PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hausbesuche



Aeonflux
26.09.2021, 21:09
Man sei dazu verpflichtet, sagt die KV. Aber wofür gibt es denn dann die 116117? Bzw was macht man, wenn das Wartezimmer voll ist? Viele Hausärzte machen ja gar keine, anscheinend wird es dann doch nicht so strikt reglementiert? Wie macht ihr das, liebe Allgemeinmediziner?

Harvey
30.09.2021, 10:34
Alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte - in der hausärztlichen wie auch in der spezialistischen Versorgung - sind zu Hausbesuchen verpflichtet - aber auch nur wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind.
Wenn das Wartezimmer voll ist, muss man abschätzen - kann der Besuch bis zur Sprechstundenpause oder Abend warten oder ist es so dringlich, dass es nicht aufschiebbar ist, wobei dann vermutlich RTW und Krankenhaus eh zumeist mehr Sinn machen.

Man muss als Niedergelassener halt etwas aufpassen, dass Hausbesuchswünsche nicht ausgenutzt werden, die Indikation gut prüfen.

Der Erkenntnisgewinn durch Hausbesuche bei älteren Menschen ist in meinen Augen jedoch zum Teil phänomenal - besonders wenn die Patienten ihre Tabletten erstmal mühsame suchen müssen oder den Küchenschrank öffnen und lauter Tablettenschachteln entgegen fallen.

Ich kenne auch Spezialisten, die Hausbesuche machen, es lohnt sich halt finanziell kaum.

Die 116117 bzw. Der Ärztliche Bereitschaftsdienst ist nicht für Hausbesuche als Ersatz zuständig.

Aeonflux
30.09.2021, 13:06
Der Erkenntnisgewinn durch Hausbesuche bei älteren Menschen ist in meinen Augen jedoch zum Teil phänomenal - besonders wenn die Patienten ihre Tabletten erstmal mühsame suchen müssen oder den Küchenschrank öffnen und lauter Tablettenschachteln entgegen fallen.
.

Das ist allerdings ein totaler richtiger und wichtiger Aspekt.
Ich mache HB trotzdem nicht gerne, weil ich oft nicht das Gefühl habe, dass es viel nützt. Ich brauche ewig, weil ich schon den Anspruch habe, dass ich mal Vitalwerte erhebe und eine Körperliche Untersuchung mache. Ich habe aber Kollegen, die schaffen 8 Patienten in 2 Stunden incl Blutabnahme. Und dann bekomme ich den Patienten auch nie dahin, wo er mal hin müsste, weil Fachärzte keine HB machen. Woher soll man denn wissen, ob die Hüft- oder Rückenschmerzen jetzt Verschleiß sind oder Metastasen von einem ProstataCA. Oder ob die zunehmende Dyspnoe unter Belastung bei KHK altersbedingt ist oder mal wieder ein Stent rein muss. Oder psychiatrisch-geratrische Patienten, die das Haus vor Angst nicht mehr verlassen und mal eine neue Einstellung benötigen..

Feuerblick
30.09.2021, 14:02
Das eine schließt das andere doch nicht aus? Wenn abklärungsbedürftige Befunde bestehen, kann man die Leute ja schon dazu bringen, sich mal in der Praxis vorzustellen. Vielleicht mit Termin, damit sie nicht lange warten müssen.
Acht Patienten in zwei Stunden ist ja auch 1. abhängig von der Fahrtzeit und 2. abhängig vom Klientel.
Unser Hausarzt hat beispielsweise eine Menge weitestgehend fitte, aber nur mit viel Aufwand mobile Senioren, die er regelmäßig aufsucht. Zum einen, weil die das übliche Portfolio an Medikamenten einnehmen und zum anderen (und das darf man nicht überschätzen), weil es für die Senioren eine soziale Komponente hat UND weil er als Arzt so viel über die Menschen und insbesondere die Familien (die auch alle bei ihm in Behandlung sind) erfährt. Das hat durchaus schon in verschiedenen Fällen weitergeholfen.
Zusätzlich schaut er natürlich nach akut erkrankten Personen, die nicht in die Praxis kommen können (akute GE oder Fieber beispielsweise - da willste ja nicht unbedingt in ne Praxis).
Die 116117 ist ja nicht für „Hausbesuche“ zuständig sondern ist der Ärztliche Notdienst außerhalb von Praxiszeiten. Dort bekommst du ganz oft aber die Auskunft „Begeben Sie sich in die ÄBD-Praxis in XXX“. ;-)
Ist halt Dorf… da ist das vermutlich anders als irgendwo in einer Stadt.