Chancen verbessern kann?

ehem-user-02-08-2021-1033
18.04.2021, 18:55
Hallo!

Ich will mich nach zwei Jahren in der Chirurgie etwas umorientieren - weg von der Stationsarbeit und den Patienten - und in die Radiologie wechseln. Da scheint es aber nicht ganz so einfach zu sein, eine Stelle zu finden. Auf Facebook hab ich in letzter Zeit oft Werbung für 12-wöchige, von der Arbeitsagentur bezahlte Data-Science-Kurse bekommen und frage mich nun, ob sich das vielleicht für mich lohnen könnte. Ich bin ohnehin Technik-affin und hab Programmierkenntnisse, auf die ich aufbauen kann. Ich stelle mir das so vor, dass ich danach mehr in Richtung Forschung und KI-Entwicklung machen kann, was ich ganz cool fände.

Andererseits weiß ich nicht, ob mich das bei der Bewerberauswahl wirklich weiterbringt. Für Chefärzte, die einen angehenden Radiologen suchen, bin ich dadurch vielleicht gar nicht attraktiver. Die wollen vielleicht eher, dass ich mich auf die Radiologie konzentriere und das gut machen will. Wäre ich auch mit zufrieden, kann man aber ohne Stelle schlecht umsetzen. An einer universitären Karriere hätte ich zwar grundsätzlich Interesse, aber vermutlich nicht den gradlinigen Lebenslauf, das Alter, und die Lust, mich mit 60 Wochenstunden verheizen zu lassen (sonst hätte ich ja gleich in der Chirurgie bleiben können). Aber immerhin wäre das eine vorzeigbare Fähigkeit, für die ich den langweiligen Lockdown genutzt habe.

Deswegen die Frage an euch: Kennt ihr vielleicht Leute, die als Arzt in die Data-Science-Richtung gegangen sind oder sogar im klinischen Betrieb was in der Richtung machen? Glaubt ihr, das macht Sinn? Oder gibts sonst irgendwas, womit man seine Chancen verbessern kann?

Sinn oder Unsinn...
der öffentliche Dienst wird beide Qualifikationen finanziell sicherlich nicht adäquat abbilden.
Kliniken werden hier auch eher weniger Leute brauchen. Denkbar sind da Konzerne... wie viele Leute, die da dann natürlich für "strategische Planungen" brauchen... gute Frage!

Abseits der Medizin wirst du halt mit der Qualifikation Arzt (außer dem etwaigen Dr. med.) sicherlich nicht viel mehr anfangen können.

Dennoch kann sich manchmal eine vollkommene Umorientierung lohnen. Man muss sich allerdings immer über seine eigenen Ziele im Klaren sein und auch wissen wie hoch das persönliche Investment (Geld, Zeit, Lebensqualität) sein soll.

mbs
20.04.2021, 22:26
In anderen Jobs gibt es doch auch Menschen die umschulen oder sich umorientieren. Warum sollte das nur bei Medizinern nicht gehen?
Einige Bekannte meinen auch, dass sie ihr eigentliches Studium gar nicht für ihre jetzigen Tätigkeitsinhalte brauchen würden. Es sei eben nur von Vorteil überhaupt mal irgendwas studiert zu haben.

Darf ich fragen warum du das mit dem Quereinstieg in was anderes so pessimistisch siehst?

t0rchy
20.04.2021, 22:50
In unserem Institut für Epidemiologie. biometrische und Informatik arbeiten viele Ärzte, die der Klinik den Rücken gekehrt haben. Programmieren (SAS, R) können die jetzt alle und auch Machine Learning wird immer mehr ein Thema, natürlich begleitet von studierten Informatikern.

Klar haben die am Ende des Monats ein geringeres Gehalt als der vergleichbare Klinik-Arzt. Rechnet man jedoch die tatsächliche Arbeitszeit in Euro/Stunde um, relativiert sich das.

Für mich wäre das keine Option. Ist mir zu langweilig. Aber dort sind sehr viele glücklich geworden. Warum nicht?

anignu
20.04.2021, 23:14
Klar haben die am Ende des Monats ein geringeres Gehalt als der vergleichbare Klinik-Arzt. Rechnet man jedoch die tatsächliche Arbeitszeit in Euro/Stunde um, relativiert sich das.
Täusch dich da nicht. Vergleiche die Grundgehälter und da bist du bei üblichem TVÄ/VKA oder TVÄ/Uni in den Bereichen in denen es dann interessant wird (FA/OA) sehr schnell deutlich über den Gehältern von angeschlossenen Instituten. Man sollte da im Bereich E14 sein, ok, dafür schon ab ziemlich früh, aber das Ende von E14 ist der Beginn beim FA in TVÄ/VKA. Und die Grundgehälter sind ja dann das was Euro/Stunde ist.

docdean
21.04.2021, 12:19
Naja, komplett aus der Klinik verschwinden will ich eigentlich nicht. Ich mag den klinischen Betrieb, ich will nur nicht mehr "in der ersten Reihe" stehen sondern eher im Hintergrund rumdiagnostizieren und mich manchmal im Vordergrund einmischen. Also genau das, was ein Radiologe macht. Mein Gedanke war nur, dass man dort vielleicht was mit solchen technischen Zusatz-Fähigkeiten anfangen kann, wenn man z.B. nebenbei forscht oder in Kooperation mit Unternehmen was entwickelt. Eine große Nicht-Uni-Klinik, in der ich mich beworben hab, hat z.B. eine KI im Einsatz und der Chef hätte mir auch eine Dissertation in dem Gebiet schmackhaft gemacht. Ist aber leider insgesamt nichts draus geworden. Und wie gesagt befürchte ich, dass sowas bei den üblichen Stellen dann wieder unnütz ist, weil man dafür ggf. Experten hätte.

GelbeKlamotten
21.04.2021, 18:19
Lass den Quatsch und bewirb dich einfach breit gefächert in der Radiologie. Du hast Arbeitserfahrung als Arzt und sprichst gut deutsch, damit wirst du irgendwo eine Stelle bekommen. Dass es in der Radiologie keine 60h Wochen gibt, ist allerdings ein Trugschluss. Auch bei uns gibt es sowohl entspannte Stellen mit 40h Wochen (in der Regel in kleinen Häusern), als auch Stellen mit 60++ Wochenstunden.
Zumindest außerhalb der Unikliniken sind solche Zusatzqualifikationen vielleicht ganz nett, aber eher nicht das Haupt-Einstellungskriterium.

mbs
21.04.2021, 18:57
Es gibt viele theoretische Fächer wie Mikrobiologie, Labormedizin, Transfusionsmedizin, Pathologie etc. Dort wird es zwar nicht so viele Stellen geben, aber wenn man örtlich flexibel ist wird sich vermutlich was finden lassen. Studienarzt in der Pharmaindustrie wäre eine andere Option.

docdean
22.04.2021, 11:37
Lass den Quatsch und bewirb dich einfach breit gefächert in der Radiologie. Du hast Arbeitserfahrung als Arzt und sprichst gut deutsch, damit wirst du irgendwo eine Stelle bekommen.

Klare Ansage, danke ;-) Bisher sah es nicht so gut aus, es scheinen einfach kaum Stellen vakant zu sein, aber ich versuchs weiter.

konsti951
21.11.2021, 18:32
Hallo! Hast du also mit Data Science irgendwas angefangen oder doch nicht? Ich interessiere mich auch sehr für Data und Programmieren allgemein und hab das immer als freelancer neben dem Medizinstudium gemacht, da es viel besser als herkömmliche Nebenjobs für Studenten wie zB Kellnern, Ordi-Assistenz o.ä. bezahlt wurde. Jetzt überlege ich mir, ob man das irgendwie mit Medizin kombinieren kann. Hast du also schon eine Erfahrung gemacht?
LG
Konstantin

docdean
21.11.2021, 20:12
Nein, kann dir leider nichts berichten, hab dann doch eine reine Radiologie-Stelle gefunden. Immerhin kann ich jetzt bestätigen, dass die Fachrichtung sehr Nerd-lastig ist ��