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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tag 2 A137/ B 52 - Verhaltensprävention



pelinelmas
18.08.2021, 15:27
Die Antwortmöglichkeit "Personen ohne Migrationshintergrund nehmen Präventionsangebote häufiger in Anspruch als Personen mit Migrationshintergrund", die laut der Statistik richtig sein sol,l finde ich, ist diskriminierend formuliert.

Klar ist, dass Menschen mit geringerem Bildungsstand Präventionsangebote weniger in Anspruch nehmen, als Menschen aus den oberen Schichten mit u. a. einem höheren Einkommen.

Ein Migrationshintergrund kategorisiert nicht nach Bildungsstand oder eine Höhe des Einkommens. Falls das IMPP wirklich so eine Auswahlmöglichkeit hätte anbieten wollen, dann wäre die Formulierung "Person mit Fluchterfahrung" besser gewesen, da es hier das Vorhandensein einer Sprachbarriere bietet.

Daher sollte die Frage ausgeschlossen werden.

DennisB
18.08.2021, 15:33
Das ist so für sich aber eine sachlich formulierte Aussage, die durch das BzGA belegt ist: klick (https://www.bzga.de/infomaterialien/fachpublikationen/fachpublikationen/migration-praevention-gesundheitsfoerderung/).


Einrichtungen der sozialen und gesundheitlichen Förderung erreichen Menschen mit Migrationshintergrund jedoch häufig nicht in ausreichendem Maß, denn unterschiedliche Barrieren erschweren den Zugang. Dazu gehören Informationsdefizite auf beiden Seiten, kulturspezifische Besonderheiten beim Krankheits- und Gesundheitsverhalten, unterschiedliches Kommunikationsverhalten und nicht zuletzt Sprachschwierigkeiten.

Versuchen kann man es natürlich.

pelinelmas
18.08.2021, 16:44
Ich habe im Werk "Prävention und Gesundheitsförderung" (Michael Tiemann, Melvin Mohokum) auf Seite 206 einen Belege gefunden, welche aussagt, dass die Datenrate dazu heterogen und lückenhaft ist. Außerdem steht dort "die Inanspruchnahme bei längerer Aufenthaltsdauer in Deutschland zunimmt" (die Inanspruchnahme von Präventionsmaßnahmen). Wenn man die "Migranten" meint, die seit den 60er Jahren hier leben, dann finde ich, das stellt einen längeren "Aufenthalt" dar.
Des Weiteren wird ein Beispiel genannt, bei denen türkischstämmige Personen häufiger an Mammographie-Screenings teilnahmen (Seite 206) und so zu gegensätzlichen Ergebnissen gekommen sind.

Dass Menschen mit Migrationsgeschichte zur vulnerablen Gruppe zählen, will ich nicht bestreiten und das ist auch in diversen Fachbüchern festgestellt, aber eine solch pauschalisierende Aussage, wie es die Antwortmöglichkeit zusammenfasst, geht nicht und ist vor allem nicht richtig.

Unregistriert
18.08.2021, 18:28
Aber das kann man ja nicht so pauschalisieren. Es gibt ganz unterschiedliche Menschen mit einem Migrationshintergrund.
Zudem sagt der Migrationshintergrund nicht etwas über die anderen Eigenschaften der Person aus.
(wie z.B. im Fall von Bildung, wo man sagen könnte, man kann eine Kausalität erkennen).

Nur weil jemand einen Migrationshintergrund hat, heißt das nicht, dass er sich automatisch in einer bestimmten Weise verhält.

Zudem würde ich auch rügen, dass es diskriminierend ist.

Unregistriert
18.08.2021, 18:54
Ich finde die Fragen, bzw. die Antwortmöglichkeit und traurigerweise auch als "richtig" zu wertende Aussage, ziemlich daneben. Habe mich dagegen entschieden in der Klausur, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass das IMPP sich so etwas derb beschissenes ausdenkt und damit ja auch irgendwie "propagiert". Etwas mehr Sensibilität in dieser politischen Phase wäre angebracht.

pelinelmas
18.08.2021, 19:35
Habe mich dagegen entschieden in der Klausur, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass das IMPP sich so etwas derb beschissenes ausdenkt und damit ja auch irgendwie "propagiert". Etwas mehr Sensibilität in dieser politischen Phase wäre angebracht.

Also ich saß während der Prüfung da und dachte mir, kaum zu glauben dass ich im Stex damit konfrontiert werde. Es hat mich in dem Moment mit der ganzen Aufregung drum herum wirklich aufgebracht, weil eben die Sensibilität zu dem Thema nicht vorhanden ist. Daher danke (!), dass du es auch so siehst :)

Ich habe jedenfalls einen Eintrag beim Impp eigereicht mit Belegen aus der Literatur, da es, wie bereits gesagt, selbst in der Literatur kein absoluter Zusammenhang vorhanden ist. Vor allem ist man sich in der Soziologie gar nicht einig wer noch als Person mit Migrationshintergrund zählt. Meistens zählen die zweite und dritte Generation ebenfalls mit und dort ist dann die "richtige" Aussage einfach nichtssagend und falsch.

19.08.2021, 07:43
Wie verhält es sich mit Antwort A? Ist es nicht plausibel, dass 75% der Bevölkerung Präventionsangebote in Anspruch nehmen? Die impliziert ja beispielsweise, dass 3 von 4 Kindern bei z.B. der U-Untersuchung geimpft wurden, oder in ihrem Leben eine Tetanusschutz-Auffrischung bekommen haben, Kontrolltermine beim Zahnarzt ect.

Die Frage ist doch letztlich: nehmen 3 von 4 Personen der Bevölkerung in laufe des Lebens Verhaltensprävention in Anspruch, welche ja beispielsweise eben auch die primär Prävention umfasst?

GCamp
19.08.2021, 08:56
Ich kann euch da leider nicht so zustimmen.
ZUnächst einmal sind Menschen mit Migrationshintergrund nicht nur geflüchtete Menschen, sondern alle Art von zugewanderten Menschen. Also kann man das nicht wirklich so formulieren wie hier vorgeschlagen.
Ich denke die Antwortoption war auch nicht aufgrund von Bildungsgrad etc richtig, sondern einfach deswegen, weil die Hürde, an Verhaltenspräventiven maßnahmen teilzunehmen, für einen großen Teil dieser Menschengruppe aus verschiedenen Gründen einfach höher ist. Das ist dann auch keine Propaganda, sondern statistischer Fakt der für medizinisches Personal wichtig ist, da man erst mit diesem wissen auch rausfinden kann, wie man die Verhaltensprävention für die betroffene Gruppe besser zugänglich machen kann.

Problematisch finde ich die Frage nur, wenn diese Aussage einfach nicht zutrift wie jemand anderes hier im Forum ja schon meinte. Das Beispiel mit dem Mammographiescreening passt nur nicht so ganz, da es in der Frage um Verhaltensprävention geht nicht Primärprävention

rwolf
19.08.2021, 10:00
Es ist zwar kein explizites Programm der Krankenkassen, aber wenn der Arzt dem Patienten nahelegt, abzunehmen, oder mit dem Rauchen aufzuhören, und es zu einem kurzem Gespräch/Austausch darüber kommt (auch das Arzt-Patientengespräch ist therapeutisch), ist das nicht auch eine Form der Prävention?

pelinelmas
19.08.2021, 10:57
@chris genau, finde es gar nicht so abwegig hatte ich bei der Begründung beim Impp leider nicht mit aufgeführt

19.08.2021, 11:21
@chris genau, finde es gar nicht so abwegig hatte ich bei der Begründung beim Impp leider nicht mit aufgeführt

Ich hab dem IMPP diesbezüglich geschrieben. Finde es schwer hier Quellen zu finden. Das statische Bundesamt hat bestimmt zahlen, aber die Antworten natürlich nicht binnen drei Tagen.

Ich habe also versucht damit zu argumentieren, dass beispielsweise bereits 63,7% der Bevölkerung gegen SARS-CoV-2 erstgeimpft sind.

pelinelmas
19.08.2021, 19:00
@chris cool danke, finde auch, dass das auch eine gute Argumentation ist. Vielleicht wird die Frage ja ausgeschlossen :)