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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Maximale Semesterzahl für Physikum bzw. das Medizinstudium (Münster)



Sisyphusleben
07.05.2021, 01:45
Hallo zusammen,
derzeit studiere ich im 2. Fachsemester, bin aber schon im fünften Hochschulsemester.

Mein erstes Semester musste ich aufgrund eines Krankenhausaufenthalts abbrechen, auf den dann auch eine Rehamaßnahme folgte. Die konnte ich ambulant vor Ort durchführen, musste aufgrund der vielen Pflichtveranstaltungen aber mein 1. Fachsemester auf das zweite und dritte Semester aufteilen. Die erste Hälfte war durch die Reha zwar zeitlich eng, aber habe alle Prüfungen direkt bestanden.

Seit dem vierten Semester geht es mir psychisch sehr schlecht. Da ich für das Studium alleine wohne, war ich seit Beginn des zweiten Lockdowns dauerhaft isoliert. Bis auf einen Schein habe ich nichts geschafft. Jetzt im fünften Semester versuche ich mich erneut am 2. Fachsemester, aber kann mich zu nichts aufraffen. Nun sind die ersten vier Wochen rum und ich habe nur alle Veranstaltungen besucht, aber ansonsten nichts nachgearbeitet oder gelernt.

Meine Jugend war von schweren Depressionen inkl. Klinikaufenthalt geprägt. Seitdem war ich aber viele Jahre ohne Medikamente oder Therapie sehr stabil. Habe also auch seit der Kinder-/Jugendpsychiatrie-Zeit keinen Kontakt zu Therapeuten gehabt. Die psychologische Beratung der Uni hat mir auf Anfrage nur mitgeteilt, dass es keine (zeitnahen) Termine gibt.


Seit dieser Woche ist meine Stimmung auf einem Allzeittief. Mache mir auch Sorgen, dass ich das Studium rein formell schon nicht schaffe, weil ich auch mit raschen Durchziehen der nächsten Semester mind. 8-9 Semester bis zum Physikum brauche. Habe in der Studienordnung nichts dazu finden können, aber irgendwo muss das ja explizit geregelt sein, weiß hier vielleicht jemand mehr dazu?


Liebe Grüße

Nefazodon
07.05.2021, 11:37
Vorweg: Ich kenne die Studienordnung von Münster nicht.

Generell glaube ich aber nicht, dass es eine Beschränkung bei den Semestern per se gibt. Es kann ja viele Gründe geben, warum jemand langsamer studiert (Krankheit, Arbeit neben dem Studium, Kinderbetreuung), sodass es zum einen wenig gerecht wäre, zum anderen dürfte eine Exmatrikulation allein aufgrund der Dauer formal (juristisch) nicht ganz so einfach sein.

Denkbar wäre allerdings zum Beispiel, dass Du in jedem Semester formal automatisch zu deinen Kursen angemeldet wirst und dass die Prüfungen als nicht bestanden gelten, wenn Du ohne Grund fernbleibst. Dann würdest Du nach einiger Zeit exmatrikuliert werden.

Ein ganz anderes Problem wäre das Bafög, wenn Du welches beziehst, denn da zählt die Semesterzahl durchaus....

Ich weiß wie gesagt nicht, wie es in Münster explizit geregelt ist, kann dir aber sagen, dass es zu meiner Zeit an meiner Uni kein Problem war, wenn die Leute gerade auch in der Vorklinik länger gebraucht haben. Ich kannte einen Komillitonen, der hat sich, weil er Schwierigkeiten mit dem Lernen oder mit Prüfungen hatte, jeden der großen Scheine einzeln vorgenommen...
Davon abgesehen ist es aber später durchaus auch üblich sich wegen einer Doktorarbeit 1-2 Semester freizunehmen...
Ich hoffe ehrlich gesagt, dass dich das ein wenig beruhigt.

Wegen 3 Semestern Verzögerung würde ich mir jetzt auf jedenfall keine allzu großen Sorgen machen, obwohl die natürlich ärgerlich sind.
Ich denke aber, dass es in deinem Fall am besten ist, wenn Du Kontakt mit dem Studiendekanat aufnimmst und deine Frage dort stellst. Denn nur das Studiensekretariat deiner Uni wird dir eine konkrete rechtsverbindliche Antwort geben können. Vielleicht beruhigt dich das dann ja auch.

Was deine Psyche an sich angeht: Ich glaube jetzt in der Coronakrise sind viele psychisch belastet. Mit einer Vorerkrankung bzw. vorbestehenden Vulnerabilität trifft einen das natürlich umso härter.
Gibt es Menschen mit denen Du reden kannst, und denen Du vertraust? Familie, Freunde? Als erstes würde ich dir raten, mit diesen zu reden. Vielleicht können sie dir helfen, dass es dir besser geht.
Versuch auch unbedingt, trotz der schweren Zeit, einen Ausgleich zu finden, und nicht nur über deine Situation zu brüten z.B. Laufen, Basteln, mit Freunden reden, eine Sprache lernen....ich glaube auch das ist wichtig...
Sollte es dir aber psychisch ganz schlecht gehen und sollte es nicht besser werden kann ich dir nur dringend raten, auch ärztliche und psychologische Hilfe zu suchen....immerhin ist deine Vorerkrankung ein Risikofaktor und Du solltest verhindern in eine schwere Depression zu stürzen. Ein erster Ansprechpartner wäre da sicherlich der Hausarzt und dann ggf. auch ein Psychiater/Psychotherapeut.

Wichtig ist: Lass den Kopf nicht hängen. Auch wenn das jetzt eine schwere Zeit ist, lässt sich das alles regeln.

Also: Meld dich beim Studiendekanat deiner Uni und mach dir erstmal nicht zu viele Sorgen. Sprich mit Familie und Freunden. Und such dir eventuell professionelle Hilfe.

Phiwi
07.05.2021, 12:52
Hallo Sisyphusleben,

die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung kann dir, wenn du akut Hilfe benötigst, einen Akuttherapieplatz vermitteln.
Ich kenne persönlich Menschen, die, wie du, durch die aktuelle Lage sehr belastet waren und über die Beratungshotline der Bzga
sehr schnell (teilweise bereits am nächsten Tag) einen ambulanten Akuttherapieplatz bei Psychotherapeut*innen vermittelt bekommen haben. Hier ein Link mit den Kontaktdaten: https://www.infektionsschutz.de/coronavirus/psychische-gesundheit.html#c12555

Zu deiner Frage bezüglich der Maximalstudienzeit: Tatsächlich könnte eine solche Regelung an deiner Uni bestehen. An meiner Uni ist dies der Fall und in der Prüfungsordnung geregelt. Laut unserer Prüfungsordnung muss nach einer bestimmten Studienzeit eine Mindestanteil an Prüfungsleistungen erbracht werden, sonst droht die Exmatrikulation. Allerdings steht in unserer Prüfungsordnung auch explizit, dass nur selbstverschuldete Gründe wie verpasste Prüfungsanmeldung dafür eine Rolle spielen. Nicht selbstverschuldete Gründe wie Krankheit sind explizit von der Regelung ausgenommen und das ist mit Sicherheit, sollte bei euch an der Uni eine solche Regelung bestehen, auch bei euch der Fall. Einen Ausschluss vom Studium aufgrund nicht errbachter Prüfungsleistungen infolge von Krankheit halte ich für verwaltungs- und verfassungsrechtlich gar nicht möglich.
Die Studien- und Prüfungsordnung in Münster kenne ich leider nicht. Daher würde ich dir raten, neben der Studienordnung auch in der Prüfungsordnung nachzulesen und sollten trotzdem Zweifel bestehen, das Prüfungsamt und/oder Studiendekanat zu kontaktieren und dort um Auskunft zu bitten. Sollte eine solche Regelung an deiner Uni bestehen, wäre es natürlich sehr wichtig, dass du dem Prüfungsausschuss gegenüber nachweisen kannst, dass die Prüfungsleistungen als gesundheitlichen Gründen noch nicht erbracht worden sind. Für den Krankenhausaufenthalt und die Reha sollte dies ja kein Problem sein. Für deine aktuellen gesundheitlichen Probleme in der Pandemiesituation wäre es vermutlich gut, wenn du, falls nicht eh schon geschehen, dich in deiner Hausarztpraxis vorstellst, damit es eine ärztliche Dokumentation über deine Krankheit gibt, auf die du im Fall der Fälle zurückgreifen kannst.

Ich bin wie auch Nefazodon sehr zuversichtlich, dass du dir über ein formelles Nicht-Bestehen deswegen gar keine Sorgen machen musst und hoffe, dass sich diese Sorgen durch eine Auskunft vom Studiendekanat/Prüfungsamt endgültig ausräumen lassen und auch, dass es dir bald wieder besser geht!

Liebe Grüße

MsLifeunderRock
11.05.2021, 07:59
Ich studiere in Münster und kenne ein paar Leute, die zum Beispiel wegen der Kinderbetreuung, jedes vorklinische Semester auf zwei Semester aufgeteilt haben.
Problematisch wird es meines Wissens nur, wenn du beispielsweise deine Chemieklausuren nicht bestanden hast, weil du dann irgendwann das Praktikum nachholen musst.
Ansonsten solltest du dich bei Frau Sensmeier zu melden und auch allgemein Rücksprache mit dem Ifas halten. Deine Situation ist nicht selbstverschuldet und ich habe die Mitarbeiter dort als sehr hilfreich und verständnisvoll erlebt. Das sollte dir auf jeden Fall einige Sorgen nehmen.

Sisyphusleben
11.05.2021, 14:01
Das werde ich tun. Die Fächer die ich gemacht habe habe ich wie gesagt direkt bestanden. Die Scheine verfallen aber nicht nach einer gewissen Zeit, sodass ich sie bzw. Teile davon wiederholen muss, oder?

Nefazodon
11.05.2021, 14:48
Scheine verfallen nicht, wenn man sie einmal hat.

Allerdings wäre es vielleicht gut, in der weiteren Studienplanung zu berücksichtigen, dass Du vielleicht die ein oder andere Wiederholungsphase brauchen wirst. Ich beziehe mich da vor allem auf das Physikum...

Denn während Scheine nicht verfallen, vergisst man das Wissen natürlich schon.
Wenn es also mit den Prüfungen auch in Zukunft klappen soll, solltest Du rechtzeitig wiederholen.

Das nur als gut gemeinter Rat.

MsLifeunderRock
12.05.2021, 08:25
Das werde ich tun. Die Fächer die ich gemacht habe habe ich wie gesagt direkt bestanden. Die Scheine verfallen aber nicht nach einer gewissen Zeit, sodass ich sie bzw. Teile davon wiederholen muss, oder?

Ne, wir hatten in meinem ursprünglichen Semester sogar eine Kommilitonin, die vor zwanzig Jahren das Physikum nicht angetreten hat. Die meisten ihrer Scheine waren anscheinend immer noch gültig. Sie musste nur ein paar von den neueren Kursen (integrierte Seminare und sowas) nachholen. Allerdings glaube ich, dass sie später das Studium doch wieder abgebrochen hat.

slanger01
12.05.2021, 09:43
Moin,

ich studiere auch in Münster und wollte dir nur ein bisschen die Sorge nehmen, dass du es formell nicht durch das Studium schaffst. Hier in Münster hast du pro Schrein sehr sehr viele Versuche (meines Wissens nach 5 mindestens, ohne Härtefallantrag, welchen du ja sicher durch die Depression bekommen könntest).

Klar wird es jetzt so sein, dass du länger als die Regelstudienzeit benötigen wirst. Das ist aber nicht schlimm, besonders in der Klinik machen sowieso alle ein oder mehrere Freisemester wegen Ausland oder Doktorarbeit. Also mach dir deswegen keinen Stress.

Und als letzter Punkt noch: Nächstes Semester wird die Präsenzlehre wieder größtenteils stattfinden (würde ich mal stark von ausgehen zumindest), vielleicht bessert sich dann auch dein psychischer Zustand, wenn die Dinge mehr und mehr zur Normalität zurückkehren und du mehr Kontakt zu Kommilitonen und Freunden haben kannst.

Ich wünsch dir auf jeden Fall viel Glück und Erfolg :)

Nilani
22.05.2021, 21:54
Also ich studiere nicht in Münster und mein Studium ist etwas länger her. Ich hab in Berlin angefangen, ziemlich hinterher gehangen wegen Krankheit, später Unfall und absolut Faden verloren ... irgendwann abgebrochen, in Magdeburg wieder weiter gemacht (bzw. von vorn angefangen und einiges anerkennen lassen.) Scheine verfallen in der Regel nicht, die Semesteranzahl ist nicht wirklich begrenzt. Irgendwann kommen Langzeitstudiengebühren, aber das braucht ne Weile und unter gewissen Umständen kann man da auch ne Befreiung beantragen. Ich hab insgesamt 23 Semester gebraucht, hatte zwischendurch ca 3 Jahre unterbrochen. Wichtig ist, dass man den Prüfungsanspruch nicht verliert, sich Hilfe sucht. In Berlin musste ich damals nachweisen, warum ich hinterher hänge, ließ sich aber problemlos erklären (u.a. Unfall). Und auch später bei der Jobsuche hat es keine große Rolle gespielt. Meist waren sie eher beeindruckt, dass man es tatsächlich am Ende durchgezogen hat.
Mach dir nicht zu viel Stress damit. Hoffe, es geht dir bald besser, viel Glück und Erfolg.