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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : erste Oberarztstelle - Tipps Bewerbung



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gastro_007
10.01.2022, 10:42
Es ist soweit - meine ersten Bewerbungen auf eine Gastroenterologie Oberarztstelle sind raus. Habt ihr Tipps bzw. auch Realitätsabgleich bzgl. Chancen und was man erwarten kann?

Facharzt kürzlich fertig an einer Uniklinik mit einschlägiger Wissenschaft. Möchte hauptsächlich klinisch weiter Arbeiten und insbesondere Endoskopie vertiefen. Spezialisierte hepatologische Kenntnisse und gute breite Innere Basis mit Diensten in NFA und ICU vorhanden. Endoskopie fit in Standartsituationen aber motiviert hier noch mehr zu lernen.

Habe mich an nicht universitäre mittelgroße Kliniken mit Gastroschwerpunkt als auch Maximalversorger nicht universitär beworben. Erstes Bewerbungsgespräch in 2 Wochen.

Würde gern einen Teil meiner Zeit fest zugesagt in der Endoskopie verbringen um da weiter dazu zu lernen aber bin offen auch zusätzlich für andere Aufgaben zuständig zu sein (Sono, Station, hepatologische Ambulanz?).

Die Stelle war jetzt ausgeschrieben - am liebsten würde ich eigentlich erst im August beginnen aber kann notfalls mit 3 Monate Vorlauf beginnen. Schmälert es die Chancen später anzufangen? Riskieren?

Kann man nach einer Aufstellung fragen was man ca. mit Diensten und Zulagen im Jahr Gehalt bekommen wird an der Klinik? Verhandeln oder einfach akzeptieren was nach Tarif + Zulagen die für alle gleich sind kommt? Teilweise liest man von 130-165k Jahresgehalt und dass viel außertariflich schon läuft...aber für erste Oberarztstelle? Höhere Einstufung um Jahre der Wissenschaft als Vorerfahrung anzurechnen?

Evtl. könnte ich mir später vorstellen auf 80% zu gehen und ggf. an 1-2 Abenden eine Praxis eines Bekannten zu vertreten die ca 50 km weg ist. Ist das realistisch und wenn ja bei Bewerbung ansprechen oder erst später wenn etabliert?

Wie hält man Stelle 1 hin falls die spontan gleich eine Zusage machen um zu sehen was sonst noch kommt ohne dass die das Gefühl haben man will gar nicht wirklich hin?

danke für eure Erfahrungen. Bin gespannt ob es was wird ;)

FirebirdUSA
10.01.2022, 15:20
Also das mit der TZ würde ich erst später ansprechen...

Leucovorin
10.01.2022, 20:34
a) Naja versprochen wird immer viel, vllt 10% gehalten. Du musst damit rechnen am Ort der Not auch eingesetzt zu werden.
b) Gehalt:Also ich komme nicht aus der Gastro. Daher als grobe Richtlinie: Normalerweise Tarif (ggfs. höchste Einstufung) und außertarifliche Zulagen/Diensten: Ja ist verhandelbar und man wird auf jeden Fall über 100k kommen, über 130k eher für Fortgeschrittene als grobe Faustregel. Unter 110k als Oberarzt gilt als eher mager, selbst wenn es ohne Dienste ist. Klar kann man fragen, was so das Gesamtgehalt ist inkl. Dienste
c) Teilzeit nie besonders gewünscht; da bist du schon auf dem Abstellgleis, was Karriere&Aufstieg betrifft. Schonmal jmd. regelmäßig gesehen, der Karriere in Teilzeit an der Klinik macht?

hebdo
10.01.2022, 20:38
Ich kann dir keine direkte Erfahrung aus der Gastro bieten. Finde das angegebene Gehalt etwas hoch für einen OA-Neuling im AT-Bereich, gerade wenn deine Expertise noch ausbaufähig ist.

Meiner Meinung wird sich die wissenschaftliche Tätigkeit finanziell nicht niederschlagen. Höchstens wirst du einen Vorteil ggüber Konkurrenten bekommen, vor allem wenn die Klinik an Studien beteiligt ist oder Fachveranstaltungen organisiert. Je nach Bedarf kann aber das Handwerk im Vordergrund stehen.

Ich hatte bisher zwei Vortsellungsgespräche für OA-Stellen. Ich habe gemerkt, dass auch der Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg und die Ausbildung der Assistenten ein wichtiges Thema sind.

Je nach Standing ist bestimmt auch eine Nebentätigkeit in einer Praxis irgendwann vorstellbar. Gerade hinsichtlich Zuweisermanagement. Aber ich denke du solltest dich für einige Jahre auf die Klink und die Haupttätigkeit konzentrieren und dort mehr Verantwortung übernehmen. Nicht auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzen.

Auf der Oberarztebene nicht zu lange zögern. Die Stellen sind schneller besetzt als man denkt. Abspringen ist einfacher wenn sich nicht die feine Art.

Der Zeitpunkt des Stellenantritts hängt individuell vom Bedarf ab. Kann bei gleichwertigen Bewerbern auch mal entscheidend sein.

hebdo
10.01.2022, 21:01
a) ...... Ja ist verhandelbar und man wird auf jeden Fall über 100k kommen, über 130k eher für Fortgeschrittene als grobe Faustregel. Unter 110k als Oberarzt gilt als eher mager, selbst wenn es ohne Dienste ist. Klar kann man fragen, was so das Gesamtgehalt ist inkl. Dienste
......

Tarifgehalt OA-Stufe I liegt bei ca. 92000€, Ich denke auch, dasss etwa 110-120000€ realistisch sind. AT bedeutet aber oft All-inclusive - d.h. Überstunden und Bereitschaft sind abgegolten

anignu
10.01.2022, 22:25
AT bedeutet aber oft All-inclusive - d.h. Überstunden und Bereitschaft sind abgegolten
Muss man sich daher, vor allem als "Kleinster" der OAs dann gut überlegen. Nicht dass man sich komplett ver... lässt.
Ich seh das ähnlich dass man, wenn man eigentlich noch nichts kann außer Standard, sich schwer tut die mega Forderungen aufzustellen. Tatsächlicher Einsatz in der Endo ist sicherlich gut, wenn man das will, ich denk das lässt sich auch besprechen. Wenn der Chef das dann ablehnt weiß man auch woran man ist. Ansonsten schützt einen der Tarifvertrag manchmal gar nicht so schlecht vor einer gewissen Ausbeutung. Einfach weil alle Stunden erfasst werden und man diese entweder ausbezahlt oder als frei bekommt. Oder eine Mischung draus. So dass man sich absprechen kann wer freitags frei macht während Rufbereitschaftsstunden ausbezahlt werden und daher das Gehalt auch nicht sooo mies ist.

Kackbratze
10.01.2022, 22:50
AT bei der ersten OA-Stelle (Fachrichtung egal) bedeutet Be$hiss gleich zu Beginn. Tarif klingt erstmal banal und langweilig, aber über Zulagen und Nebenabreden kann man verhandeln, ohne dass man gleich auf Grundrechte wie Überstunden verzichtet und garnicht merkt, wie man über den Tisch gezogen wurde.

Lizard
11.01.2022, 17:35
a)
c) Teilzeit nie besonders gewünscht; da bist du schon auf dem Abstellgleis, was Karriere&Aufstieg betrifft. Schonmal jmd. regelmäßig gesehen, der Karriere in Teilzeit an der Klinik macht?
Kann man wie immer nicht pauschal sagen.
Kenne 2 Beispiele aus meiner ehemaligen Abteilung. Ein ehemaliger Kollege mit 80% OA Stelle an der Uni mit Bereichsleitung + eigener Forschungsgruppe, ist mittlerweile PD. Meine Doktormutter 80% OÄ an der Uni, mittlerweile Prof. und Chefärztin an einem Maximalversorger.

anignu
11.01.2022, 23:16
Wieviele Stunden pro Woche sind 80% an der Uni? Also incl. Forschung, Paper lesen, Paper schreiben etc.? 60? 70? 80?
Stimmt, man kann es nicht pauschal sagen. Aber man kann sagen "Ausnahmen bestätigen die Regel".

hebdo
12.01.2022, 07:29
80% an der Uni sind nicht unbedingt mehr als in einem anderen Krankenhaus und es forscht auch nicht jeder. Aber ich denke das Teilzeit eher nicht gern bei OA-Neulinge gesehen wird. Nur weil OA auf dem Schild steht, heißt es ja nicht, dass man von vornherein alle kritischen Komplikationen seines Fachgebietes meistern kann. Gerade in invasiven Fächern wie Gastro oder Kardio braucht man doch noch etwas mehr Ausbildung

febee
27.11.2022, 18:05
Um nicht unnötigen Threads zu öffnen, greife ich Mal diesen auf..
Ich würde angesprochen an einer mittelgroßen Klinik ala OA anzufangen. In meiner jetzigen Stelle habe ich vor kurzem einen unbefristeten Vertrag bekommen.
Ich würde gerne noch einen zweiten Schwerpunkt machen. Und meinen jetzigen Arbeitgeber nicht unbedingt verlassen, Maximalversorger keine Uni. Aber wann wird man denn schon aus dem Nichts für eine OA Stelle angesprochen?
Ich hab Mal vorsichtig angefragt ob 50:50 geht. Bisher war der Tenor positiv. In meiner jetzigen Stelle meine mein OA ich könnte hier erst in 2-3 Jahren OA werden..aber er würde mich für die andere Stelle unterstützen.
So meine Frage: würdet ihr den unbefristeten Vertrag beim Maximalversorger verzichten, wenn die 50:50 Geschichte nicht funktioniert? Und OA werden? Es ist halt echt ne kleine Klinik..

][truba][
27.11.2022, 18:11
So wie ich es aus deinem Text heraus lese, bist du auf deiner jetzigen Stelle relativ zufrieden. Scheinbar guter Kontakt zu den Oberärzten und großes Spektrum. Vermutlich ist es leichter bei dir den zweiten Schwerpunkt zu machen und die Aussicht an deinem jetzigen Haus in 2-3 Jahren Oberarzt zu werden, finde ich gar nicht schlecht.

Ich persönlich würde es nicht machen. Ich würde, wenn du einen guten Stand in der Abteilung und bei Chef/OA hast, mit dem "Angebot" des anderen Hauses zu deiner Verwaltung gehen und mehr Kohle für dich aushandeln. Dann die 2-3 Jahre für deinen Schwerpunkt nutzen und um weitere Erfahrung zu sammeln und dann entweder bei dir OA werden oder wenn das in 3 Jahren nicht klappt, dich anderweitig umsehen.

jijichu
27.11.2022, 18:17
Andere Frage - was versprichst Du Dir davon, OA zu werden? Möchtest Du mehr Verantwortung? Willst Du Teaching machen? Oder geht es Dir um den Lebenslauf?
Wenn's um letzteres geht, fände ich es besser, den zweiten Schwerpunkt zu machen und dann eventuell an Deiner jetzigen Stelle in 2-3 Jahren OA zu werden, wenn's Dich noch interessiert.

Ich war recht naiv in der Vorstellung, dass ich als OA super viel Teaching machen kann, die Bedingungen für die Weiterbildungsärzte (positiv) beeinflussen kann u.s.w. Kommt natürlich auch aufs Fach drauf an und wie sehr die anderen Beteiligten daran interessiert sind, Veränderungen zuzulassen.
Mit der Erfahrung, die ich in den ganzen Jahren gemacht habe, würde ich es nicht noch mal machen. Falls Dich dazu mehr interessiert, auch gerne Austausch per PN.

Moonchen
27.11.2022, 18:22
Hey Febee,
von dem was ich aus deinem Post raushöre würde ich dir auch eher raten an deinem jetzigen Haus zu bleiben, vor allem wenn du doch noch in der Lernphase befindest. Ich habe während meiner zweiten Schwerpunktausbildung im gleichen Haus eine OA-Stelle angenommen und hätte das im Nachhinein glaube ich anders machen sollen - zumindest bei uns werden von einem OA noch viel mehr Papier- und Verwaltungskrams als von Assistenzärzten erwartet und die Ausbildung im zweiten Schwerpunkt leidet darunter als auch durch die Erwartung der anderen OA-Kollegen dass man die Station ja schon irgendwie schmeißt.
Wie genau wurde dir die Stelle denn in dem anderen Haus angeboten (also mündlich oder hattest du schon Bewerbung hingeschickt ?) und was wären denn sonst so die Rahmenbedingungen da? Steht es in deinem jetzigen Haus denn relativ fest dass du in 2-3 Jahren OA werden kannst oder war das nur ne unverbindliche Aussage?

anignu
27.11.2022, 20:30
Aber wann wird man denn schon aus dem Nichts für eine OA Stelle angesprochen?
Kommt auf das Fach an und die Not der anderen Klinik. Moment. Die andere Klinik hat Not? Warum? Wie sind denn da die Arbeitsbedingungen?
Ganz ehrlich: in meinem Fach rufen regelmäßig Headhunter an und lassen sich mit "ich bin ärztlicher Kollege und hab ne dringende Frage an ..., könnten Sie mich bitte direkt durchstellen" bei der Sekretärin an.

Ich war recht naiv in der Vorstellung, dass ich als OA super viel Teaching machen kann, die Bedingungen für die Weiterbildungsärzte (positiv) beeinflussen kann u.s.w. Kommt natürlich auch aufs Fach drauf an und wie sehr die anderen Beteiligten daran interessiert sind, Veränderungen zuzulassen.
War bei mir ähnlich. Die Bedingungen an sich sind relativ zementiert, und was die Weiterbildungsärzte lernen wollen hängt vor allem von denen selbst ab. Es gibt ein paar die regelmäßig Fragen stellen und kapieren wollen warum irgendwelche Entscheidungen wie getroffen wurden etc. Denen kann man auch was erklären und die werden auch mit der Zeit besser. Und es gibt diejenigen die eh schon glauben alles zu wissen (bei denen muss man höllisch aufpassen) oder die sich einigeln und so damit beschäftigt sind auf die Bedingungen zu schimpfen dass sie nichts mehr lernen.

In meiner jetzigen Stelle meine mein OA ich könnte hier erst in 2-3 Jahren OA werden.
Warum? Weil dann eine Stelle frei wird oder du fachlich glaubst so weit zu sein?
Es ist nicht so selten dass man mit einem OA-Vertrag einer anderen Klinik zum Chef geht und sagt: ich will hier OA werden oder ich geh. Wo bei man dann auch tatsächlich gehen sollte, sonst macht man sich unglaubwürdig. Aber das wäre auch noch eine Lösung.

Und zum Thema OA an sich: es ist einfach mal so dass man als OA das Geld endlich bekommt das man in dem Stadium des Berufslebens verdient. So seh ich es zumindest.

hebdo
27.11.2022, 21:33
Ich bin Oberarzt und mache einen zweiten Facharzt. Besser geht es nicht. Das Teaching von den OA Kollegen in Sachen Funktion war in den ersten Monaten herausragend. Als Stationsarzt hätte ich das in 3 Jahren nicht so lernen können. Ich bin „nebenbei“ für eine 36 Betten Station verantwortlich, mache einmal pro Woche an einem festen Tag die Stationsvisite mit, jeden Tag um 12h Kurvenvisite und schaue die Neuzugänge an. Ich war bisher nur 2mal wesentlich länger als 16.00 Uhr. Und das beste, ich habe keine nervigen Vordergrunddienste mehr. 1x/Woche Hintergrund und 1x/Monat ein komplettes Wochenende Hintergrund. Das Gehalt ist höher und ich habe 40 Tage Urlaub ausgehandelt. Stationsarzt Never Again.

Heerestorte
27.11.2022, 21:47
Ich bin Oberarzt und mache einen zweiten Facharzt. Besser geht es nicht. Das Teaching von den OA Kollegen in Sachen Funktion war in den ersten Monaten herausragend. Als Stationsarzt hätte ich das in 3 Jahren nicht so lernen können. Ich bin „nebenbei“ für eine 36 Betten Station verantwortlich, mache einmal pro Woche an einem festen Tag die Stationsvisite mit, jeden Tag um 12h Kurvenvisite und schaue die Neuzugänge an. Ich war bisher nur 2mal wesentlich länger als 16.00 Uhr. Und das beste, ich habe keine nervigen Vordergrunddienste mehr. 1x/Woche Hintergrund und 1x/Monat ein komplettes Wochenende Hintergrund. Das Gehalt ist höher und ich habe 40 Tage Urlaub ausgehandelt. Stationsarzt Never Again.

Wie definierst du denn Stationsarzt?
Bei uns Chirurgien ist es so, dass man regelmäßig als Assi halt Station 1 Woche am Stück macht (so alle 4-6 Wochen mal) und wenn man Facharzt ist, nicht mehr.

nie
28.11.2022, 01:24
In der Inneren sitzt du in der Weiterbildung je nach Haus Monate bis Jahre auf Station und bist in dieser Zeit irgendwas zwischen Sekretär*in, Verwaltungsbeamt*in und Hotelfachpersonal. Als Anfänger*in lernt man dabei zumindest noch was, in der fortgeschrittenen Weiterbildung wird man zunehmend zum Selbstläufer und versauert ohne nennenswerten Fortschritt auf Station. Been there, done that….

febee
28.11.2022, 13:35
D.h. du bist oberärztlich tätig und gleichzeitig Weiterbildungsassistent in einer neuen Fachrichtung? Oder Schwerpunkt? In derselben Klinik? Das hört sich ja sehr interessant an.

Ich glaube halt dass man mit OÄ Tätigkeit im Lebenslauf mit Erfahrung punkten kann. Nochmals danke für eure Beiträge..

hebdo
28.11.2022, 16:12
Ich mache eine zweite Spezialisierung im Bereich der Inneren Medizin. Ich habe schon einen Schwerpunkt und mache aktuell Kardiologie - eigentlich ein Fach, in dem man etwas Ellenbogen und Geduld für die Funktionsbereiche braucht.

Ich kenne einige Kollegen, die als FA weiter im normalen Assistentenpool vergeudet werden. Das meine ich mit Stationsarzt. Die Kollegen schmeißen die Station von alleine, können viel in der Funktion und sind für alle Dienste einsetzbar. Trotzdem ist die Bezahlung und die Art der Tätigkeit vergleichbar mit den Nicht-Fachärzten.