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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Labordisziplinen



m4chone
13.10.2021, 11:43
Hallo, langsam steht das PJ an vor dem ich auch schon gehörigen Respekt habe, und anschließend dann die Jobsuche. Ich habe Medizin mit dem Ziel studiert, in einer Labordisziplin zu landen, und wollte nun noch einmal übersichtshalber fragen, wie es momentan da so mit freien Stellen aussieht? Ist es notwenig, das Jahr auf der inneren zuerst zu machen oder findet man auch so etwas und kann dann in aller Ruhe eine passende Innere Stelle ohne Nahtoderfahrungen suchen, oder wird man sogar meist weitervermittelt durch das Labor für dass man tätig ist?

Liebe Grüße und danke schonmal,
m4chone

Kaas
13.10.2021, 13:06
Estmal herzlichen Glückwunsch zur groben Wahl der Fachrichtung. Ich wünschte, ich wäre damals so schlau gewesen ;)
Stellen in den klinisch-theroretischen Fächern bekommt man recht leicht, teils auch in attraktiveren Gegenden. Initiativbewerbungen lohnen sich. Das klinische Jahr ist meist ein großes Plus, aber nicht zwingend notwendig. Ich würde es trotzdem am Anfang machen. A) hast du es dann hinter dir, b) verbessern sich die Stellenaussichten und c) ist das klinische Wissen direkt nach Studium und PJ besser als nach vier Jahren im Labor.

roxolana
13.10.2021, 13:25
Ich habe mich ohne klinisches Jahr beworben. Wurde zwar zum Gespräch eingeladen, aber dort wurde mir dann gesagt, dass sie mich erst mit klinischem Jahr einstellen können. Aber das kommt vielleicht auch auf die Gegend an.

m4chone
14.10.2021, 08:44
Danke für die Antworten schonmal, gibt es noch weitere Erfahrungen zur Stellensuche? Macht es Sinn von vornherein zu sagen, dass man nur 1 Jahr in der Klinik bleiben wird?

Bonnerin
14.10.2021, 16:47
Ich bin nach 1 Jahr Anästhesie/Intensiv doch recht spontan aus der Klinik raus (initial hatte ich einen Vertrag über die gesamten 5 Jahre) und in die Laboratoriumsmedizin rein - neuer WBO sei Dank, in vielen Bundesländern ist Innere nämlich nicht mehr Pflicht (Cave: genau schauen, wo du die WB machen willst).

Von direkten Absagen (Uniklinik) über "ohh, ja, gerne, aber hospitieren geht nicht weil Covid" (große Kette) bis zum Jobangebot von einer anderen großen Kette inkl. Hospitation war alles bunt gemischt. Ich konnte den gewünschten Einstieg dann auch echt entspannt weiter nach hinten schieben mit der Begründung, dass erst zu dem Tag meine 12 Monate Klinik rum sind - dann war das auch kein Problem. Für die Jobsuche an sich ist der Markt gerade tatsächlich recht günstig (siehe Ärzteblatt) würde ich sagen, aber eventuell musst du örtlich etwas flexibel sein. Gerade außerhalb der Ballungsräume sieht es halt mau aus.

In unserem Team haben wir auch jemanden, der nur 6 Monate Klinikerfahrung hat - er hat als Einziger keinen Vertrag über die vollen 4 Jahre. Generell ist es eher empfehlenswert, das Jahr voll zu haben. Die Erfahrung macht sich tatsächlich bezahlt (da ja die Einsender aus ganz unterschiedlichen Bereichen kommen ist auch Nicht-Innere kein wirklicher Nachteil) und die Arbeitgeber und Kolleg:innen freuen sich, wenn der Assistent halt nicht nochmal weg muss... Abgesehen davon, dass der Arbeitsalltag wirklich anders ist als in der Klinik und ich nach den wenigen Monaten schon keinen Bock mehr auf Krankenhaus-Moloch habe.

Bezüglich Bewerbung in der Klinik würde ich erstmal nix sagen (gibt ja auch genügend Kliniken, wo man nur 1-2 Jahres-Verträge hingelegt bekommt), aber andererseits hast du die Chance, dich auch auf irgendwelche befristeten Elternzeit-Vertretungsstellen zu bewerben, wenn sie dich de facto als WBA anstellen.

m4chone
16.10.2021, 11:58
Danke für eure ausführlichen Antworten! Das beruhigt mich schonmal, dann sollte ja dem Eintritt ins Fach nichts im Wege stehen. Kennt sich noch jemand zufällig mit der Bewerbersituation in Österreich und der Schweiz aus?
Gegebenenfalls sogar mit eventueller Anrechenbarkeit, falls die Basisausbildung in Österreich absolviert wird und dann ein Wechsel in ein anderes Land erfolgt?

Bonnerin
18.10.2021, 21:26
1. Definiere bitte "Basisausbildung". Im Gegensatz zu Chirurgie oder Innere gibt es keinen "common trunk" zum Einstieg o.ä....

2. Die Schweiz ist eines der wenigen Länder, wo es keinen Laboratoriumsmediziner bzw. das landestypische Äquivalent (clinical pathologist, biologist medicinale etc.) gibt. In Österreich gibt es einen entsprechenden FA, aber soweit ich weiß fängt man in Ö immer mit dem Turnusarzt an.

davo
20.10.2021, 06:31
Wahrscheinlich wird er die österreichische Basisausbildung meinen. Die dauert 9 Monate, besteht oft (aber nicht immer) aus 6 Monaten Innere und 3 Monaten Chirurgie, und ist heute verpflichtender Bestandteil (fast) jeder österreichischen Facharztausbildung, muss am Anfang (fast) jeder österreichischen Facharztausbildung absolviert werden.

Diese Fächer sind halt sehr klein, und Österreich hat weniger als 1/9 der Bevölkerung Deutschlands. Es gibt also einfach nicht viele Stellen. In der Humangenetik sind es sehr wenige, in der Labormedizin auch nicht viele, in der Pathologie schon deutlich mehr. Aber wenn man ein echtes Interesse am Fach hat, frühzeitig Kontakte knüpft und geographisch flexibel ist, wird man wahrscheinlich auch in der Humangenetik eine Stelle finden - notfalls halt mit ein paar Monaten bis einem Jahr Wartezeit. Der Sinn der Basisausbildung ist ja auch, dass man in dieser Zeit Kontakte knüpfen kann für die Bewerbung.

Der Turnus hingegen war formal nie Pflicht, und ist heute auch de facto nicht mehr Pflicht. Es gibt heute in Österreich sehr viele Jungärzte, die direkt im Anschluss an die Basisausbildung mit ihrem Wunschfach anfangen. Den Turnus machen eher die, die sich noch unsicher sind, oder die auf eine ganz bestimmte Stelle ("Fach XY am AKH Wien") warten, oder die auf die Flexibilität des Fachs Wert legen (nachdem man als Allgemeinmediziner in Österreich nicht nur als Hausarzt gefragt ist, sondern auch als Stationsarzt, in den Notaufnahmen, in Rehakliniken, im öffentlichen Dienst, uvm. - ideal also für alle, die sich eine flexible Alternative zum Krankenhaus offenhalten möchten).

Mr.ccaa
12.12.2021, 10:00
@Bonnerin: Hast du in Vollzeit ins Labor gewechselt oder in Teilzeit? Weißt du vielleicht, wie es aktuell ausschaut, wenn man in Teilzeit eine Stelle in einer Labordisziplin sucht?

Nach dem Examen hatte ich eine Stelle im Labor (wäre eine 80% Stelle gewesen), hab die dann doch abgesagt, weil das in der Pampa war und bin erstmal in die Psychiatrie. Würde doch jetzt gerne aber mal einen Schlenker ins Labor machen und aktuell scheinen zumindest viele Stellen ausgeschrieben zu sein…

Bonnerin
12.12.2021, 11:00
Ich arbeite Vollzeit. Sehe ja auch überhaupt nicht ein, warum ich länger bis zum FA warten sollte. Stellenreduktion kann man nach dem FA immer noch machen, dann aber mit deutlich besserem Gehalt...

Ob und wie beliebt Leute in Teilzeit für die Assistenzarztausbildung sind kann ich dir nicht sagen, da wirst du dich tatsächlich bewerben müssen und schauen, was die potentiellen AG sagen. :-)

Locutus001
12.12.2021, 12:24
Ich schließe mich prinzipiell der Aussage an, dass WB in 100% vermutlich die finanziell+zeitlich bessere Entscheidung ist.

Aber wenn es nicht anders geht, gehe ich aus Erfahrung davon aus, dass das in vielen Laboren KEIN Problem darstellen sollte.
Man sollte m.M.n. entsprechend die gültige WB-Ordnung beachten.

Gerade im Labor ist der WB-Assistent ja noch etwas weniger aggressiv gebunden, als in der Klinik.

Aber auch da schließe ich mich Bonnerin an: Letztlich entscheidet der Arbeitgeber, was gesucht wird. Und wenn langfristig eine Vollzeitstelle gesucht wird (wobei 80% glaube ich rein zur Abrechnung als Vollzeitstelle gilt! --> sofern es 32h/Woche entspricht), dann wird das bei WB-Assistentys vielleicht auch nicht gerne gesehen.
Allerdings: Es gibt ja auch so etwas wie einen gesetzlichen Anspruch auf Teilzeitarbeit, sofern für Arbeitgeber nicht unmöglich (wenn man denn erstmal im Job ist...). Aber mit den Höhen und Tiefen dieses Anspruchs musste ich mich zum Glück noch nicht auseinander setzen.

"Stellenreduktion kann man nach dem FA immer noch machen, dann aber mit deutlich besserem Gehalt..."
So sieht es aus ^.^
Lieber Teilzeit als FA bie gleichem Gehalt wie zur WB haha :-)
Noch besser Teilzeit als FA bei gleichem Gehalt wie als FA ^.^ (aber hier scheiden sich ja die Geister, was ein angemessenes FA-Gehalt ist ;-) ).

Es sind auch immer wieder Voll- ODER Teilzeit stellen als WB-Assistent Laboratoriumsmedizin/MiBi ausgeschrieben.
Je heißer gesucht wird, desto besser die Chance.
Limbach bei Hannover sucht z.B. glaube ich... Bioscientia Moers (Metropole am Niederrhein) auch.
Ich glaube auch Limbach Schwerin und Dessau... aber auch bei Synlab oder LADR und sonstigen kleineren Laboren/Laborgruppen hat man sicherlich gute Chancen.
Im Zweifelsfall die Labore in der Umgebung wo man arbeiten möchte/kann einmal anschreiben.

Edit: Auch über die entsprechenden Laborgruppen einmal in der Kategorie "Karriere" suchen lohnt sich. Vieles landet nicht in den allgemeinen Jobanzeigen irgendwo, sondern steht explizit dort.

https://www.limbachgruppe.com/karriere/

https://www.bioscientia.de/karriere/

https://karriere-synlab.de/

https://ladr.de/karriere

(die Reihenfolge der Links soll keine Empfehlung darstellen und ist rein zufällig ;-) ).

P.S.: Auch wenn teilweise nur "Facharzt" dort steht... einfach mal nachfragen. Viele nehmen lieber WB-Assistenty als gar nichts. Manch benötigen den FA aber auch wegen Abrechnung. Allerdings kann man über die WB-Assis glaube ich auch bis zu 20% abrechnen als Labor, also ggf. ein besserer Deal als gar nichts. Aber diese abrechnungspolitischen Feinheiten mögen von Kammer zu Kammer unterschiedlich ausfallen... nur mal so "Gossip" mäßíg :o)

Mr.ccaa
12.12.2021, 15:07
Danke für euren Input! :)

WiWi18
21.03.2022, 10:28
Mal ein paar interessierte Fragen, da ich mich zunehmend frage, ob ich meine Zukunft wirklich in der Patientenversorgung sehe, speziell zum Fach Labormedizin:

1. Ein eigenes Labor aufmachen dürfte aus wirtschaftlichen und regulatorischen Gründen (Kassensitze) praktisch unmöglich sein, oder?

2. Wie läuft die klassische Karriere als Facharzt in der Labormedizin ab? Auch da wird man aufsteigen können - ist denn irgendwann ein Aufstieg hin zum "Partner" in einem kleineren/mittelgroßen Labor möglich/realistisch?

3. Wird es denn mittelfristig überhaupt noch unabhängige Labore geben oder kaufen die großen Laborketten alles auf?

Bonnerin
21.03.2022, 10:42
Ich berichte mal aus meiner Erfahrung in der Weiterbildung bis jetzt:

1. Ja.

2. Ich kenne einige kleinere/mittlere inhabergeführte Labore. Da sind diejenigen, die "Partner:in" werden regelhaft eher Kinder/Verwandte der Eigentümer und nicht random Mitarbeitende.
Es gibt aber durchaus openings in den größeren Laboren und Laborketten. Sei es die ärztliche Leitung eines bestimmten Teilbereichs je nach Laborgröße (z.B. Serologie oder klinische Chemie) bis hin zur tatsächlichen Position der ärztlichen Gesamt-Laborleitung. Da fängt dann aber das Spiel mit der KV an.

3. Aktuell wirkt der Markt in Deutschland recht konsolidiert. Über die Zukunft wird dir keiner was sagen können, je nach Unternehmen spielen ja auch die Börsenergebnisse mit rein. Aber das ist die gleiche Diskussion wie im KH-Sektor mit Helios, Asklepios, Sana und wie sie alle heißen...

WiWi18
21.03.2022, 11:28
Ich berichte mal aus meiner Erfahrung in der Weiterbildung bis jetzt:

1. Ja.

2. Ich kenne einige kleinere/mittlere inhabergeführte Labore. Da sind diejenigen, die "Partner:in" werden regelhaft eher Kinder/Verwandte der Eigentümer und nicht random Mitarbeitende.
Es gibt aber durchaus openings in den größeren Laboren und Laborketten. Sei es die ärztliche Leitung eines bestimmten Teilbereichs je nach Laborgröße (z.B. Serologie oder klinische Chemie) bis hin zur tatsächlichen Position der ärztlichen Gesamt-Laborleitung. Da fängt dann aber das Spiel mit der KV an.

3. Aktuell wirkt der Markt in Deutschland recht konsolidiert. Über die Zukunft wird dir keiner was sagen können, je nach Unternehmen spielen ja auch die Börsenergebnisse mit rein. Aber das ist die gleiche Diskussion wie im KH-Sektor mit Helios, Asklepios, Sana und wie sie alle heißen...

Danke erstmal!

1. Okay, schonmal schade, aber war ja zu vermuten.

2. Was meinst du "da fängt das Spiel mit der KV an" - man benötigt ja wohl auch in der Labormedizin für jeden fachärztlichen Mitarbeiter einen Kassensitz, oder? Ich würde dann davon ausgehen, dass das Labor den Kassensitz für jeden Arzt/ jede Ärztin, die dort arbeitet, "besitzt" (was auch immer das richtige Wort dafür ist) - oder müssen sich die Ärzte dann ab einer gewissen Hierarchiestufe selbst um dem Kassensitz kümmern?

3. Stimmt schon. Aber die Konsolidierung im Kliniksektor hat ja nur bedingt was mit der im ambulanten Bereich zu tun, weil das regulatorische Umfeld ganz anders ist. Kann mir jedenfalls kaum vorstellen, dass die einschlägigen Fonds, die aktuell Praxen aufkaufen, sie in MVZen umwandeln und die Ärzte dann einstellen, das nicht auch bei den Labors tun.

Aus Interesse: Was hast du mittelfristig denn vor beruflich zu machen?

Bonnerin
21.03.2022, 12:01
Danke erstmal!
2. Was meinst du "da fängt das Spiel mit der KV an" - man benötigt ja wohl auch in der Labormedizin für jeden fachärztlichen Mitarbeiter einen Kassensitz, oder? Ich würde dann davon ausgehen, dass das Labor den Kassensitz für jeden Arzt/ jede Ärztin, die dort arbeitet, "besitzt" (was auch immer das richtige Wort dafür ist) - oder müssen sich die Ärzte dann ab einer gewissen Hierarchiestufe selbst um dem Kassensitz kümmern?

Als gesamt ärztliche Leitung ist man KV-abrechnungstechnisch verantwortlich, so wie ich das mitbekommen habe. Die Kassensitze gehören den Laborketten und man wird angestellt. Sorry, das war etwas missverständlich. Es ging hier rein um die Abrechnunungsformalität. Auch, wenn es dafür Abrechnungsabteilungen etc. gibt, die ärztliche Führung hält den Kopf hin, wenn was grob schief läuft.



3. Stimmt schon. Aber die Konsolidierung im Kliniksektor hat ja nur bedingt was mit der im ambulanten Bereich zu tun, weil das regulatorische Umfeld ganz anders ist. Kann mir jedenfalls kaum vorstellen, dass die einschlägigen Fonds, die aktuell Praxen aufkaufen, sie in MVZen umwandeln und die Ärzte dann einstellen, das nicht auch bei den Labors tun.

Naja, es gibt halt die großen Player: LADR, Amedes, Synlab, Limbach und SonicHealthcare, die einen Großteil des Marktes untereinander splitten. Es kommen ja durchaus auch neue Labore hinzu, wenn Inhaber am Ende für sehr viel Geld verkaufen (siehe Winfried Stöcker). Viele der kleinen Labore haben halt absolute Nischen (mir fällt z.B. direkt eins für Immunolgie ein und eins für krasse Gerinnugsdiagnostik), anstatt breite Masse. Also Umsatz haben eigentlich quasi alle Labore ausreichend, da ist es leichter, Pleite-Praxen zu aquirieren wo niemand hinmöchte.
Es spielt sicher eine Rolle, dass die KV-Sitze in den Laborfächern nicht so lokal sind, sondern regelhaft das Gesamtgebiet der KV abdecken (ich glaube, es war gesonderte fachärztliche Versorgung...oder wie auch immer die Stufe heißt). Bei dem aktuellen Alter der meisten Laborärzt:innen ist aber auch bei den Ketten die Frage da, wen man da am Ende anstellt. Aktuell sieht es halt super aus, wenn man gerade FA ist oder den FA macht.


Aus Interesse: Was hast du mittelfristig denn vor beruflich zu machen?

Definitiv den FA Labormedizin zu Ende. Ich möchte zudem schauen, ob ich die ZB Medizininformatik hinkriege. Mich interessiert das Feld halt (hatte auch in der Diss einen leichten informatischen Einschlag) und Laborautomatisierung wird noch lange DAS Thema sein. Und dann mal schauen, erstmal als FA Geld verdienen. Eventuell Habilitation...mein Chef supported das zumindest. Falls ich doch plötzlich wieder Lust auf Patient:innen haben sollte, kann ich immer noch formal 6 Monate in die Humangenetik rotieren und anschließend dann den Doppelfacharzt machen, indem ich Transfusionsmedizin dranhänge.
Viro finde ich halt auch super-spannend, das macht man aber tatsächlich auch eher als Labormediziner:in als als Mibi-FA bei uns. Die Mibi-FÄ sind hauptsächlich wirklich mit Mikrobiologie beschäftigt. Dementsprechend habe ich kein großes Interesse an dem Doppelfacharzt.

Und sollte eines Tages mal der FA abgeschafft werden (halte ich aber tatsächlich für sehr unwahrscheinlich) habe ich vermutlich genug Erfahrung gesammelt (inkl. Personalführung), dass ich mich bei Siemens Healthineers, Abbott, Roche o.ä. bewerben könnte.

Locutus001
23.03.2022, 21:52
Mal ein paar interessierte Fragen, da ich mich zunehmend frage, ob ich meine Zukunft wirklich in der Patientenversorgung sehe, speziell zum Fach Labormedizin:

1. Ein eigenes Labor aufmachen dürfte aus wirtschaftlichen und regulatorischen Gründen (Kassensitze) praktisch unmöglich sein, oder?

2. Wie läuft die klassische Karriere als Facharzt in der Labormedizin ab? Auch da wird man aufsteigen können - ist denn irgendwann ein Aufstieg hin zum "Partner" in einem kleineren/mittelgroßen Labor möglich/realistisch?

3. Wird es denn mittelfristig überhaupt noch unabhängige Labore geben oder kaufen die großen Laborketten alles auf?

--> Was Bonnerin sagt ;-P

Und jetzt mal ein bisschen Laberei ;-)

1. Es gibt noch offene Sitze, allerdings hat das auch einen guten Grund (Brandenburg könnte man z.B.).
Hierfür müsstest Du aber eine kleine Spezialecke finden, die sich ausreichend lohnt und nicht woanders ohnehin gleichgut/besser angeboten wird.
Wenn Du es also schaffst ein paar Sitze zu ergattern "auf dem Land", dann die Finanzierung hinbekommst... dann ist es doch meistens so, dass die dort vorhandenen Kliniken und Niedergelassenen auch ohne Dein Labor vorher ihre Proben schon irgendwohin geschickt haben. Diese Verträge mit der Konkurrenz laufen für Kliniken eine gewisse Zeit und Niedergelassene müssen schon einen guten Grund haben wechselwillig zu sein.
Für die Kliniken geht es vor allem ums Geld... alte Konditionen sind meistens günstiger ausgehandelt, als neuere... alleine vor diesem Hintergrund ist ein Wechsel häufig nicht sinnvoll...
Dann - als kleines privates neues Labor - bezweifel ich, dass die Hersteller Dir ähnlich gute Konditionen anbieten werden, wie den großen Verbünden.
Letztlich ist es zwar nicht unmöglich, aber unmöglich genug ;-)
Vielleicht lieber ein Kind/Erben eines Labores heiraten, weil es da nicht fürs Medizinstudium gereicht hat? ^.^

2. Klassische Karriere:
Machste Weiterbildung. Machste Facharztprüfung und bestehst. Fertig. ;-)
Möglichkeiten:
Man kann natürlich mit Professur und Co. irgendwelche Spezialgebiete und bestimmt lukrativere Vergütungen irgendwo noch hinbekommen. Aber das ist eher nicht der Klassiker.
Neben den reinen "Abrechnungsärzten", die eigentlich nicht viel auf dem Kasten haben, aber für das Labor findet sich halt keiner der will... und so werden die halt irgendwie bezahlt, auch wenn man eigentlich lieber jemanden hätte der ordentlich arbeitet... (gibt es leider gerade bei kleinen Laboren in ländlicher Lage durchaus noch), gibt es natürlich den normalen Laborarzt. Man ist für bestimmte Bereiche zuständig (z.B. Hämatologie, Hämostaseologie, Infektionsserologie, Molekulardiagnostik, Autoimmun, Klinische Chemie, etc.). Ich denke, wenn man seine eigenen Bereiche gut macht und in den anderen "okay gut" ist fürs Validieren und Telefonieren, dann endet hier die Reise der meisten (und das ist auch so vorgesehen).
Als nächstes gibt es, ich nenne es einmal "besondere Leistung", durch die man dann etwas mehr vielleicht verdient als der andere Kollege, weil Du für die und die Abteilung zuständig bist und Dich auch noch um das Krankenhausgeschäft kümmerst oder was weiß ich. Wenn Du für das Unternehmen überdurchschnittlich relevant bist, dann kannst Du das natürlich auch ein bisschen besser vergütet bekommen.
Ich glaube das ist prinzipiell überall so, ich kann mir allerdings vorstellen, dass das in den Kliniken etwas anders zu verhandeln ist...

Dann natürlich die ärztliche Leitung (sicherlich auch theoretisch die technische Leitung möglich, aber das ist meistens nicht ärztliche Aufgabe). Und letztlich die Geschäftsfühung (des Standortes).
Wenn man jetzt in den großen Gruppen drin ist, gibt es auch noch einen Vorstand... das wäre vielleicht noch ein erreichbares Ziel. Spätestens ab der Geschäftsführung geht es aber schon weniger um medizinisch fachliches, als operativ strategisches Geschäft.
Ehrlicherweise: Das muss man wollen... Man verdient ohnehin - gemessen am Durchschnittsbürger - als Arzt bereits sehr gut. Ab einem gewissen Gehalt stellt sich die Frage ob man den zusätzlichen Stress wirklich haben will für das "bisschen mehr". Aber die persönlichen finanziellen Ziele setzt ja jeder anders.

3. Wird alles unter den großen Laborketten abgemacht.
Die anderen Kollegen sollten sich diese Frage allerdings auch ruhig einmal stellen... die Bildung von MVZs führt ja zu ähnlichen Konstrukten. Im "Idealfall" kaufen die Laborketten sich die MVZs und dann haben sie gleich schon die Einsender ;-P
Sehe auch nicht, wie dieses Konstrukt wieder zurückkehren könnte zum kleinen privaten Labor.
Mit den Abrechnungszwängen und dem Kostendruck, ist es auch für die großen Unternehmen ein ständiges Thema, die "Effizienz zu steigern" und "Kosten zu sparen".
Die Spritpreise helfen da beim Fahrdienst (der die Proben abholt...) auch nicht gerade weiter. Personalkosten steigen auch.
Wie hier ein kleines privates Labor konkurrieren möchte... (UND dabei profitabel sein will!) kann ich mir nicht vorstellen.


Ich möchte aber einmal folgendes festhalten:
1. Nachdem man sein Jahr Innere (oder Co.) durchhat - (was ich jedem ans Herz legen möchte, sonst findet man sich in einer m.M.n. nicht so schönen Situation wieder, wenn man es dann am Ende machen muss...) - ist die Weiterbildung vermutlich eine der besseren! Die Betreuung ist normalerweise sehr gut. Und die Arbeitsbedingungen im Vergleich zur Klinik auch. Ich weiß gerade gar nicht welche anderen Gebiete (außer MiBi und so) es gibt, wo man nach einem Jahr Klinik ambulant arbeiten kann...

2. Das Gehalt ist auch gut. Sicherlich kann man in anderen Gebieten - vorallem mit eigener Niederlassung - mehr verdienen. Aber der Sprung vom WB-Assistenten zum Facharzt führt in den meisten Fällen auch zu einem Gehaltssprung von WBA zum Oberarzt.
Das mögen die Kollegen später wieder aufholen, aber in jedem Fall stimmt m.M.n. das Gehalt schon.

3. Ja, man wird sich vermutlich NIE selbstständig machen (können). Sollte man vorher wissen ob das der Traum ist. Dafür hat man auch die Verpflichtungen, Kosten und Risiken nicht.

4. Die Altersstruktur ist zugunsten der jungen Kollegen. Nachwuchs wird gebraucht. Stellen sind immer wieder frei.

5. Vereinbarkeit von Familie (oder Privatleben) und Beruf ist hier sicherlich mit am besten.
Es gibt einen Graubereich, das das Arbeiten im Homeoffice anbelangt (von wegen "Leistungserbringung vor Ort").
Aber prinzipiell - und auch von einigen Laboren so gehandhabt - ist das phasenweise Arbeiten im Homeoffice möglich.
Wird allerdings nicht von jedem Labor unterstützt (insbes. unter Berufung auf die Leistungserbringung vor Ort... "lasst uns Arbeit flexibler machen, da wo es möglich ist!!!"... ja ja... von wegen ;-) ).
Überstunden gibt es zwar, aber das ist wirklich kein Vergleich zur Klinik. Und wenn Dein Kind Geburtstag hat und Du um 18 Uhr mit dem was machen willst, dann weißt Du, dass Du dann auch weg bist von der Arbeit, weil der andere Kollege übernimmt oder sowieso Feierabend ist. Es kommt ja nicht überraschenderweise noch ein Patient und wenn Du den aufgenommen hast kollabiert der nächste, etc.
Auch keine Arztbriefe, Verlängerungen, etc.
Das ist schon angenehm.
Vor allem wenn Du Deine Stelle wechselst... vielleicht übergibst Du noch die Projekte, die Du am laufen hast (wenn Du welche am laufen hast, die nicht ohnehin schon abgeschlossen sind...) aber kein "heimliches" in Deiner Freizeit (vielleicht wenn Du schon gar nicht mehr angestellt bist) ins Büro um noch schnell die 30 Arztbriefe zu erledigen...


Ich würde es zunächst einmal empfehlen. Die Arbeit ist vielseitig und interessant und man findet sicherlich etwas (ein Gebiet) was einem liegt.
Für jeden der überlegt, seien wir mal ganz ehrlich: Macht man ein Jahr Labormedizin oder MiBi und merkt, dass es das jetzt einfach nicht ist... und der Weg zurück in die Klinik oder Co. fällt einem persönlich leicht (wäre für mich KEINE OPTION!)... dann schadet es wirklich nicht, da etwas Ahnung zu haben. Zumal Labordiagnostik ja einen Großteil der Inneren Medizin mit ausmacht.

Und wie Bonnerin schon korrekt sagt: Doppelfacharzt ist möglich.
Sollte es einmal keinen Facharzt mehr geben und Naturwissenschaftler übernehmen das... dann ist man als Facharzt für Labormedizin immernoch in der glücklichen Position, dass man die Berufserfahrung hat. Vielleicht weniger Gehalt... aber woher sollen die Naturwissenschaftler so schnell gleichwertige Ahnung haben, wenn sie vorher ja (bis auf ganz wenige Ausnahmen, die den Klinischen Chemiker machen oder den Fachbiologen) gar nicht in diesem Bereich arbeiten konnten? ;-)
Wenn die KI übernimmt, ist man vermutlich auch immernoch ziemlich gut qualifiziert für Prozessüberwachungen... wieso eine MTA oder einen random Techniker nehmen, wenn es ein Facharzt mit jahrelanger Erfahrung für das gleiche Gehalt macht? ;-P

In jedem Fall: Alles Gute für den Werdegang.