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Sim85
23.05.2021, 09:15
Hallo miteinander,

ich würde die erfahrenen Mitglieder hier im Forum um ihre Meinung zu meiner Situation bitten.

Ich bin seit mittlerweile 3 Jahren als Facharzt für Radiologie in einem großen Krankenhaus tätig. Schon seit längerem stellt sich für mich die Frage, wie es beruflich mit mir
weitergehen könnte. Inzwischen habe ich die Hoffnung aufgegeben, in meiner Abteilung befördert zu werden, was nach Aussage meines Chefs hauptsächlich daran liegt, dass ich kein
großer Interventionalist bin.

Aus dem gleichen Grund erscheint mir ein Wechsel an ein anderes Haus nicht so aussichtsreich- die Stellenangebote für OÄ, die ich so überblicke, richten sich fast ausschließlich an
Neuroradiologen oder solche, die es gerne werden wollen.
Was ich aus Praxisvertretungen mitbekommen habe, sind die Perspektiven für einen in der Praxis angestellten Radiologen auch nicht gerade rosig. Die Verträge sind wohl über die Jahre immer schlechter geworden.

Auch wenn ich meinen Beruf im Grunde schon noch mag, möchte ich nicht auf Dauer der
Knecht für die Vordergrunddienste sein (die leider immer heftiger werden) zeitgleich aber auch immer mehr Verantwortung als Oberarztvertreter übernehmen müssen. Insgesamt fehlt mir
neben der beruflichen Perspektive auch etwas die Wertschätzung für meine langjährige Mitarbeit.
Für mich ist absehbar, dass ich meine aktuelle berufliche Situation nicht mehr lange beibehalten möchte, aber eine wirklich akzeptable Alternative habe ich noch nicht finden können.

In der letzten Zeit habe ich mir Gedanken darüber gemacht, mir eine berufliche Alternative zu suchen, die mehr in Richtung geregelte Arbeitszeiten geht.

Für Behörden (namentlich Gesundheitsämter oder Agentur für Arbeit) werden immer wieder Ärzte gesucht, gleiches gilt wohl für Krankenversicherungen oder den MDK.

Kann mir hier jemand sagen, wie aussichtsreich der Einstieg in so eine ausserklinische Tätigkeit ist? Wie stehen meine Chancen, dort als Radiologe reinzukommen? Müsste ich mir vorab
noch eine Qualifikation aneignen?

Für Erfahrungsberichte oder Ratschläge, was man mit einem FA für Radiologie noch anfangen könnte, wäre ich sehr dankbar!

Feuerblick
23.05.2021, 09:37
Wenn du mal die Forensuche bemühst, wirst du u.a. zum MDK sicher Berichte finden. Dafür ist es nicht relevant, in welchem Fach du deinen Facharzt gemacht hast.

flopipop
23.05.2021, 09:48
aber es gibt doch auch möglichkeiten, innerhalb der radiologie den vordergrunddiensten und dem angio-mist zu entgehen. man kann sich zum beispiel eine oa stelle in einem kleineren haus suchen, wo keine interventionen gemacht werden oder sich bei einem mvz anstellen lassen. dann ist man zwar knecht von irgendwelchen bwl'ern, aber man hat geregelte arbeitszeiten bei guter bezahlung. und nicht zuletzt, wenn man auch unternehmerisch tätig werden will, gibt es noch die option einer niederlassung.

daCapo
23.05.2021, 11:00
Aha...sowas höre ich eher selten. Vllt liegt es an deinem Standort+gebunden?

Oberarzt Radiologie: naja es gibt nicht nur Interventionen als Schwerpunkt, sondern auch Mamma oder MRT. Wäre aber wieder in einem Krankenhaus mit Diensten.
Stellen in Praxen/MVZ-Ketten: Eigentlich gesucht und gut bezahlt, gerade erst sind 2 Kollegen von der Uni in die Praxis gewechselt. 1x OA und 1x FA.
MDK: Immer wieder Stellenausschreibungen, Feuerblick hat hier mehrmals schon was zu geschrieben im Forum.
Gesundheitsamt: da erwartet man die Weiterbildung öffentliches Gesundheitswesen, gute Arbeitszeiten, aber auch weniger gut bezahlt. Eine Kollegin von mir ist bereits in der Weiterbildung dahin gewechselt, vor allem wegen 2 Kindern.

Sim85
23.05.2021, 14:16
Danke für die Antworten bisher.

@ feuerblick :
besteht denn die Chance, dass ich beim MDK meine bisherige Tätigkeit zumindest zum Teil weiterhin ausüben kann? Also z.B. radiologische Gutachten erstellen?
@ flopipop/ daCapo: es liegt vlt. daran, dass ich noch nicht solange suche, bzw. dass ich etwas ortsgebunden bin, aber bislang habe ich noch keine gute Alternative zu meiner jetzigen Stelle gefunden. Bislang habe ich regional keine OA-stelle ausgeschrieben gesehen, die sich an einen sagen wir mal überwiegend diagnostischen Radiologen richtet. Die mir bekannten Kollegen, die in eine Praxis gegangen sind, bereuen ihren Weggang aus der Klinik zwar nicht, direkt zufrieden sind sie allerdings auch nicht (Fließbandarbeit an der Grenze dessen, was man verantworten kann, fehlende Zeiterfassung, Zukunftsperspektive hinsichtlich Digitalisierung und Outsourcing.)

Ärzte im Gesundheitswesen sind momentan sehr gesucht. Kann mir jemand sagen, wieviel einschlägige Berufserfahrung man hier bräuchte oder hätte man auch als Quereinsteiger eine Chance?

daCapo
23.05.2021, 14:23
Ich kenne es von der Uniklinik,dass relativ viele direkt oder kurz nach dem Facharzt gehen, in eine andere Klinik oder Praxis. Bei Ambitionen und Chancen auf Karriere/Oberarztstelle und je nach Qualität der jeweiligen Klinik bleiben sie.

Feuerblick
23.05.2021, 15:42
@Sim: Ja, natürlich gibt es (je nach Geschäftsbereich) gar nicht wenig radiologische Fragestellungen (PET/CT, Mamma-MRT, Upright-MRT, PET/CT bei MoyaMoya, Radiochirurgie uvm.). In aller Regel werden Radiologen genau für diese Fragestellungen, die ja nicht selten sehr speziell sind, gerne genommen. Insofern bestünde eine gute Chance, dass du in deinem Fachgebiet weiter begutachten könntest. Nicht ausschließlich vielleicht, aber doch in einem hohen Prozentsatz. Gerade für den MD (das „K“ ist in nächster Zeit Geschichte ;-) ) „exotische“ Fachrichtungen begutachten auch auf ihrem Fachgebiet. :-)

roxolana
23.05.2021, 17:03
Gerade für den MD (das „K“ ist in nächster Zeit Geschichte ;-) ) „exotische“ Fachrichtungen begutachten auch auf ihrem Fachgebiet. :-)

Was meinst du damit, "K" ist Geschichte?

@OP: In welchem Gebiet bist du denn ortsgebunden?

Feuerblick
23.05.2021, 17:10
Was meinst du damit, "K" ist Geschichte?

Der Medizinische Dienst der Krankenversicherungen heißt ab (fast) sofort nur noch "Medizinischer Dienst". Man möchte quasi durch Neuorganisation und neuen Namen verdeutlichen, dass der MD unabhängig von den Kassen ist.
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/2019/4-quartal/mdk-reformgesetz.html

Anne1970
23.05.2021, 17:12
:grins:

roxolana
23.05.2021, 17:14
Achso, verstehe.

Feuerblick
23.05.2021, 17:40
Quasi wie "Raider heißt jetzt Twix. Sonst ändert sich nix". Namenskosmetik für die, die eine Tatsache nicht glauben wollten. :-))

urinbeutel
23.05.2021, 17:43
Krank. Schon der zweite unzufriedene radiologe post innerhalb kurzer Zeit. Ist es ein Systemproblem in dem Fach derzeit? :(

daCapo
23.05.2021, 17:43
Der Medizinische Dienst der Krankenversicherungen heißt ab (fast) sofort nur noch "Medizinischer Dienst". Man möchte quasi durch Neuorganisation und neuen Namen verdeutlichen, dass der MD unabhängig von den Kassen ist.
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/2019/4-quartal/mdk-reformgesetz.html

Das war er doch auch vorher.

Lieber mal die Indikation richtig stellen für die Knie-TEP. Es gibt tatsächlich ein Video, wo ein Orthopäde zugibt, dass man um die Zahlen zu erreichen die Indikation "Großzügig" stellt. Wird sich aber kaum nachvollziehbar überprüfen lassen.

Oder richtig codieren, Entlassmanagement frühzeitig einschalten und nicht am letzten Tag, Ambulante Behandlungen nicht stationär durchführen usw.

https://www.hcm-magazin.de/falsch-zu-hoch-oder-fehlerhaft-kodiert/150/10991/396967
https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/gesundheitswesen-falsche-abrechnungen-der-kliniken-steigen-auf-rekordniveau/23977746.html?ticket=ST-2936287-NrQcX0XMOWbXAWjhym9O-ap5

Die Politik wollte, dass Krankenhäuser "Gewinn" machen und "Gesundheit ein Markt" ist. Dann muss man auch korrekt abrechnen mit dem Geld der Beitragszahler.

Die besten Hits beim MDK
a) Oberärztin, die Diabeteseinstellung bei einer fitten, mobilen, aber incomplianten Patient stationär macht, ohne Entgleisung mit schlechten HbA1c-->Kam direkt ne MDK Anfrage (zu Recht)
b) Patient war unnötig lange stationär, MDK Anfrage geht an den Stationsarzt mit der Frage: Warum der Patient so lange blieb: "Weil die Oberärztin es wollte"
c) ein Chefarzt, der sich nicht näher mit dem MDK befasst und ambulante Diagnostik oftmals stationär macht: "Wir hatten soviele stationäre Patienten dieses Jahr und nur so wenig kam dabei rum"
d) Suchtbehandlung/Alkoholentzug in der Inneren, hierfür nachts aufgenommen-->Direkt Bett in der Psychiatrie suchen; ob der stationäre Tag für die Suche des Bettes in der Suchtklinik bezahlt wird...wer weiß?

Feuerblick
23.05.2021, 17:52
@daCapo: Habe ich doch auch geschrieben. Es ist quasi Namenskosmetik für diejenigen, die Tatsachen bisher nicht glauben wollten. :-nix

Anne1970
23.05.2021, 17:59
Quasi wie "Raider heißt jetzt Twix. Sonst ändert sich nix". Namenskosmetik für die, die eine Tatsache nicht glauben wollten. :-))

Der MDK geht, MD kommt. :D ( es gab früher mal so eine Werbung:“Der Tag geht,(...) kommt.“

Anne1970
23.05.2021, 18:02
Oft gibt es genügend Gründe, warum die Höchtsliege-Dauer überschritten wird. Dokumentation ist dein Freund! :grins: Stimmt’s Funkel? :-)

Feuerblick
23.05.2021, 18:13
Stimmt, an die Werbung hatte ich auch kurz gedacht. :-))
Klar ist Dokumentation dein Freund. :-) Gerne in kurzer, aber prägnanter Darstellungsform. Man muss aber sagen, dass ganz, ganz viele Leistungserbringer (eigentlich die meisten) inzwischen verinnerlicht haben, dass man zwar die Regeln doof finden kann, Rebellieren durch Nichtbefolgung aber einfach nur schadet.

Aber nun wieder zurück zur eigentlichen Frage.

daCapo
23.05.2021, 18:22
Stimmt, an die Werbung hatte ich auch kurz gedacht. :-))
Klar ist Dokumentation dein Freund. :-) Gerne in kurzer, aber prägnanter Darstellungsform. Man muss aber sagen, dass ganz, ganz viele Leistungserbringer (eigentlich die meisten) inzwischen verinnerlicht haben, dass man zwar die Regeln doof finden kann, Rebellieren durch Nichtbefolgung aber einfach nur schadet.

Aber nun wieder zurück zur eigentlichen Frage.

Ja?
Also bei meinen bisherigen Kliniken, kamen immer die Anfragen. In einer Klinik machte es aber der Oberarzt (fast jede 2. Akte hatte eine Anfrage).

Feuerblick
23.05.2021, 18:26
Naja, dass Anfragen kommen, heißt ja nicht, dass bei Dokumentation und Aufenthalt etwas schiefgelaufen sein muss. Diese Sachen waren halt auffällig aus irgendeinem Grund.

Aber bitte... zurück zum Thema, denn das hatten wir ja alles schon und der TE möchte andere Dinge wissen.