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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nach Studium Geld verdienen bis zur Assistenzarztstelle



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AlexDo86
04.08.2021, 20:05
Hallo ihr Lieben,

mein M3 steht kurz vor der Tür und ich bewerbe mich grade eifrig auf eine Assistentenstelle. Ernüchternd muss ich feststellen, dass trotz meiner örtlichen Flexibilität das gar nicht so einfach ist. Oft heisst es, "zurzeit haben wir keine freien Stellen". Ich suche im Fach Urologie. Nun gehe ich davon aus, nicht wie geplant direkt nach Approbationserhalt in die Facharztausbildung zu rutschen. Problem: Ich habe mir alles selbst finanziert und so geht es auch weiter. Ich könnte mich arbeitslos melden, was ich definitiv nicht will.. Ich hätte auch direkt Jobs in der Gastronomie, was ich auch nur als Ultima Ratio ansehe..als Impfarzt sehe ich keine Chance mehr.. habt ihr Ideen oder Anregungen, mit welchen Jobs ich diese Zeit möglichst sinnvoll füllen könnte und das nicht für einen Hungerlohn?

cartablanca
04.08.2021, 21:00
Mach doch ne Dr. Arbeit.

sebi86
04.08.2021, 21:45
Habe nach dem Studium bis zur ersten Stelle überbrückend als Polizeiarzt gearbeitet (Leichenschau, Blut abnehmen, Hafttauglichkeit prüfen). Hat sehr viel Spaß gemacht und gab gutes Geld. Die Organisation der Polizeiärzte ist aber überall unterschiedlich. Würde einfach mal bei deinem Revier um die Ecke anrufen und fragen, an wen du dich wenden musst. Bei Fragen kannst du mir gerne eine Nachricht schreiben.

davo
04.08.2021, 21:49
Warum nicht einfach mal in der ACH/VCH anfangen?

Fleddux
05.08.2021, 17:05
Habe nach dem Studium bis zur ersten Stelle überbrückend als Polizeiarzt gearbeitet (Leichenschau, Blut abnehmen, Hafttauglichkeit prüfen).

Polizeiarzt ohne Erfahrung? Ist das nicht gefährlich? Bei uns war die Prüfung der Hafttauglichkeit immer ganz heikel ("wenn er in der Zelle stirbt, bin ich dran")

AlexDo86
05.08.2021, 18:20
Warum nicht einfach mal in der ACH/VCH anfangen?

das habe ich mir auch schon überlegt. insbesondere die VCH wäre nach der uro meine zweite wahl.. allerdings sind alle meine famulaturen oder auch nebenjobs und meine doktorarbeit (die ich abbrechen musste) in der urologie gelaufen. mein wahlfach im PJ ist urologie.. es lässt sich also eine klare tendenz erkennen. hier meine motivation zu begründen, warum ich jetzt plötzlich VCH machen will, fällt mir schwer. insbesondere da ich weiss, dass ich bei der nächsten gelegenheit wechseln würde. da würde ich von anfang an auch mit offenen karten spielen wollen. in der hinsicht eine adäquate bewerbung zu formulieren, die dem ganzen gerecht wird und trotzdem erfolgreich sein könnte, fällt mir nicht leicht. aber vielleicht hast du ja einen tipp für mich?

Feuerblick
05.08.2021, 18:25
1. Warum musst du zwingend bei der Bewerbung mit offenen Karten spielen? Du willst chirurgische Erfahrung sammeln. Punkt.
2. Glaub mir, selbst mit einem Fach (in PJ, Famulaturen, Vorausbildung), das von der Chirurgie WEIT weg ist, ist es kein Problem, in einer chirurgischen Abteilung unterzukommen. ;-) Und das ganz ohne irgendeine „schleimige“ Bewerbung. Einfach mit „interessiert mich, will ich mal ausprobieren.“
3. Ich kann mir vorstellen, dass auch in der Urologie gerne Leute genommen werden, die bereits Erfahrungen als Assistenzarzt und dann auch noch in einem chirurgischen Fach gesammelt haben. Das schadet also dem weiteren Fortkommen ganz und gar nicht. Eher im Gegenteil.

Nicht alles zerdenken und bitte nicht unnötig ehrlich sein. Sonst wirst du nicht weit kommen.

AlexDo86
05.08.2021, 18:41
danke, feuerblick ;)

das war hilfreich!

Kackbratze
05.08.2021, 18:50
Warum nicht einfach mal in der ACH/VCH anfangen?

Mit Messer und Gabel essen lernen, dann hat man auch schon ein bischen operative Erfahrung, hat ein Sonogerät schonmal gesehen. Die Zeiten kann man ja anrechnen lassen.

][truba][
05.08.2021, 18:51
Moin,

chirurgische Erfahrung in der Urologie ist Gold wert. War früher nicht umsonst Bestandteil der Facharztausbildung. Habe selbst zwei Jahre Chirurgie gemacht vorher.

Aus welcher Region in Deutschland bist du denn und was für Vorstellungen hast du für deine erste urologische Stelle?

VG Thomas

GelbeKlamotten
05.08.2021, 18:55
Da kann ich Feuerblick nur zustimmen. Wenn ich mir anschaue, was für Leute bei uns im Haus zum Teil in den großen chirurgischen Fächern angestellt werden und in den Diensten dann nach kürzester Zeit auf die Patienten losgelassen werden, dann habe ich nicht den geringsten Zweifel, dass da selbst ich (Famulaturen Radio und Innere, PJ Radio, Chirurgietertial als „Urlaubstertial“ im Ausland, 5 Jahre AÄ Radiologie) SOFORT mit großer Freude eine Stelle bekommen würde.

Colourful
05.08.2021, 19:10
@GK
Das sehe ich auch so.

sebi86
05.08.2021, 20:16
Polizeiarzt ohne Erfahrung? Ist das nicht gefährlich? Bei uns war die Prüfung der Hafttauglichkeit immer ganz heikel ("wenn er in der Zelle stirbt, bin ich dran")

Eigentlich nicht. Wenn du den Häftling adäquat untersuchst und alles gut dokumentierst. Und im Zweifel einfach die Einweisung empfehlen. Zumahl ein Arzt ja meistens dann hinzugerufen wird, wenn eine klare Indikation besteht (Kopfplatzwunde, Bewusstseinsveränderung, Suizidäußerung), die meist auch eine Einweisung nach sich zieht.

GelbeKlamotten
05.08.2021, 22:11
Eigentlich nicht. Wenn du den Häftling adäquat untersuchst und alles gut dokumentierst. Und im Zweifel einfach die Einweisung empfehlen. Zumahl ein Arzt ja meistens dann hinzugerufen wird, wenn eine klare Indikation besteht (Kopfplatzwunde, Bewusstseinsveränderung, Suizidäußerung), die meist auch eine Einweisung nach sich zieht.

Als Arzt direkt von der Uni (und somit ohne jegliche relevante klinische Erfahrung) kann man sowas aber doch realistisch betrachtet auch nicht unbedingt besser einschätzen als irgendein Nicht-Mediziner. Wenn es nur darum geht:
„Oh, der blutet am Kopf“ -> Einweisung.
„Der sagt er will sich umbringen“ -> Einweisung.
„Der reagiert nicht auf Ansprache“ -> Einweisung.
Dann kann den Job genauso gut Wachtmeister Willi machen. Kann mir nicht vorstellen, dass da keine differenzierteren Fragestellungen kommen. Und da kommt man als absoluter Berufsanfänger dann schnell an seine grenzen, fachlich und juristisch.

Nefazodon
05.08.2021, 22:33
Als Arzt direkt von der Uni (und somit ohne jegliche relevante klinische Erfahrung) kann man sowas aber doch realistisch betrachtet auch nicht unbedingt besser einschätzen als irgendein Nicht-Mediziner. Wenn es nur darum geht:
„Oh, der blutet am Kopf“ -> Einweisung.
„Der sagt er will sich umbringen“ -> Einweisung.
„Der reagiert nicht auf Ansprache“ -> Einweisung.
Dann kann den Job genauso gut Wachtmeister Willi machen. Kann mir nicht vorstellen, dass da keine differenzierteren Fragestellungen kommen. Und da kommt man als absoluter Berufsanfänger dann schnell an seine grenzen, fachlich und juristisch.

Wachtmeister Willi hat aber keine Approbation. Das macht viel aus. Manchmal ist es entscheidend.;-)

Andererseits kann Wachtmeister Willi genau deshalb auch keine Approbation verlieren. Auch das macht viel aus und ist manchmal entscheidend.:-))

Ich glaube tatsächlich, dass es dabei auch oft darum geht dass formal ein Arzt geguckt haben muss. Nichtsdestotrotz stimme ich deinem Einwand zu: Als frischgebackener Uniabsolvent kann man auch schnell an seine grenzen kommen. Und in dem Job gibt es vermutlich niemanden den man einfach mal so fragen könnte.
Was wenn man bei entsprechender Anamnese ein akutes Epiduralhämatom im symptomfreien Intervall übersieht? Was wenn man das Ausmaß der Alkoholintoxikation unterschätzt? Oder Suizidalität falsch einschätzt?
Also mir wäre der Job als Polizeiarzt ohne vorherige Berufserfahrung zu heikel ehrlich gesagt...

Oder man muss wirklich alles und jeden einweisen...ich glaube aber nicht, dass das der Sinn ist....

ehem-user-19-08-2021-1408
06.08.2021, 08:21
Also mir wäre der Job als Polizeiarzt ohne vorherige Berufserfahrung zu heikel ehrlich gesagt...

Korrekt, auch Häftlinge sind Menschen und haben Anspruch auf Facharzt Standard, der zumindest so erfüllt werden muss, dass ein Facharzt im Hintergrund verfügbar ist. Bin schockiert, dass für sowas Anfänger ohne Überwachung genommen werden.

112 anrufen kann, wie gesagt, auch der Willy.

sebi86
06.08.2021, 12:54
Die Diskussion soll jetzt nicht zu sehr am Thema vorbei gehen. Nur noch kurz:

Das Hinzurufen eines Arztes ist, wie schon gesagt, eine formelle Sache. Die Polizisten oder ggf. bei Zweifeln eine RTW Besatzung könnte sowas auch durchaus gut einschätzen. Aber es muss eben ein Arzt vor Ort sein. Und der hat ja, auch wenn er frisch von der Uni kommt, 6 Jahre studiert und somit zumindest die theoretischen Grundlagen. Ich persönlich habe eine Ausbildung als RettAss und habe auch im Studium als solcher gearbeitet. Daher hatte ich eine gewisse Erfahrung bei solchen Sachen. Wer sich das nicht zutraut, der soll es auch nicht machen. Soviel Selbsteinschätzung sollte man als Arzt denke ich haben. Es gibt auch vereinzelt not- und hausärztliche Kollegen, die so ziemlich alles einweisen. Und auch ein Hausarzt mit 20 Jahren Erfahrung kann eine Suizidalität falsch einschätzen.

Und wie gesagt: Wenn man gerufen wird, besteht auch oft eine Indikation fürs Krankenhaus. Zumahl man ja dort nur begrenzte diagnostische Mittel hat (Stethoskop, PulsOxy falls selbstfinanziert). Da kann auch ein Facharzt nicht viel machen.

Nefazodon
06.08.2021, 13:22
@sebi86: ich hatte ja geschrieben:


Also mir wäre der Job als Polizeiarzt ohne vorherige Berufserfahrung zu heikel ehrlich gesagt...



Ich persönlich habe eine Ausbildung als RettAss und habe auch im Studium als solcher gearbeitet. Daher hatte ich eine gewisse Erfahrung bei solchen Sachen. Wer sich das nicht zutraut, der soll es auch nicht machen. Soviel Selbsteinschätzung sollte man als Arzt denke ich haben.

D.h. ja eben nichts anderes,als dass Du schon Berufserfahrung hattest. Ich denke die braucht man auch!
Das sollte halt nur zwingend dazu gesagt werden, wenn der Job als Polizeiarzt empfohlen wird.

Edit: Was mir zur Eingangsfrage des TE noch einfällt: Arzt in einem Blutspendezentrum. Es gibt einige private Anbieter zumindest in größeren Städten. Da geht es wohl vor allem darum die Spenderanamnese durchzuführen, bevor die Leute spenden dürfen...

Dooly
06.08.2021, 13:34
Danke für den Thread! Das ist ein Thema, das viele am Ende vom PJ interessiert und wir (Examensjahrgänge 19-21) haben uns erst vor wenigen Tagen darüber unterhalten. Polizei hat hier auch jemand gemacht. Außerdem gab‘s noch folgende Jobs:
Aushilfe in einer Praxis, für WE und Feiertage für Suchttherapie
Dienste in einem CRO mit Phase 1 Studien
Praxis nur für Reiseimpfung

ehem-user-19-08-2021-1408
06.08.2021, 13:38
Die Diskussion soll jetzt nicht zu sehr am Thema vorbei gehen. Nur noch kurz:

Das Hinzurufen eines Arztes ist, wie schon gesagt, eine formelle Sache. Die Polizisten oder ggf. bei Zweifeln eine RTW Besatzung könnte sowas auch durchaus gut einschätzen. Aber es muss eben ein Arzt vor Ort sein. Und der hat ja, auch wenn er frisch von der Uni kommt, 6 Jahre studiert und somit zumindest die theoretischen Grundlagen. Ich persönlich habe eine Ausbildung als RettAss und habe auch im Studium als solcher gearbeitet. Daher hatte ich eine gewisse Erfahrung bei solchen Sachen. Wer sich das nicht zutraut, der soll es auch nicht machen. Soviel Selbsteinschätzung sollte man als Arzt denke ich haben. Es gibt auch vereinzelt not- und hausärztliche Kollegen, die so ziemlich alles einweisen. Und auch ein Hausarzt mit 20 Jahren Erfahrung kann eine Suizidalität falsch einschätzen.

Und wie gesagt: Wenn man gerufen wird, besteht auch oft eine Indikation fürs Krankenhaus. Zumahl man ja dort nur begrenzte diagnostische Mittel hat (Stethoskop, PulsOxy falls selbstfinanziert). Da kann auch ein Facharzt nicht viel machen.

Das ist ja komplett was anderes. Du warst schon voll ausgebildeter Rettungsasisstent und kein Ahnungsloser Medizinstudent mit 23-24, der gerade mal ein Staatsexamen geschrieben hat, das nicht unbedingt viel klinische und praktische Relevanz hat. Ich war nach dem Examen auch komplett hohl im Kopf.