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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Assistenzarzt Innere Medizin - habe die Schnauze voll!



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schlossherr
14.06.2021, 20:52
Hallo,

ich bräuchte mal euren Ratschlag bezüglich meiner Situation.

Ich bin im ersten Jahr (7 Monate Erfahrung) und arbeite in der Inneren Medizin - Schwerpunkt Gastroenterologie. Die Klinik ist aufgeteilt in zwei Standorte (Gastro und Kardio).

Aktuell sind wir drei Stellen unterbesetzt aufgrund von kurzfristigen Ausfällen und Schwangerschaften und nachfolgende Bewerber gibt es nicht. Bereits letztes Jahr mussten zwei Honorarärzte eingestellt werden um den Stationsbetrieb irgendwie aufrecht zu erhalten.

Die Überstunden vieler Assistenten summieren sich immer mehr auf und ich habe jetzt wieder einen Nachtblock von 4 Nächten hinter mir (der zweite innerhalb von 2 Wochen) und da sind leider wieder unschöne Dinge passiert.

Unsere Intensivstation ist aktuell permanent voll und es ist kein Bett frei. Gestern Abend kam ein Fußgängerpatient (schmerzloser Ikterus), der innerhalb einer halben Stunde im Rahmen einer schweren Cholangiosepsis mit Gallenblasenhydrops sowie intra- und extrahepatischer Cholestase (Bilirubin über 30) komplett eingebrochen ist, septisch wurde, einen massiven Fieberanstieg hatte und a.e. eine septische Enzephalopathie zeigte. Ich habe meinen Hintergrund angerufen, diese verwies mich an ihren Endo-Hintergrund (die OA welche keine Endoskopischen Interventionen können, haben einen Endo-Hintergrund) mit der Frage ob heute noch eine ERCP durchgeführt werden sollte. Der Endo-Hintergrund schob die Symptomatik auf einen Fieberschub im Rahmen der Cholangitis und es wurde keine Endoskopie durchgeführt. In der Zwischenzeit konnte ich mit Ach und Krach noch ein Notfallbett auf ITS aktivieren, der Patient wurde dort dann übernommen und obwohl seitens der ITS (FA und OA Anästhesie) weiterhin auf eine Notfall-ERCP gedrängt wurde, wurde dies nicht gemacht.

In derselben Nacht hatte ich eine Fußgängerin (20 Jahre), die etwas Brust- und Rückenschmerzen nach zweiter Covid-Impfung hatte. Die Pflege wollte die Patientin eher an den Hausarzt verweisen, ich habe sie mir trotzdem angeschaut und aufgrund der Schmerzsymptomatik (Sinustachykardie, Druckschmerz auf der Brust, Verstärkung bei Bewegung, Schmerzen beim Einatmen) habe ich eine Troponin-Diagnostik veranlasst, was dann auch erhöht war. Ich habe dann den Vordergrunddienst der Kardiologie am anderen Standort angerufen mit Bitte um Übernahme der Patientin. Dort hieß es, sie könne das nicht entscheiden und ich solle mich an den Kathether-Hintergrund wenden. Diesen habe ich angerufen und der sah die Indikation für eine IMC/ITS-Überwachung am Monitor. Ich habe dann den Vordergrunddienst wieder angerufen mit der erneuten Bitte die Patientin zu übernehmen zur Überwachung. Diese verwies mich an die ITS ihres Hauses. Ich habe dann dort angerufen mit der Bitte die Patientin zu übernehmen mit Monitor-Überwachung. Der ITS Dienst meinte, eigentlich habe er kein Bett aber es sei jetzt ja fast schon Morgen und ich solle die Patientin schicken, man nehme sie auf der DU in der ZNA an den Monitor und würde sie dann im Verlauf auf die ITS nehmen. Er bespreche dies mit der ZNA aber dies sei kein Problem und man übernehme das. Kurze Zeit später bekam ich grünes Licht für die Verlegung und habe sie verlegt. Für mich war das Thema erledigt.

Heute bekam ich einen bitterbösen Befund (welcher auch im System steht), dass die Patientin von der ZNA dann auf Normalstation gegangen sei und er das mit mir (ich namentlich erwähnt) ganz anders besprochen hätte, die Patientin hätte auf ITS gemusst und wenn nicht dort, dann in einem anderen Krankenhaus (was auch stimmt, was er so gesagt hat). Mir schiebt man jetzt den schwarzen Peter zu, obwohl mir die dortige ITS grünes Licht gegeben hat. Hätte man von Anfang zu mir gesagt, nein ich könne die Patientin nicht schicken, dann hätte ich ein anderes Krankenhaus gesucht. In meinem Verlegungsbrief stand explizit nach RS mit betreffendem Oberarzt stationäre Aufnahme ITS. Im Aufnahmeprotokoll der Kollegin im Vordergrund stand dann Verlegung auf Normalstation nach Rücksprache mit ihrem Chefarzt. Jetzt wird im System (Befund für alle lesbar) die Sache so dargestellt, dass ich mich über die Anweisung des OA hinweggesetzt hätte.

Eine Nacht vorher bekam ich vom Partnerstandort eine Übernahme bei hydropischer Dekompensation, Aszites, V.a. SBP. Alles sei geschallt und kardiologisch abgeklärt. Die Patientin sei etwas verlangsamt, aber sonst sei neurologisch alles unauffällig (Schädel CT gelaufen). Sie sei völlig stabil etc. bei BWK-Fraktur mit Bettruhe. Die Patientin kam, war kaum ansprechbar, musste durch starkes Schütteln geweckt werden, antworte nur mit Ja und Nein, Leberzirrhose bekannt aber kaum Aszites, massive Adipositas (man dachte das sei der Aszites), massive Ödeme, dyspnoisch etc. Kardiologisch war eigentlich bis auf ein klebendes Langzeit-EKG gar nichts abgeklärt, bei nitritpositivem HWI wurde Cefuroxim aufgrund eines septischen Labors angefangen ohne Kultivierung etc. Sofort war man sich einig, dass das nichts für eine Normalstation ist. Ich hatte natürlich keine ITS-Kapazität und habe dann mit Ach und Krach bei voller ZNA in der Nacht nach 1h Rumtelefonieren die Verlegung in ein anderes Haus hinbekommen.

Ich sag es ganz ehrlich, dass ich die Schnauze aktuell von diesem Job gestrichen voll habe. Wir sind unterbesetzt, mussten die Stationen mit einer Kraft weniger teilweise machen, Überstunden ohne Ende und dann Dinge, bei welchen einem die Schuld zugeschoben wird obwohl man überhaupt nichts dafür kann.
Was würdet ihr mir empfehlen? Sofortige Kündigung? Das Thema ansprechen?

davo
14.06.2021, 21:08
Klingt nach einem Haus, das so überlastet ist, das es keine gute Arbeit mehr liefern kann.

Und nach menschlichen Problemen. (Die IMHO besonders häufig dann zu Tage treten, wenn die Leute mit der Arbeit nicht mehr klarkommen.)

Dass der Katheter-Hintergrund oder ITS-Dienst dir jetzt den schwarzen Peter zuschiebt, ist menschlich unfein, zeigt vielleicht, dass auch der nicht mehr mit der Situation zurechtkommt. Im Idealfall solltest du da Rückendeckung von deinem Chef bekommen, damit besagter Befund revidiert wird. Ich an deiner Stelle würde diesen Befund auf jeden Fall zeitnah mit deinem Chef besprechen. Aber so wie sich die Zustände an diesem Haus anhören, ist durchaus denkbar, dass du keine Rückendeckung bekommen wirst.

Und in weiterer Folge würd ich mir ehestmöglich ein Haus suchen, das personell so aufgestellt ist, dass es mit der Patientenlast klarkommt. Das scheint dzt. ja eindeutig nicht der Fall zu sein. Verständlich, dass die Arbeit so keinen Spaß macht.

cartablanca
14.06.2021, 22:07
Irgendwie komm ich grad nicht ganz klar? Septisches Labor bei HWI und Cefuroxim? Va. SBP und Cefuroxim? Hat sich wieder was geändert? Normalerweise gibt man bei sowas doch nicht Cefuroxim sondern Ceftriaxon.
Egal: ein Haus, das Honorarärzte einstellen muss, ist kein Haus an dem du langfristig bleiben solltest. Es muss schon gute Gründe geben warum du dort bleiben willst (man wird großzügig in Funktionen eingeteilt, deine Freunde und Familie leben da, sowas halt). Ansonsten such dir was Neues. In der Inneren gibt es Stellen wie Sand am Meer. Man braucht auch kein schlechtes Gewissen haben. Die Politik hat sowieso entschieden die kleinen Häuser dicht zu machen.

schlossherr
14.06.2021, 22:13
Irgendwie komm ich grad nicht ganz klar? Septisches Labor bei HWI und Cefuroxim? Va. SBP und Cefuroxim? Hat sich wieder was geändert? Normalerweise gibt man bei sowas doch nicht Cefuroxim sondern Ceftriaxon.
Egal: ein Haus, das Honorarärzte einstellen muss, ist kein Haus an dem du langfristig bleiben solltest. Es muss schon gute Gründe geben warum du dort bleiben willst (man wird großzügig in Funktionen eingeteilt, deine Freunde und Familie leben da, sowas halt). Ansonsten such dir was Neues. In der Inneren gibt es Stellen wie Sand am Meer. Man braucht auch kein schlechtes Gewissen haben. Die Politik hat sowieso entschieden die kleinen Häuser dicht zu machen.

Ja der andere Standort hat die Verdachtsdiagnose eines HWI und einer SBP gestellt und Cefuroxim gegeben. Natürlich gibt man da Ceftriaxon, dies habe ich bereits direkt bei Aufnahme umgestellt. Ich habe mich genauso gewundert, warum man da Cefuroxim gegegeben hat. Eine Erklärung bekam ich nicht.

cartablanca
14.06.2021, 22:31
Ja der andere Standort hat die Verdachtsdiagnose eines HWI und einer SBP gestellt und Cefuroxim gegeben. Natürlich gibt man da Ceftriaxon, dies habe ich bereits direkt bei Aufnahme umgestellt. Ich habe mich genauso gewundert, warum man da Cefuroxim gegegeben hat. Eine Erklärung bekam ich nicht.

Überleg dir noch mal ernsthaft, ob du Innere machen willst. Wenn ich noch mal anfangen würde würde ich ein kleines Fach wählen (HNO, Auge, Uro, Gyn).

daCapo
14.06.2021, 23:35
sehr verständlich, ich würde die Tatsachen schon klarstellen bzw. klar dokumentieren (das erzeugt ggfs. weniger Wirbel als es direkt anzusprechen).
Hier hört man dauernd sowas (z.B. Thread Medizinstudium-Fehler meines Lebens uvm.), relativ weit verbreitet. Würde 1 Jahr vollmachen und dann was anderes suchen. Innere kann man sich gut in anderen Fächern anrechnen lassen.


Überleg dir noch mal ernsthaft, ob du Innere machen willst. Wenn ich noch mal anfangen würde würde ich ein kleines Fach wählen (HNO, Auge, Uro, Gyn).

würde auch von Innere abraten

RussianAngel
15.06.2021, 00:01
Es helfen teilweise wirklich nur Psychotherapie mit Buddhismus; eine einschneidende Veränderungen wirst Du in der deutschen Kliniklandschaft a.e. kaum finden; es sei denn, Du erbst mal ne Klinik oder so :D

daCapo
15.06.2021, 00:51
Also es gibt schon Möglichkeiten zb Besuch des Teflonpfannenwerks und dort mit einer Teflonschicht sich überziehen lassen

Oder über den Winter zu einem Bären ziehen und sich ein dickes Fell wachsen lassen.

anignu
15.06.2021, 02:40
Und auch aus den Fällen lernen...

Unsere Intensivstation ist aktuell permanent voll und es ist kein Bett frei...
In der Zwischenzeit konnte ich mit Ach und Krach noch ein Notfallbett auf ITS aktivieren, der Patient wurde dort dann übernommen und obwohl seitens der ITS (FA und OA Anästhesie) weiterhin auf eine Notfall-ERCP gedrängt wurde, wurde dies nicht gemacht.
Klingt nach "korrekt abgelaufen" von deiner Seite. Ob das eine Notfall-ERCP hätte sein müssen oder nicht hat dein Hintergrund entschieden und du hast dein Bett auf ITS bekommen. Passt doch. Was kannst du denn mehr machen?
Du bist medizinisch anderer Meinung? Also dass man mitten in der Nacht mit müdem Personal den Eingriff hätte machen sollen. Das ist deine Meinung, der Hintergrund-OA hat anders entschieden.

Die Pflege wollte die Patientin eher an den Hausarzt verweisen, ich habe sie mir trotzdem angeschaut
Das wird dir auch immer wieder mal passieren. Ist halt so. Hast dich doch richtig verhalten.

Ich habe dann den Vordergrunddienst der Kardiologie am anderen Standort angerufen mit Bitte um Übernahme der Patientin. Dort hieß es, sie könne das nicht entscheiden und ich solle mich an den Kathether-Hintergrund wenden.

Ich habe dann den Vordergrunddienst wieder angerufen mit der erneuten Bitte die Patientin zu übernehmen zur Überwachung. Diese verwies mich an die ITS ihres Hauses.
Und das ist einer der Fehler. Wieso sollst DU dich denn an IHREN Hintergrund wenden? Wieso suchst DU für IHRE Patientin ein Bett? Du machst Gastro, sie macht Kardio. Du hast ein reines Kardio-Problem, also muss sie sich drum kümmern. Fertig. Und mit diesem Fehler machst du dir um einiges mehr Arbeit als du müsstest und läufst nur den Problemen hinterher.
Und mit dem Brief ist es dann genauso: du hast dich mit allen Leuten unterhalten und alles organisiert, damit kann man überall deinen Namen hinschreiben. Aber wie schon erwähnt solltest du dann im Nachhinein solche Sachen mit dem Chef besprechen wenn es dich so stört dass das falsch erwähnt wurde.
Und draus lernen dass du dich nächstes Mal nimmer darum kümmerst für eine fremde Fachrichtung die Probleme wie z.B. ITS-Platz etc. zu klären...

Eine Nacht vorher bekam ich vom Partnerstandort eine Übernahme bei hydropischer Dekompensation, Aszites, V.a. SBP. Alles sei geschallt und kardiologisch abgeklärt...
Ich hatte natürlich keine ITS-Kapazität und habe dann mit Ach und Krach bei voller ZNA in der Nacht nach 1h Rumtelefonieren die Verlegung in ein anderes Haus hinbekommen.
Sowas wird dir immer wieder passieren. Leider. Verlegungen aus anderen Häusern können völlig daneben sein.

Die Frage ist halt auch: War das womöglich auch von der selben Kollegin aus dem Nachbarstandort? Nacht 1 dieser Fall, Nacht 2 der Fall mit dem Troponin... Man lernt halt auch dass es Kollegen in anderen Abteilungen gibt denen man nicht trauen kann und wenn A......-Aktionen mehrfach von exakt der selben Person kommen dann muss man sich halt auch genau überlegen was man diesbezüglich macht.

Vielleicht würde ich auch den Fall einfach mal mit einem OA oder dem Chef durchgehen. Vielleicht haben die noch Tipps auf Lager wie du dich hättest verhalten können.

Was würdet ihr mir empfehlen? Sofortige Kündigung? Das Thema ansprechen?
Es gibt meiner Meinung nach in jedem Fach immer wieder mal Häufungen von Mist.
Die Suche nach Intensiv-Kapazitäten ist in Fall 1 und 3 das große Problem, in Fall 2 hast du dich in Dinge eingemischt die nicht dein Job sind und in Fall 3 kommt eine assoziale Verlegung dazu.
Und ganz ehrlich? Ich hab auch schonmal Patienten wieder zurückgeschickt wenn die Patienten intensivpflichtig ankamen und ich kein Intensiv-Bett hatte.

Eines vielleicht auch noch: habt ihr Listen mit Telefonnummern damit man möglichst schnell die Häuser in der Umgebung bzgl. Intensivbetten fragen kann? Wenn nein würde ich vielleicht mal so eine anlegen.

ehem-user-02-08-2021-1033
15.06.2021, 06:10
*doppelt*

ehem-user-02-08-2021-1033
15.06.2021, 06:11
Und auch aus den Fällen lernen...

Klingt nach "korrekt abgelaufen" von deiner Seite. Ob das eine Notfall-ERCP hätte sein müssen oder nicht hat dein Hintergrund entschieden und du hast dein Bett auf ITS bekommen. Passt doch. Was kannst du denn mehr machen?
Du bist medizinisch anderer Meinung? Also dass man mitten in der Nacht mit müdem Personal den Eingriff hätte machen sollen. Das ist deine Meinung, der Hintergrund-OA hat anders entschieden.

Das wird dir auch immer wieder mal passieren. Ist halt so. Hast dich doch richtig verhalten.


Und das ist einer der Fehler. Wieso sollst DU dich denn an IHREN Hintergrund wenden? Wieso suchst DU für IHRE Patientin ein Bett? Du machst Gastro, sie macht Kardio. Du hast ein reines Kardio-Problem, also muss sie sich drum kümmern. Fertig. Und mit diesem Fehler machst du dir um einiges mehr Arbeit als du müsstest und läufst nur den Problemen hinterher.
Und mit dem Brief ist es dann genauso: du hast dich mit allen Leuten unterhalten und alles organisiert, damit kann man überall deinen Namen hinschreiben. Aber wie schon erwähnt solltest du dann im Nachhinein solche Sachen mit dem Chef besprechen wenn es dich so stört dass das falsch erwähnt wurde.
Und draus lernen dass du dich nächstes Mal nimmer darum kümmerst für eine fremde Fachrichtung die Probleme wie z.B. ITS-Platz etc. zu klären...

Sowas wird dir immer wieder passieren. Leider. Verlegungen aus anderen Häusern können völlig daneben sein.

Die Frage ist halt auch: War das womöglich auch von der selben Kollegin aus dem Nachbarstandort? Nacht 1 dieser Fall, Nacht 2 der Fall mit dem Troponin... Man lernt halt auch dass es Kollegen in anderen Abteilungen gibt denen man nicht trauen kann und wenn A......-Aktionen mehrfach von exakt der selben Person kommen dann muss man sich halt auch genau überlegen was man diesbezüglich macht.

Vielleicht würde ich auch den Fall einfach mal mit einem OA oder dem Chef durchgehen. Vielleicht haben die noch Tipps auf Lager wie du dich hättest verhalten können.

Es gibt meiner Meinung nach in jedem Fach immer wieder mal Häufungen von Mist.
Die Suche nach Intensiv-Kapazitäten ist in Fall 1 und 3 das große Problem, in Fall 2 hast du dich in Dinge eingemischt die nicht dein Job sind und in Fall 3 kommt eine assoziale Verlegung dazu.
Und ganz ehrlich? Ich hab auch schonmal Patienten wieder zurückgeschickt wenn die Patienten intensivpflichtig ankamen und ich kein Intensiv-Bett hatte.

Eines vielleicht auch noch: habt ihr Listen mit Telefonnummern damit man möglichst schnell die Häuser in der Umgebung bzgl. Intensivbetten fragen kann? Wenn nein würde ich vielleicht mal so eine anlegen.

Die Geschichte mit dem Hintergrund direkt anrufen kenne ich auch so. Ist aber plausibel, wenn der Hintergrund wenig Vertrauen in seine Vordergrund-Dienste hat und man nicht auf Zuverlegungen scharf ist...
Nur, dass ist dann kein Fehler des Threadstellers. Er soll sich an den Hintergrund wenden... Sonst nehmen die den Patienten nicht. Dieses Prozedere liegt außerhalb seines Verantwortungsbereichs... Das DRG System befeuert solche Probleme halt auch. Man möchte möglichst geplant aufnehmen und eben nicht jedes Ei... Und am Besten nach Intervention sofort entlassen. Da stören diese ganzen "Notfälle" einfach nur.... Man hat so schon genug Programm...(also aus Sicht des Gegenübers) und im Zweifel immer zu wenig Betten...

Lizard
15.06.2021, 08:42
Und auch aus den Fällen lernen...

Klingt nach "korrekt abgelaufen" von deiner Seite. Ob das eine Notfall-ERCP hätte sein müssen oder nicht hat dein Hintergrund entschieden und du hast dein Bett auf ITS bekommen. Passt doch. Was kannst du denn mehr machen?
Du bist medizinisch anderer Meinung? Also dass man mitten in der Nacht mit müdem Personal den Eingriff hätte machen sollen. Das ist deine Meinung, der Hintergrund-OA hat anders entschieden.

Formal für den TE korrekt gelaufen, ja.
Aber eins der wenigen Prinzipien der Sepsistherapie ist die Fokussanierung ASAP. Auch nachts mit müdem Personal.

@schlossherr Kannst du deine Privaten Nachrichten aktivieren ?

hebdo
15.06.2021, 08:42
Das klingt alles mal nach Dampf ablassen. Die geschilderten Situationen werden so ähnlich immer wieder auftreten. Einfach sauber dokumentieren und den Konflikt mit dem OA klären.

Was zu ändern ist, ist natürlich die Arbeitsbelastung. Es wird von Seiten der Stellenbesetzung immer wieder Täler geben. Insgesamt scheint die Situation aus der Ferne aber eher chronisch stabil in einem dunklen Tal .... deshalb kann ein Wechsel schon sinnvoll sein.

schlossherr
15.06.2021, 10:16
Formal für den TE korrekt gelaufen, ja.
Aber eins der wenigen Prinzipien der Sepsistherapie ist die Fokussanierung ASAP. Auch nachts mit müdem Personal.

@schlossherr Kannst du deine Privaten Nachrichten aktivieren ?

Ist aktiviert!

SophaL90
15.06.2021, 19:28
Genau deswegen habe ich auch keinen Bock mehr auf die Innere.
Irgendwann passiert dann mal was Gravierendes & man steht alleine da. Und muss damit leben, eventuell jemanden (aus Unwissenheit) geschadet zu haben. Die Innere ist der Fußabtreter für alle anderen Fachrichtungen..
Ich mach auch das Jahr noch fertig und dann sieht mich keine Innere mehr von Innen :-D

Moni Ka
15.06.2021, 20:00
The same hier.
Schön den ersten Fehler merkt man nach 7 Monate Nachtdienste in der ZNA, da wird man voll überfordert sein.

Bei mir wird leider fast jeden Fehler auf meine Hals gelegt, die Schwestern sind unschuldig, OÄ, Kollegen, Patienten was mich sehr ärgert und ich werde bei jeder kleinen pups direkt eine Einladung vom Chef erhalten.

Wenn du gerne Innere machen willst, dann such dir nach einem Jahr was neues. Ich habe das auch gemacht und bin in paar Monaten weg von der Dreckloch, schon lange ist die Luft bei mir raus!

nie
15.06.2021, 22:28
Auf eine Abteilung mit 3 unbesetzten Stellen und ständig Nachtdienste hätte ich auch kein Bock.

Die geschilderten Vorfälle wiederum sind nicht toll aber das ist nunmal der Alltag. Freie ITS Betten gibt es selten, ist ja auch nur sehr begrenzt planmäßig. Kann halt auch keiner was für, die Patienten machen halt was sie wollen… und mit Tubus im Hals ist auch schlecht in der Peripherie.

Schrottverlegungen aus anderen Häusern wird’s auch immer geben. Muss man halt kommunizieren wenn man was scheiße fand (hat das andere Haus bei der Verlegung ja auch getan…).

Und anderen Fächern gehts da auch nicht bessert, unsere Chirugie oder Neurologen haben das dieselbe Scheiße. Sowohl was die Betten als auch was die Verlegungen.

Damit muss du umgehen lernen, das wird weder durch einen Haus- noch einen Fachwechsel besser.

RussianAngel
17.06.2021, 18:16
Ich muss sagen, auch ich habe ich regelrecht diverseste Downs and Ups; was hilft Euch denn, am Ball zu bleiben? :D

_calendula_
17.06.2021, 18:49
Die Freude am Fach. :D
Das Studium war auch nicht nur lustig und die meisten werden es nicht wegen der Aussicht auf Geld/Prestige oder rein rational einen sicheren Job durchgezogen haben.

mbs
17.06.2021, 18:58
Verantwortungsdiffusion, Verantwortung und Arbeit wegschieben wollen, Personalknappheit - all das ist normal an deutschen Kliniken. Bin dagegen mittlerweile überwiegend abgestumpft. ITS Betten gibt es auch grundsätzlich so gut wie nie sofern jemand nicht intubiert und beatmet oder hoch katecholaminpflichtig ist. Dass irgendein Internist je nachts eine ERCP gemacht hätte hab ich auch glaub ich noch nie erlebt, kann mich jedenfalls an kein solches Ereignis erinnern. NSTEMI? Kathetern im Verlauf, das heißt irgendwann nächste Woche; aber Hauptsache mit Blaulicht und Notarzt in die Klinik gebracht. STEMI? Auch Blaulicht und Notarzt - und sobald der Patient in der Klinik ist wird der Hintergrund angerufen der sich dann in sein Auto setzt und - wohlgemerkt ohne Blaulicht - erstmal ne dreiviertel Stunde Anfahrtszeit hat; alles schon erlebt.

Bitterböse zynisch werden hilft manchen. Andere kriegen einen Burnout und fallen lange aus. Aber es stimmt: In der Inneren Medizin gibt es in fast jeder Stadt Stellenausschreibungen. Im Vergleich zur Chirurgie hat das Fach auch den entscheidenden Vorteil, dass man es sich auf so gut wie jede andere FA-Ausbildung anrechnen lassen kann. Wenn du ein Jahr Innere überlebt hast steht dir fast alles offen - viele theoretische Fächer, aber auch Betriebsmedizin oder Allgemeinmedizin. Das heißt keine Dienste mehr, keine Klinik mehr von innen sehen müssen - und immerhin hast du nur noch knapp ein halbes Jahr bis du das geschafft hast, also schon mehr als Halbzeit.