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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wechseln von Klinik zum ambulanten Sektor als Internist, wie geht das?



firstdayofwinter
04.07.2021, 21:36
Hi Leute, ich bin's schon wieder mit meinen komischen Fragen:

Hab im Moment wirklich die Nase voll von Klinikarbeit, wie ich es früher nie gedacht hätte, und überlege mir ernsthaft, in den ambulanten Sektor zu gehen. Nichts dramatisches wie selbst eine Praxis zu übernehmen ohne nix hierüber zu wissen, sondern vielleicht angestellt zu sein in einer Praxis mit einem Chef/einer Chefin und mehreren Ärzten an mehreren Standorten oder MVZ. Dunkel erinnere ich mich auch daran, dass es Krankenhäuser gab, wo es zu normalen Arbeitszeiten eine Art Hausarzt gab, der/die Patienten ohne akute Lebensgefahr behandelte und nach Bedarf zur Notaufnahme für die stationäre Aufnahme weitergeleitet hatte.

Hat irgendwer von euch Erfahrung hiermit? Oder eure Freunde und Bekannte? Wie läuft so etwas? Initiativbewerbung im MVZ ist wohl eher schwierig oder? Da die nicht so viele Stellen haben wie die Krankenhäuser? Schreiben die aus? (aktuell sehe ich 0 Ausschreibungen für Innere überhaupt in meiner Umgebung (NRW), ob's wohl an Corona liegt?) Ich habe keine Ahnung von Abrechnungen etc., sollte ich mich intensiv damit beschäftigen, bevor ich irgendwas versuche, auch wenn ich nur angestellt sein möchte? Oder kann man das von den Kollegen bei der Arbeit lernen?

Für jeden Tipp wäre ich dankbar! Danke euch :)

hebdo
05.07.2021, 06:58
So wie das klingt, meinst du die Portalpraxen an Krankenhäusern. Die werden aber durch den Bereitschaftdienst der KV besetzt und nicht durch das Krankenhaus oder ein MVZ.

Ich kenne eine große Psychiatrie, die sich einen Internisten und ein hausärztliches MVZ für Konsile etc leistet.
Ansonsten gibt es nichts leichteres als eine Stelle in der hausärztlichen Versorgung zu finden. Es gibt quasi nirgends keine Stellen.

firstdayofwinter
05.07.2021, 20:37
So wie das klingt, meinst du die Portalpraxen an Krankenhäusern. Die werden aber durch den Bereitschaftdienst der KV besetzt und nicht durch das Krankenhaus oder ein MVZ.

Ich kenne eine große Psychiatrie, die sich einen Internisten und ein hausärztliches MVZ für Konsile etc leistet.
Ansonsten gibt es nichts leichteres als eine Stelle in der hausärztlichen Versorgung zu finden. Es gibt quasi nirgends keine Stellen.

Wow, wirklich? Ich hatte nur hoffnungsvoll auf die Stellenanzeigte des Ärzteblattes geschaut und nicht eine einzige Ausschreibung gesehen. Daraufhin wurde ich etwas entmutigt... Habe dann einfach auf gut Glück einem MVZ geschrieben, ob die eventuell jemanden gebrauchen können und sofort die nette Antwort erhalten: natürlich nicht ^^° Deswegen wundert es mich, dass du schreibst, es gibt quasi nirgends keine Stellen. Hab zwar gehört, dass es in ländlichen Gebieten immer noch an Ärzten mangelt, möchte aber doch lieber zumindest in der Nähe der Großstadt bleiben, wo ich zudem vor wenigen Monaten erst nach langem Suchen eine schöne Wohnung bezogen habe... Wenn mir einer einen Tipp geben kann, wo ich schauen könnte? Arztpraxen einfach anschreiben kann ja nicht der richtige Weg sein, oder?

cartablanca
05.07.2021, 20:39
Jeder Hausarzt den du anrufst wird dir eine Stelle als angestellter Assistent mit Aussicht auf Übernahme anbieten.

firstdayofwinter
05.07.2021, 20:42
Jeder Hausarzt den du anrufst wird dir eine Stelle als angestellter Assistent mit Aussicht auf Übernahme anbieten.

XDDD Was? Ich werde jetzt einfach 3 Hausärzte anschreiben und hoffen, dass die mich nicht für völlig verrückt halten oder die Info an meinen jetzigen Chef weitergeben. Wär mir zwar auch ein Stück weit egal, würde aber doch zumindest formell freundlich ausscheiden.

John Silver
05.07.2021, 20:47
Hausärztlich gibt es Sitze en masse so gut wie überall. Hab letztens geschaut, da gab es in einem hessischen Planungsbezirk 27 (!!!) freie hausärztliche Sitze. In einer nicht ganz kleinen Stadt (Hanau), nahe Frankfurt.
Fachinternistische Sitze gibt es planungsbedingt deutlich weniger, weshalb es damit logischerweise schwieriger ist, aber auch nicht unmöglich.
Ich empfehle dringend, die Selbstständigkeit nicht voreilig abzuschreiben. Die Niederlassung ist nicht sooo schwierig wie viele denken. Wenn der Wechsel nicht dringend ist, dann sich einfach etwas Zeit nehmen und bei Gründerseminaren informieren, gibt es ganz viele online, so gut wie jeden Tag. Als hausärztlicher Internist kann man heutzutage wirklich gut leben, vielerorts sogar mit Umsatzgarantie, mietfrei und mit fetten Zuschüssen.

firstdayofwinter
05.07.2021, 20:52
Das klingt auf jeden Fall super. Hatte jetzt noch mal auf der Website der KV-Nordrhein geschaut, da gibt es im 50km Umkreis exakt 1 Stellenangebot für Niedergelassene Internisten und zwar für einen Rheumatologen XDD Also kurzfristig wird das wohl erstmal nichts...

hebdo
05.07.2021, 21:55
Als allgemeiner Internist ist es schwierig einen Fachinternistischen Sitz zu bekommen bzw. darauf angestellt zu werden. Weil man nicht automatisch die entsprechenden lukrativen Leistungen abrechnen kann. Zum Beispiel Endoskopie, Echo, LZ-EKG, Dialyse, Diabetesschulungen etc.

Denkbar wäre, dass du die letzten 18 Monate der Fachinternistischen WB ambulant ableistest. Dazu musst du aber die Flaschenhälse der einzelnen Disziplinen (Koro, Schritmacher/ICD, ERCP….) schon hinter dir haben musst.

Als Hausarzt ist es viel einfacher. Du wirst die Genehmigung für die Abd. Sono und durch Kurse die Psychosomatik bekommen.

Hier mal ein Beispiel nach 5 Minuten Suche:

http://arzt-im-zentrum.de/jobangebote.html

hebdo
05.07.2021, 22:01
Spontan übers Ärzteblatt 21 Stellen um Düsseldorf.

Alternativ Personaldienstleiste: die lecken sich die Finger nach Internisten.

Sorry, aber irgendwas machst du falsch.

John Silver
05.07.2021, 22:06
Das klingt auf jeden Fall super. Hatte jetzt noch mal auf der Website der KV-Nordrhein geschaut, da gibt es im 50km Umkreis exakt 1 Stellenangebot für Niedergelassene Internisten und zwar für einen Rheumatologen XDD Also kurzfristig wird das wohl erstmal nichts...

Also wenn Du vorhast, Dich einfach auf einen Stuhl zu setzen und sehr gerne in einer Praxis sein zu wollen, wird das nix. Informiere Dich doch einfach, es gibt sehr viel leicht zugänglichen Lesestoff.

GelbeKlamotten
06.07.2021, 11:06
Also wenn Du vorhast, Dich einfach auf einen Stuhl zu setzen und sehr gerne in einer Praxis sein zu wollen, wird das nix. Informiere Dich doch einfach, es gibt sehr viel leicht zugänglichen Lesestoff.

Das tut er doch gerade. Er möchte offensichtlich (erst mal) lieber in Anstellung arbeiten als selbstständig. Und dazu versucht er sich bei Kollegen zu informieren, wo/wie man sich am besten bewirbt. Ist doch absolut legitim. Nur bisher kamen dazu außer „Mach dich lieber selbstständig“, „Informier dich doch einfach“ und „Ist eh überall was frei“ nicht viele konkrete Tipps.

hebdo
06.07.2021, 13:29
Also ich finde, dass da ganz konkrete Tipps dabei waren.

John Silver
06.07.2021, 16:02
Das tut er doch gerade. Er möchte offensichtlich (erst mal) lieber in Anstellung arbeiten als selbstständig. Und dazu versucht er sich bei Kollegen zu informieren, wo/wie man sich am besten bewirbt. Ist doch absolut legitim. Nur bisher kamen dazu außer „Mach dich lieber selbstständig“, „Informier dich doch einfach“ und „Ist eh überall was frei“ nicht viele konkrete Tipps.

Erstens waren durchaus konkrete Tipps dabei; zweitens muss man als jemand, der zumindest angestellt in eine Praxis will, deutlich mehr Eigenständigkeit an den Tag legen, als einfach nur in ein Forum zu gehen und darauf zu warten, dass irgendjemand für einen die passenden Stellenanzeigen sucht und auf dem Silbertablett serviert. Das Arbeiten in einer Praxis ist nun mal, auch für angestellte Fachärzte, von Selbständigkeit geprägt. Wenn man nur ins Ärzteblatt schaut, selbst dort die Suche falsch durchführt, nichts findet und schon entmutigt ist, dann sollte man zunächst die eigene Herangehensweise hinterfragen, sonst wird man in einer Praxis nicht glücklich.

Evil
06.07.2021, 18:18
Es ist allerdings nicht Deine Aufgabe, in derart überheblichen Tonfall Fragende zu bevormunden oder zu erziehen. Das kannst Du bei Deinen Kindern oder Deinen eigenen (unglücklichen) Assistenten machen, aber nicht in diesem Forum. Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt.

firstdayofwinter
06.07.2021, 20:13
Erstens waren durchaus konkrete Tipps dabei; zweitens muss man als jemand, der zumindest angestellt in eine Praxis will, deutlich mehr Eigenständigkeit an den Tag legen, als einfach nur in ein Forum zu gehen und darauf zu warten, dass irgendjemand für einen die passenden Stellenanzeigen sucht und auf dem Silbertablett serviert. Das Arbeiten in einer Praxis ist nun mal, auch für angestellte Fachärzte, von Selbständigkeit geprägt. Wenn man nur ins Ärzteblatt schaut, selbst dort die Suche falsch durchführt, nichts findet und schon entmutigt ist, dann sollte man zunächst die eigene Herangehensweise hinterfragen, sonst wird man in einer Praxis nicht glücklich.

Hi, ich hatte eher darauf gehofft, dass jemand, der selbst entweder den Weg gegangen ist, oder jemanden gut kennt, der sich niedergelassen hatte, allgemeine Tipps geben könnte. Es gibt bei vielen Dingen im Leben Fallstricke, die einem nicht spontan klar werden, bevor man nicht selbst daran geraten ist oder jemanden dabei beobachtet hatte, deswegen finde ich es persönlich sinnvoll, ein bisschen umher zu fragen. Um konkrete Stellenanzeigen habe ich nicht gefragt, und in Raum Düsseldorf zum Beispiel habe ich auch nicht gesucht. Aber danke für den Link trotzdem @hebdo . Vielleicht habe ich hier was falsch verstanden und das ist gar kein Forum, wo man einfach mit Kollegen über Dinge reden kann und nach Ratschlag fragen kann? Denn allgemein muss ich sagen, dass der Ton in den Threads, die ich in den letzten Tagen aufgemacht habe, keiner ist, in dem irgendwer, der den an den Tag legt, selber angesprochen werden möchte.

Um es zusammen zu fassen: wenn du @JohnSilver nichts nützliches oder nettes zu sagen hast dann lass es doch lieber sein. Niemand ist verpflichtet, mir zu helfen oder Ratschläge zu geben, ich habe den Thread aber auch nicht aufgemacht, um deiner Frust oder Boshaftigkeit einem Ventil zu geben.

med_in_1
06.07.2021, 20:46
Dunkel erinnere ich mich auch daran, dass es Krankenhäuser gab, wo es zu normalen Arbeitszeiten eine Art Hausarzt gab, der/die Patienten ohne akute Lebensgefahr behandelte und nach Bedarf zur Notaufnahme für die stationäre Aufnahme weitergeleitet hatte.

In der Tat sind das meist dem Krankenhaus angegliederte MVZ. Auch wir haben seinerzeit gewisse "ambulante" Patienten, welche die Notaufnahme wegen Rezeptwunsch oder Rückenschmerzen seit 6 Wochen ohne Arztkontakt einfach 3 Türen weiter ins klinikeigene Hausarzt-MVZ geschickt - nach ein paar Monaten hatte selbiges aber eher zuviele Patienten....
Außerhalb der Kernarbeitszeit dürfte sich in einigen Kliniken die Portalpraxis des kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes befinden...



Stellensituation:
Nunja... Nicht alle MVZ haben rosige Arbeitsbedingungen... Beim letzten Bereitschaftsdienst jammerte ein Kollege (ob es stimmt weiß ich nicht und kann es mir auch nicht vorstellen), dass er nur 10 € pro Stunde Bereitschaftsdienst vom MVZ bekäme - ich will damit nur sagen: vorher genau informieren und beim Vertrag nicht übern Tisch ziehen lassen. Ansonsten wäre entweder eine ambulante Weiterbildung zum FA Allgemeinmedizin in Abhängigkeit der WBO sinnvoll (wird auch gefördert) oder - in einigen Bundesländern auch die ambulante Weiterbildung zu einem anderen FA. Hier würde ich aber zunächst mit der Abteilung deiner zuständigen Kammer sprechen, ob das für die am Ende auch ok geht. Dann würde ich initiativ ein MVZ anschreiben was entweder die Weiterbildungssermächtigung hat oder durch entsprechende weitergebildete Kollegen diese prinzipiell beantragen kann, und dort nachfragen. Warum du keine ausgeschrieben Stellen gefunden hast, weiß ich nicht - jedenfalls ist die Stellenlage für Ärzte fast genauso gut, wie für (qualifiziertes Fachpersonal - suche seit 3 Monaten eine Tresenkraft med Abschluss - trotz 13. und 14. Monatsgehalt, 60 Tage Urlaub etc. keine nennenswerte Bewerbung ;( )

Thomas24
06.07.2021, 21:19
Warum du keine ausgeschrieben Stellen gefunden hast, weiß ich nicht - jedenfalls ist die Stellenlage für Ärzte fast genauso gut, wie für (qualifiziertes Fachpersonal - suche seit 3 Monaten eine Tresenkraft med Abschluss - trotz 13. und 14. Monatsgehalt, 60 Tage Urlaub etc. keine nennenswerte Bewerbung ;( )

Ja, ist schwierig entsprechendes Personal zu bekommen. Ein paar kleine Tipps:
- gib deinen MFAs einen entsprechenden Bonus, wenn es Ihnen gelingt eine neue MFA zu rekrutieren (nach Bestehen der Probezeit).
Die sind in ihren social Circles und über Social Media (entsprechend Gruppen bei FB usw.) ebenfalls vernetzt. Funktioniert ganz gut. Die tun 500 - 1.000 Euro Rekrutierungsbonus nicht weh, und wenn du dafür eine zuverlässige Kraft bekommst: Jackpot.

- Wenn Quereinsteiger aus anderen Branchen in Frage kommen: Serviceorientierte, freundliche Mitarbeiter kommen oft auch aus Gastronomie/ Hotellerie, die bessere Arbeitszeiten wollen. Benötigen dann aber Training on the Job. Wir beispielsweise (operatives Augenzentrum) rekrutieren ganz gerne bei Optikern, die in den entsprechenden Ketten mit den Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten unglücklich sind, (z.B. weil Sie regelmäßig Samstag bis 18:00 arbeiten müssen).
Da genügt oft, dass eine zufriedene Optikerin dann bei ihren Freundinnen und ehemaligen Kolleginnen etwas Werbung macht- und zack, schon hat man drei potentielle Kräfte, die man gut auf spezifische Funktionen einlernen kann.

- Um eine sichere Quelle für die Nachwuchsgewinnung zu haben, wirst du dir überlegen müssen, in Zukunft selber MFAs auszubilden. Aber du bekommst im Optimalfall eine für die Abläufe und Belange deiner Praxis eine optimal eingearbeitete Kraft. Nachteil: die guten Schulabgänger (optimalerweise Realschulabschluss und höher) kümmern sich meistens schon frühzeitig vor Schluabgang um eine Ausbildung- und dann meistens außerhalb der Medizin. Der potentielle Pool für MFAs ist daher eher klein und qualitativ etwas schlechter als für andere Branchen. Manchmal kann man aber Glück haben.

- Agentur für Arbeit usw.: kann man vergessen.

- Bei Kollegen, die demnächst aufhören werden (und im HA Bereich hören ja viele auf, ohne einen Nachfolger zu finden), kann man auch manchmal etwas erfahrenes Personal stalken.

Personalgewinnung und Personalretention sind die zwei Kernthemen, die uns die nächsten Jahre noch beschäftigen werden.
Hoffe, das hilft ein wenig.

mbs
06.07.2021, 21:42
Es macht sicher auch einen Unterschied ob man auf eine Weiterbildungsermächtigung des Praxisinhabers angewiesen ist. Von denen die nach WB-Assistenten suchen haben die meisten eine. Solltest du internistischer FA sein und so was nicht wünschen oder brauchen ist die Auswahl natürlich deutlich größer.

Valoron
07.07.2021, 13:16
Hallo,
Meine Erfahrungen aus der Inneren Medizin:
Bereits in der Klinik gibt es eine enge Zusammenarbeit mit den ambulanten Hausärzten/Internisten. Man kennt sich über die gemeinsame Betreuung der Patienten sowie Fortbildungen.
Ein Arzt, der seine Facharztprüfung ablegt, bleibt entweder in der Klinik zur Spezialisierung mit der Karriereoption Oberarzt oder geht in eine Praxis. Oft Praxen, die bereits jahrelang mit der Klinik zusammenarbeiten. Die Stellen in den Praxen sind nicht ausgeschrieben, es geht über den informellen Weg.