Tätigkeit als Vertretungsarzt (früher Honorararzt)

[RussianAngel]

Hallo zusammen

da ich mich für die Tätigkeit eines Vertretungsarztes (früher Honorararzt genannt, nach dem letzten Entscheid wohl kein ganz richtiger Begriff) sehr interessiere und keinen passenden Tread finden konnte: hat das jemand, insbesondere über eine online-Agentur wie viantro, doctari etc. gemacht?
Lohnt sich das, wie sind so die Erfahrungen? Rein von dem Verdienst her scheint es mir relativ lukrativ, insb. bei Bereitschaftsdiensten.

Hat jemand Erfahrung mit Vertretungseinsätze in anderen Ländern, habe eben von Bekannten etwas über England (locum), aber auch was von Afrika gehört?

Würde mich über Tipps und Tricks, sowie über Erfahrungen sehr freuen :)

[Emerald]

Meine eigene Erfahrung habe ich nicht, aber kann von meinem bekannten erzählen. Er ist ein Facharzt in Viszeralchirurgie und hat ein Paar Monate als Vertretungsarzt in unserer Abteilung gearbeitet. Es meint, als Viszeralchirurg sei es eher ungünstig keine feste Stelle zu haben, weil er nicht genug Dienste bekommt und viele Steuer und Versicherungen selber bezahlen musse. Früher haben die Vertretungsärzte mehr als heute verdient, aber jetzt sei es nicht mehr so günstig.
Andere Geschichte mit Anästhesiologen - die können in s.g. Anästhesie-Teams und als Notärzte sehr gut verdienen.

[RussianAngel]

Hat wirklich keiner Erfahrung? Dies würde mich sehr interessieren: ist es finanziell lukrativ? Findet man leicht Einsätze? Kann man auch ohne Agentur was finden?

[cartablanca]

Man kann gut verdienen aber es ist auf Dauer extrem sozial belastend irgendwo im Nirgendwo mit Leuten zusammen zu arbeiten die man danach nie wieder sieht. Für ein Jahr ist es okay. Da kann man Geld sammeln für eine Praxis etc..

[RussianAngel]

Und wie kommt man denn am besten an so was? Ich würde am liebsten irgendwo Bereitschaftsdienste oder so machen, also irgendwo wo keiner da ist (inkl. keine/wenige Pat) hehe, so dass ich eventuell an der Forschung etc. arbeiten könnte :D

Was ist so der übliche Verdienst? Ist man genug flexibel?

[PsychoFan]

Lukrativ ist es, aber denke bitte an die Bürokratie. Jede Vertretung (auch nur einmalig ein 12-Stundendienst) bedeutet Wechsel der Ärztekammer und des Versorgungswerkes für halt diese einmaligen 12 Stunden. Die Bearbeitungszeiten der Meldungen an Ärztekammern dauern Monate, in der Zwischenzeit bis die anfangen zu bearbeiten, hat sich die Situation bereits 10 oder mehr mal verändert.

Hinzu kommen noch Probleme mit der Krankenversicherung, falls freiwillig gesetzlich versichert. Der Versicherungsschutz endet mit dem Ende des Arbeitsvertrages. Eine erneute Anmeldung ist erst nach Abmeldung durch Arbeitgeber möglich, also in der Regel im Folgemonat. In der Zwischenzeit kein Krankenversicherungsschutz. Bei mir hat die Krankenkasse zweimalig die Bezahlung der Behandlungskosten abgelehnt. In Rettungsstelle eingeliefert und erfahren kein KV-Schutz, obwohl Antrag 5 Wochen früher abgeschickt, aber dieser halt noch nicht durch Kasse bearbeitet wurde.

[RussianAngel]

Lukrativ ist es, aber denke bitte an die Bürokratie. Jede Vertretung (auch nur einmalig ein 12-Stundendienst) bedeutet Wechsel der Ärztekammer und des Versorgungswerkes für halt diese einmaligen 12 Stunden. Die Bearbeitungszeiten der Meldungen an Ärztekammern dauern Monate, in der Zwischenzeit bis die anfangen zu bearbeiten, hat sich die Situation bereits 10 oder mehr mal verändert.

Hinzu kommen noch Probleme mit der Krankenversicherung, falls freiwillig gesetzlich versichert. Der Versicherungsschutz endet mit dem Ende des Arbeitsvertrages. Eine erneute Anmeldung ist erst nach Abmeldung durch Arbeitgeber möglich, also in der Regel im Folgemonat. In der Zwischenzeit kein Krankenversicherungsschutz. Bei mir hat die Krankenkasse zweimalig die Bezahlung der Behandlungskosten abgelehnt. In Rettungsstelle eingeliefert und erfahren kein KV-Schutz, obwohl Antrag 5 Wochen früher abgeschickt, aber dieser halt noch nicht durch Kasse bearbeitet wurde.

Super, danke für die ausführliche Antwort! Interessante Überlegungen, war mir nicht so sehr im Klaren. Aber die Bürokratie findet schon irgendwie ihren Lauf, oder? Hast Du es mit einer Agentur oder ohne gemacht?

[PsychoFan]

Aber die Bürokratie findet schon irgendwie ihren Lauf, oder?

Ja, "irgendwie" schon. D.h. mit einem über einjährigen Verzug, habe gerade den Status für März 2020 geklärt. Wir haben jetzt Juni 2021.


Hast Du es mit einer Agentur oder ohne gemacht?

Teils mit, teils ohne.

[RussianAngel]

Ja, "irgendwie" schon. D.h. mit einem über einjährigen Verzug, habe gerade den Status für März 2020 geklärt. Wir haben jetzt Juni 2021.



Teils mit, teils ohne.

Okay, alles klar. Naja, Bürokratie ist immer mühsam, ich wäre da recht resistent und geduldig, ist doch egal wie lange das dauert, oder? Das Geld hängt damit nicht zusammen, oder? Und wenn man privat versichert ist oder vom Ausland zum Arbeiten anreist?

[PsychoFan]

oder vom Ausland zum Arbeiten anreist?

Dann ist es Zuzug aus dem Ausland - mehrmonatige Bürokratie jedes Mal.

[Nilani]

Und wie kommt man denn am besten an so was? Ich würde am liebsten irgendwo Bereitschaftsdienste oder so machen, also irgendwo wo keiner da ist (inkl. keine/wenige Pat) hehe, so dass ich eventuell an der Forschung etc. arbeiten könnte :D

Was ist so der übliche Verdienst? Ist man genug flexibel?

Dann vielleicht fester Standort. Ich arbeite in einer Kleinstadt mit ca. 15 Reha-Kliniken. Einige sind recht easy (die, in der ich jetzt bin und die, wo ich vorher war), gibt aber auch welche mit schwer kranken Leuten (Neurologische Kliniken und WS-Zentrum mit Querschnittspat., großen Skoliose-OPs z.B.). Hier suchen die Kliniken immer mal wieder Ärzte für Bereitschaftsdienst und ich kenne einige, die bei uns Dienste gemacht haben und halt munter in den Kliniken unterwegs sind.

[Lakemond]

Bald werden 3 Jahre seitdem ich als Vertretungsarzt arbeite. Bin mehr als zufrieden. Finanziell ist es schon sehr lukrativ. 150k bekommt man hier locker. Mache fast ausschließlich Dienste, bedeutet viele Vormittage frei (wenn man gerade nicht 600 km zum Dienst fahren muss, was manchmal auch vorkommt). Urlaub wie lange und wann man will. Bin bei einer ÄK und VW. Man kann sich z.B. bei doctari auch unbefristet anstellen lassen, sodass man nicht immer den Antrag auf Befreiung von der DRV stellen muss.

[PsychoFan]

Bin bei einer ÄK und VW. Man kann sich z.B. bei doctari auch unbefristet anstellen lassen, sodass man nicht immer den Antrag auf Befreiung von der DRV stellen muss.

Wie machst Du das, dass Du bei einer Ärztekammer und einem Versorgungswerk bleibst, wenn die Tätigkeiten in verscheide Kammernbereiche fallen?

[RussianAngel]

Dann ist es Zuzug aus dem Ausland - mehrmonatige Bürokratie jedes Mal.

Bist Du Dir sicher? Dachte man kann bis zu 180 Tagen in Deutschland arbeiten, ohne steuerlich dort sesshaft zu sein (natürlich aber in dem anderen Land).

[PsychoFan]

Bist Du Dir sicher? Dachte man kann bis zu 180 Tagen in Deutschland arbeiten, ohne steuerlich dort sesshaft zu sein (natürlich aber in dem anderen Land).

Ja, steuerlich ja. Aber Du darfst nicht bei der Ärztekammer bleiben, wenn Du ins Ausland ziehst. Und nicht bei der Krankenversicherung.

[RussianAngel]

Dann vielleicht fester Standort. Ich arbeite in einer Kleinstadt mit ca. 15 Reha-Kliniken. Einige sind recht easy (die, in der ich jetzt bin und die, wo ich vorher war), gibt aber auch welche mit schwer kranken Leuten (Neurologische Kliniken und WS-Zentrum mit Querschnittspat., großen Skoliose-OPs z.B.). Hier suchen die Kliniken immer mal wieder Ärzte für Bereitschaftsdienst und ich kenne einige, die bei uns Dienste gemacht haben und halt munter in den Kliniken unterwegs sind.

Welche Stadt? Gerne PM :) Danke Dir bestens, so was ähnliches wäre echt prima :) Merci, werde mich revanchieren, falls ich vorbeikomme hehe :)

[firstdayofwinter]

Das würde mich auch mal interessieren O_O

[dmtec]

Es gibt ja solche und solche Honorararzt stellen. Ich zum Beispiel bin über Hire a Doktor wo ich eigentlich nur einmal in einer Klinik arbeiten wollte dazu gekommen, dass ich jetzt dort quasi festangestellt also im Rahmen eines Rahmenvertrages angestellt bin. Das hat nur Vorteile. Ich kann mir meine Schichten aussuchen wie viele ich mache und wann ich sie mache und weiß um meine Tätigkeit und kenne den Laden besser und besser.
Natürlich für das 3 fache Gehalt als Tarif.

Dafür muss man halt Autobahnkilometer abreissen.
Sowas ist halt erst nach dem FA sinnvoll da es kein Karriereprogress bedeutet.

[ehem-user-19-08-2021-1408]

Es gibt ja solche und solche Honorararzt stellen. Ich zum Beispiel bin über Hire a Doktor wo ich eigentlich nur einmal in einer Klinik arbeiten wollte dazu gekommen, dass ich jetzt dort quasi festangestellt also im Rahmen eines Rahmenvertrages angestellt bin. Das hat nur Vorteile. Ich kann mir meine Schichten aussuchen wie viele ich mache und wann ich sie mache und weiß um meine Tätigkeit und kenne den Laden besser und besser.
Natürlich für das 3 fache Gehalt als Tarif.

Dafür muss man halt Autobahnkilometer abreissen.
Sowas ist halt erst nach dem FA sinnvoll da es kein Karriereprogress bedeutet.

Darf ich fragen, wieviel deine Agentur in % von deinem Honorar dir abknöpft? Oder rechnest du jetzt direkt mit dem Krankenhaus ab? Und welche Fachrichtung?

[dmtec]

Ich wurde nur vermittelt und habe aber den Vertrag mit der Klinik
Keine Prozente