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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hausarztpraxis neu einrichten



EveMcBeef
27.10.2021, 17:53
Hallo zusammen,

durch die Flutkatastrophe ist unsere große Hausarztpraxis, in der ich als WBA arbeite, vollständig zerstört. Wir sehen das Ganze als Neuanfang und möchten die Praxis am gehabten Standort neu aufbauen. Wir sind insgesamt 7 Ärzte, wovon ca 4-5 immer gleichzeitig arbeiten.
Aktuell befinden wir uns in der Planungsphase und ich würde mich über Eure Einschätzungen und Erfahrungen freuen.

Gibt es Etwas, das Ihr in Eurer Praxis im Nachhinein anders machen würdet? Gibt es Etwas, auf das man besonders achten sollte (woran man vorher vielleicht nicht denkt?)?

Es geht vor allem um Fragen wie
1) Ausgang separat vom Eingang, um die Patientenströme besser lenken? Bislang hat es sich vor der Anmeldung stark gestaut.. vor allem durch Patienten, die aus den Sprechzimmern zurück zur Anmeldung kommen und noch etwas benötigen.
2) Fall Ausgang separat: dort dann MFA platzieren zur Terminvergabe und AU und Rp-Ausgabe
3) Zwischentüren zwischen Behandlungs-und Sprechzimmer?
4) Großes, helles Büro (ggf mit Möglichkeit für kleine Besprechungen) für die Abrechnung zugunsten eines "OP-und Eingriffraums" ( da Muttermal-Exzisionen etc. in der Hausarztpraxis deutlich weniger werden)
5) irgendwelche Hardware oder Software-Produkte, die man unbedingt braucht? Sprechanlage im Wartezimmer?
6) Umsetzung der Infektsprechstunde.. Zugang von außen? Ggf Warten der Patienten im Auto mit einem Signalsensor wie in der Pizzeria?)

Wir möchten diesen Schicksalsschlag nun nutzen, um die Praxis wirklich optimal und modern aufzubauen.
Ich freue mich über Eure Rückmeldungen und Geheimtipps!!
Danke

Aeonflux
27.10.2021, 18:12
Unbedingt Backoffice oder Telefonzentrale abseits vom Empfang, dass dort nicht auch noch ständig das Telefon klingelt. Drucker für AU und Rezepte in die Zimmer, dann kann man Patienten auch komplett fertig entlassen, statt dass die sich wegen einem Rezept noch die Füße platt stehen. Dann vermeidet man auch das Vorunterschreiben von Rezepten und AUs, was ja eh nicht erlaubt ist und hoch fehleranfällig. Separaten Infektsprechraum mit extra Wartezimmer, ist sicher auch in Post-Corona-Zeiten im Winter gut zu gebrauchen. Vernünftige IT Ausstattung mit guter Software, Online-Termin-Vergabe, Internet-Auftritt etc. Separates Sonozimmer, möglichst fensterlos. Gute Wege zwischen Wartezimmer und Sprechzimmer, hin und her rennen kostet unnötig Zeit.

Loreleye
27.10.2021, 19:23
Falls die Praxis im EG liegt, ein Zimmer mit dem Fenster nach außen, welches als zusätzliche Anmeldung/Rezept/AU-Abholung genutzt wird. So müssen viele Patienten den Innenraum der Praxis gar nicht betreten und z.B. Rezepte draußen abholen..

DA1994
27.10.2021, 22:46
Ich hab Mal in einer Praxis hospitiert, die ein Wartenummernsystem wie beim Amt hatte, damit konnten sowohl mehrere Räume effizient parallel belegt werden als auch dem immer wichtigeren Datenschutz Rechnung getragen werden.

Relaxometrie
27.10.2021, 23:25
möchten die Praxis am gehabten Standort neu aufbauen
Mit welcher Überlegung wollt Ihr die Praxis am bisherigen Standort wieder aufbauen, der ja durchaus ein Wiederholungsrisiko einer Flut birgt?

EveMcBeef
28.10.2021, 08:43
Mit welcher Überlegung wollt Ihr die Praxis am bisherigen Standort wieder aufbauen, der ja durchaus ein Wiederholungsrisiko einer Flut birgt?

Kosten.. Neu an einem anderen Standort Bauen wäre zu teuer.
Und der zeitliche Aspekt. Wir sind momentan notdürftig untergekommen (viel viel viel zu klein, keine Privatsphäre) und können vllt maximal die Hälfte der Patienten versorgen. Uns geht so viel Geld verloren..

med_in_1
31.10.2021, 11:30
1) Ausgang separat vom Eingang, um die Patientenströme besser lenken? Bislang hat es sich vor der Anmeldung stark gestaut.. vor allem durch Patienten, die aus den Sprechzimmern zurück zur Anmeldung kommen und noch etwas benötigen.

Noch effizienter wäre es, wenn du die Rezepte u.ä. gleich im Sprechzimmer selbst erstellst. Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht und konnte den Tresen entlasten. Zumal MFA o.ä. auch künftig wohl sehr knapp (und teuer) sein werden.



3) Zwischentüren zwischen Behandlungs-und Sprechzimmer?
Würde ich machen. Jeder Kontakt auf dem Flur birgt das Risiko des Abgefangen werdens und des oft nicht datenshcutzkonformen Gesprächs.




4) Großes, helles Büro (ggf mit Möglichkeit für kleine Besprechungen) für die Abrechnung zugunsten eines "OP-und Eingriffraums" ( da Muttermal-Exzisionen etc. in der Hausarztpraxis deutlich weniger werden)
Wenn mietkostenmäßig machbar - klar - man muss nur trennen zwischen Büro und Sozialraum - denn letzterer ist ja vorgeschrieben und könnte u.U. noch geeigneter für Besprechungen sein



5) irgendwelche Hardware oder Software-Produkte, die man unbedingt braucht? Sprechanlage im Wartezimmer? V
Sprechanlage: müsste so sein, dass auch Pat. mit Presbyakusis diese sicher verstehen...

[QUOTE=EveMcBeef;2215031]
6) Umsetzung der Infektsprechstunde.. Zugang von außen? Ggf Warten der Patienten im Auto mit einem Signalsensor wie in der Pizzeria?)

Ich habe gute Erfahrungen gemacht, die Infektpatienten im 5-10 Minutenkontakt termingenau einzubestellen, in separaten Infektsprechstunden. Neben dem telefonischen Hinweis Kleidung zu tragen, wo man rasch zur Lungenauskultation kommt, helfen auch Dinge wie "achten Sie im eigenen Interesse auf einen Mindestabstand von 2m ...." - Patienten mit pos. Schnelltest warten im eigenen PKW und man streicht sie im Vollschutz draußen ab.

Ein paar Überlegungen von mir:
- eigene Toilette (ggf. mit Dusche) am Sprechzimmer
- Klimaanlage
- ggf. Notfallzimmer mit kurzen wegen und geeignet, dass der Rettungsdienst schnell und leicht abtransportieren kann
- Zimmer gestaffelt nutzen: morgens Labor, Vormittags Funktionsdiagnostik, Nachmittags: DMP-Büro...
- ggf. TV im Wartezimmer

Relaxometrie
31.10.2021, 12:35
Kosten.. Neu an einem anderen Standort Bauen wäre zu teuer.
Hier kommen so gute Vorschläge, wie die neue Praxis einzurichten ist. Aber auch die Einrichtung/ der Umbau der Praxis am bisherigen Standort ist teuer und mühsam. Das würde ich im Hochwassergebiet, in dem man vermutlich auch gar keine Gebäudeversicherung mehr bekommt, zumindest nicht im Erdgeschoss machen.

Aeonflux
31.10.2021, 12:43
- ggf. Notfallzimmer mit kurzen wegen und geeignet, dass der Rettungsdienst schnell und leicht abtransportieren kann
Das ist so wahr mit den Notfällen! Bei uns verstopft der RD immer den ganzen Flur 🙈




- ggf. TV im Wartezimmer
Ich gehe mit und erhöhe :
- WLAN im Wartezimmer

med_in_1
31.10.2021, 18:20
was mir vorhin noch einfiel: Es gibt inzwischen Apps mit Schnittstellen zum Praxisprogramm, wo der Pat bspw. schauen kann, wann er heute zu einem kommt, ohne dass lange Wartezeiten entstehen. Die App hinterlegt den Termin dann im Praxisprogramm, teilweise (cave datenschutz) schon mit ein paar anamnestischen Informationen. Für meine Patienten wäre das zwar nichts, aber je nach Klientel....

Ich würde auch im Tresenbereich bspw. aufpassen, dass der Datenschutzkonform gestaltet ist. Auch gibt es ja bundeslandspe. weitere Auflagen an Materialen zum Fußboden, Waschbecken in jedem Zimmer, getrennter Umkleidebereich fürs Personal....

aschenputtel1977
31.10.2021, 18:53
Dusche in der Praxis würde ich auch toll finden, fürs Personal (eigentlich auch so manches mal für Teenager oder Eltern, wo ich seehehr dankbar für die FFP2 Masken bin :-kotz) Ich sitze mit der Praxis in einem Gebäude mit einem großen Vorflug, der Platz für weitere Wartestühle bietet. Leider fällt man mit der Praxiseingangstür direkt in den Tresen, was den Helferinnen regelmässig ein "Bitte kurz draußen wartet" abnötigt. Ich hätte gern so eine Rufanlage mit "bitte eintreten" oder "der nächste Bitte". Vermieter ruckt sich aber nicht.
Ich habe separaten Ein- und Ausgang, Ausgang aus dem Wartezimmer, das ist genial, weil es Patientenströme lenkt, wenn sie denn die Schilder und Fußbodenaufkleber mit GROSSEN, ROTEN Fussstapfen sehen könnten.... Das Wartezimmer könnte ich ggfs. auch zum Infektbehandlungszimmer umrüsten, Laptop rein, Drucker ran, große Kisten aus der Apotheke mit Fiebermittel, Hustensaft und Nasenspray hinter mir, Rezepte würde ich dann immer gebündelt einreichen in der Apo. Ist aber Wunschtraum.
Ich würde auch den Tresen wieder (wie früher zu DDR-Zeiten in der Poliklinik :D ) mit einem rundumlaufenden Plexiglasschirm versehen, mit Sprechlöchern... Schon cool für alle hinter dem Tresen. Momentan hab ich noch die improvisierten Aufstellspuckschutze, Plexiglas ist immer noch so unverschämt teuer, da verweigere ich mich.
Meine Praxisküche hat nur eine Kochplatte, die man aus dem Schrank kramen muss, das ist nervig finde ich. Mikrowelle ja klar, aber das meiste Essen schmeckt aufgewärmt nicht so doll. Luxusprobleme, ja, aber momentan könnten wir quasi in der Praxis übernachten, da ist das schon netter.
Terminvergabe durch die Patienten im Internet würde ich nie machen, meine Schwestern kennen unsere Pappenheimer und legen die Termine so, dass die Labertaschen gezwungenermaßen aufhören müssen, weil Feierabend ist und so weiter. Momentan würde das System sowieso immer sagen "Kein Termin frei", wir vergeben jede Zeit 3x, da wir sonst die Patienten nicht unterkriegen.