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Zaiga
18.11.2021, 18:13
Hallo zusammen,

ich habe selber im Ausland studiert und habe wirklich viele unterschiede erlebt.
Ebenfalls arbeiten viele meiner Freunde in Osteuropa als Arzt.

Ihre Arbeitszeit:
Anfang 8-8:30
Ende 14:45-15:00
Richtung Pädiatrie / Innere; kleines Haus

So habe ich das auch während meines Studiums erlebt, man fängt gegen 8te an und um 14 war auch langsam Schluss. Dazwischen hat man eigentlich auch nicht viel gemacht.

Dinge die sie nicht haben Morgenbesprechnung, Ambulanz, unötig lange Visiten.
Die Visiten wie ich sie aus dem Osten kenne dauern 20-30 min für die gesamte Station.
Jedes mal wenn ich hier auf der Visite bin verstehe ich nicht wieso es sich so unglaublich lange hinziehen muss.
So viele Tätigkeiten wie ständiges Labor mit 100ten von Werten ist einfach unnötig.

Das die mezinische Versorgung für den Patienten besser ist ja, aber zu welchem Preis (als Arbeitnehmer) und wie viel davon ist wirklich notwendig?
Auf den Stundelohn gerechnet verdient man dort teilweise mehr als in Deutschland.......

Was meint ihr? Wie ist eure Erfahrung.

Sait
19.11.2021, 15:05
Das hat mit Osteuropa nichts zu tun, das ist überall so auf der Welt. Nur in Deutschland fehlt noch die Digitalisierung, es gibt immer noch unnötige Blutentnahmen (die auch nicht die Schwester durchführt sondern du als Arzt), sehr lange Verweildauer von Patienten, Ärztebriefe die noch 100 mal korrigiert werden müssen.
Andererseits ist im internationalen Vergleich der Gehalt eines deutschen Oberarzt z.B. viel besser, solange man sich außertariflich einigt, aber das kommt ja auch oft vor.

pashtunwali
22.11.2021, 20:22
man fängt gegen 8te an und um 14 war auch langsam Schluss. Dazwischen hat man eigentlich auch nicht viel gemacht.

:D:D:D:D:D:D:D LIFE GOALS EINES INTERNISTEN :D:D:D:D

Whatisgoingon
23.11.2021, 01:59
Das kenne ich auch aus eigener Erfahrung. Die machen nichts, beschweren sich aber die ganze Zeit, dass sie viel zu tun haben. Ärzte können keine Viggos legen, sie haben insgesamt kein Bild von der Medizin, jeder kann nur das machen, worauf er spezialisiert ist. Die Kardiologen wissen halt nicht was sie bei einer dekompensierten Leberzirrhose tun müssen. Sie haben aber immer ganz viel zu tun. Ist ein Witz.

Zaiga
26.11.2021, 00:21
Das kenne ich auch aus eigener Erfahrung. Die machen nichts, beschweren sich aber die ganze Zeit, dass sie viel zu tun haben. Ärzte können keine Viggos legen, sie haben insgesamt kein Bild von der Medizin, jeder kann nur das machen, worauf er spezialisiert ist. Die Kardiologen wissen halt nicht was sie bei einer dekompensierten Leberzirrhose tun müssen. Sie haben aber immer ganz viel zu tun. Ist ein Witz.

Was heißt kein "Bild" von Medizin?
Es ist ein Job und dafür wird die Person bezahlt, Kardiologe = Herz - Ende.

In Deutschland wird ständig eine Eierlegende Wollmilchsau verlangt, entlohnt aber wie das Masthuhn aus Rumänien.
Wieso sollte man freiwillig für den gleichen Lohn "Mehr Wissen = Mehr Arbeit" aneignen? Ich würde es ebenfalls nicht tun.

Leider ist Deutschland durch die Einheitslöhne der Sozialisten zu einem Armutshaus geworden, Venezuela war auch mal "reich".
Persönlich habe ich kein Interesse für das Geld in Deutschland überhaupt noch arbeiten zu gehen?!

Zaiga
26.11.2021, 00:21
Das kenne ich auch aus eigener Erfahrung. Die machen nichts, beschweren sich aber die ganze Zeit, dass sie viel zu tun haben. Ärzte können keine Viggos legen, sie haben insgesamt kein Bild von der Medizin, jeder kann nur das machen, worauf er spezialisiert ist. Die Kardiologen wissen halt nicht was sie bei einer dekompensierten Leberzirrhose tun müssen. Sie haben aber immer ganz viel zu tun. Ist ein Witz.

Was heißt kein "Bild" von Medizin?
Es ist ein Job und dafür wird die Person bezahlt, Kardiologe = Herz - Ende.

In Deutschland wird ständig eine Eierlegende Wollmilchsau verlangt, entlohnt aber wie das Masthuhn aus Rumänien.
Wieso sollte man freiwillig für den gleichen Lohn "Mehr Wissen = Mehr Arbeit" aneignen? Ich würde es ebenfalls nicht tun.

Leider ist Deutschland durch die Einheitslöhne der Sozialisten zu einem Armutshaus geworden, Venezuela war auch mal "reich".
Persönlich habe ich kein Interesse für das Geld in Deutschland überhaupt noch arbeiten zu gehen?!

DA1994
26.11.2021, 05:09
Das nimmt ja fast schon psychotische Züge an

hebdo
26.11.2021, 06:09
Also ich kenne es vom Hörensagen aus Rumänien so:

Als Nicht-Facharzt nagt man man Hungertuch und versucht spätestens als Facharzt einen Job in einer Privatklinik oder -Praxis zu ergattern, den man dann nach seinem schönen Feierabend nach 14.00 Uhr antritt, um die Miete für die 30qm 1Zi-Wohnung für sich und seine Familie in Bukarest zubezahlen

Und was falsch daran sein soll, dass ein Kardiologe die dekompensierte Leberzirrhose grundversorgen kann - er muss ja keine Bridging to Transplant Therapie mittels MARS initiieren, verstehe ich auch nicht.

Aber aus der Aussage kann ich Verständnis für einen Anruf aus einen meiner letzten ITS-Dienste verstehen:

„Müssen Patienten dringend zu Ihnen verlegen, hat böse Elektrolytstörung, Magnesium ist 2.“
Auf meine Nachfrage war der Patient stabil und beschwerdefrei. Die Antwort auf den Verlegungsgrund: „Können hier nicht behandeln.“

Markian
26.11.2021, 07:58
Die Kardiologen sind da zumindest bei uns aber auch Experten. Die würden NIEMALS eine GI-Blutung aufnehmen. Aber bei uns liegen ständig kardiale Dekompensationen, Erstdiagnose Vorhofflimmern etc. Und dann sind Sie auch noch sauer und geben einem Konsiltermine in 4 Tagen, obwohl du den Patienten gerne kardiovertieren lassen würdest.

Zurück zu Kernaussage: Ich denke ich könnte auch 8-16 Uhr arbeiten, wenn ich nicht selber Blutabnehmen müsste, Konsiltermine, CT/MRT-Termine selber ausmachen müsste. Ich nicht 20 mal beim Hausarzt anrufen müsste um Vorbriefe und einen Medikamentenplan zu bekommen. Deswegen arbeite ich halt im Normalfall 7:30-18 Uhr. Visite mache ich mittlerweile auch nur noch 30-45 Minuten. Wie geht es gerade? Das und das machen wir heute, Labor ist so. Lassen Sie mich mal auf die Beine schauen, Tschüß.

nie
26.11.2021, 09:30
Also meinen rumänischen Kollegen fanden es in ihren Heimatland so geil, dass sie direkt nach Studium mit wehenden Fahnen nach Deutschland gekommen sind um dort in einer Uniklinik zu arbeiten statt im Osteuropäischen Paradies zu bleiben…. :-nix

*milkakuh*
26.11.2021, 09:47
Also in Lettland kann man froh sein, wenn man nach dem Studium überhaupt eine bezahlte Weiterbildungsstelle bekommt. Selbst dann ist das Gehalt so gering, dass viele Weiterbildungsassistenten direkt im Anschluss an den 24h-Dienst im Krankenhaus Taxi fahren oder bei Mc Donalds an der Kasse stehen, um ihr WG-Zimmer bezahlen zu können... Und das übrigens auch für einen Stundenlohn weiter unter dem deutschen Mindestlohn. Aber es steht ja jedem frei sich innerhalb der EU zu bewerben, wenn es ihm in Deutschland nicht passt ;-)

Zaiga
26.11.2021, 17:50
@Rumänien,

Ich habe über Mitteleuropäische Staaten geschrieben (Tschechien, Polen usw.) nicht über Länder welche eigentlich überhaupt nicht in der EU sein sollten. Natürlich gibt es viele Staaten in denen man viel schlechter als hier verdient, aber darum geht es nicht?
Der Vergleich nach unten ist Kontrakproduktiv

Zaiga
26.11.2021, 17:53
Die Kardiologen sind da zumindest bei uns aber auch Experten. Die würden NIEMALS eine GI-Blutung aufnehmen. Aber bei uns liegen ständig kardiale Dekompensationen, Erstdiagnose Vorhofflimmern etc. Und dann sind Sie auch noch sauer und geben einem Konsiltermine in 4 Tagen, obwohl du den Patienten gerne kardiovertieren lassen würdest.

Zurück zu Kernaussage: Ich denke ich könnte auch 8-16 Uhr arbeiten, wenn ich nicht selber Blutabnehmen müsste, Konsiltermine, CT/MRT-Termine selber ausmachen müsste. Ich nicht 20 mal beim Hausarzt anrufen müsste um Vorbriefe und einen Medikamentenplan zu bekommen. Deswegen arbeite ich halt im Normalfall 7:30-18 Uhr. Visite mache ich mittlerweile auch nur noch 30-45 Minuten. Wie geht es gerade? Das und das machen wir heute, Labor ist so. Lassen Sie mich mal auf die Beine schauen, Tschüß.

Danke für den Beitrag!
Wieso nehmt ihr dann die Patienten auf?

Was ich nicht ganz verstehe, wozu ruft ihr selber beim Hausarzt an? Ist doch nicht deine Arbeit wenn der Patient es nicht hat, dann hat er es halt nicht. Kriegt er dadurch halt eine falsche Behandlung, sollte die Person selber für seine Dokumentation sorgen.
Ich habe in Osteuropa noch nie einen Arzt gesehen der selbständig für einen Patienten seine Daten zusammengesucht hat?
Blutabnehmen ist auch so eine typisch deutsche Erscheinung, noch nie in einem anderen Land gesehen.
CT/MRT Termine - wie ist das gemeint?

Mir geht es einfach nicht in den Kopf wieso diese ganzen Tätigkeiten gemacht werden?

Heerestorte
26.11.2021, 18:07
Danke für den Beitrag!
Was ich nicht ganz verstehe, wozu ruft ihr selber beim Hausarzt an? Ist doch nicht deine Arbeit wenn der Patient es nicht hat, dann hat er es halt nicht. Kriegt er dadurch halt eine falsche Behandlung, sollte die Person selber für seine Dokumentation sorgen.
Ich habe in Osteuropa noch nie einen Arzt gesehen der selbständig für einen Patienten seine Daten zusammengesucht hat?
Blutabnehmen ist auch so eine typisch deutsche Erscheinung, noch nie in einem anderen Land gesehen.
CT/MRT Termine - wie ist das gemeint?

Mir geht es einfach nicht in den Kopf wieso diese ganzen Tätigkeiten gemacht werden?
Ja, er kriegt dann eine falsche Behandlung... Und zwar von dir als StationsarztIn. Deswegen ruft man da an (oder lässt durch Studierende anrufen, wenn man welche hat)....

Und klar, es gibt Kliniken, da hat man StationsassistentInnen und physician assistants, aber leider nicht überall. Und ja, es könnte besser sein, aber ich hätte trotzdem keine Lust, irgendwo in Osteuropa zu arbeiten.

Zaiga
26.11.2021, 18:17
Ja, er kriegt dann eine falsche Behandlung... Und zwar von dir als StationsarztIn. Deswegen ruft man da an (oder lässt durch Studierende anrufen, wenn man welche hat)....

Und klar, es gibt Kliniken, da hat man StationsassistentInnen und physician assistants, aber leider nicht überall. Und ja, es könnte besser sein, aber ich hätte trotzdem keine Lust, irgendwo in Osteuropa zu arbeiten.

Und was genau kann der Arzt dafür das der Patient ihm nicht alles mitgeteilt hat?
Wie ist den hier die rechtliche Grundlage, gehört es wirklich dazu das der Arzt irgendwo anrufen muss?

Nefazodon
26.11.2021, 18:28
Du kannst aber nicht wirklich erwarten, dass der 80jährige Patient mit Volksschulabschluss, der sein Leben lang malocht hat, aber sich nie mit Medizin beschäftigt hat, jetzt über alle seine Vorerkrankungen informiert ist, die eine ganze DINA4-Seite füllen. Noch dazu wenn dieser Patient jetzt vielleicht schwer krank ist (Schlaganfall, Demenz...etc). Das scheint mir ein bisschen viel verlangt.


Und was genau kann der Arzt dafür das der Patient ihm nicht alles mitgeteilt hat?
Wie ist den hier die rechtliche Grundlage, gehört es wirklich dazu das der Arzt irgendwo anrufen muss?

Nun. Irgendwer muss es tun.

Der Patient ist dein Schutzbefohlener. Es ist deine Aufgabe ihn richtig zu behandeln. Dazu gehört auch das Erheben der Vorbefunde bzw. das Kennen der Krankheitsgeschichte....
Es gehört damit meiner Meinung nach in die ureigenste ärztliche Verantwortlichkeitssphäre.

Ich finde es traurig wenn Du das nicht so siehst...

morgoth
26.11.2021, 18:47
Da prallt halt die superspezialisierte Medizin der 2020er Jahre mit ihren 1000 Befunden, atypischen Sonderfällen, Stadien, hochkomplexen Interaktionen ... auf die Technik der 1970er Jahre mit handschriftlichen Wischs, Fax und Telefon.
Ein Assistenzarzt im Jahr 1980 hatte die medikamentöse Anamnese und die Behandlungen wesentlich schneller zusammengestellt.

Das kann auf Dauer nicht gut gehen, und dieser 50 Jahre-Graben wird gefühlt immer tiefer und weiter.

pashtunwali
26.11.2021, 20:40
Ist doch nicht deine Arbeit wenn der Patient es nicht hat, dann hat er es halt nicht. Kriegt er dadurch halt eine falsche Behandlung, sollte die Person selber für seine Dokumentation sorgen.

Was ne bescheuerte Einstellung als Arzt!
Das bisschen Vorhofflimmern oder Epilepsie kann ja auch ruhig mal ohne korrekte Medikamente tolerieren....sollen sich mal alle nicht so anstellen!

Zaiga
26.11.2021, 21:46
Was ne bescheuerte Einstellung als Arzt!
Das bisschen Vorhofflimmern oder Epilepsie kann ja auch ruhig mal ohne korrekte Medikamente tolerieren....sollen sich mal alle nicht so anstellen!

Natürlich sollte jeder Mensch nach bestem wissen behandelt werden.
Aber manche Dinge muss man überspitzt auf den Punkt bringen - es ist nicht die Arbeit eines Arztes den Diagnosen hinterher zu telefonieren. Das kann der Patient, die Angehörigen oder halt jemand von der Verwaltung?

Ich glaube wenn man das ganze auf den Punkt bringen will:
In Deutschland:
1.) Erledigen Ärzte 20-30% nicht ärztlicher Aufgaben
2.) Behandeln oft Fachfremd (Innere) 20-30%.

Zusammengefasst kommt man auf die 50-60% Mehraufwand zum Ausland.
Ein paar Beispiele:
Im Ausland hat jemand Diabeties also geht er zum Diabetologen im Kh wird das niemand anpassen.
Jemand muss zur Spiegelung, der Internist macht die Spiegelung nicht die Narkose.
Pat. hat Problem mit dem Herzen -> Konsil Kardiologe.
Die Diagnose (auch aus dem Fachbereich), wird "komplizierter" -> ab ins spezialisierte Zentrum

anignu
27.11.2021, 01:00
Jetzt ist der Thread vier Seiten lang und ich hab immer noch nicht verstanden um was es geht...

Dass man in D viele nicht-ärztliche Aufgaben macht? Nein. um ein Faxgerät zu bedienen muss man Medizin studiert haben. In sonst keinem anderen Beruf gibt es diese Geräte!
Dass Patienten komplex sein können? oh, nein, das ist vollkommen neu.
Dass es Länder gibt mit besseren Arbeitszeiten (in denen ich weder Leben noch arbeiten wollen würde) und mit noch viel schlechteren Arbeitszeiten (in denen ich auch weder Leben noch arbeiten wollen würde)?
Ob die Arbeit der Ärzte ein Menschenleben rechtfertigt? Keine Ahnung, bin Chirurg. Menschenleben? Hauptsache die OP war cool.

Ich versteh es nicht. Was ist die Frage?

PS: Was Sarkasmus ist sollte bekannt sein.