PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ausländische Ärzte - erleben diese Fremdenfeindlichkeit oder Rassismus?



Seiten : [1] 2 3 4 5 6 7

Moni Ka
25.06.2021, 20:12
Eine Freundin von mir hat mir gertan zum Chef/OÄ zu gehen und ihn sagen worauf ich in der Zukunft achten muss. Meinen Mann findet es blöd das zu tun. Hatte jemand eine ähnliche Situation wie ich! Danke im voraus

][truba][
25.06.2021, 20:34
Man sieht bereits an deinem Online-Verhalten in diesem Forum, was du im echten Leben besser machen kannst.
Du fragst hier Dinge, die du selber entscheiden musst. Niemand kennt hier deinen Chef und deine Beziehung zu ihm. Wie er Mitarbeiter führt, ob du erwarten kannst eine sinnvolle Antwort zu erhalten. Kannst du das auch nicht einschätzen? Tja, so ist das Leben. Dann entscheide selbst ob du das machen möchtest oder nicht.

Übertragen auf die Arbeitssituation ist es doch mit Sicherheit etwas, was du besser machen kannst. Wenn du solch einfache Dinge hier nicht entscheiden kannst, bist du vermutlich auf der Arbeit ebenso unentschlossen in (vermeintlich simplen) Dingen. Fang an Sachen zu entscheiden. Ja, dann muss man manchmal auch den Arsch hinhalten wenn es schlecht lief aber das gehört nunmal dazu.
Und nein, du sollst keine hochkomplexen Patienten alleine managen. Das ist damit nicht gemeint. Ich wiederhole mich aber "irgendwann muss man anfangen selbst Entscheidungen zu treffen".

cartablanca
25.06.2021, 21:52
Eine Freundin von mir hat mir gertan zum Chef/OÄ zu gehen und ihn sagen worauf ich in der Zukunft achten muss. Meinen Mann findet es blöd das zu tun. Hatte jemand eine ähnliche Situation wie ich! Danke im voraus

Das ist eine sehr gute Idee sowohl für jetzt als auch für die Zukunft. Schnelles regelmässiges Feedback einholen für Alles was man macht. Vllt hilft es dir organisierter vorzugehen. Ich würde dir auch empfehlen eine Abteilung mit mehr ausländischen Mitarbeitern zu suchen. Sorry wenn ich das so sage aber ich beobachre seit Jahren wie ausländische Mitarbeiter von deutschen regelrecht rausschikaniert werden. Weiterhin solltest du dir einen Job ohne opt out suchen.

Kackbratze
26.06.2021, 07:29
Yay, die Rassismuskeule. Leistung ist egal, hautpsache irgendein Faktor kann gefunden werden, warum die betreffende Person NICHT selber Schuld an dem Verhalten der Vorgesetzten ist.

Ich habe mehrfach gesehen, wie Deutsche von Deutschen rauschikaniert wurden. Und nu?

cartablanca
26.06.2021, 09:34
Yay, die Rassismuskeule. Leistung ist egal, hautpsache irgendein Faktor kann gefunden werden, warum die betreffende Person NICHT selber Schuld an dem Verhalten der Vorgesetzten ist.

Ich habe mehrfach gesehen, wie Deutsche von Deutschen rauschikaniert wurden. Und nu?

Naja da muss man halt differenzieren. Vielleicht wird die "Leistung" von Ausländern kritischer beäugt? Und heftiger zugeschlagen wenn man was findet? Es betrifft übrigens nicht nur die Arbeit: du gehst eine beliebige Strasse entlang und die Leute fragen ob man dir "helfen könne" und drohen die Polizei zu rufen. Du gehst in ein Geschäft, man fragt dich, ob man dir "helfen könne" und komplementiert dich heraus. Ich kann nur sagen: wenn ich in den letzten Jahren Stress bei der Arbeit hatte dann fast ausschliesslich nur mit Deutschen. Früher dachte ich es sei ein Arzt-Pflegekonflikt. Das lag daran, dass es kaum Deutsche unter den Ärzten gab. Das ist für mich kein Zufall mehr. Keiner wird natürlich so dumm sein zuzugeben, dass man dich schikaniert, weil du Ausländer bist.

Es gibt auch Studien dazu. Leipziger Autoritarismusstudie von 2018: jeder zweite Deutsche hat fremdenfeindliche Einstellungen. Kann man mal googeln.

Rahmspinat
26.06.2021, 09:41
Hot take, aber vielleicht möchte man im Geschäft tatsächlich "nur helfen". Natürlich gibt es fremdenfeindliche Einstellungen, v.a bei den älteren Herrschaften. Ich glaube aber nicht daran, dass das die Allgemeinheit betrifft.

Matzexc1
26.06.2021, 09:45
Es gibt auch Studien dazu. Leipziger Autoritarismusstudie von 2018: jeder zweite Deutsche hat fremdenfeindliche Einstellungen. Kann man mal googeln.

Die Studie ist nicht ganz unumstritten da sie lediglich nach Rechtsextremismus sucht.
Ich kann dir sagen, dass du in der Schweiz teilweise auch nur schwer auf den Boden kommst, aus privaten Erfahrungen auf die Allgemeinheit zu schließen finde ich fragwürdig

freak1
26.06.2021, 09:56
Ich kann dir sagen, dass du in der Schweiz teilweise auch nur schwer auf den Boden kommst, aus privaten Erfahrungen auf die Allgemeinheit zu schließen finde ich fragwürdig

Das liegt bestimmt an Gold einer ehemaligen deutschen Diktatur, das dort eingelagert ist. Das färbt ab. :-D

cartablanca
26.06.2021, 10:04
Hot take, aber vielleicht möchte man im Geschäft tatsächlich "nur helfen". Natürlich gibt es fremdenfeindliche Einstellungen, v.a bei den älteren Herrschaften. Ich glaube aber nicht daran, dass das die Allgemeinheit betrifft.

Es geht nicht darum, dass man geholfen wird. Es geht darum ,dass man rausgeworfen wird, wenn man auf diese Frage mit "Nein danke" antwortet.
Das waren auch nur zwei Beispiele. Ich hab unzählige Andere.

cartablanca
26.06.2021, 10:07
Die Studie ist nicht ganz unumstritten da sie lediglich nach Rechtsextremismus sucht.
Ich kann dir sagen, dass du in der Schweiz teilweise auch nur schwer auf den Boden kommst, aus privaten Erfahrungen auf die Allgemeinheit zu schließen finde ich fragwürdig

Fremdenfeindlichkeit ist sicher kein rein deutsches Phänomen. Die Schweiz ist dich das beste Beispiel dafür. Wieviele Deutsche beklagen Rassismus in der Schweit? Da gibt es unzählige Artikel zu. Das belegt eher meine Aussage. Warum sollte es in der Schweiz anders sein als hier? Hier gibt man es allenfalls nicht zu - wegen you know...

Endoplasmatisches Reticulum
26.06.2021, 10:31
Ingroup-Outgroup-Dynamiken sind doch nicht dasselbe wie Rassismus ...

davo
26.06.2021, 10:46
Es ist wirklich sehr bequem, alles auf "Rassismus" zu schieben. Hat aber den großen Vorteil, dass immer die anderen schuld sind und man sich somit bequem zurücklehnen kann :-))

Wenn man an seinen sprachlichen und interkulturellen Kompetenzen arbeiten will, verbal und nonverbal, würd ich ehrlich gesagt genau das Gegenteil machen - an eine Abteilung gehen, an der es möglichst viele Deutsche gibt. Möglichst sorgfältig darauf achten, wie die Assistenzärzte mit den Patienten kommunizieren, wie sie mit ihren Kollegen kommunizieren, wie sie mit der Pflege kommunizieren, wie sie mit den Oberärzten kommunizieren, wie sie mit dem Chefarzt kommunizieren. Das möglichst intensiv beobachten und dann sorgfältig reflektieren und mit den eigenen Kommunikationsmustern, verbal und nonverbal, vergleichen.

Zur eigentlichen Frage von Moni Ka: Zum Chefarzt und zu den Oberärzten zu gehen um nach Verbesserungsvorschlägen zu fragen, ist eine hervorragende Idee, und IMHO absolut essentiell, um in Zukunft eine bessere Leistung erbringen zu können. Wer keine gute Selbstwahrnehmung hat, wird ohne Feedback nie was verbessern können.

Matzexc1
26.06.2021, 10:53
Es geht nicht darum, dass man geholfen wird. Es geht darum ,dass man rausgeworfen wird, wenn man auf diese Frage mit "Nein danke" antwortet.
Das waren auch nur zwei Beispiele. Ich hab unzählige Andere.

Das Vergnügen hatte ich auch schon. Es gibt Teile in D da herrscht eine Rivalität zum Nachbarlandkreis

cartablanca
26.06.2021, 11:20
Es ist auch bequem so zu tun als ob es das Phänomen nicht gäbe. Wie gesagt es gibt repräsentative wissenschaftliche Studien dazu. Wie gesagt: Leipziger Autoritarismusstudie.

Bonnerin
26.06.2021, 11:30
Es ist auch bequem so zu tun als ob es das Phänomen nicht gäbe. Wie gesagt es gibt repräsentative wissenschaftliche Studien dazu. Wie gesagt: Leipziger Autoritarismusstudie.

Man kann und sollte aber als Mitbürger:in mit ausländischen Wurzeln nicht jedes Problem auf der Arbeit mit Rassismus begründen.

Wenn bei Moni Ka in der sprachlichen Kommunikation solch schwerwiegende Defizite auftreten, dann sollte man erstmal das in der Zeit zwischen den Stellenwechseln angehen. Sonst wird es nie besser werden.

cartablanca
26.06.2021, 11:38
Man kann und sollte aber als Mitbürger:in mit ausländischen Wurzeln nicht jedes Problem auf der Arbeit mit Rassismus begründen.

Wenn bei Moni Ka in der sprachlichen Kommunikation solch schwerwiegende Defizite auftreten, dann sollte man erstmal das in der Zeit zwischen den Stellenwechseln angehen. Sonst wird es nie besser werden.

Das ist durchaus richtig. Kenne aber genug ausländische Mitarbeiter die einwandfrei Deutsch sprechen und trotzdem schikaniert wurden. In den letzten Jahren fiel mir halt auf, dass die Konstellation "Gruppe deutscher Mitarbeiter beschwert sich über einzelnen Ausländer" recht häufig vorkam. Wie gesagt, es ist keiner so dumm das offen zuzugeben. Man kennt die Konsequenzen.

Endoplasmatisches Reticulum
26.06.2021, 12:01
Letztlich sind solche Debatten fruchtlos, weil meistens der Punkt kommt, an dem die selbstbeschreibend unter Rassismus leidenden Personen Kritik an ihrer Sichtweise zur Bestätigung ihrer Sichtweise erklären. Ich gebe aber nochmals zu bedenken: Rassismus ist so ziemlich der am übelsten stigmatisierende Begriff unserer Zeit. Er sollte m.E. nicht als Kampffloskel für jede Form von Disput zwischen zwei wie auch immer gearteten Intersektionen von Menschen herhalten. Rassismus hat letztlich immer noch etwas mit Rasse und rassebezogenem Überlegenheitsempfinden zu tun. Wenn Begriffe immer breiter und allgemeiner benutzt werden, führt das verständlicherweise zu steigender Gegenwehr, weil der charakterliche Rufmord, den der Vorwurf für den Angeschuldigten impliziert, sich nicht gleichermaßen mit der zunehmenden Abstraktion des Begriffs abschwächt.

Ich denke, das ist die Quelle vieler Missverständnisse in solchen Diskussion, und nicht etwa dass Einheimische die Existenz von Rassismus pauschal abstreiten würden.

cartablanca
26.06.2021, 12:30
Letztlich sind solche Debatten fruchtlos, weil meistens der Punkt kommt, an dem die selbstbeschreibend unter Rassismus leidenden Personen Kritik an ihrer Sichtweise zur Bestätigung ihrer Sichtweise erklären.

Ich habe nie von Rassismus gesprochen sondern von Ausländerfeindlichkeit/Fremdenfeindlichkeit. Es gibt ja auch viele die Muslime ablehnen (oder jene die sie für solche halten).
56 % sagen in der Studie dass sie sich durch Muslime überfremdet fühlen.
44 % sagen man sollte Muslimen die Einreise verbieten.
Das ist jeder Zweite. Das kann man nicht unter den Teppich kehren.

Endoplasmatisches Reticulum
26.06.2021, 12:51
Ich habe nie von Rassismus gesprochen sondern von Ausländerfeindlichkeit/Fremdenfeindlichkeit.

Doch, du hast die Begriffe vermengt und (nur) das habe ich kritisiert. ;)


Fremdenfeindlichkeit ist sicher kein rein deutsches Phänomen. Die Schweiz ist dich das beste Beispiel dafür. Wieviele Deutsche beklagen Rassismus in der Schweit? Da gibt es unzählige Artikel zu. Warum sollte es in der Schweiz anders sein als hier?

cartablanca
26.06.2021, 13:51
Doch, du hast die Begriffe vermengt und (nur) das habe ich kritisiert. ;)

Ahja du hast Recht. Ich hatte einen Artikel in Erinnerung wo sich deutsche Ärzte in der Schweiz über Rassismus beklagt hatten. Ich würde den Begriff Fremdenfeindlichkeit vorziehen.