Assistenzarzt -Fach/Stellenwechsel?

[Einfgx3]

Hallo Leute,
mich würde mal eure Meinung zu folgender Thematik interessieren:

Ich bin 26 und habe Ende letzten Jahres mein Studium abgeschlossen und strebe eigentlich den Facharzt für Unfallchirurgie an. Zunächst hatte ich mich auch für diesen überall in meiner Stadt beworben. Allerdings erhielt ich nur absagen, dass die Stellensituation aufgrund von Covid aktuell keine Neueinstellungen zuließe oder Sie keine Berufsanfänger suchen. Daher habe ich mich erst einmal in der Anästhesie beworben, wo ich auch mein PJ Tertial gemacht habe und wo ich auch prompt zum 1.4. eine Stelle erhalten habe.
Dort arbeite ich aktuell in einem recht kleinen Hausmit einem recht übersichtlichem operativem Spektrum, sodass es mir mein Berufsalltag zunehmend etwas eintöniger vorkommt und ich mich teils schon unterfordert fühle.
Eigentlich war mein Plan zunächst für 2 Jahre in der Anästhesie zu blieben. Dort meine Intensivzeit und meinen Notarzt zu absolvieren und anschließend mit absolvierter Intensivzeit in die UCH zu wechseln, da ich mir dadurch einen Fuß in der Tür erhoffe und nicht mehr als Berufsanfänger abgetan zu werden. Da sich mehr und mehr herausstellt, dass ich binnen 2 Jahren nicht auf die Intensiv kann, sondern eher erst in meinem 4. Weiterbildungsjahr, habe ich Angst, dass ich diese weiteren 1,5 Jahre „verschwende“, da ich in der Zeit in der UCH fiel mehr hätte lernen können, ich aber nirgendwo in der UCH eingestellt werde, da ich ohne die Intensivzeit ja noch als Berufsanfänger gelte.
Daher stellt sich mir zu einen die Frage, ob ich schnellstmöglich (am besten noch in der Probezeit) mich noch einmal dahinter setze in die UCH zu kommen, um dort dann einfach eine Ausbildung von Anfang an zu haben. Obwohl mir eigentlich 1-2 Jahre Anästhesie gefallen würden, vorausgesetzt ich könnte die Intensivzeit und ggf. meinen Notarzt in der Zeit absolvieren. Und, ob ich nach 1-2 Jahren Berufserfahrung in der Anästhesie trotzdem noch in einem chirurgischen Fach als Berufsanfänger gelte und mir diese Zeit für Pluspunkte in der Anstellung um eine UCH-Stelle nichts bringt. Was meint ihr dazu?

[anignu]

Bei der Lektüre des Textes fallen mir ein paar Dinge auf:
- du fühlst dich nach drei Monaten in der Anästhesie schon unterfordert?
- bist du dir sicher dass eine anästhesiologische Intensivzeit auch auf eine chirurgische Intensivzeit angerechnet werden kann? Oft schon, oft werden Intensivstationen anästhesiologisch geführt und der Chirurg hat eine WB-Befugnis mit der Auflage der Rotation dorthin... aber immer? und damit auch in deinem Fall?
- welche für die UCH relevanten Tätigkeiten/Qualifikationen lernst du denn in der Anästhesie? Stationsarbeit? Notaufnahme? OP?

Eine grundsätzliche Überlegung ist richtig: die Intensivzeit ist ein wichtiger Abschnitt in der chirurgischen Weiterbildung, sie macht einen sehr viel wertvoller als Bewerber und daher werden gern Leute nach dem Common Trunc gesucht. Aber auch weil solche Leute üblicherweise selbständig die Station schmeißen können. Das lernst du in der Anästhesie nicht.

[Einfgx3]

Zu 1) Ja schon teilweise, da es in der Tat ein recht übersichtlich operatives Feld in meiner Klinik ist( lediglich UCH und PÄHW)
Zu 2) Ja, auf der traumatologischen ITS werden auch die Chirurgen für ein halbes Jahr weitergebildet und diese Zeit würde mir angerechnet werden.

Deine letzte Frage und der letzte Absatz bestärken meine Zweifel dahingehend, ob es die richtige Entsheidung war erst einmal mit der Anästhesie anzufangen, da ich dort eben genau solche Qualitäten nicht lerne. Das spricht alles eher dafür, dass ich möglichst schnell in irgendein chirurgisches Fach wechseln sollte, um später ( oder mit Glück sofort) in die UCH wechseln zu können.

[medcat]

Ich hatte exakt das gleiche Problem wie du bzgl. Stellensuche als Berufsanfängerin in der UCH - wegen Corona Einstellungsstopp... Habe jetzt für den Herbst etwas gefunden aber mein Eindruck ist, dass die Lage momentan wieder etwas entspannter ist auf dem Einstellungsmarkt für die UCH (zumindest im Vergleich zum 1. Halbjahr 2021). Würde das also JETZT für eine Bewerbungsphase in der UCH nutzen, denn wenn du im Herbst/Winter damit anfängst - who knows, mit Corona und so....

[trofl]

Und ein anderes chirurgisches Feld ging nicht? Fände ich jetzt naheliegender als in der Anästhesie anzufangen.

[mbs]

Mein Eindruck ist, dass es für die Karriere im Wunschfach besser ist möglichst viel Zeit in selbigem verbracht zu haben, möglichst früh möglichst viel zu können - und was du für Fach X brauchst lernst du eben primär in Fach X und eben nicht in Fach Y, auch wenn es die ein oder andere kleinere Schnittmenge geben mag.

Exkurse in andere Fächer sind eher für Querschnittsbereiche wie Allgemeinmedizin oder Notfallmedizin wertvoll. Oder um den eigenen Horizont zu erweitern, sich sicherer zu werden was man wirklich machen will, was einem besser liegt oder ähnliches.

Möchtest du breit aufgestellt sein und möglichst viel sehen, musst du erst herausfinden wo deine Talente und Neigungen liegen? Oder bist du dir mit deinem Wunschfach sicher und möchtest da möglichst gute Aufstiegschancen haben und möglichst bald was in diesem können, gut darin werden? Danach richtet sich letztlich auch der beste Wechselzeitpunkt.

Hast du denn überhaupt schon eine Stelle in der UCh in Aussicht die dir zusagen würde? Unter Umständen macht es auch Sinn das überhaupt einmal abzuklären - und auch die Reaktionen und Einschätzungen potenzieller Chefs zu sehen.