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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Doktorarbeit: Schwierigkeiten bei der Themenwahl



Nefazodon
18.06.2021, 20:49
Liebe Foren-Community,

wie ich bereits in einem anderen Thread geschrieben habe, hege ich bereits seit längerer Zeit den Wunsch noch zu promovieren. Nun habe ich nach längerer Suche eine Stelle gefunden, auf der dies wohl möglich wäre.
Ich soll dort als Studienarzt in einer Ambulanz arbeiten und Patienten für eine Studie rekrutieren. Das Problem ist, dass ich nicht im Rahmen dieser Studie an sich promovieren kann, da das Projekt schon anderweitig "vergeben" ist.

Allerdings wurde mir im Vorstellungsgespräch zugesichert, dass ich die erhobenen Daten gerne für ein eigenes Forschungsprojekt zu einem eigenen von mir gewählten Thema verwenden dürfe, bzw. auch gerne zusätzliche Daten erheben dürfte.
Ich muss sagen, dass ich eine klar definierte und vorgegebene Fragestellung für eine Promotion definitiv vorgezogen hätte...

An sich würde mich die Stelle ja schon reizen, mein Problem ist aber, dass ich keinerlei Erfahrung mit Forschung, klinischen Studien bzw. dem eigenständigen Aufziehen eines Themas habe.
Haltet ihr es für realistisch machbar, in Eigenregie ein Thema zu finden und in einer vorgegebenen Zeit valide zu bearbeiten?
Ein weiteres Problem das ich sehe ist, dass mein Doktorvater in spe an einer ca. 100km entfernten Uniklinik arbeiten würde und nicht an dem Ort , an dem ich arbeiten und die Daten für diese Studie erheben würde. Auch scheint der Doktorvater in seiner Forschungsarbeit primär ganz andere Schwerpunkte zu setzen, als in dem Projekt für das ich angestellt werden würde bzw. scheint diese Person sonst mit und in ganz anderen Patientenkollektiven zu forschen.
Ich glaube daher, dass der Doktorvater in spe bei der Suche nach einem eigenen Thema für meine Promotion nicht besonders hilfreich wäre.

Was denkt ihr? Sollte ich die Stelle annehmen und versuchen, ein eigenes Thema zu finden? Wie schätzt ihr die Erfolgschance bei so etwas ein? Irgendwelche Tipps, wie ich bei der Suche nach einem geeigneten Thema am besten vorgehe?


Für jeglichen Ratschlag wäre ich sehr dankbar

MfG
Nefazodon

davo
18.06.2021, 20:53
Sehr hoher Zeitbedarf, sehr hohe Misserfolgswahrscheinlichkeit. Eindeutig nicht empfehlenswert.

Nefazodon
18.06.2021, 21:21
Erstmal Danke für deine Einschätzung davo.

Der Zeitbedarf würde mich nicht so schrecken, da das, was auf der Stelle zu tun wäre, definitiv weniger wäre als bei meinen bisherigen Jobs und auch keine Dienste anfallen würden. Insofern hätte ich dort schon Valenzen.

Was mich stört, ist das Risiko eines Misserfolgs.

Hast Du irgendwelche Tipps, was ich tun könnte, um das Misserfolgsrisiko zu reduzieren?
Und hast Du vielleicht Tipps, wie ich vernünftiger Weise bei der Eingrenzung eines Themas vorgehen könnte um mich nicht zu verzetteln?

davo
18.06.2021, 21:44
Ich würd mir ganz einfach ein wohldefiniertes Projekt suchen. Sprich ein anderes Promotionsprojekt. Bei dieser Stelle sind einfach viel zu viele red flags dabei. Das wäre mir selbst mit bestmöglicher Risikominimierung noch immer viel zu riskant.

GelbeKlamotten
23.06.2021, 12:49
Sehe ich auch so. Erfolgsaussichten dürften gering sein. Eine zumindest ansatzweise definierte Fragestellung der Arbeit ist absolute Voraussetzung, wenn du nicht monate- oder jahrelang im Trüben fischen willst, ohne dass was vorangeht. Such dir was anderes.

Verfalle nicht in den „bei mir wird aber alles anders“-Irrglauben. Wird es nicht. Du würdest damit voraussichtlich einfach nur einen Haufen Lebenszeit sinnlos verschwenden. Lieber noch ein halbes Jahr weitersuchen und dann was handfestes machen.

Nefazodon
24.06.2021, 09:39
Ja, ihr habt beide schon recht. Und wenn ich nicht selbst Zweifel hätte, hätte ich vermutlich gar nicht gefragt.

Ich habe dem Projektverantwortlichen nochmal geschrieben. Die Leute dort wirken ehrlich bemüht, aber einige Antworten auf meine Fragen gefallen mir halt nicht bzw. sind mir nicht ausreichend.

Werde nochmal darum bitten, mit meinem Doktorvater in spe über eine konkrete Projekteingrenzung zu reden. Aber selbst dann erscheint das Projekt fraglich....

Ist nur einerseits schade, weil es gar nicht so viele konkrete Angebote gibt und andererseits auch etwas "unangenehm" weil ich mündlich schon zugesagt hatte und die konkreten Vertragsvorbereitungen laufen...

Endoplasmatisches Reticulum
24.06.2021, 09:46
Du brauchst keine Projekt"eingrenzung".
Du brauchst eine eindeutige, klar formulierte Fragestellung ab Tag 1.

davo
24.06.2021, 10:38
Ist nur einerseits schade, weil es gar nicht so viele konkrete Angebote gibt und andererseits auch etwas "unangenehm" weil ich mündlich schon zugesagt hatte und die konkreten Vertragsvorbereitungen laufen...

Noch viel unangenehmer ist es, wenn du ein, zwei Jahre deines Lebens in ein Projekt investiert hast, bei dem keine Doktorarbeit rausschaut...

Gerade als schon fertiger Arzt brauchst du unbedingt eine Doktorarbeit, die wohldefiniert ist.

Nefazodon
24.06.2021, 11:02
Endoplasmatisches Reticulum
Du brauchst keine Projekt"eingrenzung".
Du brauchst eine eindeutige, klar formulierte Fragestellung ab Tag 1.


Noch viel unangenehmer ist es, wenn du ein, zwei Jahre deines Lebens in ein Projekt investiert hast, bei dem keine Doktorarbeit rausschaut...

Gerade als schon fertiger Arzt brauchst du unbedingt eine Doktorarbeit, die wohldefiniert ist.

Das stimmt schon. Nur ist es leider so, dass bei den allermeisten Stellenausschreibungen zwar etwas von "Möglichkeit zur Promotion" steht, nur wenn man dann nachfragt, gibt es die Möglichkeit entweder gar nicht oder eben kein konkretes Thema.

Allerdings bin ich schon bei meiner letzten Stelle genau darauf reingefallen und möchte diese Erfahrung natürlich nicht wiederholen.
Bei dieser Stelle war es jetzt so, dass ich irrtümlich dachte, ich könnte auf dem in der Ausstellung genannten Forschungsprojekt im Rahmen meiner Mitarbeit selbst promovieren. Deswegen hatte ich mich ursprünglich beworben.
Dem ist aber wohl gar nicht so. Ich bräuchte schon noch "ein eigenes Projekt" mit eigenem Thema.

Ich war auch irritiert darüber, aber ein Freund mit Dr. rer. nat. meinte, dies wäre in den *Naturwissenschaften* so üblich.
Ich selbst finde es aber aus Sicht eines Mediziners schwierig und habe auch Sorge zu scheitern, und dann, wie davo sagt, nach zwei Jahren ohne Alles da zu stehen...

Edit: Noch ist kein Vertrag unterschrieben. Habe nochmal explizit meine Bedenken (und eure;-)) zum Ausdruck gebracht und um ein Gespräch vor Vertragsunterzeichnung gebeten. Ich fürchte aber, das wird nicht zu retten sein....unwahrscheinlich, dass wir jetzt ein Thema finden. :-nix
Die werden sich auf den Standpunkt o.g. Freundes aus den Naturwissenschaften stellen, fürchte ich

Endoplasmatisches Reticulum
24.06.2021, 11:09
Es kommt der Tag, an dem du nach ewig langer Datenerhebung in vielen schlaflosen Nächten hochmotiviert mit deinem Doktorvater am Tisch sitzt. Ihr konkretisiert endlich die fehlende Fragestellung. Und du merkst: Fuck! Du hast zig Parameter nicht erhoben, die du jetzt plötzlich brauchst. Sowas kann dir selbst mit ursprünglich gut konzipierten Arbeiten passieren. Bei so einem Nebelwerk wie hier ist es quasi garantiert. Retrospektiv extrem nervtötend und kann dein Projekt noch nach Jahren resetten. Prospektiv - Game Over!