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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : ATA oder Pflege Ausbildung?



leolin
22.07.2021, 14:47
Kann mir jemand weiterhelfen? Ich würde gerne vor dem Medizinstudium eine Ausbildung absolvieren.

1. Was würdest du mir mit deiner Erfahrung nahelegen? Ausbildung ATA oder Ausbildung zur Pflegefachkraft?

2. Kann man sein Studium komplett mit einer Nebentätigkeit in einer der beiden Professionen finanzieren? Gibt es da Vorteile und Nachteile je nachdem ob man als ATA oder Pfleger arbeiten möchte?

Nefazodon
22.07.2021, 15:11
Hallo leolin und willkommen im Forum!

Gleich vorweg: Ich habe weder Erfahrung mit der Pflegeausbildung noch mit der Ausbildung zum/zur ATA. :-nixAber vielleicht kann ich trotzdem generell etwas dazu beitragen.

Deine Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Es sind halt zwei verschiedene Berufsfelder. Die Pflege macht halt die Stationsarbeit und bekommt daher wahrscheinlich einen etwas breiteren Einblick in die Abläufe eines Krankenhauses...
ATA werden im OP und kurz davor eingesetzt werden, sehen also überwiegend diesen speziellen Bereich.

Wenn Du die Ausbildung zur Pflegefachkraft machst, wirst Du meiner Einschätzung nach von einem mehr oder weniger breiteren Grundwissen in der Vorklinik/Klinik profitieren können. Die Ausbildung zur ATA dürfte dir vielleicht später im Studium in den operativen Fächern etwas nutzen.
Vorteil der Pflegeausbildung wird auf jeden Fall sein, dass Du dir das Krankenpflegepraktikum sparst.

Ein weiterer Vorteil der Pflegeausbildung dürfte sein, dass Du später auf dem Arbeitsmarkt damit leichter einen Job findest, als als ATA (ist nur meine persönliche Einschätzung als jemand der weder Pflegefachkraft noch ATA ist).

Neben dem Studium dürftest Du mit beiden Ausbildungen einen guten Aushilfsjob finden um Geld dazu zu verdienen. Ob das reicht um das ganze Studium zu finanzieren? Das weiß ich nicht. Du musst bedenken, dass es immer mal Phasen geben wird, in denen Du nicht so viel arbeiten kannst wegen dem Studium. Andererseits sind die Semesterferien ja großzügig bemessen.

Letztlich hängt die Frage auch davon ab, wo denn *deine* Interessen liegen. Möchtest Du später in einem operativen Fach arbeiten, oder konservativ?

Edit: Was man auch nicht außer Acht lassen sollte: Wenn Du dich für die Pflegeausbildung entscheidest, kannst Du dich später noch als Fachpflegekraft Anästhesie spezialisieren und hast praktisch beides. Andersherum geht das als ATA nicht...
Insgesamt scheint mir die Pflegeausbildung daher die breitere Basis zu bilden.
Aber es bleibt natürlich Geschmackssache...

agouti_lilac
22.07.2021, 19:22
Ich würde auch zur Pflegeausbildung raten. Du hast viel mehr Tätigkeitsfelder und kannst somit viel flexibler deine Arbeitszeiten planen. Ich habe das jetzt nicht nachgeschlagen, aber ich meine, ein ATA verdient weniger als jemand mit Pflegeausbildung (weiss allerdings nicht, ob das schon zu Beginn so ist oder erst mit den Arbeitsjahren). An meiner Klinik bildet man seit letztem Jahr auch ATAs aus und die Entlohnung ist wohl durchaus auch ein Grund dafür.

Matzexc1
22.07.2021, 19:30
Hallo,
ich war vor dem Studium Krankenpfleger im Operationssaal, ich würde dir raten auch eher den Weg über die Pflegeausbildung zu gehen.
Ich hab neben dem Studium versucht was nebenher zu verdienen, ging im OP nicht sonderlich gut. Als ATA vielleicht eher, aber bei beidem brauchst du eine Einarbeitungsphase.

Mit der Pflegeausbildung bist du auf Station, aber auch in anderen Bereichen einsetzbar(Blutbank, Schlaflabore,....) und da kann man eher nebenher was verdienen.

Ich glaube aber nicht das du dein Studium nur mit einem Nebenjob stemmen kannst.

Nefazodon
22.07.2021, 20:29
Ich habe das jetzt nicht nachgeschlagen, aber ich meine, ein ATA verdient weniger als jemand mit Pflegeausbildung (weiss allerdings nicht, ob das schon zu Beginn so ist oder erst mit den Arbeitsjahren). An meiner Klinik bildet man seit letztem Jahr auch ATAs aus und die Entlohnung ist wohl durchaus auch ein Grund dafür.

Laut flüchtiger Recherche im Internet: Gehalt als fertiger ATA: 1800 bis 2800 Euro
Gehalt als Gesundheits- und Krankenpfleger/in: 2300 bis 3200 Euro
(Edit: Eine Eingruppierung in P7 würde 2800 bis 3500 Euro bedeuten)
Jeweils Brutto, versteht sich.


Als ATA scheinbar im Schnitt also schon weniger.

Edit: Laut kurzer Recherche kann es auch sein, dass auch ATA in P7 eingestuft werden. Trotzdem hätten Sie natürlich dann auf das Berufsleben betrachtet geringere Aufstiegschancen als Krankenpfleger.

Angaben ohne Gewähr! War wie gesagt nur eine flüchtige(!) Recherche, weil mich das nach Agoutis Post interessiert hat

leolin
23.07.2021, 09:56
Vielen Dank erstmal für die liebe Begrüßung und eure zahlreichen Antworten, die mir sehr weitergeholfen haben. :-) Ich denke, dass ich die Pflegeausbildung anpeilen werde. Grundsätzlich steht mein Plan fest, Medizin zu studieren. Nur für den Fall, dass es nicht langt oder länger dauert ist die Pflege sicherlich die bessere Option mit mehr Möglichkeiten in Hinblick auf Einsatzorte, Weiterbildungen und Verdienst.


ich war vor dem Studium Krankenpfleger im Operationssaal, ich würde dir raten auch eher den Weg über die Pflegeausbildung zu gehen.
Ich hab neben dem Studium versucht was nebenher zu verdienen, ging im OP nicht sonderlich gut. Als ATA vielleicht eher, aber bei beidem brauchst du eine Einarbeitungsphase.

Das ist ein wichtiger Punkt für mich. Ich kann mir nämlich sowohl die Arbeit im OP als auch auf Intensiv und in der Notaufnahme vorstellen. Alles zusammen ginge nur mit der Pflegeausbildung. Könntest du kurz erklären,

1. warum um du als Pfleger in den OP gegangen bist und
2. warum es später schwer war dort während des Studiums zu arbeiten? Die Einarbeitung hätte ich ja wahrscheinlich auf Station auch. Braucht es mehr Einarbeitungszeit im OP als auf Station (Intensiv) und in der Notaufnahme?
3. In welchem Bereich hast du letztlich gearbeitet?
4. Wie schätzt du allgemein die Chancen ein, als Pfleger in den OP zu gehen, jetzt wo es immer mehr ATAs und OTAs gibt?
5. Ich habe gehört das ATAs und OTAs teilweise von den etablierten Pflegekräften in OP kritisch gesehen werden. Hast du diese Erfahrung machen können?

leolin
23.07.2021, 10:16
Pardon! das sollte das Zitat sein. Ich finde leider den Edit-Knopf nirgends, sonst hätte ich das oben geändert. Hilfe!:confused:


Hallo,
ich war vor dem Studium Krankenpfleger im Operationssaal, ich würde dir raten auch eher den Weg über die Pflegeausbildung zu gehen.
Ich hab neben dem Studium versucht was nebenher zu verdienen, ging im OP nicht sonderlich gut. Als ATA vielleicht eher, aber bei beidem brauchst du eine Einarbeitungsphase.

Nefazodon
23.07.2021, 10:57
Ich habe gelernt, dass Du deine Beiträge erst ändern darfst, wenn Du schon eine gewisse Anzahl an posts geschrieben hast;-)
Also alles normal...gell, @Feuerblick?:-))

Matzexc1
23.07.2021, 11:59
Gerne

Zu 1) keine Lust auf Körperpflege, nach einer fast kompletten praktischen Ausbildung auf der Geriatrie habe ich einfach zu viel davon gehabt.

2) im OP musst du die Räumlichkeiten, die Instrumentensysteme ( je nach Haus verschiedene) und die persönlichen Abläufe der Chirurgen kennen. Außerdem brauchst du vorher eine möglichst breite Ausbildung damit du in die Dienste gehen darfst. Das reguläre OP Programm von 8-16 Uhr lässt sich schwer mit dem Studium in Einklang bringen, außerdem kann es dir passieren daß ein Team dich nicht freudig begrüßt sondern auch direkt vor deiner Nase über die Entscheidung dich einzustellen mault. Für manche Pflegekräfte sind Studierende mit Ausbildung auf einer ganz unteren Stufe

3) Erfahrungen in Unfall-, Hand-, Plastik und Neurochirurgie was als exotisch bezeichnet wurde. Ich war dann im Augen OP.

4+5) Die Chancen für eine Stelle sind weiterhin sehr gut, OTA und ATA sind noch nicht überall und das Personal ist knapp. Bemängelt wird meist die kurze Zeit auf Station. Das soll besser für die Patientenversorgung

Intensiv oder Notaufnahme benötigen Erfahrung, ich denke aber das hier bessere Chancen für einen Nebenjob liegen

Nebenbei: Erwähne vor und während der Ausbildung nicht das du Medizin studieren willst, bei einigen bist du dann sofort unten durch. Du willst Pflegeforschung, Intensivpflege, Leitung, etc... Medizin ist dir zu trocken/abgehoben, etc.

leolin
23.07.2021, 12:29
Lieben Dank! Natürlich werde ich brav meine Klappe halten und mir ein dickes Fell zulegen. :-) Ich hoffe trotz alledem sehr, einige wertvolle Erfahrungen mitnehmen zu können.

Feuerblick
23.07.2021, 17:45
Ich habe gelernt, dass Du deine Beiträge erst ändern darfst, wenn Du schon eine gewisse Anzahl an posts geschrieben hast;-)
Also alles normal...gell, @Feuerblick?:-)) Genau so ist es! :-)

Matzexc1
23.07.2021, 17:46
Die Erfahrungen waren sehr wertvoll, sowohl bei Patientenumfang als aus allgemein.

ich vergess nie die eine OP im PJ:
Leitender OA, Altassistentin und 2 OP Schwestern, periprothetische Fraktur mit Zimmer OP System( hier kann man die Schrauben nachträglich mit Kappen winkelstabil machen).
Aus irgendeinem Grund passen die Kappen nicht, nach 5min Diskussion Frage ich ob die Kappe den richtig auf dem Schraubendreher sitzt.

Diese entgeisterten Blicke vergesse ich nie :-D