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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tattoos als Assistenzarzt. Immer noch ein "K.O.-Kriterium"?



Mr. Holiday
19.07.2021, 20:53
Hallo Leute,

ich bin bald mit meinem PJ zu Ende und möchte mich nach seeeehr langer Überlegung tätowieren lassen (linker Ober- und Unterarm komplett, also nicht wirklich verdeckbar).
Wir haben mittlerweile schon das Jahr 2021, daher möchte ich gerne wissen, ob ein tätowierter Arzt immer noch eine "Schande" der medizinischen Welt ist, der gerne und oft von OAs/CAs raus gemobbt wird. Die Suchfunktion zeigte mir nur uralte Beiträge.

Ich habe einen guten Lebenslauf (3 Jahre Erfahrung als 2. OP-Assistent, mehrere Stipendien, Auslandserfahrung, Famulatur und PJ in UCH/PCH) und möchte definitiv in die Chirurgie (schwanke zwischen UCH und PCH). Würde es für mich dennoch zu einem Nachteil werden können, wenn ich tätowiert bin?

Freue mich auf eure Rückmeldung.

Kackbratze
19.07.2021, 20:54
Das kommt auf den Chef an. Es gibt da keine allgemeine Antwort.

Chaneira
19.07.2021, 21:04
Bei uns (heilige Uniklinik) gibt es tatsächlich sogar chirurgische Oberärzte mit Oberarm-Tattoo. Unterarme sind aber eher noch den Pflegekräften "vorbehalten".
Glaube, wenn man dich mobben "will", findet man immer auch Gründe unabhängig von Tattoos.

Nichtsdestotrotz gibt es aber sicher noch einige Chefärzte, die nur Leute ohne "Körperkunst" einstellen werden wollen. Ob die ihre "perfekten" Bewerber aber auch immer finden.. Da sagt mir meine Kristallkugel etwas anderes! :D

][truba][
19.07.2021, 21:10
Ich bin selber tätowiert (Oberarm Innenseite, man sieht es kaum aber Patienten haben mich bereits drauf angesprochen) und es interessiert eigentlich keinen. Hab auch einen ehemaligen Fach- nun Oberarzt der ziemlich zugehackt war/ist. Allerdings arbeite ich auch in Berlin. Konservativ ist hier eher selten angesagt.

Valoron
19.07.2021, 22:59
Das ist keine Werbung. Hast du schonmal DocCaro gesehen, das saß öfter mal im Fernsehen bei Lanz&Lauterbach uvm.
Oberärztin der Notaufnahme der Uniklinik Essen, jetzt Oberärztin in Duisburg in der Notaufnahme....soweit ich weiß mit einigen Bemalungen, die man nicht verstecken kann.

Wie jetzt jeder einzelne Chirurg darüber denkt, weiß ich nicht genau.
Frage dich selbst, ob du mit jmd. arbeiten möchtest, der sich daran stört.
Es gibt hier auch einige, die in der Chirurgie arbeiten. Wenn du gute Arbeit ablieferst, sollte "von der pragmatischen Mentalität her" das kein Problem sein. Es sei denn du wählst ein sehr fragwürdiges, leicht negativ besetztes Motiv (z.B. ein politisches Symbol). Hier kann natürlich auch jeder anders reagieren. So ist das mit Tattoos.

anignu
19.07.2021, 23:11
Es sei denn du wählst ein sehr fragwürdiges, leicht negativ besetztes Motiv (z.B. ein politisches Symbol). Hier kann natürlich auch jeder anders reagieren.
Dann WILL man das ja aber auch. Wenn ich mir ein politisches Symbol an gut sichtbarer Stelle tätowiere dann will ich klar meine Meinung ausdrücken und alle quasi zwingen darauf aufmerksam zu werden. Damit will man ja polarisieren.
Tattoos sind für mich so wie wenn mir jemand seine Meinung sagt. Manchmal finde ich dann diese Meinung gut, manchmal nicht. Das Problem für denjenigen mit Tattoos ist dass es Situationen gibt in denen man halt schlecht "einfach mal die Klappe halten" kann. Aber auch das will man ja dann...

Rhiannon
20.07.2021, 05:48
Hab zwar kein Tattoo, dafür aber türkisblaue Haare. Bisher nix negatives von Patienten gehört, eher wird man mal positiv drauf angesprochen. Nachteil: der Wiedererkennungswert („aber die Ärztin mit dem bunten Haaren hat gesagt….“).
Mein durchaus konservativer Chef ignoriert das einfach. Dem ist meine Arbeitsmoral offenbar wichtiger.

Reflex
20.07.2021, 07:31
Bei einem dezenten Tattoo, insbesondere bei einem Assistenzarzt im Krankenhaus, wird kein Hahn danach krähen, ob jemand tätowiert ist oder nicht. Anders kann es dagegen bei einem polarisierenden Äußeren sein und dazu zählen halt großflächige Tattoos, Piercings, extravagante Frisuren/Haarfarben und Kleidungsstile. Das kann einem schon je nach Zielklientel und gerade auch in den höheren Gehaltsklassen gegenüber dem Arbeitgeber, wo ich mich gegenüber anderen Mitbewerbern durchsetzen muss, das Leben schwerer machen. Bei einem Chefarzt werden in der Regel andere Maßstäbe gesetzt als bei einem Assistenzarzt, weil er viel mehr die Klinik präsentiert und dementsprechend auch repräsentabel wirken muss. Und Doc Care halte ich diesbezüglich für ein extrem schlechtes Beispiel, weil die gute Frau bewusst mit ihrem Auftreten immer wieder polarisiert und dementsprechend auch schon bei der Klinikleitung der Uni Essen entsprechend gelitten war.

Darüberhinaus sollte man sich aber weniger um den Arbeitgeber und Karriere als mehr um sein Patientenklientel Gedanken machen. Man darf nicht vergessen, dass ich als Arzt auch immer in der Arzt-Patienten-Beziehung eine Rolle erfülle, an die je nach Altersklasse, Bildungstand und kulturellen Hintergrund der Patienten unterschiedliche Ansprüche gestellt werden. Gerade um ein möglichst großes und breitgefächertes Klientel zu erreichen, kann es eher einfacher sei, möglichst neutral und seriös aufzutreten und das auch mit seinem Äußeren wiederzuspiegeln. Ansonsten erschwere ich mir möglicherweise die Vertrauensbildung gegenüber meinem Patienten, gerade wenn diese ein sehr konservatives Weltbild haben.

(Das ist übrigens mit ein Grund, warum ich keine knallroten Haare mehr habe und meine alten Punksachen nur noch in der Freizeit trage...)

Valoron
20.07.2021, 08:31
Angepasstheit ist grundsätzlich von Vorteil in den allermeisten Berufen. Und das muss man letztendlich mit sich selbst ausmachen, wieviel man davon möchte oder eben nicht.

Fr.Pelz
20.07.2021, 09:07
Hallo Leute,

ich bin bald mit meinem PJ zu Ende und möchte mich nach seeeehr langer Überlegung tätowieren lassen (linker Ober- und Unterarm komplett, also nicht wirklich verdeckbar).
Wir haben mittlerweile schon das Jahr 2021, daher möchte ich gerne wissen, ob ein tätowierter Arzt immer noch eine "Schande" der medizinischen Welt ist, der gerne und oft von OAs/CAs raus gemobbt wird. Die Suchfunktion zeigte mir nur uralte Beiträge.

Ich habe einen guten Lebenslauf (3 Jahre Erfahrung als 2. OP-Assistent, mehrere Stipendien, Auslandserfahrung, Famulatur und PJ in UCH/PCH) und möchte definitiv in die Chirurgie (schwanke zwischen UCH und PCH). Würde es für mich dennoch zu einem Nachteil werden können, wenn ich tätowiert bin?

Freue mich auf eure Rückmeldung.


Wenn es nicht über das Handgelenk hinausgeht, wird es doch beim Vorstellungsgespräch mit Hemd/Sakko verdeckt sein. Und wenn du erstmal den Job hast, wird dich keiner wegen einem dann erst aufgefallenem Tattoo rausschmeißen. Schlimmstenfalls musst du halt Kittel tragen, wenn der Chef dich sehen könnte.

Jule-Aline
20.07.2021, 09:28
Hab zwar kein Tattoo, dafür aber türkisblaue Haare. Bisher nix negatives von Patienten gehört, eher wird man mal positiv drauf angesprochen. Nachteil: der Wiedererkennungswert („aber die Ärztin mit dem bunten Haaren hat gesagt….“).
Mein durchaus konservativer Chef ignoriert das einfach. Dem ist meine Arbeitsmoral offenbar wichtiger.

Wie kommt es? Ich hatte in Erinnerung, dass deine Haare dunkel sind?

Jule-Aline
20.07.2021, 09:30
Also ich würde mir das Tattoo an einer unauffälligen Stelle stechen lassen. Bedenke, dass man es nicht so schnell ändern kann wie Haare färben.

Locutus001
20.07.2021, 10:27
Hallo Leute,

ich bin bald mit meinem PJ zu Ende und möchte mich nach seeeehr langer Überlegung tätowieren lassen (linker Ober- und Unterarm komplett, also nicht wirklich verdeckbar).
Wir haben mittlerweile schon das Jahr 2021, daher möchte ich gerne wissen, ob ein tätowierter Arzt immer noch eine "Schande" der medizinischen Welt ist, der gerne und oft von OAs/CAs raus gemobbt wird. Die Suchfunktion zeigte mir nur uralte Beiträge.

Ich habe einen guten Lebenslauf (3 Jahre Erfahrung als 2. OP-Assistent, mehrere Stipendien, Auslandserfahrung, Famulatur und PJ in UCH/PCH) und möchte definitiv in die Chirurgie (schwanke zwischen UCH und PCH). Würde es für mich dennoch zu einem Nachteil werden können, wenn ich tätowiert bin?

Freue mich auf eure Rückmeldung.

Wenn Du ein Tattoo haben willst, was dann für immer halt da ist... dann mach das doch.
Sollte das jemanden auf Arbeit so sehr stören, dass Du dafür gemobbt wirst, dann ist das wohl oder übel so.
Rein prinzipiell kann ich mir das aber in den meisten Häusern nicht vorstellen. Die sind doch froh, wenn sie jemanden bekommen der fließend Deutsch sprechen und schreiben kann und sich gut anstellt (sieht ja mit Deinem Lebenslauf vielversprechend aus).
Habe es zumindest in noch keinem Haus erlebt, dass solche banalen Äußerlichkeiten auch nur irgendwie eingeflossen sind.
Was da auf schweigender Ebene bei manch einem Patienten oder Kollegen (meist ja eher älterem Kollegen) zu Deinen Tattoos gedacht wird, das wird vielleicht auch zu Deiner Frisur, Deinem Umgangston oder Deiner sonstigen Kleidung gedacht.
Aber der Malus den ein Tattoo bei den einen haben kann, wird zum Bonus bei den anderen... daher gleicht sich das letztlich vermutlich aus und es juckt niemanden. (Und wenn wir ehrlich sind, eigentlich juckt es meistens niemanden...).

In diesem Sinne: RUMBALOTTE!

Kaas
20.07.2021, 15:21
Meine Erfahrung: wenn man fachlich gut ist, ist fast alles erlaubt. Kenne eine konservative universitäre Neurochirurgie, da ist einer der Oberärzte ein Goth. Kenne auch mindestens zwei fachlich hervorragende Anästhesisten, die außer im Gesicht komplett tätowiert sind. Auch da an Häusern mit Chefs, die sonst eher konservativ sind. In der Psychiatrie kenne ich auch Kollegen mit Tattoos, Nasenring etc. Bei fachlichen oder menschlichen Defizite könnte ich mir aber schon rein psychologisch vorstellen, dass man mit einem auffälligen Äußeren schneller auf der Abschussliste landet.

Rhiannon
20.07.2021, 18:09
Wie kommt es? Ich hatte in Erinnerung, dass deine Haare dunkel sind?

Waren sie bzw sind sie zum Teil immer noch. Unten in den Längen aber bestimmt schon 2 Jahre bunt. Mir war einfach danach.

mbs
20.07.2021, 20:14
Ich denke da gibt es weitaus schlimmere Dinge die einem die Karriere kosten können. Wenn sonst alles passt kann ich mir kaum vorstellen dass es ein allgemeines KO-Kriterium ist. Auch wenn der ein oder andere Vorgesetzte davon vielleicht nicht begeistert sein mag. Kann mir aber kaum vorstellen dass es nicht toleriert wird oder man eine Stelle deshalb nicht kriegen würde.

arbeiter79
21.07.2021, 21:06
Das ist keine Werbung. Hast du schonmal DocCaro gesehen, das saß öfter mal im Fernsehen bei Lanz&Lauterbach uvm.
Oberärztin der Notaufnahme der Uniklinik Essen, jetzt Oberärztin in Duisburg in der Notaufnahme....soweit ich weiß mit einigen Bemalungen, die man nicht verstecken kann.



DocCaro ist (rein aeusserlich) vom Typ her auch eher OP/ITS Schwester. Da passen die Tattoos wie die Faust aufs Auge.

Valoron
21.07.2021, 22:38
Ich finde nicht, dass sie die typische ITS/OP Schwester ist. So unterschiedlich sind die Eindrücke heutzutage. Notaufnahme wäre für mich garnix, um dort dauerhaft zu arbeiten. Also gut, dass es jmd. macht.

Leben und leben lassen.