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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Reihenfolge der Famulaturen



HugoDauerstraff
18.10.2021, 20:39
Mahlzeit,
ich bin frisch im klinischen Abschnitt angekommen und mache mir so langsam Gedanken, welche Famulaturen ich wann machen möchte.
Ich habe keinerlei Vorerfahrungen im Gesundheitswesen (abgesehen von Pflegepraktikas). Im ersten Halbjahr nach dem Physikum habe ich jetzt erstmal Pharma, MiBi, klinische Chemie,...

Meine Überlegung geht dahin, die Hausarztfamulatur als erstes zu machen. Da kann ich eventuell in einem etwas ruhigeren Umfeld erste Erfahrungen sammeln, Blutentnahmen üben etc.
Den Kurs über körperliche Untersuchungstechniken habe leider erst danach, sodass dieser Punkt dagegen spricht die Hausarztfamulatur zu Beginn zu machen.

Ich habe gerade ein paar Berichte gelesen zu Famulaturen verschiedenster Art und so interessant wie alles klang, so herausfordernd wirkt das auch auf mich. Von Wundversorgung, über OP-Assistenzen, nähen, EKGs befunden, Sonos machen,... ich habe davon Stand jetzt keine Ahnung und habe tatsächlich etwas Angst mich zu blamieren. Daher treibt mich die Frage an, mit was es sinnvoll ist anzufangen.

Grüße,
Hugo

runningMan18
18.10.2021, 21:14
Jeder wird dir was anderes sagen und ich habe meine Hausarzt-Famu ganz zum Schluss gemacht. Ohne Innere versteht man sowieso kaum etwas. Es bietet sich an erst Innere in der Uni durchzuhaben und dann die Famu zu machen, da einem das Wissen dann plötzlich klar wird, was man da überhaupt gelernt hat. Manche haben auch direkt mit der Hausarzt Famu angefangen. Ich würde dir aber empfehlen ein Fach auszusuchen, wo du dich sehr für interessierst. Bist ja schließlich frisch in der Klinik angekommen und sollst Spaß haben und nicht direkt deine ganze Motivation für die Hausarzt Famu verschleudern, wenn du verstehst was ich meine :D

DieF?chsin
19.10.2021, 08:18
Hey :) ich habe meine erste Famulatur beim HA gemacht und würde es immer wieder machen. Der große Vorteil für mich war definitiv, dass ich nicht so ins kalte Wasser geworfen wurde. Ich durfte, aber musste nichts. Die drei Ärzte wussten, dass es meine erste Famulatur war und man eben nach dem 1. klinischen einfach noch nichts kann. Ich wurde also nicht mit Fragen gelöchert, konnte einfach dabei sitzen, zusehen und so etwas lernen. Ich konnte jederzeit Fragen stellen und wenn ich eine Untersuchung schon öfters gesehen hatte, habe ich sie dann unter direkter Anleitung selbst ausprobiert. Ich habe ganz in Ruhe Blut abnehmen gelernt und keiner hatte irgendwelche Erwartungen an mich. In der Klinik braucht man für die Famulaturen je nachdem schon ein dickeres Fell, du bist eben nur einer von vielen und musst sehen wo du bleibst. Dir werden direkte Fragen gestellt und glaube mir, dass das angenehmer ist, wenn du das Fach schon hattest.
Viel Spaß in der Klinik! :)

Dooly
19.10.2021, 17:20
Rückblickend ist es total egal, in welcher Reihenfolge man Famus macht. Wir haben das auch durchdiskutiert, vor dem Fach in der Uni, nach dem Fach in der Uni, bla bla bla.

Ich wurde immer vorab gefragt, was ich gerne sehen oder lernen würde und im Verlauf hat sich mein Verhalten zu dieser Frage komplett geändert. In der ersten Famu, nach dem 5. Semester, wusste ich noch gar nicht, was man in Famus normalerweise so macht und hatte auch gar keine Wünsche. Letztendlich war ich super genügsam und immer glücklich, wenn ich irgendwo dabei sein durfte und die Menschen nett waren. In der letzten Famu hatte ich z. T. genaue Vorstellungen, was ich noch gerne machen oder sehen wollte.
Es ist nicht nur der Anspruch, den man selber hat, man hat auch immer ein bisschen weniger Welpenschutz. Im besten Fall ist die Anleitung dynamisch und stellt sich auf dich und deine Fähigkeiten ein.

Ich würde also nach unfachlichen Kriterien entscheiden. Häuser/Praxen wo die Leute nett sind, geduldig, Lust auf Teaching haben. Famus sind Lehrveranstaltungen und keine Prüfung. Du musst da nicht vorbereitet auftauchen.
In meinem PJ wurden uns PJs die Famulant:innen aufgedrängt. Das ist echt unterirdisch im Vergleich zu meinen Famus. Die Hälfte der PJs schwänzt und die andere Hälfte versucht weitgehend autodidaktisch irgendwas zu lernen mit einem rel. hohen Unsicherheitsfaktor. Außerdem steht man als Famu ganz hinten in der Pipeline. Wenn ich als PJ schon lange sonografiert hab, will man eine weitere Session durch die Famus auch niemanden mehr zumuten …

Hausarzt hast du sowieso zwei Chancen. Einmal die 30 Tage Famu und dann noch mal 2 Wochen Block.

davo
20.10.2021, 06:24
Blutentnahmen zu üben sollte nicht der Fokus einer Famulatur sein. In einer gut organisierten Hausarztpraxis macht das nie oder fast nie der Arzt selbst.

Allgemeinmedizin ist sehr anspruchsvoll, weil man alle Krankheitsbilder hat, ist also IMHO sinnvoll, die Hausarztfamulatur erst dann zu machen, sobald man den Untersuchungskurs hatte, sobald man Innere hatte, sobald man möglichst viele andere klinische Fächer hatte.

Eine erste Famulatur in einem Fach wie Radiologie, Anästhesiologie, Unfallchirurgie, Urologie oder Psychiatrie ist IMHO viel sinnvoller, da man da im Studium ohnehin nicht viel lernt und/oder man einiges an Vorklinikwissen nutzen kann.

Und keine Angst bzgl. der Erwartungen. Auch erfahrene Assistenzärzte in der Inneren sind nicht immer sicher in der Sonographie. Die Grundlagen der Wundversorgung kann man recht schnell lernen, sie zu meistern, erfordert hingegen sehr viel Erfahrung. So ähnlich ist es bei den EKGs - die Grundlagen sind recht einfach, die Details auch für Ärzte mit sehr viel Erfahrung oft eine Herausforderung. In der Famulatur geht es nur um absolute Grundlagen. Lass dich davon also nicht einschüchtern.

Bonnerin
20.10.2021, 06:49
Ich hab damals als 1. Famu Allgemeinmedizin gemacht und das war eine sehr gute Entscheidung. Von dem, was ich da gelernt habe, konnte ich im Studium wirklich profitieren - sei es in Gesprächsführung, etwas Sono, aber auch in den kleineren Fächern wie Uro oder HNO. Hatte aber auch unfassbares Glück mit der Praxis.

Danach hab ich die beiden Klinik-Famus weggeballert, zwei kleine operative Fächer. Eins hat mir sehr gut gefallen, das andere nicht so, aber für die Fächer im Studium (hatte beide zufällig im Semester nach den Famus) konnte man das Lernen deutlich reduzieren, weil man die Sachen kannte.

Zum Abschluss hab ich dann die Ambulanz-Famu gemacht, in der Arbeitsmedizin. Da war ein kleines bisschen Hausarzt mit drin, ansonsten viel Beratung/Gesprächsführung, Impfen, Reisemedizin...

Und in den letzten Semesterferien habe ich den Allgemein-Block gemacht (durfte man bei uns vorziehen) und fand, dass das eine gute Abrundung gewesen ist.

Wichtig für Allgemeinmedizin: Manche Ärzt:innen möchten im Winter keine Famulanten haben wegen Grippe/Erkältungswelle. Kläre das vorher bei deinem Wunschärzten ab, ob du da vielleicht nur im Sommer kommen darfst. :-)

Ansonsten viel Spaß in der Allgemeinmedizin, finde, das ist das beste klinische Fach!

HugoDauerstraff
20.10.2021, 09:28
Danke für die Erfahrungsberichte von euch!
Es scheint, ich mache mir mehr Gedanken darum, als man es eigentlich müsste.
Die HA-Famulatur als erstes habe ich immer noch im Kopf, aber ich werde mich in meiner Nähe auch nach Famulaturplätzen umschauen, die einen guten Ruf haben. Wenn die Leute da Bock auf Lehre haben und klar wissen auf welchem Stand man ist, wird es hoffentlich auch egaler wie viel Vorwissen und Fertigkeiten man schon hat.

xpc55
04.11.2021, 16:53
Um das Thema nochmal aufzugreifen: Du musst letztlich wirklich selber entscheiden, worauf Du Lust hast und was Dir Spaß macht. Ich kann nur kurz anreißen, was ich mir damals dabei gedacht habe.

Meine erste Famu habe ich in einem kleinen Haus in der Anästhesie gemacht und würde es jederzeit auch wieder machen. Du kannst dort m.M.n. ganz viele Basics lernen, die Du i.d.R. ein Leben lang beherrschen solltest als Arzt (CPR, Intubation, ALS, etc.). Dazu kannst Du ganz viel über Pharma lernen und da man i.d.R. Physio in der Vorklinik gen Ende hat und das auch Bestandteil des M1 ist, weiß man auch noch viel über Atmung, Kreislauf, etc. und kann sich vieles erklären.
In einem kleinen Haus darf man darüber hinaus auch vieles selber machen, wenn man motiviert ist und Bock hat. Habe schon in den ersten Tagen erste Intubationsversuche und Narkosen gemacht. Das ist natürlich ziemlich cool!
Außerdem durfte ich ein paar Tage auf dem NEF mitfahren, was auch total viel Spaß gemacht hat.

Die andere Klinikfamu habe ich für ein Fach genutzt, das ich mir in meiner persönlichen Karriere eher nicht vorstellen kann (Pädiatrie), um es mal gesehen und erlebt zu haben. Auch hier lohnt es sich, sich ein paar Basics anzueignen, die einem vielleicht später nochmal helfen können. Es hat total viel Spaß gemacht, vor allem mit den süßen Kindern, aber es hat mir deutlich gezeigt, dass das als Fach nichts für mich ist und allein für die Erkenntnis hat es sich gelohnt.

Anne1970
05.11.2021, 08:00
Habe meine erste Famulatur bewusst in der Anästhesie gemacht. Konnte nach vier Wochen Medis aufziehen, i.v.-Zugänge legen (also nur bei Patienten, die auch Venen mitgebracht hatten :grins: ), lernte die ersten Medikamente kennen; außerdem haben die mir EKG beigebracht :-)) . Besonders
motivierend waren die ersten angeleiteten Intubationen. Bevor ich mich im PJ dann unentschieden hatte, war Anästhesie mein Facharzt-Wunschfach. Das interdisziplinäre gemeinsame Arbeiten mit großer Kompetenz bei der Pflege hat mir sehr gefallen. Direkt danach war Innere-Famu in einer Kardiologie in einem kleinen KKH am Rande der Stadt, da profitierte ich schon von der (neuen, kurzen :D ) Erfahrung aus der Anästhesie des größeren Hauses. Man kann eigentlich nix falsch machen: außer: pass auf, dass du die Bedingungen (Anzahl der geforderten Tage, ambulant/stationär) erfüllst und nix machst, was deine Kompetenz übersteigt. Guck nach deinem Impfstatus und achte peinlichst auf Hygiene. Und hab Freude! Scheue dich nicht, zu wechseln bzw. abzubrechen und neu zu planen, wenn du schlechte Bedingungen vorfindest. Es ist kein Pflegepraktikum. Wenn du aber z.B. einen Pat zu einer Funktionsuntersuchung bringen (oder mit jemanden zusammen bringen - es bricht dir kein Zacken aus der Krone, wenn du mal ans Bett fast (( aber! Niemals einen instabilen Pat alleine!)) kannst, um die Untersuchung kennenzulernen, nutze die Chance!

Humani9019
09.11.2021, 09:33
Sorry, dass ich diesen Tread missbrauche aber meine Frage geht in dieselbe Richtung:

Ich habe mich an einem Regionalkrankenhaus in der ZNA (Kleinstadt) und an einem Bundeswehrkrankenhaus (Großstadt) in der Derma beworben und für beides eine Zusage erhalten für 2022.

Nun wäre mal meine Frage: Hat jemand bereits eine Famulatur hier im Bundeswehrkrankenhaus gemacht und könnte mir mitteilen, ob man defintiv die Zusage hat, wenn man die E-Mail mit den einzureichenden Unterlagen erhalten hat? Oder kann die Klinik sich dann doch noch was ausdenken?

und zweitens: Habt Ihr einen allgemeinen Rat für mich? Welche Klinik würdet Ihr wählen? Ich muss dazu sagen, dass es meine erste Famulatur ist.

Confused.
09.11.2021, 10:47
Kleine Häuser = meist „familiärer“, mehr Basicfälle und weniger Kolibris, aus meiner Erfahrung auch bessere Lehre bzw. wird man als meist einziger Praktikant mehr wahrgenommen

Große Häuser = genau das Gegenteil

Von den BW Häusern hab ich wiederum nur gutes gehört aber keine eigenen Erfahrungen

Für die erste Famulatur ist die ZNA vielleicht etwas viel, je nachdem was man schon in der Klinik bis dahin hatte.
Es kommt halt alles zusammen und gänzlich ohne Ahnung macht es möglicherweise weniger Spaß. Andererseits fand ich die ZNA super, weil man eben so viel gesehen/gelernt hat & ich das teilweise auch noch bei Klausuren & sogar im M2 in Erinnerung hatte.

Humani9019
09.11.2021, 12:48
Kleine Häuser = meist „familiärer“, mehr Basicfälle und weniger Kolibris, aus meiner Erfahrung auch bessere Lehre bzw. wird man als meist einziger Praktikant mehr wahrgenommen

Große Häuser = genau das Gegenteil

Von den BW Häusern hab ich wiederum nur gutes gehört aber keine eigenen Erfahrungen

Für die erste Famulatur ist die ZNA vielleicht etwas viel, je nachdem was man schon in der Klinik bis dahin hatte.
Es kommt halt alles zusammen und gänzlich ohne Ahnung macht es möglicherweise weniger Spaß. Andererseits fand ich die ZNA super, weil man eben so viel gesehen/gelernt hat & ich das teilweise auch noch bei Klausuren & sogar im M2 in Erinnerung hatte.


Danke für die Antwort. Ich habe mich für das BWK entschieden.

clyde_frog
20.12.2021, 11:20
Ich habe meine 1. Famu in der Pathologie gemacht, es war super. Ansonsten könntest Du ja auch noch in der Anästhesie ne gute Famu machen, da lernt man auch viel

HugoDauerstraff
02.06.2022, 14:13
Feedback von mir als Ersteller des Threads:

Habe die erste Famu in der inneren eines kleinen KHs gemacht, war eine gute Entscheidung. Ab Tag 1 alle gekannt (und jeder mich), war eine gute Lehre und haben mir viel gezeigt.
Im Sommer mache ich die zweite in der Anästhesie und die dritte beim Hausarzt.