Erfahrungen: Weiterbildung in Teilzeit beginnen

[Jay Kay]

Hallo,

ich überlege mir frisch nach der Uni und während meiner Promotion eine 50%-Weiterbildung in der Anästhesie für 6 bis 12 Monate zu beginnen und wollte mich hier mal erkunden, ob schon einige Erfahrungen damit haben als Berufsanfänger direkt in Teilzeit anzufangen. Ich denke gerade in der Anästhesie sollte das doch gut möglich sein oder?

Vielen Dank!

[Jule-Aline]

Also ich arbeite Teilzeit, aber eine hohe Stundenzahl. Zum Einarbeiten wäre es mit 50% schwierig geworden. Jetzt würde es tatsächlich gehen, aber ganze Tage sind besser. Und es ist ein familienfreundliches Fach.
Nur vormittags arbeiten wäre schwierig, da irgendwann die Befunde/ Akten fertig gemacht werden müssen. Vormittags sind aber die ganzen Untersuchungen. Deshalb habe ich einen langen Tag und kann nachmittags alles fertig machen.

[Bonnerin]

Würde ich von abraten. Bei uns haben das 2, 3 Leute gemacht und man hat da doch durchaus gesehen, dass mehr Defizite da sind als bei den anderen Berufseinsteiger:innen, die Vollzeit gearbeitet hatten. Nach 6-12 Monaten aber auf Teilzeit zu reduzieren wäre viel weniger ein Problem gewesen. Das ist aber meine rein subjektive Einschätzung dazu.

Nur vormittags war aber kaum einer da. Eher tageweise frei, oder wochenweise Wechsel von 5-Tage Arbeit zu 5-Tage frei...

[Tigga]

Hier! Ich habe direkt nach dem Studium mit 60% (=3 volle Tage) gestartet und fand es super. Klar, die Einarbeitung dauert etwas länger, aber so what? Ich habe auch Kollegen in Vollzeit mit flacherer Lernkurve gesehen nach mir.
Nach Berufsstart hat niemand je reduziert, obwohl das bei uns möglich gewesen wäre.

Mit den zwei freien Tagen hatte ich immer noch knapp 40h/Woche im Schnitt und hatte so (neben meinen Kindern) Zeit für Termine, Sport und Erholung, die den 100% Kollegen definitiv fehlen.

[roxolana]

Tigga, in welchem Fach hast du angefangen? Pädiatrie?

[Tigga]

Ja, Pädiatrie! Hatte darauf geachtet eine (mittelgroße) Klinik mit strukturierter Einarbeitung, SOPs und Rotationsplänen zu wählen. Hatte das Glück dass Oberärzte zur Supervision wenn nötig verfügbar waren.

Als einziger Nachteil war ich in den Köpfen der Oberärzte und Pflegepersonal "nur" in Teilzeit anwesend, deswegen "potentiell schlecht informiert" war. Fühlte mich immer wieder benachteiligt behandelt- wichtige Rotationen tendenziell später, musste mich mehr engagieren um gleiche Prozeduren und Teaching zu erhalten.
Die Vorteile haben trotzdem um ein Vielfaches den Nachteilen überwogen!

[DA1994]

Anästhesie ist sicherlich mit das Fach, wo soetwas am besten passt. In klassischen Stationsfächern führt so etwas in der Regel zu starker Unzufriedenheit bei allen Beteiligten und wird daher oft auch gar nicht erst angeboten.