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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : MVZ-Anstellung Facharzt-Gehalt?



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Mometasonfuroat
13.05.2021, 23:33
Hallo zusammen,

eine Frage in die Runde um das Lohndumping zu unterbinden. Mein bester Freund hat aktuell ein Angebot zur Anstellung in einem MVZ erhalten für 40 Std/Woche für 83.000€ als FA und es erscheint mir sehr sehr wenig. Ich hatte ihm geraten abzulehnen, da aus meiner Sicht der Betrag mindestens sechsstellig sein müsste. Er meint allerdings, dass er hier täglich pünktlich raus kommt, Work-Life-Balance passt und das Gehalt sei marktgerecht für einen FA in Anstellung. Lage ist in Berlin.

Nefazodon
13.05.2021, 23:55
Zur Einordnung der 83.000 € erscheint mir ein Vergleich mit den gängigen Entgelttabellen der Krankenhaustarife sinnvoll:

Z.B. würde er nach Tarif Ärzte VKA im Krankenhaus als Facharzt in
Stufe I ca. 74.400 Euro pro Jahr
und in Stufe II (nach 3 Jahren fachärztlicher Tätigkeit) ca. 80.400 Euro pro Jahr bekommen.

Von daher erscheinen mir die 83.000 Euro erstmal angemessen.

Bei der Bewertung dieses Lohnes ist zu bedenken, dass dein Freund im MVZ natürlich keine Nacht- oder Wochenenddienste mehr leisten muss (im Regelfall). Daher auch nur der Vergleich mit dem Grundgehalt nach Entgelttabelle. In der Klinik würde er ohne Dienste und (bezahlte) Überstunden ja aber auch nur dieses Grundgehalt bekommen.

Natürlich wird das weniger sein, als er jetzt im KH mit Diensten verdient, aber mehr Freizeit bedeutet eben auch weniger Geld.

freak1
13.05.2021, 23:58
Entscheidend ist die Fachrichtung. Als angestellter FA bekommst du z.B. in der Radiologie ohne Probleme 150k und da wären 83k ein schlechter Scherz als Angebot...

Nefazodon
14.05.2021, 00:02
Entscheidend ist die Fachrichtung. Als angestellter FA bekommst du z.B. in der Radiologie ohne Probleme 150k und da wären 83k ein schlechter Scherz als Angebot...

Aber gilt das auch in einem beliebten Ballungsraum wie berlin mit voraussichtlich starker Konkurrenz an Bewerbern?
Da hab ich meine Zweifel...

Edit: Mal zum Vergleich: Als Oberarzt würde dein Freund nach Tarif VKA (Entgeltgruppe III, Stufe I) im Krankenhaus 93.600 Euro verdienen...

Von daher halte ich 150k in einem Ballungsraum, selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Tarifverträge zu niedrig ausgehandelt sind, für überzogen.
Wenn er verhandeln kann bzw. möchte, weil die Stelle nicht seine einzige Option ist, würde ich persönlich versuchen 100k auszuhandeln. :-meinung

Zugegebenermaßen bin ich aber auch nicht niedergelassen.

urinbeutel
14.05.2021, 00:09
Das ist das Anfang des Endes einer Ära des freien Berufs. Welches Fach macht denn der Kollege?

Nefazodon
14.05.2021, 00:32
Doppelpost

Nefazodon
14.05.2021, 00:33
Doppelpost

Nefazodon
14.05.2021, 00:35
Doppelpost

Nefazodon
14.05.2021, 00:36
Zusatz: Eine Google-Suche mit den Stichworten "angestellter arzt im mvz gehalt" ergibt als ersten Treffer folgende Aussage:


83.119 € 6.703 € Bruttogehalt (Median) bei 40 Wochenstunden: 50% der Datensätze liegen über diesem Wert und 50% darunter. 67.344 € 5.431 € (Unteres Quartil) und 102.590 € 8.273 € (Oberes Quartil): 25% der Gehälter liegen jeweils darunter bzw. darüber.

Quelle: gehalt.de

Die Spanne von 67.000€ bis 102.000€ mit dem Median von 83.000€ scheint erstmal meine erste Schätzung anhand der Werte im vergleichbaren Tarifvertrag zu bestätigen.

Ist halt die Frage, wie zuverlässig die Quelle ist.

Am besten wären natürlich Erfahrungen von Kollegen, die selbst in einem MVZ angestellt sind. Anyone here?

davo
14.05.2021, 04:38
Wie schon gesagt wurde: Die Fachrichtung ist entscheidend. Und auch die Berufserfahrung, denn die entscheidet mit darüber, welchen Umsatz man generieren kann. Als frischer Facharzt für Allgemeinmedizin bekommt man zum Einstieg vielleicht nur 80.000. In der Radiologie sind, wie schon erwähnt, 150.000 üblich.

Dein bester Freund kann sich ja einfach mal bei Fachkollegen in Berlin umhören. Sollte ja nicht so schwer sein.

Mit der Entgelttabelle zu vergleichen ist nur dann ratsam, wenn man schlecht aussteigen will. Das ist eine logische Untergrenze, aber sollte nicht das Verhandlungsziel darstellen.

Nefazodon, warum ist es dir so ein Anliegen, die Situation möglichst schlecht darzustellen und die Gehälter möglichst zu drücken?

hebdo
14.05.2021, 06:32
Zusatz: Eine Google-Suche mit den Stichworten "angestellter arzt im mvz gehalt" ergibt als ersten Treffer folgende Aussage:



Die Spanne von 67.000€ bis 102.000€ mit dem Median von 83.000€ scheint erstmal meine erste Schätzung anhand der Werte im vergleichbaren Tarifvertrag zu bestätigen.

Ist halt die Frage, wie zuverlässig die Quelle ist.

Am besten wären natürlich Erfahrungen von Kollegen, die selbst in einem MVZ angestellt sind. Anyone here?

Oh Gott, ich stelle mir die Gehaltsverhandlung vor: Ich habe gegooglet..... Und ohne Fachrichtung zu wissen ist es unmöglich eine Aussage zu treffen. Dann kommt es noch darauf an, was man in der Fachrichtung alles macht und ob noch Zusatzqualifikationen oder spezielle Fertigkeiten vorhanden sind, Wochenstunden, KV-Dienste, Rufbereitschaft, Urlaubstage, Weiterbildungsmöglichkeiten, Perspektive bzgl. Teilhaberschaft ....

Z.B. für KJP, Psychiatrie etc. ist es wahrscheinlich ein ein gutes Einstiegsgehalt

Haffi
14.05.2021, 09:53
Ich frag mich manchmal, was einige erwarten. 80 000 für einen quasi 9 to 5 Job. Wo gibt es das bitte noch?

OhDaeSu
14.05.2021, 10:23
80k pa für 40h/Woche nach 5 Jahren Berufserfahrung und 6 Jahren Studium? Z.B. im Höheren Dienst in der Justiz und Verwaltung, als RA, als NaWi, Ing, Informatiker, Jurist oder BWLer in Firmen, die nach IGMetall oder IGChemie oder entfernt daran angelehnt zahlen und so ziemlich allen übrigen DAX100 Unternehmen.

Cor_magna
14.05.2021, 10:43
80k pa für 40h/Woche nach 5 Jahren Berufserfahrung und 6 Jahren Studium? Z.B. im Höheren Dienst in der Justiz und Verwaltung, als RA, als NaWi, Ing, Informatiker, Jurist oder BWLer in Firmen, die nach IGMetall oder IGChemie oder entfernt daran angelehnt zahlen und so ziemlich allen übrigen DAX100 Unternehmen.

Mein bester Kumpel ist in nem IGmetall Unternehmen und der liegt über 80k mit ähnlicher Berufs erfahrung. 37,5 Stunden Woche.

Nefazodon
14.05.2021, 11:08
Nefazodon, warum ist es dir so ein Anliegen, die Situation möglichst schlecht darzustellen und die Gehälter möglichst zu drücken?

@davo: ist es nicht! Und es so darzustellen ist schon etwas polemisch davo.
Der Threadersteller hat lediglich eine Frage gestellt und ich habe mich bemüht, sie durch Recherche zu beantworten.
Interessanter Weise führen mich dabei zwei verschiedene Quellen zu einem ähnlichen Ergebnis.


Oh Gott, ich stelle mir die Gehaltsverhandlung vor: Ich habe gegooglet.

@hebdo: Man stelle sich eine Gehaltsverhandlung vor: Jemand namens freak1 hat mir empfohlen 150k zu verlangen, alles andere wäre eine Unverschämtheit.

Aber in einem Punkt hast Du Recht: Wir bräuchten mehr Informationen über die Fachrichtung um die es geht und eventuelle Zusatzqualifikationen, die der Praxis Geld bringen würden....

Dennoch: Ich finde, bei den Zahlen sollte man nicht vergessen, dass es sich um eine Anstellung im MVZ handelt, nicht um eine eigene Praxis.
Das heißt der Kollege muss einfach nur seine 40h abreißen ohne Verantwortung für die Organisation, ohne Verwaltung, ohne unternehmerisches Risiko und (optimalerweise) auch ohne Haftungs- oder Regressrisiko bzw. keinem größeren Risiko als im Krankenhaus. [letzteres ist vielleicht nicht immer so, sollte aber bei der Vertragsverhandlung besprochen werden. Auch danach richtet sich der Preis].

In Anbetracht der Quellenlage und in Anbetracht der Tatsache, dass wahrscheinlich niemand die Arbeit des Kollegen supervidieren wird und er somit quasi eigenverantwortlich ist, hielte ich 100k für fair, analog zur Bezahlung eines Oberarztes, und würde versuchen diese zu erreichen.

:-meinung

Wenn ihr anderer Meinung seid freak, davo und hebdo, dann erklärt doch wenigstens wie ihr zu euren Zahlen kommt und gebt eure Quellen an.
Ich lerne gerne dazu, und wenn das dazu führt, dass ich später mehr Geld verlangen kann, umso besser.

urinbeutel
14.05.2021, 11:13
Naja man sollte das Modell der Anstellung einfach vermeiden und so schnell wie möglich sich einen Kassensitz sichern. Dann ist bei vergleichbaren Aufwand mehr als das doppelte ein Gewinn drinnen. Wer für 80k ackern lässt sich offensichtlich ausbeuten.

Nefazodon
14.05.2021, 11:18
Mein bester Kumpel ist in nem IGmetall Unternehmen und der liegt über 80k mit ähnlicher Berufs erfahrung. 37,5 Stunden Woche.

Auch das spricht ja erstmal für die Gehaltsspanne, die ich erwähnt habe...
Ausgehend davon, dass 83.000 als Median in meiner Quelle angegeben werden, ist da sicher noch Luft nach oben, aber eine
*Unverschämtheit* kann ich da so erstmal nicht erkennen. Es ist eben eine Verhandlungsbasis von seiten des MVZ-Betreibers.

Edit: Na gut, der Ausdruck "über 80k" im Zitat von Cor_magna kann jetzt alles bedeuten, von 81k bis 200k oder mehr. Hatte das erst anders gelesen...im Sinne von über 80k, (aber) nicht über 90k....

Nefazodon
14.05.2021, 11:23
Naja man sollte das Modell der Anstellung einfach vermeiden und so schnell wie möglich sich einen Kassensitz sichern. Dann ist bei vergleichbaren Aufwand mehr als das doppelte ein Gewinn drinnen. Wer für 80k ackern lässt sich offensichtlich ausbeuten.

Aber darum ging es hier nicht. Vielleicht möchte der Kollege den Verwaltungsaufwand und die Verantwortung, die mit einer selbstständigen Tätigkeit verbunden sind, einfach nicht und sucht deswegen die Anstellung?
Oder er möchte es nur temporär machen um erstmal Erfahrung zu sammeln, wie es außerhalb des KH läuft?

Auch kann ich mir gut vorstellen, dass es gar nicht so einfach ist, in Berlin einen Kassensitz zu bekommen.

Jedenfalls ist es ein vergleich von Äpfeln mit Birnen eine Anstellung mit einer selbstständigen Tätigkeit zu vergleichen.

freak1
14.05.2021, 12:24
Wenn ihr anderer Meinung seid freak, davo und hebdo, dann erklärt doch wenigstens wie ihr zu euren Zahlen kommt und gebt eure Quellen an.
Ich lerne gerne dazu, und wenn das dazu führt, dass ich später mehr Geld verlangen kann, umso besser.

150k sind die Zahlen, die mir mehrere Kollegen genannt haben, die in den letzten 3 Jahren in die Praxis gegangen sind als angestellte Ärzte. Hier aber explizit alles Radiologen.

Du hast immer noch nicht erzählt um welche Fachrichtung es geht.

Dogs4Life
14.05.2021, 12:36
Aber darum ging es hier nicht. Vielleicht möchte der Kollege den Verwaltungsaufwand und die Verantwortung, die mit einer selbstständigen Tätigkeit verbunden sind, einfach nicht und sucht deswegen die Anstellung?
Oder er möchte es nur temporär machen um erstmal Erfahrung zu sammeln, wie es außerhalb des KH läuft?

Auch kann ich mir gut vorstellen, dass es gar nicht so einfach ist, in Berlin einen Kassensitz zu bekommen.

Jedenfalls ist es ein vergleich von Äpfeln mit Birnen eine Anstellung mit einer selbstständigen Tätigkeit zu vergleichen.


Du kannst übrigens auch deinen Beitrag editieren und noch was hinzufügen :) Man muss nicht für jeden Einfall einen extra Post machen :)

Und es bringt gar nichts so viel darüber zu diskutieren, wenn man keinerlei Ahnung über die Rahmenbedingungen und Qualifikationen des TE hat. Die Spanne zwischen den Fachrichtungen ist sehr groß und Zusatzqualifikationen verändern das Ganze zusätzlich noch zum Teil maßgeblich.

Wenn man dies betrachtet, merkt man schnell wie sinnlos es ist, sich die von dir genannten Quellen anzuschauen. Mal ganz abgesehen davon, dass in so ziemlich jeder von diesen Gehaltsangaben etliche Faktoren nicht berücksichtigt sind bzw. eine geringe Anzahl von Leuten dies überhaupt aufschlüsselt.