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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : LKW-Maut-Lachnummer



Neujahrsrakete
03.01.2004, 19:55
"Seit Mitte 1999 soll das Ministerium von Verkehrsminister Stolpe an eine externe Beratergruppe 15,6 Millionen Euro für die bislang gescheiterte Einführung der Maut gezahlt haben."

Wie ist so ein Scheiß möglich?
Warum schafft es Österreich, einfach so im Vorbeigehen mal eben eine LKW-Maut mittels eines kleinen Mikrowellenkastens einzuführen (wie auch immer dieses System funktionieren mag), und Deutschlands Politiker zicken rum und verschwenden Millionen????????

milz
03.01.2004, 21:08
Weil es nicht ihr eigenes Geld ist, mit dem sie hantieren und Steuerverschwendung immer noch keine Straftat ist?

hibbert
03.01.2004, 21:11
Original geschrieben von milz
Weil es nicht ihr eigenes Geld ist, mit dem sie hantieren und Steuerverschwendung immer noch keine Straftat ist?
Eben. Ein ägyptischer Beamter wäre bei solcher Verschwendungssucht längst gehäutet und gevierteilt worden. Vielleicht wäre das ja mal ein Anreiz....

blanko
04.01.2004, 21:00
Die Frag ist soch auch die, warum der Auftrag an ein Unternehmen mit Null Erfahrung vergeben wurde, während das Unternehemn, das bereits in der Schweiz erfolgreich ein Maut-System installiert hat, den Zuschlag nicht erhält...

Ist die gleiche Trauergeschichte wie mit dem Dosenpfand (was in Schweden seit mind. 1996 einwandfrei funktioniert).

Trauriges Deutschland.

Rico
04.01.2004, 21:18
Original geschrieben von blanko
Die Frag ist soch auch die, warum der Auftrag an ein Unternehmen mit Null Erfahrung vergeben wurde, während das Unternehemn, das bereits in der Schweiz erfolgreich ein Maut-System installiert hat, den Zuschlag nicht erhält...Das Problem bei der ganzen Sache ist, daß es einen EU-Beschluß gibt, daß bis 2012 oder 2015 ein EU-weites satelittenbasiertes Maut-System aufgebaut werden soll (so wie Toll-Collect).
Die östereichische Lösung ist somit nur ein Provisorium bis 2012.

Bei uns haben nämlich die klugen Politiker mal gedacht, sie sparen so richtig fett Geld und sparen Kosten für das Provisorium und machen's gleich richtig.
Hat leider nicht geklappt - lag aber auch an der Wirtschaft, die eben ihre Versprechen nicht eingehalten hat (aber natürlich auch an den Politikern, die alles blind glauben, was ihnen die Leute von Toll-Collect erzählt haben).

Aber es gibt halt auf der ganzen Welt kein Unternehmen, das zur Zeit ein satelittenbasiertes Mautsystem liefern kann.

Sebastian1
04.01.2004, 21:22
Einen guten Artikel über die technischen Hintergründe und auch über die Geschichte der Vertragsentstehung sowie auch die potentiell vorhandenen, aber bisher nicht genutzten Möglichkeiten des TollCollect-Systemes sowie einen kruzen Abriss der ehemaligen Mitbewerber um das Mautsystem in D gab es übrigens in einer der letzten Ausgaben der c't. Sehr lesenswert. Ich meine, es sei Ausgabe 24/03 gewesen, das kann aber auch um +/. ein oder zwei Ausgaben variieren, bin grade zu faul zum blättern ;)

Gruß,
Sebastian

Neujahrsrakete
04.01.2004, 21:26
Original geschrieben von blanko
Trauriges Deutschland.
WIE WAHR!!!!!!!

Es kommt eine Lachnummer nach der anderen.
Dosenpfand, LKW-Maut, neue Approbationsordnung, die Praxisgebühr, millionenschwere Beraterverträge......................

Was könnte man denn machen, damit sich etwas ändert?
Daß ich erstmal keine der 4 großen Parteien mehr wählen werde, steht fest. Aber ob sich unter den kleinen Parteien etwas Wählbares findet, ist auch nicht gesagt.
Und Eigeninitiative geht meist im Jasagertum der Normalbevölkerung unter.

PEACEKEEPER
06.01.2004, 12:05
Hey sei doch froh, dass der Staat sich extern beraten lässt.
Externe Beratung ist seit jahrzehnten üblich. Keine Erfindung von Rot-Grün . Das gabs in ähnlichen Größenordnungen auch schon zu Kohls Zeiten. Berater findest du mittlerweile in jedem klein und mittelständischen Betrieb. In den Großkonzernen laufen die Jungs und Mädels 24h/ 7 Tage durch die Gegend.
Die verdummende Presse hat in den letzten Monaten den Eindruck erweckt, dass ein Berater seinem Kunden zeigt, wie man eine Briefmarke richtig klebt. Der Berater ist natürlich auch noch bester Freund und kassiert Millionen.
Die gleiche Presse sieht es aber als clever und toll an , wenn ein Konzern sich extern beraten lässt, und die Aktienkurse zeigen dann 100 % Phanatsiekurse .
Das Unternehmen Staat hat einem Umsatz der locker 50 mal höher liegt , als von Daimler und Co.
Soll also der gemeine Beamte alleine ( faul und blöd) über Milliardenausgaben entscheiden?
Hier zeigt der Staat durchaus Verantwortungsbewusstsein, wenn externe Berater engaiert werden.
Berater sind in der Regel Spezialisten , die bei hochkomplexen Entscheidungen, wie der Name schon sagt beraten. Und es liegt alleine beim Auftraggeber , ob er den Rat beherzigt oder halt nicht. Auch die millionenschweren Honorare die oft kritisiert werden, sind völlig aus dem Zusammenhang gerissen,angesichts der Auftragsvolumen.
Wenn ich 1 Milliarde in eine neue Fabrik investieren will, und der Berater mir sagt, wie ich z.B. durch eine effiziente Planung 80 Mio sparen kann, ist ein Honorar von 8 Mio mit Sicherheit angemessen. Man muss bitte die Honorare in Zusammenhang mit dem Auftragsvolumen sehen.

Was die Maut angeht, so liegt das Problem in der Umsetzung durch das Betreiberkonsortiums . Die Beraterfirma die hier engagiert wurde, bewetet das System selbst, vergleicht Investitionen, untersucht laufende Kosten etc, aber dies auf Grundlage der Unterlagen, die der Betreiber( TollCollect) vorgelegt hat.
Wenn ein Konsortium hinter dem Daimler und die Telekom stehen, Angaben macht was Technik und Termine angeht, so sollte man doch annehem können, das diese auch eingehalten werden. Das diese beiden Großkonzerne so diletantisch arbeiten würden , konnte mit Sicherheit niemand voraussehen.
Was man durchaus kritsieren kann, sind die Verträge mit dem lächerlichen Schadensersatz. Aber die Verträge haben nicht Berater ausgearbeitet, sondern Beamte und Juristen des Verkehrsministers. Da der Staat Großaktionär der Telekom ist, es sich praktisch um ein befreudetes Konsortium handelt, tut man sich halt nicht so weh.
Das Problem was der Staat mit externer Beratung hat besteht darin, dass er nicht alle Empfehlungen 100% umsetzten kann, weil es immer irgendwelche Lobbys und Interessenverbände gibt, auf die Rücksicht genommen wird.
Das hat man bei den Expertenrunden zur Gesundheitsreform deutlich gesehen.

Grüsse

Neujahrsrakete
06.01.2004, 13:36
Das mit den Beratern kann man lange schönreden. In meinen Augen bleibt es völlig krank.
Einer meiner entfernteren Bekannten ist Unternehmensberater, sackt eine Mordskohle ein und sagt selbst, daß die Arbeit, die er macht, völlig bescheuert und überflüssig ist. Vorschläge, die er macht, werden meist umgesetzt und für wertvoll gehalten, weil es ja wahnsinnig teuer für das jeweilige Unternehmen war, an diese hochwohlgeborenen Vorschläge ranzukommen. Kommen die gleichen Vorschläge aber von Mitarbeitern des Unternehmens, welches sich "beraten" lässt, so zählen die Vorschläge nichts.

Politiker, die sich hauptberuflich und zu völlig überzogenen Preisen beraten lassen und dann trotzdem noch ******* produzieren, gehören sofort rausgeschmissen.
Kein Politiker arbeitet alleine. Hinter jedem Minister steckt ein gesamtes Ministerium mit massenhaft Mitarbeitern. Die könnte man ja alle wegrationalisieren und einen einzigen Unternehmensberater einsetzen.
Was machen denn diese vielen Ministerialbeamten den ganzen Tag lang, wenn trotz ihrer Arbeit immer noch zu wenig Wissen vorhanden ist, um es den Politikern zu ermöglichen, mit der gelieferten Information halbwegs sinnvolle Entscheidungen zu treffen?
Irgendetwas ist da doch völlig aus den Fugen geraten. Jemand, der seinen Beruf beherrscht und sich gleichzeitig trotzdem nicht selbst überschätzt, nimmt natürlich fremde Hilfe und Beratung in Anspruch. Aber wenn man selbst überhaupt gar nichts mehr auf die Reihe bekommt und auch ein komplettes, beratendes Ministerium im Hintergrund keine Ergebnisse mehr liefert, und man dann noch Gelder an schlechte und nicht funktionierende externe Berater verschleudert, ist echt Schluß.

PEACEKEEPER
07.01.2004, 17:19
Original geschrieben von Neujahrsrakete
Das mit den Beratern kann man lange schönreden. In meinen Augen bleibt es völlig krank.

Das hat mit Schönreden nichts zu tun.
Nur sollte man mal bitte weg von diesem Bildzeitungsniveau, wenn es um Beratung geht. Wie gesagt, die Medien vermitteln den Eindruck, dass so eine Beratertätigkeit jeder Bauer machen könnte.


Original geschrieben von Neujahrsrakete

Einer meiner entfernteren Bekannten ist Unternehmensberater, sackt eine Mordskohle ein und sagt selbst, daß die Arbeit, die er macht, völlig bescheuert und überflüssig ist. Vorschläge, die er macht, werden meist umgesetzt und für wertvoll gehalten, weil es ja wahnsinnig teuer für das jeweilige Unternehmen war, an diese hochwohlgeborenen Vorschläge ranzukommen. Kommen die gleichen Vorschläge aber von Mitarbeitern des Unternehmens, welches sich "beraten" lässt, so zählen die Vorschläge nichts.



Meine Schwägerin arbeitet auch zufällig für eine der größten Beratungsfirmen in Deutschland.
Sie arbeitet locker 14 h täglich, und sowas wie ein Wochende kennt sie auch nicht. Die sitzt bestimmt nicht den ganzen Tag rum , trinkt Kaffe und labert schlau durch die Gegend, und kassiert dafür Millionen.
Die Firma, für die sie arbeitet, hat z.b. BMW bei der Suche für einen Standort für eine neue Fabrik beraten.
Durch die Beratung konnte BMW zweistellige Millionenbeträge einsparen.
Und was der Punkt Mitarbeiterratschläge angeht, ist das was du schreibst Käse.
In allen großen Betrieben haben Mitarbeiter heutzutage die Möglichkeiten Vorschläge zur Optimierung von Arbeitsabläufen einzureichen. So was findest du bei Opel , Porsche , Siemens etc. Die Firmen zahlen ja für schlaue Ideen auch hohe Prämien.
In Japan hat sowas eine lange Tradition. Aber du wirst wohl kaum von einem leitenden Angestellten erwarten können, das er weiß wie man sinnvoll Millionenbeträge investiert. [/B][/QUOTE]



Original geschrieben von Neujahrsrakete


Politiker, die sich hauptberuflich und zu völlig überzogenen Preisen beraten lassen und dann trotzdem noch ******* produzieren, gehören sofort rausgeschmissen.

Sry aber das ist Polemik pur. Schau dir den Bundestag doch mal an. Die eine Hälfte sind Juristen, die andere Beamte . Du kannst doch nicht erwarten, dass jeder Politiker auch noch Spezialist für hochkomplizierte Sachverhalte ist.
Abgesehen davon hast du ja die Möglichkeit bei den nächste Wahlen, woanders dein Kreuz zu machen.
Besser noch du könntest dich ja selber politisch engagieren und es den Trantüten in Berlin mal richtig zeigen. ;-)






Original geschrieben von Neujahrsrakete



Kein Politiker arbeitet alleine. Hinter jedem Minister steckt ein gesamtes Ministerium mit massenhaft Mitarbeitern. Die könnte man ja alle wegrationalisieren und einen einzigen Unternehmensberater einsetzen.
Was machen denn diese vielen Ministerialbeamten den ganzen Tag lang, wenn trotz ihrer Arbeit immer noch zu wenig Wissen vorhanden ist, um es den Politikern zu ermöglichen, mit der gelieferten Information halbwegs sinnvolle Entscheidungen zu treffen?
Irgendetwas ist da doch völlig aus den Fugen geraten. Jemand, der seinen Beruf beherrscht und sich gleichzeitig trotzdem nicht selbst überschätzt, nimmt natürlich fremde Hilfe und Beratung in Anspruch. Aber wenn man selbst überhaupt gar nichts mehr auf die Reihe bekommt und auch ein komplettes, beratendes Ministerium im Hintergrund keine Ergebnisse mehr liefert, und man dann noch Gelder an schlechte und nicht funktionierende externe Berater verschleudert, ist echt Schluß.


Die Berater in Sachen Maut haben das Mautsystem an sich bewertet.
So eine Bewertung erfolgt auf Grundlage der vorgelegten Papiere des Betreiberkonsortiums. Da ging es allein um Unterhalt , laufende Kosten etc.
Das TollCollect unwahre Angaben gemacht hat , und ihre Unterlagen schön frisiert haben, ist nicht die Schuld der Berater, und auch nicht Schuld der zuständigen Beamten. Hier hat eine Firma offensichtlich gelogen und eine Technik vorgegaukelt die es so noch gar nicht gibt , um diesen Auftrag zu bekommen. Und wenn hinter dieser Firma Vorzeigeunternehmen wie Daimler und die Telekom stecken, kann man doch wohl davon ausgehen , das genug KnowHow vorhanden ist. Das dem so nicht ist, haben wir ja gesehen . Abgesehen davon weiß kein Mensch was die nun genau geraten haben, weil sowas natürlich nicht veröffentlicht wird. Und wir wissen nicht wieviel davon in die Realität umgesetzt wurde. Nur weil das Sytem jetzt nicht funktioniert , heißt das noch lange nicht das auch schlecht beraten wurde.
Auch die großzügigen Verträge haben nicht die Berater formuliert, sondern Juristen des Verkehrsministers. Warum die die Veträge so schlampig gemacht haben , ist natürlich mehr als ärgerlich.
Und noch mal die Honorare die ein Berater einstreicht, werden anhand des Auftragsvolumen berechnet. Und wenn es wie der Maut um Milliardeninvestitionen geht, bekommt der Berater halt ein paar Millionen. Letztendlich sind das aber nur ein paar Promille aus dem gesamten Auftragsvolumen. Das muss man immer in Relation zueinander sehen.
Hey und wenn du mich beauftragst dein Bad neu zu fliesen, mit den hippesten Kacheln die es gibt, sagen wir gelb mit einer blauen Blume drauf, und ich habe deinen Auftrag geplant und alles nötige eingekauft, und ein Tag vorher entscheidest du dich aber anders , weil du jetzt lieber grüne Kacheln mit einer roten Blume haben willst, musst du mich ja aber trotzdem bezahlen.


:-))

Grüsse

Rico
08.01.2004, 12:09
Original geschrieben von PEACEKEEPER
Das hat mit Schönreden nichts zu tun.
Nur sollte man mal bitte weg von diesem Bildzeitungsniveau, wenn es um Beratung geht. Wie gesagt, die Medien vermitteln den Eindruck, dass so eine Beratertätigkeit jeder Bauer machen könnte. Es geht ja im Kern nicht darum, daß die Beraterfirma da gefragt wird...
Was nachdenklich stimmt ist, daß da ganze Ministerien voll Angestellten sitzen, die eben genau das machen sollen, wofür sie zusätzlich nochmal eine Beraterfirma engagieren.
Denn mir stellt sich die Frage: Welchen Wert hat die Arbeit des Ministeriums, wenn nachher das ganze eh ein unabhängiger Berater regelt.

Neujahrsrakete
08.01.2004, 13:06
Original geschrieben von PEACEKEEPER
die Medien vermitteln den Eindruck, dass so eine Beratertätigkeit jeder Bauer machen könnte

Du wirst lachen. Wahrscheinlich kann es sogar jeder echte Bauer (=Landwirt mit gesundem Menschenverstand) besser, als diese degenerierten Unternehmensberater.


Original geschrieben von PEACEKEEPER
Schau dir den Bundestag doch mal an. Die eine Hälfte sind Juristen, die andere Beamte . Du kannst doch nicht erwarten, dass jeder Politiker auch noch Spezialist für hochkomplizierte Sachverhalte ist.
Ich habe nicht gesagt, daß die Minister alleine klarkommen müssen. Aber sie haben (wie bereits geschrieben) ein gesamtes Ministerium hinter sich, welches mit Informationen dienen können sollte.
Für wirklich komplizierte Sachverhalte, die Spezialwissen erfordern, kann und sollte ein Minister sich selbstverständlich auch mal die Beratung eines Spezialisten leisten. Aber zwischen einem echten Spezialisten für besondere Fachgebiete und einem BWLer, der Unternehmensberater geworden ist, besteht meiner Meinung nach ein himmelweiter Unterschied.