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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mit 24 und nach Erststudium beginnen - Erfahrungen usw.



medr
31.08.2021, 23:14
Hallo,

ich überlege seit Monaten meinen "alten Traum" zu verwirklichen und das Medizinstudium zu beginnen sobald ich mein Erststudium abgeschlossen habe.

Ich habe hier im Forum einige Posts von "Spätberufenen" über 30 gelesen, trotzdem würde es mir weiterhelfen weitere Erfahrungsberichte und Anregungen zu lesen.

Ich denke vor allem an:
- Finanzierung, da ich meine Eltern nicht weiterhin finanziell belasten will/kann
- "mentale Belastung" fast ein Jahrzehnt lang auf Prüfungen zu lernen
- späteres "vergleichen" mit Freunden die schon fest im Berufsleben sind
- 6 Jahre an den Studienort "gebunden" zu sein
- eventuelle Nachteile später im Berufsleben gibts wohl keine aufgrund des Ärztemangels oder?
- Familienplanung als Frau (für mich persönlich sekundär da es sowieso nicht 100% planbar ist und man in der Assistenzarzt-zeit ja normal verdient und in Mutterschaft gehen kann)

(Studienplatz bekommen usw. bitte mal außen vor lassen danke)

Vielen Dank! Bin gespannt :)

Feuerblick
01.09.2021, 05:56
Du glaubst gar nicht, wie viele Leute hier im Forum und im wahren Leben vor ihrem Studium eine Ausbildung gemacht haben oder bisher Wartezeit in Kauf nehmen mussten.
Finanzierung musst du selbst sehen, mentale Belastung ist kein Problem. „Vergleichen“ mit Freunden im Berufsleben - habt ihr keine anderen Themen? Gebunden bist du beim Arbeiten auch an einen Ort. Nachteile im Berufsleben wird es wegen der paar Jahre nicht geben.
Kurz: Wenn du unbedingt Medizin studieren willst und dir bewusst bist, dass die Arbeitsbedingungen als Assistenzarzt in vielen Kliniken und Fächern nicht sonderlich rosig sind… dann mach es. Mit 24 bist du noch sehr jung.

nie
01.09.2021, 08:23
Ich habe mit 23 angefangen und bin mit 30 Jahren fertig geworden.



- Finanzierung, da ich meine Eltern nicht weiterhin finanziell belasten will/kann

Finanzierung ist ein weites Feld und immer von der individuellen Situation abhängig.
Ich habe vorher eine Ausbildung gemacht und in meinem Ausbildungsberuf weitergearbeitet. Ich bin auch das komplette Studium meinen Arbeitgeber treu geblieben und hatte da letzten Endes des Luxus, dass ich für ein sehr gutes Gehalt ein maximal flexibles Arbeitszeitmodell hatte. So in der Form lässt sich das vermutlich bei meinen Arbeitgeber (und auch nur wenn man da vorher schon gearbeitet hat) realisieren.

Du musst halt schauen, was für dich persönlich machbar und sinnvoll ist.



- "mentale Belastung" fast ein Jahrzehnt lang auf Prüfungen zu lernen

Das hat doch aber nichts mit den Alter zutun….



- späteres "vergleichen" mit Freunden die schon fest im Berufsleben sind

Neue Freunde suchen ;-)
Ich war eine der ersten in meinem Freundeskreis, die mit dem Studium fertig geworden ist. Und diejenigen, die bereits im Berufsleben war, hatten Ausbildungen gemacht und standen an ganz anderen Punkten im Leben. Stand halt selbst eigentlich auch schon im Berufsleben und habe immer gearbeitet, da hatte ich nicht das Gefühl, dass ich irgendwie schlechter wegkomme.



- 6 Jahre an den Studienort "gebunden" zu sein

Das muss ja nichts Schlechtes sein. Ich bin zwischen Abitur und Physikum ca. 10 Mal umgezogen. Hab für die Klinik nochmal die Uni wechseln müssen und fand’s total super zu wissen, dass mit der Klinik erstmal mehrere Jahre am selben Ort bleiben. So gut, dass ich auch zwei Jahre nach Ende des Studiums noch genau da bin.



- eventuelle Nachteile später im Berufsleben gibts wohl keine aufgrund des Ärztemangels oder?

Bin seit heute im 3. WBJ und noch nie hat sich jemand für mein Altern interessiert. Schätze mal, dass mein Chef spontan nicht weiß, wie alt ich bin



- Familienplanung als Frau (für mich persönlich sekundär da es sowieso nicht 100% planbar ist und man in der Assistenzarzt-zeit ja normal verdient und in Mutterschaft gehen kann)

Kinder kann man auch im Studium bekommen…

bipoka
01.09.2021, 08:41
Hallo,

ich überlege seit Monaten meinen "alten Traum" zu verwirklichen und das Medizinstudium zu beginnen sobald ich mein Erststudium abgeschlossen habe.

Ich habe hier im Forum einige Posts von "Spätberufenen" über 30 gelesen, trotzdem würde es mir weiterhelfen weitere Erfahrungsberichte und Anregungen zu lesen.

Ich denke vor allem an:
- Finanzierung, da ich meine Eltern nicht weiterhin finanziell belasten will/kann
- "mentale Belastung" fast ein Jahrzehnt lang auf Prüfungen zu lernen
- späteres "vergleichen" mit Freunden die schon fest im Berufsleben sind
- 6 Jahre an den Studienort "gebunden" zu sein
- eventuelle Nachteile später im Berufsleben gibts wohl keine aufgrund des Ärztemangels oder?
- Familienplanung als Frau (für mich persönlich sekundär da es sowieso nicht 100% planbar ist und man in der Assistenzarzt-zeit ja normal verdient und in Mutterschaft gehen kann)

(Studienplatz bekommen usw. bitte mal außen vor lassen danke)

Vielen Dank! Bin gespannt :)

Also das ist einfach eine Frage des Wollens. Wenn du das möchtest, Go for it. Du kannst es auch mit 40 machen.

davo
01.09.2021, 10:04
Mit 24 gibt es IMHO einfach keinen relevanten Unterschied zu "normalen" Medizin-Erstis. Die sind aufgrund von FSJ, TMS, usw., ja auch meist 19 oder 20. Insofern glaub ich, dass deine Frage etwas ins Leere geht.

Die Finanzierung musst du individuell regeln. BAföG, Studienkredit, Ersparnisse, Nebenjob, wie auch immer. Wenn man sich einen günstigen Studienort aussucht und sparsam lebt, braucht man ja nicht sehr viel Geld fürs Medizinstudium.

Mentale Belastung sehe ich keine. Auf Prüfungen zu lernen ist im Vergleich zum Berufsleben doch eigentlich ziemlich entspannt. Das Medizinstudium ist sehr verschult, man muss also eigentlich nur das tun, was einem vorgegeben wird. Im Vergleich zu anderen Studiengängen erfordert das Medizinstudium nur ein sehr geringes Maß an Selbständigkeit und Eigeninitiative.

Das Vergleichen mit anderen liegt an dir. Natürlich kann es sein, dass mit 28 oder 29 jemand sehr gut verdient und beruflich schon sehr etabliert ist, der direkt nach dem Abi BWL studiert hat und dann angefangen hat, Karriere zu machen, während du dann gerade fürs M2 lernst. Aber es hat dich ja niemand gezwungen, diesen Weg zu gehen. Es ist IMHO völlig sinnlos, sich über logische Folgen des Weges, für den man sich entschieden hat, zu beklagen. Natürlich werden andere weiter sein. Logisch. War zu erwarten. Aber warum soll das weiter schlimm sein?

Sechs Jahre am selben Studienort - was soll daran ein Nachteil sein? Bietet einem doch viele Vorteile. Und wenn man unbedingt will, kann man ja z.B. nach dem M1 oder nach dem M2 recht bequem wechseln.

Im Berufsleben spielt ein so geringer Altersunterschied IMHO überhaupt keine Rolle.

Bzgl. Familienplanung wärst du rein vom Alter her dann ja sehr flexibel. Während des Studiums, als Assistenzärztin - beides kein Problem.

kartoffelbrei
02.09.2021, 07:38
Hallo,

ich überlege seit Monaten meinen "alten Traum" zu verwirklichen und das Medizinstudium zu beginnen sobald ich mein Erststudium abgeschlossen habe.

[...]

(Studienplatz bekommen usw. bitte mal außen vor lassen danke)

Vielen Dank! Bin gespannt :)

Ich weiß, dass du nicht über den Studienplatz sprechen wolltest, aber nur um auf Nummer sicher zu gehen: Du weißt, dass es viel schwerer wird, einen Studienplatz zu bekommen, wenn du das Erststudium abschließt? Normalerweise ist es besser sich bewerben, bevor man den Abschluss macht, aber da gibt es hier viele Leute, die sich damit deutlich besser auskennen als ich...

medr
02.09.2021, 17:03
Klar sprechen wir nicht nur über die Unis und Jobs.. Kann mir aber schon vorstellen dass es mit Ende 20 härter ist auf Studentenniveau zu leben und dauernd zu sparen während gleichaltrige Freunde fest im Berufsleben stehen und sich vieles leisten können.
Ist so auch kein Grund meinen Plan zu ändern, wär aber doch interessiert Erfahrungen dazu zu hören.

Wie sehen die Arbeitsstunden wöchentlich als Assistenzärztin aus? Könnte mir auch vorstellen die Ausbildung dann im Ausland zu machen, da bin ich sehr flexibel

medr
02.09.2021, 17:04
Klar sprechen wir nicht nur über die Unis und Jobs.. Kann mir aber schon vorstellen dass es mit Ende 20 härter ist auf Studentenniveau zu leben und dauernd zu sparen während gleichaltrige Freunde fest im Berufsleben stehen und sich vieles leisten können.
Ist so auch kein Grund meinen Plan zu ändern, wär aber doch interessiert Erfahrungen dazu zu hören.

Wie sehen die Arbeitsstunden wöchentlich als Assistenzärztin aus? Könnte mir auch vorstellen die Ausbildung dann im Ausland zu machen, da bin ich sehr flexibel


Du glaubst gar nicht, wie viele Leute hier im Forum und im wahren Leben vor ihrem Studium eine Ausbildung gemacht haben oder bisher Wartezeit in Kauf nehmen mussten.
Finanzierung musst du selbst sehen, mentale Belastung ist kein Problem. „Vergleichen“ mit Freunden im Berufsleben - habt ihr keine anderen Themen? Gebunden bist du beim Arbeiten auch an einen Ort. Nachteile im Berufsleben wird es wegen der paar Jahre nicht geben.
Kurz: Wenn du unbedingt Medizin studieren willst und dir bewusst bist, dass die Arbeitsbedingungen als Assistenzarzt in vielen Kliniken und Fächern nicht sonderlich rosig sind… dann mach es. Mit 24 bist du noch sehr jung.

Klar sprechen wir nicht nur über die Unis und Jobs.. Kann mir aber schon vorstellen dass es mit Ende 20 härter ist auf Studentenniveau zu leben und dauernd zu sparen während gleichaltrige Freunde fest im Berufsleben stehen und sich vieles leisten können.
Ist so auch kein Grund meinen Plan zu ändern, wär aber doch interessiert Erfahrungen dazu zu hören.

Wie sehen die Arbeitsstunden wöchentlich als Assistenzärztin aus? Könnte mir auch vorstellen die Ausbildung dann im Ausland zu machen, da bin ich sehr flexibel

medr
02.09.2021, 17:34
Klar sprechen wir nicht nur über die Unis und Jobs.. Kann mir aber schon vorstellen dass es mit Ende 20 härter ist auf Studentenniveau zu leben und dauernd zu sparen während gleichaltrige Freunde fest im Berufsleben stehen und sich vieles leisten können.
Ist so auch kein Grund meinen Plan zu ändern, wär aber doch interessiert Erfahrungen dazu zu hören.

Wie sehen die Arbeitsstunden wöchentlich als Assistenzärztin aus? Könnte mir auch vorstellen die Ausbildung dann im Ausland zu machen, da bin ich sehr flexibel


Ich weiß, dass du nicht über den Studienplatz sprechen wolltest, aber nur um auf Nummer sicher zu gehen: Du weißt, dass es viel schwerer wird, einen Studienplatz zu bekommen, wenn du das Erststudium abschließt? Normalerweise ist es besser sich bewerben, bevor man den Abschluss macht, aber da gibt es hier viele Leute, die sich damit deutlich besser auskennen als ich...

Erststudium außerhalb Deutschlands also kein Problem

medr
02.09.2021, 17:39
Hast du dich erst später für Medizin entschieden oder bist du zuerst nicht rein gekommen?

Ich könnte 2 gut bezahlte und recht flexible Nebenjobs ausüben hab aber Bedenken dass dies in der Vorklinik sehr stressig wird? Ist es gut machbar auch unter der Woche nebenbei zu arbeiten und doch noch Freizeit zu haben?

Ja stimmt der Freundeskreis verändert sich sowieso auch bzw. kommen durch das Studium sicher neue Leute dazu.

Bei meinem engen Freundeskreis machen eigentlich alle jetzt gerade fertig und fangen an zu arbeiten. Klar ist das kein Problem aber ich kann mir vorstellen dass es mit Ende 20 dann anstrengend wird immer sparen zu müssen usw.

Jedenfalls vielen Dank für deine Antwort!

medr
02.09.2021, 17:43
Mit 24 gibt es IMHO einfach keinen relevanten Unterschied zu "normalen" Medizin-Erstis. Die sind aufgrund von FSJ, TMS, usw., ja auch meist 19 oder 20. Insofern glaub ich, dass deine Frage etwas ins Leere geht.

Die Finanzierung musst du individuell regeln. BAföG, Studienkredit, Ersparnisse, Nebenjob, wie auch immer. Wenn man sich einen günstigen Studienort aussucht und sparsam lebt, braucht man ja nicht sehr viel Geld fürs Medizinstudium.

Mentale Belastung sehe ich keine. Auf Prüfungen zu lernen ist im Vergleich zum Berufsleben doch eigentlich ziemlich entspannt. Das Medizinstudium ist sehr verschult, man muss also eigentlich nur das tun, was einem vorgegeben wird. Im Vergleich zu anderen Studiengängen erfordert das Medizinstudium nur ein sehr geringes Maß an Selbständigkeit und Eigeninitiative.

Das Vergleichen mit anderen liegt an dir. Natürlich kann es sein, dass mit 28 oder 29 jemand sehr gut verdient und beruflich schon sehr etabliert ist, der direkt nach dem Abi BWL studiert hat und dann angefangen hat, Karriere zu machen, während du dann gerade fürs M2 lernst. Aber es hat dich ja niemand gezwungen, diesen Weg zu gehen. Es ist IMHO völlig sinnlos, sich über logische Folgen des Weges, für den man sich entschieden hat, zu beklagen. Natürlich werden andere weiter sein. Logisch. War zu erwarten. Aber warum soll das weiter schlimm sein?

Sechs Jahre am selben Studienort - was soll daran ein Nachteil sein? Bietet einem doch viele Vorteile. Und wenn man unbedingt will, kann man ja z.B. nach dem M1 oder nach dem M2 recht bequem wechseln.

Im Berufsleben spielt ein so geringer Altersunterschied IMHO überhaupt keine Rolle.

Bzgl. Familienplanung wärst du rein vom Alter her dann ja sehr flexibel. Während des Studiums, als Assistenzärztin - beides kein Problem.

Vielen Dank dir für die ausführliche Antwort! Hast du selbst auch später angefangen?

Bzgl. der eventuellen Familienplanung - ist ja nichtmal gesagt dass ich dann einen geeigneten Partner haben werde und es auch klappt, aber ist es sehr "problematisch" in der Assistenzarztzeit in Mutterschaft zu gehen? Habe weder vor die große Forschungskarriere zu machen noch 3 Jahre pro Kind zuhause zu bleiben möchte mich aber auf jeden Fall Zeit für die Familie haben.

_calendula_
02.09.2021, 22:38
Der Punkt den du ansprichst, dass es Ende 20 und so nach 2/3 des Studiums mal anstrengend wird Student im Zweitstudium zu sein, ist sicher berechtigt. Es kann sein, muss aber nicht. Kommt wohl auch darauf an, an welchen Ort du durch die Uni gebunden bist. Aus meiner Sicht betrifft das eher "den Punkt an dem man im Leben steht" als primär das Finanzielle.
Wenige Jahre nach dem Studium relativiert sich das. Durchhaltevermögen braucht man für ein Zweitstudium.