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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Versicherung bei Überstunden in Famulaturen



Haarwunder
23.07.2021, 22:22
Ich hätte eine Frage:

Ich mache momentan meine erste Famulatur und bin nach offiziellem Dienstschluss häufiger länger da, weil mich einige Ärzte dann gerne mitnehmen und ich mithelfen kann und natürlich dabei auch noch viel mehr mitnehme als während des Tagesablaufes, der oft stressig ist und halt weniger Zeit zum erklären lässt.

Jetzt meinte eine Ärztin, dass ich während dieser Zeiten nicht versichert sei.

Ist dem wirklich so?
Gibt es nicht vom Marburger Bund oder dem Hartmann Bund eine Versicherung für alle "Klinikzeiten" während einer Famulatur/ eines PJ?

Würde mich über Anmerkungen sehr freuen!

Nefazodon
24.07.2021, 12:03
Ich hätte eine Frage:


Jetzt meinte eine Ärztin, dass ich während dieser Zeiten nicht versichert sei.



Naja, kommt drauf an, welche Versicherung Du meinst.

Was die Berufshaftpflicht angeht: Da bist Du genauso gut oder schlecht abgesichert, wie jeder andere Famulant, und die Absicherung hängt nicht an deiner Arbeitszeit. Bei Interesse einfach mal im Klinikum fragen, welche Absicherung besteht.
Für die Haftpflicht gibt es vom Marburger Bund tatsächlich gute (kostenlose?) Angebote für Studenten. Man muss nur daran denken, rechtzeitig vor Berufseintritt zu kündigen, wenn man keine kostenpflichtige Mitgliedschaft will.
Ob man das als Famulant wirklich schon braucht, wo man ja eigentlich nur unter Aufsicht arbeiten sollte, sei mal dahingestellt. Eventuell kann es einen aber ruhiger schlafen lassen und ist wie gesagt kostenlos oder sehr günstig zu haben.

Ein anderes Thema ist die Unfallversicherung. Als Arbeitnehmer und als Student in einem Praktikum ist man gegen Unfälle auf der Arbeit bzw. auf dem Weg zur Arbeit hin/von der Arbeit nach hause gegen Unfälle versichert. Das gilt aber nur für DIREKTE Wege direkt vor/nach der Arbeit. Also besteht dieser Schutz eventuell nicht für Überstunden, wenn sie nicht im Vorhinein angemeldet sind bzw. wenn dadurch die maximale gesetzlich zulässige Arbeitszeit überschritten wird (gilt auch für fertige Ärzte!).
Hier würde dich nur eine private Unfallversicherung schützen. Ob der Marburger Bund auch eine Unfallversicherung vermittelt, weiß ich nicht. Generell sind Unfallversicherungen am Markt jedoch sehr günstig zu haben.
Und es sei erwähnt, dass es strittig ist, ob man sie braucht. Die Unfallversicherung zahlt nur bei einem DAUERHAFTEN Schaden durch Unfall, also z.B. nicht bei einem gebrochenen Arm oder so, sondern nur wenn Du den Arm dauerhaft verlierst. So etwas ist aber in der Regel sehr selten. Habe irgendwo gelesen, dass nur 2% aller Berufsunfähigkeitsfälle auf Unfälle zurückgehen.
Außerdem leisten die Unfallversicherung in der Regel auch nur Einmalzahlungen um hohe Kosten nach Unfällen auszugleichen.

Also, meine persönliche Meinung (ohne Gewähr!) ist, dass eine private Unfallversicherung nicht notwendig ist. Darüber würde ich mir nicht den Kopf zerbrechen, da dauerhafte Schäden durch Unfälle sehr selten sind.
Eine eigene Berufshaftpflicht dagegen kann sehr sinnvoll sein und ist für Studenten günstig zu haben (Achtung Kündigungsfristen beachten!). Hier kann es sich lohnen beim Marburger Bund anzufragen. (Du kannst auch mal bei deinem Lehrkrankenhaus und/oder beim Studiendekanat deiner Uni nachfragen, ob von dort eventuell eine Haftpflichtversicherung besteht. Ist ja jeweils nur eine kurze Email. Darauf verlassen würde ich mich allerdings nicht. Im Gegenteil gehe ich eher davon aus, dass Famulanten nicht automatisch versichert sind. Daher würde ich mich da, spätestens zum PJ, auch selbst drum kümmern. Nichts ist schlimmer, als bei einem Schadensfall, der an sich schlimm genug ist, allein im Regen stehen gelassen zu werden und auch noch auf den Kosten sitzen zu bleiben. Aber da BHV für Studenten auch kostenlos angeboten werden, kann man sich ja selbst eine besorgen... das ist aber prinzipiell unabhängig vom Thema Arbeitszeit/Überstunden.)

Ich hoffe, das hat deine Frage beantwortet.

Heerestorte
24.07.2021, 13:03
Und es sei erwähnt, dass es strittig ist, ob man sie braucht. Die Unfallversicherung zahlt nur bei einem DAUERHAFTEN Schaden durch Unfall, also z.B. nicht bei einem gebrochenen Arm oder so, sondern nur wenn Du den Arm dauerhaft verlierst. So etwas ist aber in der Regel sehr selten.

Das stimmt so nicht ganz.
Meine Mutter hat sich bei der Arbeit den Finger gebrochen, UV hat 1000€ gezahlt. Nennt sich Gipsgeld.
Folgeschäden hat sie keine.

Nefazodon
24.07.2021, 14:01
Das stimmt so nicht ganz.
Meine Mutter hat sich bei der Arbeit den Finger gebrochen, UV hat 1000€ gezahlt. Nennt sich Gipsgeld.
Folgeschäden hat sie keine.

Okay, mag sein, dass es so etwas gibt. Die Frage ist aber, ob es sich lohnen würde, für solche Beträge noch zusätzlich eine private UV abzuschließen. Ich würde sagen, eher nein.
Die 1000 Euro werden nicht kriegsentscheidend gewesen sein, so oder so...

Es ging hier ja um den Fall, dass der Threadersteller bei Überstunden nicht mehr über die gesetzliche UV abgesichert ist. Wegen solcher eher kleinen Beträge würde ich aber keine extra private Versicherung abschließen.

Heerestorte
24.07.2021, 14:12
Nein, natürlich nicht. Ne private UV lohnt sich eh nicht und würde ich mir auch nie holen.
Ich finde dein Posting (auch wenn es eh informativ ist) eh etwas "overkill" auf die Frage des TE.
Hätte gereicht "Ja, ist versichert über die Uni/BG-lich, weil Studierendenstatus."

Außerdem: Wieso sollte eine private BHV haften, wenn gegen das AZG verstoßen wird, wenn es die normale BHV nicht tut, die man im Status eines Studierenden eh hat?

Und vor allem sagst du oben:

Was die Berufshaftpflicht angeht: Da bist Du genauso gut oder schlecht abgesichert, wie jeder andere Famulant, und die Absicherung hängt nicht an deiner Arbeitszeit. Bei Interesse einfach mal im Klinikum fragen, welche Absicherung besteht.

hier aber dann:

Eine eigene Berufshaftpflicht dagegen kann sehr sinnvoll sein und ist für Studenten günstig zu haben (Achtung Kündigungsfristen beachten!). Hier kann es sich lohnen beim Marburger Bund anzufragen.

Wat denn nu?

Feuerblick
24.07.2021, 14:19
Ich denke, Nefazodon meinte, dass es nicht selten sinnvoll ist, eine über die vom Klinikum angebotene Berufshaftpflicht hinaus zu haben. Die sind nicht selten nämlich ziemlich auf Kante genäht. Und es kostet recht wenig, das aufzustocken. Gerade für Studenten.

Nefazodon
24.07.2021, 14:27
Nein, natürlich nicht. Ne private UV lohnt sich eh nicht und würde ich mir auch nie holen.
Ich finde dein Posting (auch wenn es eh informativ ist) eh etwas "overkill" auf die Frage des TE.
Hätte gereicht "Ja, ist versichert über die Uni/BG-lich, weil Studierendenstatus."

Außerdem: Wieso sollte eine private BHV haften, wenn gegen das AZG verstoßen wird, wenn es die normale BHV nicht tut, die man im Status eines Studierenden eh hat?

Und vor allem sagst du oben:


Was die Berufshaftpflicht angeht: Da bist Du genauso gut oder schlecht abgesichert, wie jeder andere Famulant, und die Absicherung hängt nicht an deiner Arbeitszeit. Bei Interesse einfach mal im Klinikum fragen, welche Absicherung besteht.
hier aber dann:

Eine eigene Berufshaftpflicht dagegen kann sehr sinnvoll sein und ist für Studenten günstig zu haben (Achtung Kündigungsfristen beachten!). Hier kann es sich lohnen beim Marburger Bund anzufragen.

Wat denn nu?

Verstehe deinen Post irgendwie nicht?

Edit: Ich glaube, ehrlich gesagt, dass wir uns teilweise missverstehen, weil Du hier

Wieso sollte eine private BHV haften, wenn gegen das AZG verstoßen wird, wenn es die normale BHV nicht tut, die man im Status eines Studierenden eh hat?
zwei Sachen durcheinander wirfst, die nicht zusammen gehören.

Erstens: Die BHV (=Berufshaftpflicht) und ob sie einen schützt oder nicht hängt nicht von der Arbeitszeit ab. Von der Frage der Arbeitszeit und vom AZG hängt ab ob die gesetzliche Unfallversicherung einspringt oder nicht. (Die gesetzliche Unfallversicherung haftet nur, wenn die Überstunden dokumentiert sind UND es dadurch nicht zu Verstößen gegen das Arbeitszeitgesetz kommt)
Das, -BHV und UV- sind aber zwei unterschiedliche Themen und zwei unterschiedliche Versicherungen.

Zweitens: In den von dir zitierten beiden Aussagen von mir sehe ich keinen Widerspruch.
Ich glaube die wenigsten Famulanten machen sich darüber Gedanken, wie sie während einer Famulatur haftungsrechtlich versichert sind. Und das zu unrecht, weil man sich darüber Gedanken machen sollte.
Erster Ansprechpartner in Haftpflichtfragen sollte immer der direkte Arbeitgeber sein. Bei Medizinstudenten in Pflichtpraktika kommt aber verkomplizierend dazu, dass auch die Universität eine Rolle spielen *könnte* (Cave: nicht muss). Also sind die ersten Ansprechpartner in dieser Frage das Krankenhaus an dem man gerade eingesetzt ist und das Studiendekanat. Vielleicht besteht ja eine ausreichende Haftpflichtversicherung über einen der beiden?:-nix Das kann ich nicht wissen. Sicher ist das aber auf keinen Fall und ich würde mich nicht blind darauf verlassen.

Wenn von dieser Seite aber kein ausreichender Versicherungsschutz besteht, oder man Zweifel hat, (Edit: Feuerblick hat es oben geschrieben, Versicherungen durch den AG können auch mal "auf Kante genäht sein") kann man sich ja an den Marburger Bund wenden....da die BHV für Studenten kostenlos ist....so what?:-nix

Edit: Und diese Aussage , sorry,

Hätte gereicht "Ja, ist versichert über die Uni/BG-lich, weil Studierendenstatus."


stimmt eben so nicht!

Wie sich aus meinen Ausführungen dazu ergibt und wie ich versucht habe darzustellen, ist der TE in den Überstunden eben *nicht* *automatisch* durch die gesetzliche Unfallversicherung geschützt, siehe oben!